28. März 2024

Die völlige Leere des Herrn Eymann

Es gibt Texte, die sind richtig und wichtig. Es gibt Texte, die sind falsch und trotzdem wichtig. Und es gibt Texte, die sind nichts…. als Phrasendrescherei und hohle Luft. Condorcet-Autor Alain Pichard zerpflückt eine BAZ-Kolumne des ehemaligen Bildungsdirektors der Stadt Basel.

Baz-Kolumne des Herrn Eymann, ehemaliger Vorsteher des Bildungsdepartements Basel-Stadt, Nationalrat

2606 Zeichen und 351 Wörter umfasst der Beitrag von Christoph Eymann, Nationalrat der LDP, in der BAZ-Ausgabe vom Dienstag, den 9. Juli 2019. Selbst für jemanden, der das blumige «wording» dieses Mannes bis zur Schmerzgrenze ausgetestet hat, ist dieser Text von einer geradezu grotesken Leere, so dass man sich wundern muss, wie so etwas auf einer Meinungsseite publiziert werden kann. Es gibt im Internet den sogenannten Bla-Bla-Index. Man kann den Text eingeben und der BlaBlaMeter entlarvt schonungslos, wieviel heisse Luft sich in Texte eingeschlichen hat (http://www.blablameter.de/).

Eymanns Text ergab einen Index von 0,52 mit dem Kommentar: «Ihr Text riecht schon deutlich nach heißer Luft – Sie wollen hier wohl offensichtlich etwas verkaufen oder jemanden tief beeindrucken.»

Allgemeinplätze am Laufmeter

Eingeleitet wird der Text mit Allgemeinplätzen wie: «Die Schweizer Bildungslandschaft wird durch die Digitalisierung starke Veränderungen erfahren.» Welch überraschende Ansage! Es folgt recht schnell der Appell: Wir müssen handeln! Und schliesslich – für den ehemaligen Bildungsdirektor einer Stadt mit den schweizweit höchsten Bildungsausgaben und miserabelsten Testergebnissen nicht überraschend: «Das kostet Geld».

Als Massnahmen preist der Mann eine Weiterbildungsoffensive an! Er spricht von Ländern, die der Schweiz weit voraus seien, und warnt, dass man den Anschluss verlieren könnte. Und schliesslich kommt noch das unbescheidene Eigenlob: «Es freut mich, dass eine Motion, die ich wesentlich mitgestaltet habe …».

Auf welche Parameter stützt sich der BAZ-Kolumnist eigentlich?

Auf welche Parameter stützt sich Herr Eymann, wenn er die anderen Länder so weit vorne sieht? Welche Quellen verwendet er? Was sollen die Kernpunkte des Impulsprogrammes sein, das er so vehement fordert! Welche Weiterbildung schwebt ihm denn vor, die es nicht schon längst gibt? Was versteht dieser Politiker unter der digitalen Bildung? Die Anschaffung von iPads? Individuelle Lernprogramme für Schüler, welche die Lehrer ersetzen? Das Programmieren im Kindergarten oder lediglich die Erweiterung der Lehrmittel? Wohin sollen die Milliarden Franken fliessen, wenn sie nicht bloss die Ausstatterindustrie erfreuen sollen? Man muss kein Kritiker der Digitalisierung sein, um zu hinterfragen, ob erfolgreicher Unterricht wirklich mit dem Einsatz von iPads zu tun hat. Für echte Medienkompetenz braucht es medienunabhängige Urteilskraft, Skepsis und Neugier. Aber da geht es wohl schon in die Details, um pädagogische Fragen und um Kenntnis der Materie, um Fragen, mit denen sich das «Kommunikationsgenie» in seinem Wolkenheim offensichtlich nicht befassen mag. Wenn aber die geforderten Milliardenbeträge nicht denselben Nulleffekt erzielen sollen wie die Basler Bildungsausgaben, muss man sich genau mit diesen Fragen beschäftigen.

Alain Pichard

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5 Kommentare

  1. Pichard diskreditiert – immer wieder – Personen, hier Herrn Eymann. Damit sind die Inhalte von Eymanns Beitrag obsolet. Schade! Mit persönlichen Angriffen ist in der Regel die Diskussion beendet.

    1. Lieber Herr Riesen, Sie lesen den Condorcet-Blog also auch, wie ich Ihren Kommentaren entnehmen kann. Mir fällt auf, dass sich diese ausschließlich gegen die Person Alain Pichard wenden. Führen Sie auf dieser Plattform etwa eine persönliche Fehde gegen diesen Autor?
      Was die Kolumne von Herrn Eymann betrifft, so bin auch ich der Meinung, dass sie aus vielen Behauptungen, Allgemeinplätzen und damit eben, aus reichlich warmer Luft besteht. Und dies darf man durchaus bemerken oder auch, kritisieren.
      Als ebenfalls interessierte Condorcet-Leserin lade ich Sie ein, uns auch Ihre Standpunkte in Bildungsfragen zu eröffnen. Soviel ich weiß, veröffentlicht die bunt gemischte Condorcet-Blog-Trägerschaft alle stichhaltigen Texte.
      Mit freundlichen Grüßen
      Claudia Meier

    2. Wenn persönliche Angriffe eine Diskussion in der Regel beenden würden, Herr Riesen, wäre Alain Pichards Text einer der vielen Ausnahmen, die Ihre Regel falsifizieren. Immerhin hat es bereits vier Kommentare, einer davon ist von Ihnen.
      Eines der Grundübel in der Bildungspolitik besteht darin, dass die Verantwortlichen für Fehlentwicklungen nie zur Rechenschaft gezogen werden. So musste beispielsweise niemand die Verantwortung übernehmen für die gescheiterte Orientierungsschule in Basel. Aber auch für das Fiasko des Fremdsprachenkonzepts Passepartout wird nie jemand verantwortlich gemacht werden.
      Mit Ihrer Haltung, keine Politiker zu diskreditieren, reden sie dem Übel der Verantwortungslosigkeit in der Bildungspolitik das Wort. In der Folge können „blendende“ Entscheidungsträger mit verfehlten Konzepten und in diesem Sinne schlechter Amtsführung aufwarten, denn sie müssen sich ja später nicht dafür verantworten. So wird beispielsweise Herr Eymann nie zur Rechenschaft gezogen werden für die ungenügenden Leistungen der Basler Schülerschaft anlässlich der letzten nationalen Überprüfung der Grundkompetenzen. Schade!

  2. Geschätzte Claudia Meier
    Dass meine Kritik auf auf Alain Pichard als Person zielt, diesbezüglich haben sie vollkommen recht: Ich bin tief enttäuscht von Alain, weil, sagen wir es platt, seine Erleuchtung, seine Einzigartigkeit über dem sachlichen Diskurs steht. Vor ein paar Jahren standen wir noch in einer inhaltlichen Diskussionen. Dann entschied sich Alain für die Märtyrer-Funktion im Kampf gegen den Lehrplan 21. Diese – persönlich gewinnbringende – Position ist inhaltlich nicht begründet, vor allem nicht in ihrer Radikalität.
    Mit einem gelassenen Blick darauf, wie die Schulen mit dem Lehrplan 21 umgehen, kann festgestellt werden, dass der Lehrplan weitgehend ohne Probleme eingeführt wird. Viele Lehrer und Lehrerinnen sagen, dass dieser ihnen auch eine grosse Hilfe ist, dies deshalb, weil er konkret ist.

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