20. April 2024

Grosse Denkerinnen und Denker: Rebekka Sagelsdorff

Seit die Freiwillige Schulsynode der Stadt Basel beschlossen hat, eine Volksinitiative zur Wiedereinführung der Kleinklassen zu lancieren, ist die Bildungsverwaltung in heller Aufregung und die Wissenschaft ist sich wieder einmal einig.

Rebekka Sagelsdorff, FHNW, Bildungssoziologin: Die Rahmenbedingungen müssen stimmen.

Einleitender Kommentar: Die Wissenschaft ist sich einig, dass Kinder profitieren, wenn sie  in der Regelklasse und nicht in einer Kleinklasse unterrichtet werden.

Rebekka Sagelsdorff, Dr. phil., Dozentin an der Professur für Bildungssoziologie, Tätigkeit an der FHNW, Verfasserin des Buches “Soziale Ungleichheit in der flexibilisierten Berufsbildung: Erweiterte Kompetenzanforderungen und milieuspezifische Passungsverhältnisse in Lehrbetriebsverbünden

“Integration ist eine Erfolgsgeschichte, einerseits kurzfristig bezüglich Leistungs- und Verhaltensentwicklung, vor allem aber auch langfristig bezüglich Berufs- und Lebenschancen.”

Im Beitrag von Telebasel vom 3.2.22 erklärt Frau Sagelsdorff weiter: “Aber die Rahmenbedingungen müssen stimmen.”

Das erinnert uns an eine Frage an Radio Eriwan. Sie lautet:

“Gibt es Rahmenbedingungen, die gewährleisten, dass die Integration gelingt?”

Antwort: “Im Prinzip ja, nämlich dann, wenn Idealvorstellungen mit der Realität übereistimmen.”

 

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4 Kommentare

  1. Grundfalsch ist meiner Erfahrung nach die Aussage:
    “dass Kinder profitieren, wenn sie in der Regelklasse und nicht in einer Kleinklasse unterrichtet werden”.

    Ich kann mich noch sehr gut an meine eigene Zeit in der Volksschule (8 Jahre) erinnern und bin heute der Meinung, dass ich sie vor allem deswegen mit großem Lernerfolg verlassen konnte, da

    ich erstens wunderbare Lehrer hatte
    und zweitens es (nach meiner Erinnerung) damals möglich war, dem Lehrern (in Klasse 1-4 der Lehrerin) ungestört die gesamte Stunde über zuzuhören.

    Dass letzteres in Kleinklassen weit besser möglich ist als in großen Klassen, sollte jedem einleuchten.

    |

    Was Inklusion betrifft: Ich halte sie nur dort für angebracht, wo der behinderte Mitschüler hinsichtlich Lernfähigkeit konkurrenzfähig ist und körperlich auf nicht allzu viel Hilfe angewiesen ist. [ In jedem anderen Fall hat er ein Recht auf Hilfe, die er nur in einer auf die Art seiner Behinderung ausgerichteten Spezialschule bekommen kann. Sie ihm zu verweigern wäre ganz extrem ungerecht. ]

  2. Frau Dr. phil. Sagelsdorff müsste einfach mal einen Morgen lang in einer Regelklasse Mathematik, Französisch und Deutsch unterrichten und demonstrieren, wie sie mit ihren wundersamen Rahmenbedingungen den Zappel-Philipp, das pyromanische Paulinchen, den bösen Friederich, den Suppenkaspar, den Daumenlutscher Konrad, den Hans Guck-in-die-Luft und den fliegenden Robert sozial gleich und passgenau zusammen mit den halbwegs am Stoff interessierten, jedoch dauernd abgelenkten übrigen 16 Lernenden spielend zu erweiterten Kompetenzen heranführt!

  3. Betrachten wir die These von Frau Sagelsdorff und unterziehen wir sie einer kritischen Würdigung.
    1. «Integration ist eine Erfolgsgeschichte,
    Diese Aussage ist deswegen fragwürdig, weil es keine objektive, reliable und valide Studie gibt, die diese Behauptung wissenschaftlich belegt. Sie ist ein Artefakt, das mehr auf Glauben, denn auf Erkenntnis baut.
    2. Einerseits kurzfristig bezüglich Leistungs- und Verhaltensentwicklung,
    Auch diese Aussage kann leicht widerlegt werden, weil sehr viele integrierte Schüler und Schülerinnen die Integration verlassen müssen, weil sie intellektuell zu schwach, weil sie verhaltensauffällig sind und weil sie vom Sozialen her betrachtet, andere Interessen haben als ihre nicht-behinderten Mitschüler. Diese lernbehinderten Schüler kommen dann in eine Heilpädagogische Sonderschule. Diese ist aber für Kinder und Jugendliche mit einer geistigen Behinderung gedacht. Da passen lernbehinderte Schüler eben auch nicht rein.
    3. Vor allem aber auch langfristig bezüglich Berufs- und Lebenschancen.»
    Diese Aussage ist praxisfremd. Warum? Nur weil ein Schüler, eine Schülerin aus der Regelklasse kommt, erhält er die Lehrstelle noch lange nicht. Er muss am Ende der Schnupperlehre einen multi-check oder Stellwerk-Test einreichen oder absolvieren. Heutige Lehrmeister interessieren sich nicht, welche Schule der Bewerber absolviert hat. Sie schauen auf die Ergebnisse dieser Tests und auf das Verhalten. Das dann auf die Lebenschancen hochzurechnen, scheint mir dann mit der ganz grossen Kelle angerichtet zu sein.
    Zwei Fragen: 1. Was kann das für ein Modell sein, das durch ständige Abbrüche gekennzeichnet ist? 2. Wird man die Realität jemals so hinbiegen können, dass alle Menschen die gleiche Institution besuchen können? Ja, das kann man…auf der insula utopia!

  4. Leute wie diese sagenhafte Professorin und Autorin Sagelsdorff bringen mich hochkant auf die Palme. Es sind genau solche Dozentinnen an den PHs, welche dafür verantwortlich sind, dass viele junge Lehrpersonen verunsichert werden. Sie glauben (oder müssen glauben), was ihnen punkto Integration vorgegaukelt wird, und wenn dann die Praxis ganz anders aussieht und Frau Sagelsdorffs Theorien sich als völlig illusorisch und untauglich erweisen, meinen die bedauernswerten Junglehrer noch, es liege an ihnen. Felix Schmutz hat oben für Frau Professorin bereits einen kleinen Typenbeschrieb von Kunden in den Schulbänken geliefert. Ich kann noch nachreichen, was ich bereits in einem Kindergarten erlebte. Eine weitere Kategorie: Migrantenknabe, gross, überaltert, macht nur Blödsinn. Fügt sich überhaupt nicht, reagiert stets absichtlich mit dem Gegenteil des Verlangten, stört den Unterricht andauernd massiv, wälzt sich am Boden, schreit, wirft Gegenstände herum, plagt die Andern oder zerstört ihre Arbeiten, Kindergärtnerin absolut am Anschlag und die andern Kinder haben Angst. Strafen, Belohnen, Zureden, Elternbeizug und ein paar Stündlein Therapeutin nützt alles nichts. Aber zum Glück wissen wir jetzt von Frau Professorin Segelsdorff, dass Integration eine Erfolgsgeschichte ist.

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