«Streit um Lehrmittel»:
Vorsteher des Erziehungsdepartements Conradin Cramer versus Katja Christ GLP im «TeleBasel Talk» vom 11. Februar 2020
«State of the art», zu Deutsch: topmodern, auf dem neusten Stand, Spitzentechnologie, das Mass aller Dinge. Wirklich?
Versprechen der Passepartout-Projektverantwortlichen:
Sehr gutes Leseverständnis dank authentischen, nicht didaktisierten Texten schon für AnfängerInnen.
Resultat: Ende der Primarschulzeit – nach 350 Lektionen Französisch – verfehlen 67% der SchülerInnen die von Passepartout anvisierten Lernziele.
«STATE OF THE ART»?
Versprechen der Verfechter der pseudowissenschaftlichen «Mehrsprachigkeitsdidaktik»:
Sehr gute kommunikative Handlungsfähigkeit
Resultat: 90% der SchülerInnen scheitern an den von Passepartout angestrebten Lernzielen.
«STATE OF THE ART»?
Behauptung der Passepartout-Promotoren:
Motivierte und begeisterte Schülerinnen und Schüler
Resultat: Gemäss einer detaillierten Befragung würden zwei Drittel der Mille-feuilles-Kinder den Französischunterricht eher nicht oder nicht besuchen, wenn dieser freiwillig wäre.[1]
«STATE OF THE ART»?
Pauschales Bashing des bisherigen Fremdsprachenunterrichts:
«STATE OF THE ART»?
Flächendeckende Umerziehung sämtlicher Fremdsprachenlehrpersonen unter Androhung des Entzugs der Lehrberechtigung:
«STATE OF THE ART»?
Rigider Methodenzwang und staatlich protektionierte Lehrmittelmonopole:
«STATE OF THE ART»?
KritikerInnen den Unterrichtsbesuch verwehren:
«STATE OF THE ART»?
«Aufmüpfige» Eltern einschüchtern:
«STATE OF THE ART»?
Preisgekrönte Studien wie jene von Simone Pfenninger als qualitativ ungenügend resp. unwissenschaftlich erklären:
«STATE OF THE ART»?
Kein geführter, systematischer Aufbau der sprachlichen Grundstrukturen:
«STATE OF THE ART»?
Bewusster Verzicht auf Alltagswortschatz:
«STATE OF THE ART»?
Gewollte Missachtung des universalen Prinzips vom Einfachen zum Schwierigen:
«STATE OF THE ART»?
Wie immer: Pauschale Diffamierung
Dass Tatsachen bekanntlich nicht aufhören zu existieren, nur weil sie ignoriert werden, wusste schon Aldous Huxley. Das scheint Herrn Cramer auch nach fast 9 Jahren Passepartout, für das 120’000 Schülerinnen und Schüler ungefragt als Versuchskaninchen eingesetzt wurden und werden, nicht zu kümmern. Im Gegenteil: «Ideologisch wäre es, wenn man zurückgehen würde zu der Art von Sprachvermittlung, wie sie gewesen ist in den 80-er, 90-er Jahren.» Ob sich der Erziehungsdirektor bewusst ist, dass er mit dieser Aussage den Fremdsprachenunterricht vor der Ära Passepartout pauschal schlechtredet und damit einen ganzen Berufsstand diffamiert?
Ein derartiges Führungsverständnis wäre in der Automobilbranche – ganz im Gegensatz zum Bildungswesen – glücklicherweise undenkbar.
Beim Elchtest durchgefallen – egal, wir produzieren weiter.
Beim Elchtest ein zweites Mal durchgefallen – egal, wir produzieren weiter.
Beim Elchtest ein drittes Mal durchgefallen – egal, wir produzieren weiter.
Beim Elchtest ein viertes Mal durchgefallen – egal, wir produzieren weiter.
Begründung: Unser Auto ist «STATE OF THE ART».
Links / Quellen
«TeleBasel Talk» vom 11.2.2020
https://telebasel.ch/2020/02/11/cramer-vs-christ-streit-um-lehrmittel/?fbclid=IwAR25rsxy6EGHNF7t1a-5Nbd6P1zMROVgZbOjWtuNJV_7hZO9kusY5-_g554
[1] Kompetenzen in Französisch als Fremdsprache in den Passepartout-Kantonen
systematische Auswertung vorliegender Studien zum schulischen Französischunterricht mit
Mille feuilles und Clin d’oeil, Institut für Mehrsprachigkeit Fribourg, 18.12.2019;
http://www.institut-mehrsprachigkeit.ch/sites/default/files/bericht_kompetenzen_in_franzoesisch_als_fremdsprache_in_den_passepartout-kantonen_18122019.pdf