Als Reaktion auf den Bericht der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren «Überprüfung der Grundkompetenzen» hat der Verein «Starke Schule beider Basel» eine Umfrage lanciert. 891 Lehrpersonen und Eltern aus den beiden Basler Halbkantonen haben teilgenommen. Im Mittelpunkt standen Fragen danach, wie viele Fremdsprachen künftig an den Primarschulen unterrichtet werden sollen. Und falls es nur noch eine wäre, welche das sein soll und wann man damit beginnen soll.
Das sind die wichtigsten Ergebnisse:

Zwei Fremdsprachen sind zu viel
Zwei Drittel der Umfrageteilnehmer lehnen die Weiterführung von zwei Fremdsprachen an der Primarschule ab. Das sei «mindestens eine zu viel». Viele Schulkinder seien demotiviert, wenn sie am Ende der Primarschule kaum einen Französisch-Satz sprechen oder einfachste Texte verstehen könnten. Der Ressourcenverschleiss sei enorm und ginge zulasten anderer Fächer, meldeten zahlreiche Lehrpersonen. Man müsse «mehr Tiefe statt Breite» anstreben.
Umfrage vom Verein «Starke Schule beider Basel». 891 Lehrpersonen und Eltern aus den beiden Basler Halbkantonen haben teilgenommen.
Start erst in der fünften Klasse
Eine deutliche Mehrheit ist zudem für einen späteren Fremdsprachenbeginn: Start in der fünften statt in der dritten Primarklasse.
Lehrer: «Frühfranzösisch ist völlig ineffektiv»
Von den Primarlehrpersonen, die Frühfranzösisch unterrichten und die sich an der Umfrage beteiligten, berichten einige von «hoch motivierten Schülern», die meisten erzählen von einer zunehmenden Demotivation, je länger die Sprache unterrichtet werde: «In der 3. Klasse super, danach stetig abwärts, in der 6. Klasse kaum zu ertragen.»
Für den Schleuderkurs vieler Schülerinnen und Schüler für Französisch gibt es verschiedene Gründe. «Das Frühfranzösisch ist völlig ineffektiv geworden», sagt der bekannte Schweizer Lehrer Alain Pichard, der heute auf der Primarstufe Frühfranzösisch unterrichtet. «Man hat die Lektionen von oben nach unten verlagert in eine Jahrgangsstufe, in der die Kids vor allem Deutsch lernen müssen.»
Die Anzahl Franz-Lektionen sei nicht erhöht, sondern einfach über die verschiedenen Stufen gestreckt worden. «Das Bild mit dem Sprachbad, das in der neuen Fremdsprachendidaktik ständig bemüht wird, ist bei drei Lektionen pro Woche ein Witz! Da kann ich noch lange mit den Kindern Liedchen singen und auf dem Markt auf Französisch einkaufen gehen – da bleibt nichts hängen.»
Bei Schülern ist Französisch unbeliebt
Zudem gelte Franz im Vergleich zu Englisch beim Nachwuchs als uncool und, so Pichard, es gebe zu wenige ausreichend qualifizierte Französisch-Lehrpersonen, die den Kindern und Jugendlichen die Sprache beibringen könnten.
Die neuen Lehrmittel wie «Milles Feuilles» und «Clin d’oeil» würden eine Art «Sightseeing-Didaktik» vorgeben, die ein strukturiertes, systematisches Lernen verunmöglichten, sagen Kritiker. Und dies, obwohl man wisse, dass man eine Fremdsprache nur so lerne: üben, üben, üben.
In einer Erhebung wurden Primarschülerinnen und -schüler, die mit dem Lehrmittel «Mille Feuilles» unterrichtet wurden, gefragt, was es bedeuten würde, wenn der Französischunterricht nicht mehr obligatorisch, sondern freiwillig wäre. Eine Mehrheit antwortete: Sie würden das Franz sofort sausen lassen.