21. November 2024

Die Vorteile nutzen, die Nachteile vermeiden

Kayla Strazza ist eine 8. Klässlerin des Oberstufenzentrums Orpund. Sie schrieb schon eine Rezension des Jugendromans “Tanz mit der Tiefseequalle”. Die talentierte Schülerin wird uns Ende Jahr in Richtung Gymnasium verlassen. Hier setzt sie sich mit dem Fernunterricht an ihrer Schule auseinander und macht am Schluss einen gewagten Vorschlag.

Schon seit drei Wochen bekommen wir regelmässig Aufgaben von unseren Lehrkräften, welche wir zu Hause erledigen sollten. Die Aufträge werden auf einer Online-Plattform hochgeladen, zu der wir Zugang haben. Diese Methode hat ihre Vor- und Nachteile, welche nicht für alle gleich sind. Ich werde im folgenden Text eine Meinung suchen und versuchen, mich und andere zum Nachdenken anzuregen.

Die Vor- und Nachteile des Fernunterrichts

Ist das gesund?

Jeder empfindet den Unterricht zu Hause etwas anders und ein Punkt, der für viele ganz unterschiedlich sein kann, ist die Selbstständigkeit. Jeder kann für sich selbst entscheiden, wann er mit seinen Aufgaben anfangen und wann er sie beenden möchte. Für mich ist dieser Aspekt der Online-Schule sehr befreiend, denn ich bin eine Person, die gerne ihre Zeit selber einteilt und selbstständig arbeitet. Aber nicht für alle Lernenden ist dies gut. Einige sitzen vielleicht einfach den ganzen Tag vor dem Computer und schauen sich Serien an, bis sie dann um etwa acht Uhr abends bemerken, dass sie noch viele Aufträge zu erledigen haben und dann bis um Mitternacht damit beschäftigt sind.

Es kommt vor, dass wir von allen Seiten mit Aufgaben überschwemmt werden.

Ein Nachteil des Online-Unterrichts scheint mir, dass es für die Lehrkräfte schwierig ist, den Überblick zu behalten über die Aufträge, die sie uns geben. So kommt es oft vor, dass wir von allen Seiten mit Aufgaben überschwemmt werden.

Schon seit einer Weile repetieren wir die gleichen Themen oder vertreiben uns die Zeit mit Fleissaufträgen.

Auch ein weiterer Nachteil zeigt sich darin, dass wir eigentlich wenig Neues lernen. Schon seit einer Weile repetieren wir die gleichen Themen, oder vertreiben uns die Zeit mit Fleissaufträgen. Natürlich ist es auch sehr schwierig, über das Internet den Schülern und Schülerinnen ein komplett neues Thema beizubringen. Die jetzt eingeführten Zoom-Schulungen an unserer Schule sind eine gute Idee.

Online Unterricht als zukünftiger Schulersatz?

Es gibt Stimmen, die den Umstieg auf Online-Unterricht befürworten. Für viele Kinder und Teenager ist dies keine neue Idee. Einige werden zu Hause unterrichtet und/oder lernen online am Computer. Sei es aufgrund einer Einschränkung wie Erkrankungen oder des Wohnortes. Für unsere Schulen und Lehrkräfte ist diese Art von Unterricht aber etwas komplett Fremdes und wenn dieser Umstieg wirklich erfolgen würde, wären viele noch nicht gut genug vorbereitet. Auch denke ich nicht, dass dieser Umstieg sehr gesund wäre. Schon in diesen drei Wochen, sass ich einen Grossteil der Zeit vor meinem Computer. Für nicht sehr disziplinierte Schüler und Schülerinnen wäre dieser Umstieg auch ein Problem, da ihnen niemand eine Struktur vorgibt.

Nicht nur der soziale Aspekt

Biologieunterricht ist etwas vom Schönsten und eignet sich perfekt für Gruppenarbeiten und entdeckendes Lernen.

Natürlich wäre es schlimm, dass man keine anderen Mitschüler/innen treffen kann. Viele meiner Freunde und Freundinnen kenne ich von der Schule und es wäre traurig, wenn ich sie nicht mehr dort treffen könnte. Aber abgesehen von diesem sozialen Aspekt gibt es auch ein Schulargument. In der Schule machen wir Ausflüge, Betriebsbesichtigungen, wir bearbeiten Projekte, machen Versuche in Chemie und Physik, organisieren Podiumsdiskussionen, haben einen Schülerrat, wir gehen an Sportturniere, produzieren zusammen ein Theater, singen zusammen, organisieren Feste und kreieren Kunstwerke.

 

Warum können wir zum Beispiel nicht einfach an einem Tag zu Hause bleiben und E-Learning betreiben und an den anderen vier Tagen normal wieder in die Schule gehen?

Sicher hat der Online-Unterricht seine Berechtigung und auch seine Zukunft. Man müsste einfach seine Vorteile nutzen und seine Nachteile vermeiden. Warum können wir zum Beispiel nicht einfach an einem Tag zu Hause bleiben und E-Learning betreiben und an den anderen vier Tagen normal wieder in die Schule gehen?

Kayla Strazza

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Ein Kommentar

  1. Herzliche Gratulation für eine solch’ differenzierte Schilderung, Kayla Strazza! Das ist super auf den Punkt gebracht.
    Ich unterrichte meine beiden Mädchen seit diesem Semester für ein Jahr zuhause (dies hat nichts mit dem Coronavirus zu tun). Einer der Gründe war, dass die Kinder in der Schule zunehmend vor den Computer gesetzt wurden. Vor allem der Jüngeren bekam dies gar nicht gut. Ich schätze den Computer und seine neuen Möglichkeiten sehr, denke aber, dass er in der Schule wohlbedacht eingesetzt werden sollte. Aktuell passieren da – wie bei allen neuen Errungenschaften – viele Fehleinschätzungen, leider auf Kosten der Kinder! Die Verlage überfluten die Schulen mit Lernprogrammen, die völlig sinnlos sind. Eine Qualitätskontrolle fehlt.

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