26. Juli 2024

Der Fall Rodriguez in Zürich oder wohin fliessen eigentlich die Investitionen für die Bildung?

Condorcet-Autor Alain Pichard stellt sich zum Fall des Schulpflegepräsidenten einige grundsätzliche Fragen. Zum Beispiel, ob es sich hier um Bildungsinvestitionen handelt.

Alain Pichard. Lehrer Sekundarstufe 1: Sind das Bildungsinvestitionen?

«Ein SP-Mann unter «Abzocker»-Verdacht: Der bisherige Präsident der Kreisschulbehörde Uto, Roberto Rodriguez, liess sich im eigenen Schulkreis zum Schulleiter der Schule Falletsche in Zürich Leimbach wählen. Die nötigen Stimmen erhielt der 56-Jährige von einem Gremium, das er selber präsidiert. Der Wechsel wurde stark kritisiert. In den Tamedia-Zeitungen sprachen Politiker von «Vetternwirtschaft» und «Selbstbegünstigung», so kommentierte die NZZ am 21.7. die Angelegenheit.

Zwar hat Herr Rodriguez aufgrund der heftigen Kritik auf das Amt des Schulleiters verzichtet. Aber der Fall sprengt wegen eines ganz anderen Tatbestands  jegliche Vorstellung. Die Empörung beginnt bei den rund 200’000 Fr. Jahressalär für den Job eines Schulpräsidenten. Der Chef einer Schulpflege tingelt von Schule zu Schule, stellt die Verbindung her zur Politik, liest Dokumente, leitet Sitzungen. Was eben ein Schulkommissionspräsident so macht. 200’000 Fr. für einen Job ohne wahnsinnig «grosse Exponiertheit, viel Renommée und praktisch null Entlassungsgefahr ist phantastisch» (Inside Paradeplatz). Zudem gibt es noch eine Abgangs-Entschädigung für den Zürcher. Diese beträgt für das vorzeitige Ausscheiden aus dem Amt als Schulpräsidenten einmalig 650’000 Franken. Rodriguez bezieht die Leistung über die Jahre gestaffelt. Herrn Rodriguez wurde nicht entlassen, er hat selber gekündigt, notabene!

Wenn sie künden, erhalten sie vielleicht einen Gutschein von Orel Füssli.

Eine Zürcher Kindergärtnerin verdient im Jahr 83’000 Fr., ein Zürcher Sekundarlehrer im Schulkreis UTO, einer Brennpunktschule, verdient bis zum Ende seiner Berufslaufbahn Maximum 140’000 Fr.

Wenn sie künden, erhalten sie vielleicht einen Gutschein von Orel Füssli. Wenn ein Zürcher Schulpflegepräsident kündet, erhält er 3,5 Jahreslöhne als Abgangsentschädigung! Was stimmt hier nicht? Alles!

Es ist die altbekannte Wahrheit in der heutigen Bildungslandschaft: Mit Bildung kann man heute ohne grosse Ausbildung sehr viel Geld verdienen. Das gilt vor allem für den Überbau und die Leute an den Schalthebeln der Bildungspolitik. Man fragt sich, ob diese Ausgaben auch unter Bildungsinvestitionen laufen. Es macht fassungslos.

 

image_pdfAls PDF herunterladen

Verwandte Artikel

Fördern und fordern konkret: Frühförderung in Basel – mit Deutschkenntnissen in den Kindergarten

Auf der Suche nach erfolgreichen Integrationsmassnahmen stösst man unweigerlich auf die Frühförderung. Und dabei auch auf Skepsis. Mischt sich der Staat dabei zu früh ein? Gar noch mit Zwangsdurchmischung (Bussing) und DDR-mässiger Indoktrination? Auf Wunsch der Condorcet-Redaktion beschreibt der ehemalige Integrationsdelegierte Thomas Kessler nachfolgend das Basler Modell – und kann vorweg Entwarnung geben: Weder die Eltern noch die Parteien möchten das Angebot missen.

In Corona-Jahren nahmen Einser-Abis in Deutschland deutlich zu

Schüler haben während der Corona-Zeit außergewöhnlich gute Noten im Abi geschrieben: Jeder Vierte erreichte eine Note bis 1,9. In einigen Ländern lief es besonders gut: In Thüringen und Sachsen hatten sogar mehr als 40 Prozent der Schüler eine Eins vor dem Komma. Wir bringen einen Beitrag aus der Welt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert