16. Juli 2025
Die Zahl des Monats

464 Tage und Nächte

Condorcet-Autor Alain Pichard wird in zwei Wochen – nach einer Ehrenrunde von drei zusätzlichen Jahren – zum zweiten Mal pensioniert. Der Mathematiklehrer liess während seiner letzten Abschlussreise mit einer 9. Klasse alle seine Lager Revue passieren und zählte die Tage und Nächte, die er mit seinen Schülerinnen und Schülern verbracht hatte. Die Zahl wurde von der Redaktion zur Zahl des Monats gekürt.

Alain Pichard während seiner letzten Abschlussreise.

Ich befinde mich zurzeit auf meiner letzten Abschlussreise mit einer 9. Klasse, die uns nach Venedig führte. Während der langen Reise im Flixbus hatte ich Zeit, all meine Lager, Projektwochen und Ferienkolonien durchzugehen. In meiner nun zu Ende gehenden Schulmeisterzeit (46 Schuljahre) habe ich 40 Skilager (200 Tage),  12 Abschlussreisen (60 Tage), 30 Projekt- oder Landschulwochen (150 Tage) und 3 Ferienkolonien (54 Tage) geleitet.

Das ergibt insgesamt 464 Tage oder 1 Jahr und drei Monate und zwei Wochen.

Nicht darin eingeschlossen sind die zwei- oder dreitägigen Schulreisen, die ich auch noch organisieren durfte. Neben Polizeieinsätzen, Helikopterflügen, Lawinenalarm, Liebesdramen, sexuellen Übergriffen und Diebstählen erlebte ich in dieser Zeit wohl die wunderbarsten Geschichten, die uns unser Beruf beschert. Fröhlichkeit, ausgelassene Partys, enge Vertrautheit, Dankbarkeit, Solidarität und jede Menge lustige Momente. Vor allem aber erlebte ich die wohl wirksamsten schulischen Momente.

image_pdfAls PDF herunterladen

Verwandte Artikel

Wie eine Lehrkraft bitter-ironisch mit dem Schulsystem abrechnet

Marode Klassenräume, fehlender Lärmschutz und Stress durch Personalmangel – die schlechten Arbeitsbedingungen von Lehrkräften kennt auch Autorin Lilly Lempel nur zu gut. Seit ihrem Referendariat in den 90er Jahren arbeitet sie als Lehrerin in Deutschland und hat die Entwicklung direkt miterlebt. In ihrem nun veröffentlichten Buch “Ausgebrannt? – Selber schuld!” verarbeitet sie nicht nur satirisch die aktuellen Zustände, sondern vor allem das daraus entstandene Geschäftsmodell der Selbstoptimierung. Zielgruppe: erschöpfte Lehrkräfte. Ein Auszug.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert