Universitäten - Condorcet https://condorcet.ch Bildungsperspektiven Sat, 20 Jan 2024 15:15:41 +0000 de-DE hourly 1 https://condorcet.ch/wp-content/uploads/2019/05/favicon-100x100.png Universitäten - Condorcet https://condorcet.ch 32 32 9 / 130 / 330 https://condorcet.ch/2024/01/9-130-330/ https://condorcet.ch/2024/01/9-130-330/#comments Sat, 20 Jan 2024 15:15:41 +0000 https://condorcet.ch/?p=15728

Der bekannte deutsche Lehrer und Psychologe Josef Kraus, von 1987 bis Juni 2017 Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, machte in einem Vortrag anfangs November erstaunliche Zahlen zu den Professuren in Deutschland öffentlich.

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In Deutschland haben wir derzeit 9 Professuren für Kernforschung, 190 Professuren für Pharmazie und über 300 Professuren für Gender- und Diversityforschung.

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Juden gelten als Täter, Palästinenser sind Opfer – der militante Antirassismus wird zur Lehrmeinung https://condorcet.ch/2023/11/juden-gelten-als-taeter-palaestinenser-sind-opfer-der-militante-antirassismus-wird-zur-lehrmeinung/ https://condorcet.ch/2023/11/juden-gelten-als-taeter-palaestinenser-sind-opfer-der-militante-antirassismus-wird-zur-lehrmeinung/#comments Thu, 16 Nov 2023 17:50:42 +0000 https://condorcet.ch/?p=15318

An der Uni Bern verschickt ein Dozent antisemitische Tweets, an der Uni Basel bezeichnen Studierende Israel als kolonialistischen Apartheidstaat. Das sind keine Ausrutscher, es hat System. Wir bringen einen Bericht von Thomas Ribi, der in der NZZ erschienen ist.

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“Urban Studies” heisst das Fach. Studieren kann man es an der Universität Basel, und die Grundsätze, denen es verpflichtet ist, sind in einem dreiseitigen “Commitment” zusammengefasst. Als oberste Gebote gelten nicht, wie man das in der Wissenschaft erwarten würde, unabhängige Forschung, Transparenz über die Grundlagen oder Überprüfbarkeit der Methoden. Sondern ein Bekenntnis: “Der Studiengang Urban Studies der Universität Basel setzt sich für Racial Justice innerhalb und ausserhalb der Universität ein”, lautet der erste Satz.

NZZ-Journalist Thomas Ribi

Das ist keine wissenschaftliche Absichtserklärung, sondern ein politisches Statement. “Racial justice” steht für rassismuskritische Gerechtigkeit und ist ein Kampfbegriff der “critical race theory”. Einer an amerikanischen Universitäten entwickelten Ideologie, die den Diskurs über Rassismus in den USA prägt und sich auch an europäischen Hochschulen durchzusetzen beginnt. Mindestens dort, wo es “progressiv” zugeht.

 

Wer weiss ist, ist rassistisch. Weil Weisse das Privileg, weiss zu sein, nicht ablegen können.

 

Die “critical race theory” ist weniger von wissenschaftlichen Standards geprägt als von Glaubenssätzen: Rassismus ist überall, lautet einer davon. Wer weiss ist, ist privilegiert, ein zweiter. Und weil die Strukturen der westlichen Gesellschaft von Weissen geprägt sind, ergibt sich daraus ganz zwanglos: Wer weiss ist, ist rassistisch. Weil Weisse das Privileg, weiss zu sein, nicht ablegen können. Weisse können deshalb, auch dies ein Grundsatz des kritischen Antirassismus, nicht Opfer von Rassismus sein.

Räume für kritisches Denken

Das Commitment der Basler Urban Studies ist eine Blaupause der “critical race theory”, durchsetzt mit postkolonialer Theorie. “Wir setzen uns aktiv mit unserem kolonialen und imperialistischen Erbe sowie den daraus entstandenen rassistischen Denkweisen und Praktiken auseinander”, heisst es da. Und weiter: “Wir sind uns bewusst, dass durch unser koloniales Erbe unsere Praktiken sowie unser Wissen weiterhin von Rassismus, Antisemitismus, Islamophobie, Zionismus, Sexismus, Homophobie, Transphobie und Ableismus geprägt sind. Darum bemühen wir uns, diesem Erbe entgegenzuwirken.”

Am Anfang der Wissenschaft stehen bei den Urban Studies also keine Fragen. Sondern politische Kampfbegriffe und ein Schuldbekenntnis. Wissenschaftlichkeit – wozu? Schliesslich geht es um hehre Ziele: Man wolle Ausgrenzungen aktiv entgegenwirken, heisst es. Mit dem Wissen allein ist es allerdings nicht getan, es soll auch praktisch umgesetzt werden.

 

Am Anfang der Wissenschaft stehen bei den Urban Studies also keine Fragen. Sondern politische Kampfbegriffe und ein Schuldbekenntnis.

 

Was das praktisch heisst, zeigt ein offener Brief, den die “Sonntags-Zeitung” thematisiert hat: Studierende der Sozialwissenschaft hatten ihn Mitte Oktober auf der Website der Universität publiziert. In einer Solidaritätserklärung an das palästinensische Volk bezeichneten sie die Eskalation der Gewalt im Nahen Osten als “Ergebnis einer langjährigen Politik, die auf Siedlerkolonialismus und Apartheid beruht”. Alles ganz einfach also: Schuld ist Israel. Die Gewalttaten der Hamas waren den “Racial justice”-Kämpfern keine Silbe wert. Der Brief war einen Tag lang online. Dann wurde er auf Anordnung der Universitätsleitung gelöscht.

Solidarität mit dem “globalen Süden”

Von kritischer Reflexion ist in der Stellungnahme der Basler Studierenden nichts zu spüren. Aber sie ist Ausdruck einer politischen Haltung, die an vielen europäischen und amerikanischen Hochschulen mehrheitsfähig ist: Die Welt besteht aus Unterdrückern und Unterdrückten. Die Unterdrücker sind Europa und die USA, Unterdrückte fast alle anderen.

Daraus folgt eine blinde Solidarität mit dem “globalen Süden”. Israelische Juden werden pauschal zu Kolonisten gestempelt und Israel als Kolonialprojekt verstanden, das der Westen ohne Rücksicht auf historische Gegebenheiten im Nahen Osten errichtet habe. Zionismus wird unbesehen mit Islamophobie, Sexismus und Rassismus gleichgesetzt. Das passt zu den Grundsätzen der “critical race”-Ideologie, der gemäss Juden zur weissen Mehrheitsgesellschaft gehören. Und damit per se nie Opfer sind, sondern Täter.

Unmittelbar nach dem Angriff der Hamas vom 7. Oktober hatte ein Mitarbeiter der Universität Bern die Terrorattacke auf der Social-Media-Plattform X, vormals Twitter, auf gewaltverherrlichende Weise als Akt des “palästinensischen Widerstands” gefeiert. Vergangene Woche haben Philosophieprofessoren amerikanischer und britischer Universitäten in einem offenen Brief ihre Solidarität mit Palästina bekundet und Israel als Alleintäter und Unterdrücker bezeichnet.

Wildschweine in Palästina

Der Mitarbeiter der Uni Bern wurde mittlerweile entlassen. Die amerikanischen Professoren verbreiten ihre Ansichten unbehelligt weiter. Und bei den Basler Urban Studies wird geforscht. Aber nicht nur das. Zu den Aufgaben, die sich der Fachbereich stellt, gehört ausdrücklich “die finanzielle Unterstützung für Aktivist*innen und Basisorganisationen [. . .], die sich in spezifischen Kursen für Racial Justice sowie Soziale Gerechtigkeit und Umweltgerechtigkeit einsetzen”. Zu den Begünstigten gehören NGO oder Initiativen, die mit politischen Gruppierungen zusammenarbeiten.

Viel Aktivismus also. Und wenn Forschung betrieben wird, ist Vorsicht geboten. In einer Publikation des Fachbereichs stellt ein Autor die Behauptung auf, im Westjordanland setze die “Besatzungsmacht” Israel bewusst Wildschweine aus, um die Ernten der palästinensischen Bauern zu zerstören. Beweise für die Behauptung werden keine vorgelegt, hinterfragt wird sie auch nicht. Sie gehört zu den Legenden, die von palästinensischer Seite immer wieder vorgebracht werden. In der “Urban-Studies”-Publikation wird sie unbesehen übernommen. In einem Text, der den Anspruch erhebt, wissenschaftlich zu sein.

 

Wenn die Fakultät ein derartiges politisches Manifest als Leitlinie für wissenschaftliches Arbeiten akzeptiert, ist tatsächlich Besorgnis angebracht.

 

Die Universität Basel nehme die Vorfälle “mit grosser Besorgnis” zur Kenntnis, sagt ihre Kommunikationsabteilung am Dienstag auf Anfrage. Man habe die Philosophisch-Historische Fakultät aufgefordert zu prüfen, ob bei der wissenschaftlichen Arbeit des Fachbereichs die wissenschaftlichen Standards eingehalten worden seien. Da es sich um ein laufendes Verfahren handle, könne man keine weiteren Auskünfte geben. Bei der Überprüfung sollte die Fakultät auch einen Blick auf das Commitment der Urban Studies werfen: Wenn sie ein derartiges politisches Manifest als Leitlinie für wissenschaftliches Arbeiten akzeptiert, ist tatsächlich Besorgnis angebracht.

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«Die Geschichte eines Sprechverbots: An der Uni wird wieder der bestraft, der anders denkt» – Eine Replik https://condorcet.ch/2023/08/die-geschichte-eines-sprechverbots-an-der-uni-wird-wieder-der-bestraft-der-anders-denkt-eine-replik/ https://condorcet.ch/2023/08/die-geschichte-eines-sprechverbots-an-der-uni-wird-wieder-der-bestraft-der-anders-denkt-eine-replik/#comments Tue, 01 Aug 2023 12:21:53 +0000 https://condorcet.ch/?p=14723 Dem Artikel von Jan Fleischhauer ist inhaltlich nichts hinzuzufügen. Die beschriebene Begebenheit ist empörend und seine Kritik daran unbedingt angebracht. Das Thema «Cancel Culture» ist ansonsten kontrovers und polarisiert. Die unterschiedlichen Haltungen dazu gehen folglich in die zwei Hauptrichtungen der Ablehnung und der Negierung. Insofern könnte man den Text kommentarlos als weiteren Beitrag zur Thematik stehen lassen. Das Ende von Fleischhauers Text und die dortige Inkonsequenz allerdings lassen aufhorchen. Der Schluss hat es bei näherer Betrachtung und losgelöst vom thematisierten Gegenstand in sich. Eine Replik von Condorcet-Autor Felix Hoffmann.

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Felix Hoffmann, BL, Sekundarlehrer, Condorcet-Autor: Rhetorisch äusserst geschickt.

«Als die deutsche Professorenschaft 1934 aufgefordert wurde, einen Eid auf Adolf Hitler abzulegen, gab es lediglich zwei Hochschullehrer, die diesen verweigerten. (…) Manchmal lohnt es, sich vorzustellen, wie sich Menschen in einer anderen Zeit in einem anderen System verhalten hätten. Wer in Erlangen studiert, hat nun eine begründete Vermutung, was seine Professoren, angeführt von dem Dekan Rainer Trinczek, angeht.»

Hält man sich an den Nietzsche-Grundsatz des Condorcet-Blogs, wonach jedes Sehen perspektivisches Sehen ist, eröffnen sich einem zumindest zwei Perspektiven, auf die es sich lohnt, näher einzugehen.

Aus der einen betrachtet, zeugt es von Intelligenz sowie stilistischer Eleganz und sprachlicher Kunstfertigkeit, ein heisses Eisen nicht anzufassen, sondern es lediglich anzudeuten, und zwar so, dass augenblicklich klar ist, was nicht gesagt, aber eben – vermeintlich – gemeint ist. Der Vorteil der Andeutung für Fleischhauer besteht darin, dass er sich schlecht beim Wort nehmen lässt, da er selbiges vermeidet, und zwar aus gutem Grunde. Gemeint ist natürlich der deutsche Nationalsozialismus der Dreissigerjahre, womit wir uns der zweiten Perspektive und dem oben erwähnten heissen Eisen nähern.

Jan Fleischhauer, Kolumnist, bezichtigt die Uni-Professoren der Feigheit

Letzteres besteht einerseits darin, dass Fleischhauer – eben nur andeutungsweise – die gesamte Professorenschaft der Uni Erlangen dem Verdacht der Feigheit aussetzt, eben jener Feigheit, der auch schon die Professoren unter Adolf Hitler offenbar unterlagen. Fleischhauer tut dies rhetorisch äusserst geschickt nicht über eine explizit bezichtigte Mutlosigkeit, sondern indem er einer anonymen Studentenschaft eine «begründete Vermutung» unterjubelt. Diese trotz aller eindrücklichen Rhetorik pauschalisierende Unterstellung geschieht möglicherweise auch noch ohne Wissen darüber, welcher der dortigen ProfessorInnen in die thematisierte Angelegenheit eingeweiht war und somit allenfalls in der Lage gewesen wäre zu reagieren. Überdies vergleicht Fleischhauer andererseits die heutige Cancel Culture – eben auch wieder nur andeutungsweise – mit dem damaligen Nationalsozialismus, der notabene mit der industriellen Vernichtung von rund sechs Millionen Menschen endete. Zur Erinnerung: In der vorliegenden Angelegenheit geht es um eine unbegründete Ausladung eines Professors.

Abgesehen vom oft bemühten Argument der Verharmlosung des Holocausts und ungeachtet dessen, dass Fleischhauer durch seinen angedeuteten Vergleich mit Kanonen auf Spatzen schiesst, stellt sich die Frage, warum er lediglich im Bereich der Andeutungen verharrt, anstatt klar Stellung zu beziehen und das Kind beim Namen zu nennen. Eine mögliche Antwort darauf gibt er selbst:

«Manchmal lohnt es, sich vorzustellen, wie sich Menschen in einer anderen Zeit in einem anderen System verhalten hätten.»

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Oberstes US-Gericht untersagt Studentenauswahl nach Hautfarbe https://condorcet.ch/2023/07/oberstes-us-gericht-untersagt-studentenauswahl-nach-hautfarbe/ https://condorcet.ch/2023/07/oberstes-us-gericht-untersagt-studentenauswahl-nach-hautfarbe/#comments Wed, 05 Jul 2023 06:53:36 +0000 https://condorcet.ch/?p=14493

In den USA hat es der Oberste Gerichtshof den Universitäten untersagt, bei der Auswahl von Studienplatzbewerbern deren Hautfarbe zu berücksichtigen. Wie berichtet wird, habe der Supreme Court in Washington entschieden, dass die unter dem Begriff Affirmative Action bekannte Praxis gegen die Verfassung verstoße. Studenten müssten auf Grundlage ihrer Leistung als Individuum behandelt werden und nicht auf Grundlage ihrer Hautfarbe, habe Gerichtspräsident John Roberts zu dem Urteil geschrieben. Natürlich haben wir unsere Gastautorin Diane Ravitch gefragt, wie sie diesen Entscheid beurteilt. Hier ist ihre Analyse.

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Der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten hat in einer jüngst verkündeten Entscheidung die Anwendung rassistisch motivierter Fördermaßnahmen bei der Zulassung zu Hochschulen verboten. Die sechs konservativen Richter stimmten für die Entscheidung, die drei gemässigt-liberalen Richter stimmten dagegen.

Gastautorin Diane Ravitch

In der Medienberichterstattung wird die Wahrscheinlichkeit hervorgehoben, dass der Anteil der Asiaten und Weißen unter den Studienanfängern an Eliteuniversitäten zunehmen wird, da diese beiden Gruppen bei standardisierten Tests in der Regel bessere Ergebnisse erzielen. Wir wissen jedoch noch nicht, inwieweit es von Bedeutung ist, die offizielle Politik der positiven Diskriminierung abzuschaffen.

Die meisten Colleges in diesem Land nehmen jeden auf, der sich bewirbt, so dass die Abschaffung der Fördermassnahmen für sie nichts ändern wird. An den Eliteuniversitäten gibt es viel mehr Bewerber als freie Plätze. Hier wird sich die Abschaffung der Fördermassnahmen voraussichtlich auswirken. An den besten Colleges gibt es oft fünf- oder zehnmal mehr Bewerber als Plätze.

Vielzahl von Faktoren bei der Auswahl in Colleges

Selektive Colleges verlassen sich jedoch nicht nur auf standardisierte Testergebnisse, um ihre Studienanfängerklassen zu füllen. Sie berücksichtigen eine Vielzahl von Faktoren, darunter den Notendurchschnitt, die Teilnahme an nichtakademischen Aktivitäten, die Aufsätze der Studenten und andere Faktoren. Sie können Präferenzen vergeben, um ihre Sportteams zu besetzen, um alle Hauptfächer zuzulassen, um talentierte Musiker zu rekrutieren und um “Legacy”-Studenten, die Kinder von Ehemaligen, aufzunehmen.

Wie wahrscheinlich ist es, dass sie diese Normen aufgeben werden? Meiner Meinung nach nicht.

Darüber hinaus gibt es immer mehr selektive Colleges, die keine Tests anbieten, so dass die Tests für sie keine Rolle spielen.

Nach fast 50 Jahren Affirmative Action haben die meisten Elite-Colleges die Normen der Gleichheit, der Ablenkung und der Inklusion verinnerlicht. Sie haben die Diversifizierung des Lehrkörpers, der Studierenden und des Personals begrüsst. Wie wahrscheinlich ist es, dass sie diese Normen aufgeben werden? Meiner Meinung nach nicht.

Richard Nixon, 37. Präsident der USA, 1913 – 1994, Republikaner: Er führte die “affermative action” ein.

Mein eigenes College wird von einer sehr angesehenen afroamerikanischen Frau geleitet; die Leiterin der Zulassungsstelle ist ebenfalls eine Afroamerikanerin. Die Harvard University hat einen neuen Präsidenten, eine Afroamerikanerin. Ich bezweifle, dass sich die ethnischen Profile dieser Einrichtungen stark oder überhaupt nicht ändern werden.

Nixons Politik war ein grosser Erfolg

Die Konservativen haben vergessen, dass Präsident Richard Nixon die Fördermaßnahmen ins Leben gerufen hat. Diese Entscheidung wurde heftig diskutiert, aber bis heute nicht aufgegeben. Damals, in den späten 1970er Jahren, stellte ich ein System in Frage, das Punkte für die Hautfarbe vergab, aber im Rückblick denke ich, dass Nixons Politik ein großer Erfolg war. Sie hat eine beträchtliche Anzahl schwarzer Berufstätiger hervorgebracht. Das ist gut für die amerikanische Gesellschaft.

Ich bezweifle, dass die heutige Entscheidung den Zugang zu höherer Bildung für schwarze Studenten einschränken wird, nicht einmal an den Elite-Colleges, die Ziel der heutigen Entscheidung sind. Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration sind zur Norm geworden.

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Vergesst Horizon 2020! https://condorcet.ch/2023/02/vergesst-horizon-2020/ https://condorcet.ch/2023/02/vergesst-horizon-2020/#comments Wed, 22 Feb 2023 18:30:16 +0000 https://condorcet.ch/?p=13250

Schweizer Wissenschaftler und Politiker halten die Teilnahme am EU-Forschungsprogramm für überlebenswichtig. Dabei ist das ein bürokratischer Käfig, der vom Denken ablenkt, schreibt unser Gastautor Mathias Binswanger. Der Artikel ist zuerst im Nebelspalter erschienen.

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Die Situation ist untragbar. Uni-Rektoren alarmiert» – so lautete eine Schlagzeile im Januar. Es ging um das World Economic Forum, das WEF, in Davos, wo sich auch die Rektoren der wichtigsten Universitäten der Schweiz treffen durften. Der Rektor der Universität Zürich, Michael Schaepman, liess dort verlauten: «Wenn es so weitergeht, nehmen wir in Kauf, dass wir im internationalen Ranking tauchen.» Denn wenn die Schweiz weiterhin keinen vollen Zugang zum europäischen Forschungsprogramm «Horizon» habe, würden die hiesigen Universitäten schlechter beurteilt.

Schleichende Aufgabe der Eigenständigkeit

Volkswirtschaftler Mathias Binswanger, Gastautor

Tatsächlich ist die Situation untragbar, aber in einem ganz anderen Sinn als von den Rektoren dargestellt. Es ist untragbar, dass sich die Schweizer Forschung von der EU-Förderung abhängig und damit erpressbar gemacht hat. Diese schleichende Aufgabe der Eigenständigkeit ist ein Armutszeugnis und spricht nicht für den Forschungsstandort Schweiz. Die Schweiz ist Teil der EU-Forschungsbürokratie geworden, welche wesentlich dazu beiträgt, aus Forschern fleissige Antragsschreiber und Berichtverfasser für Projekte zu machen, auf deren Resultate niemand gewartet hat.

Akademiker sollten eigentlich zu den intelligentesten Mitgliedern einer Gesellschaft gehören. Das zumindest vermuten viele Leute ausserhalb des Wissenschaftsbetriebes. Doch gleichzeitig müssen sich Akademiker de facto wie kleine Kinder behandeln lassen, wenn es um die Überprüfung ihrer Leistungen geht. Jahr für Jahr versuchen sie, Artikel um Artikel in Fachzeitschriften zu veröffentlichen, Projektanträge zu schreiben, Berichte zu verfassen oder Dokumente für Akkreditierungen zu erstellen, um so bei internen und externen Ratings und Beurteilungen gut dazustehen. Und dann sollten sie auch noch so tun, als ob ihnen all diese Tätigkeiten ein grosses Anliegen wären.

Es ist untragbar, dass sich die Schweizer Forschung von der EU-Förderung abhängig und damit erpressbar macht.

Hinter vorgehaltener Hand beklagen sich zwar viele Akademiker über diese Gängelung. Doch die Mehrheit fügt sich brav den Anforderungen der Forschungsbürokratie. In deren Zentrum steht der quantitativ messbare Input oder Output der Forschung. Wichtig ist die Zahl der Publikationen, der Zitationen, Impact-Faktoren, H-Index, i10-Index, G-Index . . . Die Liste an Kennzahlen zur quantitativen Erfassung von Forschungsleistungen wird immer länger.

Zuckerbrot und Peitsche

Inzwischen gibt es eine eigene «Wissenschaftsdisziplin», die sich ausschliesslich mit dem richtigen Messen von wissenschaftlichen Leistungen beschäftigt: die Szientometrie. Auf diese Weise wird eine bürokratische Tätigkeit – das Messen von Forschungsleistungen – selbst zur Wissenschaft und erhält den Anstrich objektiver Notwendigkeit.

Engt sich der Blick des Wissenschaftsbetriebs durch die Forschungsbürokratie ein?

Wie ist es aber möglich, dass Akademiker zu willfährigen und (selbst)disziplinierenden Vollstreckern eines Systems geworden sind, das ihnen oft die Freude an ihrer Tätigkeit raubt? Die Antwort ist einfach: Zuckerbrot und Peitsche. Eine Karriere als Akademiker ist heute nur möglich, wenn man entsprechend Artikel publiziert, Projekte akquiriert und, das gehört heute auch dazu, sich stets politisch korrekt verhält. Wer das fleissig tut, der wird belohnt und steigt in der Wissenschaftshierarchie nach oben.

Politisch korrekter Output

Wer hingegen keine messbare Leistung erbringt, endet schnell auf einem akademischen Abstellgleis oder muss sich aus dem System verabschieden. So ist etwa die Anzahl der von einem Forscher veröffentlichten Zeitschriftenartikel zum wichtigsten Anliegen, aber auch zur grössten Sorge unter vielen Akademikern geworden. Wo man veröffentlicht hat, ist wichtiger, als was in einer Arbeit steht. So kann man bei informellen Diskussionen mit Kollegen sich oft stundenlang darüber unterhalten, welche Artikel jetzt gerade wo veröffentlicht werden, welche in der Pipeline sind und mit welchen Co-Autoren weitere wichtige Arbeiten geplant sind. Nur über den eigentlichen Inhalt erfährt man kaum etwas.

Wo man veröffentlicht hat, ist wichtiger, als was in einer Arbeit steht.

Das ganze Controlling führt zu einer Standardisierung von Forschung und Lehre. Immer mehr an die Norm angepasste Forscherinnen und Forscher produzieren immer mehr standardisierten, berechenbaren und in Sozialwissenschaften auch politisch korrekten Forschungsoutput.

Ein System, das Qualität belohnen will, verwandelt sich in ein System, das Qualität behindert.

Nicht Kreativität, sondern Vorhersehbarkeit und Planbarkeit sind wichtig, denn nur so lassen sich Forschungsanträge schreiben, bei denen man über Jahre hinaus jeden Teilschritt schon im Vornhinein angeben kann. In den Artikeln entwickelt sich ein standardisierter Aufbau und ein normierter Schreibstil, bei dem die Individualität der einzelnen Forscher möglichst wenig zum Ausdruck kommt.

Auch was Methoden, Modelle, Verfahren und Inhalte betrifft, fügen sich Wissenschaftler in die momentan gerade vorherrschende Norm ein. Je mehr Forscher aber durch Regeln und Standards eingeschränkt werden, umso mehr neigen sie dazu, auf Nummer sicher zu gehen und nachzuahmen, was andere getan haben – sogenanntes gap-spotting.

Quantitativ messbarer Output verdrängt den Inhalt.

Unerwartete, neue oder herausfordernde Ideen werden dadurch seltener. Ein System, das eigentlich die Qualität messen und belohnen will, verwandelt sich so in ein Kontrollsystem, welches Qualität zunehmend behindert. So entsteht ein ständiger Strom von Artikeln, die von immer mehr Akademikern als sinnlose, uninteressante technische Übungen beurteilt werden und inhaltlich kaum einen Beitrag leisten. Die Artikel dienen in erster Linie dazu, sich in entsprechenden Rankings zu verbessern. Quantitativ messbarer Output verdrängt den Inhalt. Und die intrinsische Motivation der Forscher, oder wie Robert Merton es nannte: der «Taste of Science», wird verdrängt durch extrinsische Motivation oder einen taste for publications and projects.

Wissenschaftliche Fleissarbeiter ohne Geist

Doch es geht nicht nur um die Optimierung von Prozessen, sondern auch um eine Optimierung der in Forschung und Wissenschaft tätigen Menschen selbst. Rein äusserlich scheint die Freiheit an Hochschulen grösser zu werden. Man kann im Home-Office arbeiten, Online-Veranstaltungen machen, neue Lernformen erproben oder sich weltweit mit anderen Wissenschaftlern vernetzen. Aber gleichzeitig macht die Hochschulbürokratie immer mehr Druck und zwingt Akademiker dazu, messbaren und der Norm entsprechenden politisch korrekten Output zu produzieren.

Immer mehr Druck für politisch korrekten Output.

Aus diesem Grund treffen wir im akademischen Umfeld verstärkt wissenschaftliche Fleissarbeiterinnen und -arbeiter ohne Geist an. Diese sind intelligent, clever und beherrschen ihr Handwerk. Aber sie sind opportunistisch und an Inhalten letztlich nicht interessiert.

Kein Wunder, dass unter solchen Bedingungen immer mehr Wissenschaftler immer weniger originelle Beiträge liefern. Eine im Januar 2023 publizierte Untersuchung in der Zeitschrift Nature unter dem Titel «Papers and patents are becoming less disruptive over time» zeigt: In den letzten Jahrzehnten ist der Umfang neuer wissenschaftlicher und technologischer Erkenntnisse exponentiell gestiegen.

Rückgang der Vielfalt

Im Gegensatz dazu deuten verschiedene Beobachtungen aber darauf hin, dass sich der Fortschritt verlangsamt. Es wird immer unwahrscheinlicher, dass Veröffentlichungen und Patente mit der Vergangenheit in einer Weise brechen, die Wissenschaft und Technologie in neue Richtungen lenkt. Und genau das wäre die Idee von wissenschaftlichem Fortschritt oder, neudeutsch: von disruptiver Veränderung.

Es wird immer unwahrscheinlicher, dass Veröffentlichungen und Patente mit der Vergangenheit in einer Weise brechen, die Wissenschaft und Technologie in neue Richtungen lenkt.

Eine mögliche Erklärung ihrer Resultate sehen die Autoren in der Zunahme des Publikationsdrucks. Wissenschaftler und Erfinder konzentrieren sich verstärkt auf die Verfeinerung von Details und Modellen aus früheren Arbeiten, um aus einer Idee oder einem Modell möglichst viele Publikationen herauszuholen. Die Autoren beobachteten auch einen Rückgang der Vielfalt der zitierten Arbeiten, was wiederum ein Hinweis darauf ist, dass sich die heutige Wissenschaft mit immer engeren Ausschnitten des vorhandenen Wissens befasst.

Bleibt der wissenschaftlich offene Geist zunehmend in der Flasche?

Dieser Rückgang der Vielfalt geht einher mit einer Zunahme des Anteils an Zitaten des einen Prozents der am häufigsten zitierten Arbeiten. Im Laufe der Zeit zitieren Wissenschaftler zunehmend die gleichen «exzellenten» früheren Arbeiten, wodurch auch die neu publizierten Arbeiten sich thematisch immer ähnlicher werden. Mit andern Worten: Wissenschaft wird zur Fleissarbeit ohne Geist!

 

Mathias Binswanger ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Olten und Privatdozent an der Universität St. Gallen.

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Universitätsrat Ulrich Looser: «Die Sekundarschule hat sich leider entwertet» https://condorcet.ch/2022/12/universitaetsrat-ulrich-looser-die-sekundarschule-hat-sich-leider-entwertet/ https://condorcet.ch/2022/12/universitaetsrat-ulrich-looser-die-sekundarschule-hat-sich-leider-entwertet/#respond Thu, 15 Dec 2022 11:10:16 +0000 https://condorcet.ch/?p=12624

Die Akademisierung: Gibt es sie nun oder nicht? Der bildungsverantwortliche der Economie Suisse, Ulrich Loooser hält sie für einen Fact und das bereitet ihm Sorgen. Welche Hochschulen braucht das Land? Lesen Sie dazu den Bericht des Nebelspalter-Journalisten Daniel Wahl.

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Danel Wahl, Journalist Nebelspalter

Die Zahl der Studenten und der angehenden Doktoranden an Fachhochschulen und Universitäten nimmt jährlich um etwa 1,5 Prozent zu. Im vergangenen Jahr waren es noch 276’000 Studenten in der Schweiz. Im Jahr 2031 werden die Steuerzahler die Ausbildung von 320’000 Immatrikulierten an Hochschulen finanzieren müssen.

Vor diesem Hintergrund lud die Autorenzeitschrift «Schweizer Monat»  zur Diskussion und stellte die Frage, welche Hochschulen das Land braucht. Und ob etwa die anwendungsorientierten Fachhochschulen auch Doktorate anbieten dürfen? Letzteres Thema spaltet die Hochschullandschaft, wie die Diskussion zwischen der Doktorandin Hannah Schoch von der Zürcher Ideenschmiede Reatch für kritische Wissenschaftler und Ulrich Looser, Bildungsverantwortlicher bei Economiesuisse und Zürcher Universitätsrat zeigt. Grund für die fortschreitende Akademisierung seien unter anderem die schlechter gewordenen Sekundarschulen.

Als Bildungs- und Forschungsstandort spielt die Schweiz weltweit in der obersten Liga. Seine Qualität hat der Schweiz den Titel der «Innovationsweltmeisterin» gebracht. Diese Attraktivität führt zu einem Ansturm an den Universitäten; zu einer Akademisierung der Berufswelt. Das zeigen die nackten Zahlen. Im Jahr 2020 ist die Zahl der Studenten um 4,8 Prozent gestiegen (+12’400 Studierende). 2021 hat sich dieses Wachstum fortgesetzt (+2,3 Prozent), insbesondere aufgrund des markanten Anstiegs der ausländischen Eintritte in die universitären Hochschulen auf Stufe Master (+25 Prozent im Jahr 2021), wie das Bundesamt für Statistik ausweist.

Fachkräfte ohne akademischen Hintergrund

Doch bringen Hochschulen jene Absolventen hervor, die die Wirtschaft und die Gesellschaft benötigen? Ulrich Looser betrachtet die Entwicklung mit Besorgnis: «Die Wirtschaft braucht Fachkräfte im Gewerbebereich, im Pflegebereich. Wir brauchen Solartechniker, Haustechniker – das ist alles keine Frage der Akademisierung. Dennoch verzeichnen die Gymnasien einen enormen Zulauf.»

Es findet ein mit Privatunterricht und Nachhilfestunden verbundener Aufrüstungswettbewerb statt.

Der Grund dafür sieht Looser in einer «Entwertung der Sekundarschulen» – eine entwertete Bildungsstufe, die junge Menschen in die Berufsbildung führen würde, wo die Schweiz noch in der Champions League spielt. Das zeigte sich übrigens an den Worldskills im November, an denen Lehrlinge aus der Schweiz bei 34 Disziplinen 19 Gold-, Silber- und Bronzemedaillen abräumten. Maurer, Elektroinstallateure, Anlagetechniker und viele andere sind Spitzenreiter in Europa. Doch der Leistungswille und die Fördermöglichkeiten sind den Sekundarschulen verloren gegangen. Ursache dafür sieht der Economiesuisse-Bildungsverantwortliche in den integrativen Schulmodellen, welche das Niveau nach unten ziehen (vergleiche: Lehrerverband soll seine Forderungen verschärfen).  Die Folge davon: Es findet ein mit Privatunterricht und Nachhilfestunden verbundener Aufrüstungswettbewerb statt. Die Schweizer drängt’s in die Hochschulen.

Konkurrenzdenken im Wachstumsmarkt

Hannah Schoch, Vorstandsmitglied von Actionuni und Eurodoc Delegierte. Sie hat Englische Sprach- und Literaturwissenschaft, Filmwissenschaft, Philosophie und Gender Studies studiert und doktoriert in der Amerikanistik an der Universität Zürich.

Vom Wachstum profitieren nicht nur die Universitäten. Auch die Fachhochschulen legen mit Wachstumsraten von 13 Prozent und den pädagogischen Hochschulen von gar 26 Prozent ordentlich zu.

Indessen entwickelt sich zwischen den Fachhochschulen und den Universitäten ein Konkurrenzkampf. «Die Fachhochschulen haben kein Recht, Doktoranden auszubilden, müssen aber eigenes Personal heranziehen, um das Wissen weiterzugeben», bemängelt Doktorandin Hannah Schoch und spricht von einer «Knacknuss». Beim Erwerb eines Doktortitels gehe es schliesslich immer weniger um Prestige, Status und die Möglichkeit einer akademischen Karriere an einer Universität. Vielmehr stünden die Kompetenzen – die Skills, wie sie sagt, im Vordergrund, die man mit einem Doktortitel erwirbt. Beispielsweise die Fähigkeit, ein Projekt zu managen.

Verwässertes Profil

Looser, Mitglied des Universitätsrats der Uni Zürich, wehrt sich «Die Fachhochschulen müssen aufpassen, dass sich ihr Profil nicht verwässert. Die Fachhochschulen seien mit dem Ziel aufgebaut worden, die Wirtschaft mit einer praxisorientierten Ausbildung zu unterstützen. «Doktorate an der Fachhochule – da ist die Wirtschaft strikte dagegen.» Nur hervorragende Absolventen – da habe die Universität Steuerungsmöglichkeiten – sollen für ein Doktorat zugelassen werden – und zwar an den Universitäten.

Economiesuisse, so Looser, spricht sich darüber hinaus für eine Schärfung der Bildungsetappen aus (hier): Der Bachelor solle in allen Fächern als eigenständiger Abschluss mit breiter Grundausbildung aufgewertet werden, während spezifische Vertiefungen dem Master-Studium vorbehalten bleiben.

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Niall Ferguson: Das Hochschulwesen ist hoffnungslos links, deshalb gründen wir eine neue Hochschule https://condorcet.ch/2021/12/niall-ferguson-das-hochschulwesen-ist-hoffnungslos-links-deshalb-gruenden-wir-eine-neue-hochschule/ https://condorcet.ch/2021/12/niall-ferguson-das-hochschulwesen-ist-hoffnungslos-links-deshalb-gruenden-wir-eine-neue-hochschule/#respond Fri, 03 Dec 2021 12:04:17 +0000 https://condorcet.ch/?p=10029

Diane Ravitch ist eine dezidiert linke Bildungspolitikerin in den USA. Sie kämpfte unermüdlich gegen die Trump-Administration und setzt sich stets für die unterprivilegierten Schichten im amerikanischen Bildungssystem ein. Aber diese liberale Sozialistin hat stets auch ein Auge für entgegengesetzte Positionen. In ihrem Blog gibt sie nun dem renommierten Geschichtsprofessor Niall Ferguson Platz, seine Idee einer neuen cancelfreien Universität in Texas vorzustellen. Dabei attestiert sie ihm lautere Absichten, zweifelt aber an der Analyse des Briten.

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Diane Ravitch: Ferguson widerspricht sich

Niall Ferguson ist ein Historiker, der als Professor in Oxford, an der New York University und in Harvard tätig war. Heute ist er an der Hoover Institution tätig, einer hochdotierten konservativen Denkfabrik auf dem Campus der Stanford University. Der folgende Aufsatz erschien auf der Website von Bloomberg News.

Ferguson erkennt die Paradoxie seines Vorschlags nicht an. Er argumentiert, dass die akademische Welt konservative Ideen so sehr unterdrückt, dass es notwendig geworden sei, ein neues College zu eröffnen, in dem diese Ideen frei zum Ausdruck gebracht werden könnten. Doch wenn jeder College-Student seit vielen Jahren indoktriniert ist, wie erklärt sich dann die Macht der Trumpschen Ideen in der heutigen amerikanischen Gesellschaft?

Es stimmt, dass die Trump-Ideologie eher von Nicht-Hochschulabsolventen befürwortet wird, während Hochschulabsolventen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Homophobie, Gewaltaufrufe und die Verachtung demokratischer Normen, die mit dem Trumpismus verbunden sind, eher ablehnen. Wenn die amerikanische Hochschulbildung eine derart erstickende Wirkung auf den Konservatismus hat, warum dann die Macht und Verbreitung einer solch schädlichen Ideologie?

Ich attestiere Ferguson, dass er den Konservatismus vom Trumpismus abgrenzen könnte, aber wer in der Republikanischen Partei vertritt heute die konservativen Ideen, die Ferguson ehrt? Mitt Romney? Liz Cheney? Sie sind  bereits Ausgestoßene in ihrer eigenen Partei.

Dennoch lohnt es sich, sich Fergusons Argumentation auseinanderzusetzen. Lesen Sie seinen Aufsatz, der in den Bloomberg-News erschienen ist:

Netflix-Serie “The chair”: eine heitere Darstellung einer krisengeschüttelten Englischabteilung an einem imaginären Ivy-League-College.

Wenn Ihnen der Netflix-Film “The Chair” gefallen hat – eine heitere Darstellung einer krisengeschüttelten Englischabteilung an einem imaginären Ivy-League-College – dann sind Sie eindeutig nicht in der Hochschulbildung tätig. Irgendetwas ist faul im Staate der akademischen Welt und das ist nicht zum Lachen.

Inflation der Noten. Steigende Kosten. Korruption und Rassendiskriminierung bei den Zulassungen. Junk-Inhalte (“Grievance Studies”), die in lächerlichen Fachzeitschriften veröffentlicht werden. Vor allem aber die Aushöhlung der akademischen Freiheit und der Aufstieg einer illiberalen “Nachfolgeideologie”, die von ihren Kritikern als “Wokeism” bezeichnet wird und sich in karrierebeendenden “Absagen” und Ausladungen von Rednern äußert, und –  weniger sichtbar  – ein allgegenwärtiges Klima der Angst und Selbstzensur erzeugt.

Manche sagen, dass die Universitäten so verkommen sind, dass die Institution selbst einfach aufgegeben und durch eine Online-Alternative ersetzt werden sollte – eine Metaversität vielleicht, die zum Metaverse passt. Ich bin da anderer Meinung. Ich bin seit langem skeptisch, dass Online-Kurse und -Inhalte etwas anderes sein können als eine Ergänzung zur traditionellen College-Erfahrung in Echtzeit und im realen Raum.

Eine neue Universität

Nachdem ich an mehreren Universitäten gelehrt habe, darunter Cambridge, Oxford, New York University und Harvard, bezweifle ich jedoch, dass die bestehenden Universitäten schnell von ihren derzeitigen Pathologien geheilt werden können. Deshalb gehöre ich in dieser Woche zu einer Gruppe von Menschen, die die Gründung einer neuen Universität ankündigen – und zwar einer neuen Art von Universität: der University of Austin.

Was uns eint, ist die gemeinsame Bestürzung über den Zustand der modernen akademischen Welt und die Überzeugung, dass es Zeit für etwas Neues ist.

Die Gründer dieser Universität sind eine sehr heterogene Gruppe, was unseren Hintergrund und unsere Erfahrungen angeht (auch wenn sie für einige zweifellos nicht heterogen genug sind). Auch unsere politischen Ansichten sind unterschiedlich. Um unseren Gründungspräsidenten Pano Kanelos zu zitieren: “Was uns eint, ist die gemeinsame Bestürzung über den Zustand der modernen akademischen Welt und die Überzeugung, dass es Zeit für etwas Neues ist.”

Kein “Früher war alles besser”

Wir wollen hier keineswegs die Vergangenheit verklären und sie als ein mythisches goldenes Zeitalter beschreiben. Die ursprünglichen Universitäten waren religiöse Einrichtungen, die der Orthodoxie verpflichtet waren und Häresien ebenso ablehnend gegenüberstanden wie die heutigen Seminare. Im Gefolge der Reformation und der wissenschaftlichen Revolution wurden die Gelehrten allmählich weniger wie Geistliche, aber bis zum 20. Jahrhundert waren ihre Studenten im Wesentlichen Gentlemen, die ihre Zulassung ebenso sehr dem ererbten Status wie den intellektuellen Fähigkeiten verdankten. Viele der großen intellektuellen Durchbrüche der Aufklärung wurden außerhalb des Universitätsgeländes erzielt.

Die deutschen Universitäten wurden zu begeisterten Helfershelfern der Nazis

Erst ab dem 19. Jahrhundert wurde die akademische Welt wirklich säkularisiert und professionalisiert. Die Gründe dafür lagen im Rückgang religiöser Einflüsse, im Aufstieg der Naturwissenschaften, in der Ausbreitung des deutschen Systems der akademischen Beförderung (vom Doktortitel stufenweise bis zur ordentlichen Professur) und der Verbreitung wissenschaftlicher Zeitschriften auf der Grundlage von Peer-Review. Doch dieselben deutschen Universitäten, die um 1900 in so vielen Bereichen weltweit führend waren, wurden zu begeisterten Helfershelfern der Nazis, und zwar in einer Weise, die die Gefahren einer amoralischen, von der christlichen Ethik abgekoppelten und zu eng mit dem Staat verbundenen Wissenschaft offenbarte.

Sogar die Institutionen mit den dauerhaftesten Spitzenleistungen – Oxford und Cambridge – hatten längere Phasen der Trägheit. F.M. Cornford konnte sich 1908 in seiner “Microcosmographia Academica” über den inhärenten Konservatismus der Oxbridge-Politik lustig machen. Als Malcolm Bradbury 1975 seinen satirischen Roman “The History Man” schrieb, waren die Universitäten überall noch überwiegend weiß, männlich und aus der Mittelschicht stammend. Der Prozess, durch den der Zugang zu einer Hochschulausbildung für Frauen, die Arbeiterklasse und rassische Minderheiten erweitert wurde, verlief langsam und ist noch nicht abgeschlossen. Seit Allan Blooms “Closing of the American Mind”, das 1987 veröffentlicht wurde, wird auf die teilweise negativen Folgen dieses Prozesses an den amerikanischen Universitäten hingewiesen.

Havard: Zweck einer Universität ist das Streben nach Wahrheit.

Dennoch wurde in den späteren Jahren des 20. Jahrhunderts viel erreicht. Man war sich allgemein einig, dass der zentrale Zweck einer Universität das Streben nach Wahrheit war – man denke nur an das strenge lateinische Motto von Harvard: Veritas – und dass die entscheidenden Mittel zur Erreichung dieses Ziels die Freiheit des Gewissens, des Denkens, der Rede und der Veröffentlichung waren. Bei Zulassungen, Prüfungen und akademischen Ernennungen sollte es keine Diskriminierung geben, außer auf der Grundlage intellektueller Verdienste. Dies war entscheidend dafür, dass Juden und andere Minderheitengruppen ihr intellektuelles Potenzial voll ausschöpfen konnten. Es wurde davon ausgegangen, dass Professoren eine Festanstellung vor allem deshalb erhielten, um die akademische Freiheit zu wahren, damit sie es “wagen konnten zu denken” – Immanuel Kants anderes großes Gebot, Sapere aude!-, ohne Angst vor Entlassung.

Die Vorteile all dieser Maßnahmen lassen sich nicht quantifizieren. Ein großer Teil der großen wissenschaftlichen Durchbrüche des vergangenen Jahrhunderts wurde von Männern und Frauen erzielt, deren akademische Arbeitsplätze ihnen wirtschaftliche Sicherheit und eine unterstützende Gemeinschaft boten, in der sie ihre beste Arbeit leisten konnten. Hätten die Demokratien die Weltkriege und den Kalten Krieg ohne den Beitrag ihrer Universitäten gewonnen? Es scheint zweifelhaft. Denken Sie nur an Bletchley Park und das Manhattan-Projekt. Sicher, die Besten und Klügsten der Ivy League haben uns auch den Vietnamkrieg beschert. Aber denken Sie auch daran, dass es im Arpanet – dem ursprünglichen Internet – mehr universitäre Computer gab als an irgendeinem anderen Ort. Weder in Stanford, noch in Silicon Valley.

Diejenigen von uns, die das Glück hatten, in den 1980er Jahren zu studieren, erinnern sich an die berauschende Kombination aus intellektueller Freiheit und Ehrgeiz, die all dies hervorrief.

Diejenigen von uns, die das Glück hatten, in den 1980er Jahren zu studieren, erinnern sich an die berauschende Kombination aus intellektueller Freiheit und Ehrgeiz, die all dies hervorrief. Doch in den letzten zehn Jahren ist an die Stelle des Hochgefühls die Erstickung getreten, und zwar so sehr, dass mir die heutigen Studenten wirklich leid tun.

Bedenkliche Umfrageergebnisse.

In der Heterodox Academy’s 2020 Campus Expression Survey stimmten 62 % der befragten Studenten zu, dass das Klima auf ihrem Campus sie daran hindert, Dinge zu sagen, an die sie glauben, gegenüber 55 % im Jahr 2019, während 41 % sich scheuen, in einem Klassenzimmer über Politik zu diskutieren, gegenüber 32 % im Jahr 2019. Etwa 60 % der Studierenden gaben an, dass sie sich nicht trauen, in der Klasse etwas zu sagen, weil sie befürchten, dass andere Studierende ihre Ansichten als beleidigend kritisieren könnten.

Drei Viertel der konservativen amerikanischen und britischen Akademiker aus dem Bereich der Sozial- und Geisteswissenschaften gaben an, dass in ihrem Fachbereich ein feindliches Klima für ihre Überzeugungen herrscht. Im Vergleich dazu sind es bei den linksgerichteten Lehrkräften in den USA nur 5 %.

Solche Ängste sind keineswegs unbegründet. Laut einer landesweiten Umfrage des Challey Institute for Global Innovation unter tausend Studenten würden 85 % der sich selbst als liberal bezeichnenden Studenten einen Professor bei der Universität melden, wenn dieser etwas sagt, das sie als beleidigend empfinden, während 76 % einen anderen Studenten melden würden.

In einer im März veröffentlichten Studie mit dem Titel “Academic Freedom in Crisis: Punishment, Political Discrimination and Self-Censorship” (Bestrafung, politische Diskriminierung und Selbstzensur) zeigte das Centre for the Study of Partisanship and Ideology, dass die akademische Freiheit nicht nur in den USA, sondern auch in Großbritannien und Kanada immer wie mehr in Frage gestellt wird. Drei Viertel der konservativen amerikanischen und britischen Akademiker aus dem Bereich der Sozial- und Geisteswissenschaften gaben an, dass in ihrem Fachbereich ein feindliches Klima für ihre Überzeugungen herrscht. Im Vergleich dazu sind es bei den linksgerichteten Lehrkräften in den USA nur 5 %.

Auch hier kann man verstehen, warum. Jüngere Akademiker befürworten besonders häufig die Entlassung eines Kollegen, der sich ketzerisch geäußert hat: 40 % der amerikanischen Professoren für Sozial- und Geisteswissenschaften unter 40 Jahren unterstützen mindestens eine von vier hypothetischen Entlassungskampagnen. Doktoranden sind sogar noch intoleranter als andere junge Akademiker: 55 % der amerikanischen Doktoranden unter 40 Jahren unterstützten mindestens eine hypothetische Entlassungskampagne. Die Autoren des Berichts kommen zu dem Schluss, dass “öffentlichkeitswirksame Entlassungen und Abberufungen” die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, dass aber “weitaus weitreichendere Bedrohungen der akademischen Freiheit aus der Furcht vor a) Annullierung – Bedrohung des Arbeitsplatzes oder des Rufes – und b) politischer Diskriminierung resultieren”.

Diese Befürchtungen sind nicht unbegründet. Laut einer Studie der Foundation for Individual Rights in Education (FIRE) ist die Zahl der Wissenschaftler, die wegen ihrer Äußerungen angegriffen werden, seit 2015 dramatisch angestiegen. FIRE hat seit 2015 426 Vorfälle registriert. Knapp drei Viertel davon führten zu einer Art von Sanktion – einschließlich einer Untersuchung oder eines freiwilligen Rücktritts – gegen den Wissenschaftler. Solche Bestrebungen zur Einschränkung der freien Meinungsäußerung gehen in der Regel von “progressiven” Studentengruppen aus, finden aber oft Unterstützung von linksgerichteten Fakultätsmitgliedern und werden von der Hochschulverwaltung gefördert, die (wie Sam Abrams vom Sarah Lawrence College gezeigt hat und wie seine eigenen späteren Erfahrungen bestätigten) tendenziell noch weiter links steht als die Professoren. Es gibt auch Angriffe auf die akademische Freiheit von rechts, die FIRE bekämpft. Mit einer wachsenden Zahl von Republikanern, die eine bansonkritische Rassentheorie fordern, befürchte ich, dass der Illiberalismus metastasiert.

Auslösewarnungen. Sichere Räume. Bevorzugte Pronomen. Überprüfte Privilegien. Mikroaggressionen. Antirassismus. All diese Begriffe werden auf dem Campus der englischsprachigen Welt routinemäßig als Teil einer anhaltenden Kampagne zur Durchsetzung ideologischer Konformität im Namen der Vielfalt verwendet. Infolgedessen hat man oft das Gefühl, dass es an der amerikanischen Universität heute weniger Rede- und Gedankenfreiheit gibt als an fast jeder anderen Institution in den USA.

Für den Historiker haben die Verhaltensmuster, die innerhalb weniger Jahre auf vielen Universitäten zur Normalität geworden sind, bereits etwas unheimlich Vertrautes: Das Skandieren von Slogans. Das Schwenken von Plakaten. Die Briefe, in denen Kollegen und Kommilitonen informiert werden. Die Denunziation von Professoren bei den Behörden. Das Fehlen eines ordentlichen Verfahrens. Die Annullierungen. Die Rehabilitierungen nach erbärmlichen Geständnissen. Die Beflissenheit der zügellosen Bürokraten. Jeder, der die totalitären Regime in der Mitte des 20. Jahrhunderts studiert hat, nimmt all dies mit Erstaunen zur Kenntnis. Es stellt sich heraus, dass dies auch in einer freien Gesellschaft geschehen kann, wenn Institutionen und Einzelpersonen, die behaupten, liberal zu sein, sich völlig illiberal verhalten.

Greg Lukianoff: Was dich nicht umbringt, macht dich schwächer!

Wie lässt sich dieser rasante Abstieg der akademischen Welt von einer Kultur der freien Forschung und Debatte zu einer Art von Totalitarismus Lite erklären? In ihrem Buch “The Coddling of the American Mind” machen der Sozialpsychiater Jonathan Haidt und der FIRE-Vorsitzende Greg Lukianoff vor allem eine Kultur der Erziehung und Früherziehung dafür verantwortlich, die Studenten zu der Überzeugung ermutigt, dass “was dich nicht umbringt, dich schwächer macht”, dass man “immer auf seine Gefühle vertrauen sollte” und dass “das Leben ein Kampf zwischen guten und bösen Menschen ist”.

Ich glaube jedoch, dass das Kernproblem die pathologischen Strukturen und perversen Anreize der modernen Universität sind. Es ist nicht so, wie viele Amerikaner glauben, dass die US-Hochschulen schon immer links orientiert waren und dass die heutigen sich nicht von denen der 1960er Jahre unterscheiden. Wie Stanley Rothman, Robert Lichter und Neil Nevitte in einer Studie aus dem Jahr 2005 gezeigt haben, bezeichneten sich 1984 durchschnittlich 39 % der Professorenschaft als links, während dieser Anteil bis 1999 auf 72 % gestiegen war; zu diesem Zeitpunkt war es zu einem messbaren Karrierenachteil geworden, konservativ zu sein.

Fast zwei Fünftel der Colleges in Langberts Stichprobe waren frei von Republikanern.

Mitchell Langberts Analyse von promovierten Professoren mit fester Anstellung an 51 der 66 bestplatzierten Liberal Arts Colleges im Jahr 2017 ergab, dass diejenigen mit bekannter politischer Zugehörigkeit überwiegend Demokraten waren. Fast zwei Fünftel der Colleges in Langberts Stichprobe waren frei von Republikanern. Das durchschnittliche Verhältnis zwischen Demokraten und Republikanern in der Stichprobe betrug 10,4:1 bzw. 12,7:1, wenn die beiden Militärakademien West Point und Annapolis ausgeschlossen wurden. Im Fachbereich Geschichte betrug das Verhältnis 17,4:1, im Fachbereich Englisch 48,3:1. Für die Anthropologie ist kein Verhältnis berechenbar, da die Zahl der republikanischen Professoren gleich Null war. Im Jahr 2020 fanden Langbert und Sean Stevens eine noch größere Schieflage nach links, als sie die politischen Spenden von Professoren an Parteien betrachteten. Das Verhältnis zwischen den Spenden an demokratische und republikanische Kandidaten und Ausschüsse lag bei 21:1.

Kommentatoren, die argumentieren, dass das Pendel auf magische Weise zurückschwingen wird, verraten ein mangelndes Verständnis des akademischen Einstellungs- und Beförderungsverfahrens. Da die politische Diskriminierung von Konservativen nun offenkundig ist, werden die meisten Fachbereiche im Laufe der Zeit wahrscheinlich weiter nach links rücken, wenn die letzten verbliebenen Konservativen in den Ruhestand gehen.

Ich mache mir Sorgen, dass sich das auf Ihren Ruf als Person auswirkt, nicht nur hier, sondern auch, wenn Sie gehen.

Doch der Linksruck der Professorenschaft ist nur einer der strukturellen Mängel, die die heutige Universität kennzeichnen. Wenn Sie glauben, dass der Lehrkörper politisch verzerrt ist, werfen Sie einen Blick auf die akademische Verwaltung. Einen schockierenden Einblick in die Art und Weise, wie einige aktivistische Verwaltungsangestellte versuchen, Studenten in ideologische Konformität zu drängen, gab Trent Colbert, ein Student der Yale Law School.  Er lud seine Kommilitonen der Native American Law Students Association zu einer “Constitution Day bash” in das “NALSA Trap House” ein, ein Begriff, der früher eine Crack-Höhle bedeutete, heute aber nur noch eine leicht gewagte Beschreibung für eine Party ist. Die kaum verhüllten Drohungen von Yaseen Eldik, dem Leiter der Abteilung für Vielfalt, gegenüber Colbert, falls er nicht eine Entschuldigung unterschreibt – “Ich mache mir Sorgen, dass sich das auf Ihren Ruf als Person auswirkt, nicht nur hier, sondern auch, wenn Sie gehen” – waren selbst für ein Redaktionsmitglied der Washington Post zu viel. Die Demokratie mag in der Dunkelheit sterben, die akademische Freiheit stirbt in der Weite.

Das ständig wachsende Heer von Koordinatoren für Titel IX – das Bundesgesetz zum Verbot der Diskriminierung aufgrund des Geschlechts – ist ein Ausdruck der bürokratischen Aufblähung, die seit den 1990er Jahren dazu beigetragen hat, die Studiengebühren weit über die Inflation hinaus zu treiben.

Aufblähung der Verwaltung

Außerdem ist die schiere Anzahl der Verwalter ein Problem für sich. Im Jahr 1970 gab es an den US-Hochschulen mehr Professoren als Verwaltungsangestellte. Zwischen damals und 2010 ist die Zahl der Vollzeitprofessoren oder Vollzeitäquivalente” jedoch um etwas mehr als 50 % gestiegen, parallel zu den Studierendenzahlen. Die Zahl der Verwaltungsangestellten und des Verwaltungspersonals stieg um 85 % bzw. 240 %. Das ständig wachsende Heer von Koordinatoren für Titel IX – das Bundesgesetz zum Verbot der Diskriminierung aufgrund des Geschlechts – ist ein Ausdruck der bürokratischen Aufblähung, die seit den 1990er Jahren dazu beigetragen hat, die Studiengebühren weit über die Inflation hinaus zu treiben.

Führungsschwäche

Das dritte strukturelle Problem ist die Führungsschwäche. Immer wieder – zuletzt am Massachusetts Institute of Technology, wo eine Vorlesung des Geophysikers Dorian Abbot von der University of Chicago abrupt abgesagt wurde, weil er sich kritisch über positive Diskriminierung geäußert hatte – haben akademische Führungskräfte dem lautstarken Mob nachgegeben, der nach Ausladungen rief. Es gibt bemerkenswerte Ausnahmen wie Robert Zimmer, der sich als Präsident der University of Chicago zwischen 2006 und 2021 für die akademische Freiheit einsetzte. Aber die Zahl der anderen Hochschulen, die die Chicagoer Erklärung, ein vom Ausschuss für Meinungsfreiheit der Universität ausgearbeitetes Bekenntnis, übernommen haben, liegt bei nur 55 von fast 2.500 Einrichtungen, die vierjährige Studiengänge anbieten.

Schließlich gibt es noch das Problem der Spender – die meisten, aber nicht alle Ehemaligen – und Treuhänder, von denen viele die oben beschriebenen Probleme erstaunlich wenig wahrgenommen haben. Im Jahr 2019 spendeten die Spender fast 50 Milliarden Dollar an die Colleges. Acht Spender gaben 100 Millionen Dollar oder mehr. So viel Geld verdient man in der Regel nicht, wenn man nicht knallhart in seinen Geschäften ist. Doch die Kapitalistenklasse scheint sich der antikapitalistischen Verwendungszwecke, denen ihr Geld oft zugeführt wird, seltsam wenig bewusst zu sein. Ein Phänomen, das mich zutiefst verwundert, ist der Mangel an Sorgfalt, der mit einem Großteil der akademischen Philanthropie verbunden ist, obwohl es zahlreiche Fälle gibt, in denen die Absichten der Wohltäter absichtlich unterlaufen wurden.

Der akademische Illiberalismus ist nicht auf die Hochschulen beschränkt.

All dies wäre schon schlimm genug, wenn es nur bedeuten würde, dass an den US-Universitäten keine freie Forschung und keine auf Leistung basierende Förderung mehr möglich sind, ohne die der wissenschaftliche Fortschritt mit Sicherheit behindert wird und das Bildungsniveau sinkt. Doch der akademische Illiberalismus ist nicht auf die Hochschulen beschränkt. Wenn Studenten ihren Abschluss machen und ins Berufsleben eintreten, nehmen sie unweigerlich etwas von dem mit, was sie an der Universität gelernt haben. Zahlreiche Manifestationen “wachen” Denkens und Verhaltens bei Zeitungen, Verlagen, Technologieunternehmen und anderen Firmen haben Andrew Sullivans Beobachtung von 2018 bestätigt: “Wir leben jetzt alle auf dem Campus.”

Wie aus der großen Zahl (10) der heute führenden Institutionen, die zwischen 1855 und 1900 in den USA gegründet wurden, zu schließen ist, werden neue Universitäten in der Regel dann gegründet, wenn wohlhabende Eliten mit den bestehenden ungeduldig werden und keine Möglichkeit sehen, sie zu reformieren.

Wenn ein Problem so weit verbreitet ist, besteht die traditionelle amerikanische Lösung darin, neue Institutionen zu schaffen. Wie wir gesehen haben, sind Universitäten im Vergleich zu Unternehmen und sogar Nationen relativ langlebig. Aber nicht alle großen Universitäten sind uralt. Von den 25 besten Universitäten, die heute in der vom Londoner Times Higher Education Supplement erstellten Weltrangliste zu finden sind, wurden vier im 20. Jahrhundert gegründet. 14 sind Gründungen aus dem 19. Jahrhundert, vier gehen auf das 18. Nur Oxford (dessen Ursprünge bis ins Jahr 1096 zurückreichen) und Cambridge (1209) sind mittelalterlichen Ursprungs.

Wie aus der großen Zahl (10) der heute führenden Institutionen, die zwischen 1855 und 1900 in den USA gegründet wurden, zu schließen ist, werden neue Universitäten in der Regel dann gegründet, wenn wohlhabende Eliten mit den bestehenden ungeduldig werden und keine Möglichkeit sehen, sie zu reformieren. Es stellt sich die Frage, warum trotz des Wiederauflebens der Ungleichheit in den USA seit den 1990er Jahren und des mehr oder weniger gleichzeitigen Rückgangs des Niveaus an den bestehenden Universitäten so wenige neue Universitäten gegründet wurden. In diesem Jahrhundert sind nur eine Handvoll Universitäten gegründet worden: University of California Merced (2005), Ave Maria University (2003) und Soka University of America (2001). Nur fünf US-Hochschulen, die in den letzten 50 Jahren gegründet wurden, schafften es in die Top 25 der “Young Universities” der Times: University of Alabama at Birmingham (gegründet 1969), University of Texas at Dallas (1969), George Mason (1957), University of Texas at San Antonio (1969) und Florida International (1969). Alle sind (oder waren) Teil eines staatlichen Universitätssystems.

Kurz gesagt, die Nutznießer des heutigen goldenen Zeitalters scheinen insgesamt toleranter gegenüber akademischer Degeneration zu sein als ihre Vorgänger aus dem 19. Jahrhunderts. Aus welchem Grund auch immer, viele ziehen es vor, ihr Geld an etablierte Universitäten zu geben, egal wie sehr die Werte dieser Institutionen ihren eigenen widersprechen. Das macht keinen Sinn, selbst wenn die Hauptmotivation darin besteht, für ihre Kinder einen Platz in der Ivy League zu kaufen. Warum sollten Sie dafür bezahlen, dass Ihre Kinder mit Ideen indoktriniert werden, die Sie verabscheuen?

Wie soll die neue Universität aussehen?

Wie sollte also die Universität der Zukunft aussehen? Es macht natürlich keinen Sinn, Harvard, Yale oder Princeton einfach zu kopieren und ein anderes Ergebnis zu erwarten. Selbst wenn ein solcher Ansatz erschwinglich wäre, wäre er der falsche.

Zunächst einmal kann eine neue Einrichtung nicht mit den etablierten Marken konkurrieren, wenn es um Studiengänge geht. Junge Amerikaner und ihre Altersgenossen in anderen Ländern gehen nicht nur wegen der Ausbildung, sondern auch wegen der prestigeträchtigen Zeugnisse und der Netzwerke von Gleichgesinnten aufs College. Deshalb kann eine neue Universität nicht damit beginnen, Bachelor-Abschlüsse anzubieten.

Bari Weiss steht hinter der Gründung: Bescheiden starten.

Die University of Austin wird daher bescheiden beginnen, mit einer Sommerschule, die “Verbotene Kurse” anbietet – die Art von Inhalten und Unterricht, die an den meisten etablierten Universitäten nicht mehr angeboten werden und die die Art von provokanten Fragen aufgreifen, die oft zur Stornierung oder Selbstzensur führen.

Der nächste Schritt wird ein einjähriger Masterstudiengang in Unternehmertum und Führung sein. Der Hauptzweck herkömmlicher Wirtschaftsprogramme besteht darin, große Kohorten passiver Lernender mit einem Lehrplan auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner zu qualifizieren. Das Programm der University of Austin zielt darauf ab, den Studenten die klassischen Prinzipien der Marktwirtschaft zu vermitteln und sie dann in ein Netzwerk erfolgreicher Technologen, Unternehmer, Risikokapitalgeber und Reformer der öffentlichen Politik einzubinden. Das Programm wird eine Einführung in die amerikanische Technologiewelt bieten, ähnlich der Einführung in die chinesische Wirtschaft durch das sehr erfolgreiche Schwarzman-Stipendiatenprogramm, das sowohl akademische Pädagogik als auch praktische Erfahrung kombiniert. Später wird es parallele Programme in Politik und angewandter Geschichte sowie in Bildung und öffentlichem Dienst geben.

Der Unterricht erfolgt im Stil von Oxbridge, mit kleinen Tutorien und hochschulweiten Vorlesungen, die eine vertiefte und individuelle Lernerfahrung mit interdisziplinärer Breite bieten.

Erst nach der Einrichtung dieser ersten Programme werden wir einen vierjährigen geisteswissenschaftlichen Abschluss anbieten. Die ersten beiden Studienjahre werden aus einem intensiven geisteswissenschaftlichen Lehrplan bestehen, der das Studium von Philosophie, Literatur, Geschichte, Politik, Wirtschaft, Mathematik, Naturwissenschaften und bildenden Künsten umfasst. Der Unterricht erfolgt im Stil von Oxbridge, mit kleinen Tutorien und hochschulweiten Vorlesungen, die eine vertiefte und individuelle Lernerfahrung mit interdisziplinärer Breite bieten.

Nach zwei Jahren umfassender und strenger geisteswissenschaftlicher Ausbildung werden die Studenten als Junior Fellows in eines der vier akademischen Zentren aufgenommen, wo sie disziplinäre Lehrveranstaltungen besuchen, praktische Forschung betreiben und Erfahrungen als Praktikanten sammeln. Zu den ersten Zentren gehören eines für Unternehmertum und Führung, eines für Politik und angewandte Geschichte, eines für Bildung und öffentlichen Dienst und eines für Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik.

Denjenigen, die argumentieren, dass wir all dies mit einer Art Internetplattform leichter bewerkstelligen könnten, möchte ich entgegenhalten, dass Online-Lernen aus evolutionspsychologischen Gründen kein Ersatz für das Lernen auf einem Campus ist. Wir lernen einfach viel besser in relativ kleinen Gruppen in realer Zeit und im realen Raum, nicht zuletzt deshalb, weil ein großer Teil dessen, was Studenten in einer gut funktionierenden Universität lernen, aus ihren informellen Diskussionen in Abwesenheit von Professoren stammt. Dies erklärt, warum die Universität trotz der aufeinanderfolgenden Revolutionen in der Informationstechnologie ein Jahrtausend überdauert hat.

Denjenigen, die sich fragen, wie eine neue Institution vermeiden kann, vom illiberal-liberalen Establishment, das heute die Hochschulbildung dominiert, vereinnahmt zu werden, möchte ich antworten, dass die Leitungsstruktur der Institution darauf ausgelegt ist, dies zu verhindern. Die Chicagoer Grundsätze der freien Meinungsäußerung werden in der Gründungsurkunde verankert sein. Die Gründer werden eine Körperschaft oder ein Kuratorium bilden, das souverän sein wird. Die Körperschaft wird nicht nur den Präsidenten der Hochschule ernennen, sondern auch das letzte Wort bei allen Ernennungen oder Beförderungen haben. Die Fakultätsmitglieder haben neben der üblichen Verpflichtung zu lehren und zu forschen eine ungewöhnliche Aufgabe: Sie führen das Zulassungsverfahren mittels einer Prüfung durch, die sie festlegen und benoten. Die Zulassung erfolgt in erster Linie aufgrund der Prüfungsleistungen. Auf diese Weise werden die korrupten Machenschaften vermieden, die heute von so vielen Elite-Zulassungsstellen betrieben werden.

Was die Wahl des Standorts in der texanischen Hauptstadt angeht, so würde ich sagen, dass die Nähe zu einer hoch angesehenen öffentlichen Universität – wenn auch einer, an der selbst die Idee, ein Institut für Freiheitsstudien einzurichten, inzwischen umstritten ist – sicherstellen wird, dass die Universität von Austin von Anfang an auf höchstem Niveau konkurrieren muss.

Meine Mitgründer und ich machen uns keine Illusionen über die Schwierigkeit der vor uns liegenden Aufgabe. Wir rechnen fest mit der Verurteilung durch das Bildungswesen und seine medialen Apologeten. Wir werden alle diese Angriffe als Rechtfertigung betrachten – der Beschuss wird ein Zeichen dafür sein, dass wir über das Ziel hinausgeschossen sind.

Das amerikanische System ist heute in einer Weise geschädigt, die die künftige Stärke und Stabilität der USA zutiefst bedroht.

Unserer Meinung nach kann es für eine Gesellschaft keine dringendere Aufgabe geben, als für die Gesundheit ihres Hochschulsystems zu sorgen. Das amerikanische System ist heute in einer Weise geschädigt, die die künftige Stärke und Stabilität der USA zutiefst bedroht. Es ist an der Zeit, es in Ordnung zu bringen. Aber die Gelegenheit, dies auf die klassische amerikanische Weise zu tun – durch die Schaffung von etwas Neuem, indem wir tatsächlich etwas aufbauen, anstatt “zurückzubauen” – ist eine inspirierende und aufregende Gelegenheit.

Eine Schule, die die Freiheit der Forschung zu einem wesentlichen Teil ihrer Identität macht, die Studenten auswählt, die sich als besonders vielversprechend für die Suche nach der Wahrheit erweisen, und die diese Studenten auf einen produktiven Disput vorbereitet … wäre inspirierend, eine Freude, sie zu besuchen, und ein Segen für die Gesellschaft.

Um Haidt und Lukianoff zu zitieren: “Eine Schule, die die Freiheit der Forschung zu einem wesentlichen Teil ihrer Identität macht, die Studenten auswählt, die sich als besonders vielversprechend für die Suche nach der Wahrheit erweisen, und die diese Studenten auf einen produktiven Disput vorbereitet … wäre inspirierend, eine Freude, sie zu besuchen, und ein Segen für die Gesellschaft.”

Das ist nicht die Art von Institution, die in “The Chair” persifliert wird. Es ist genau die Art von Institution, die wir heute brauchen.

Kontaktaufnahme mit dem Autor dieser Geschichte:

Niall Ferguson unter nferguson23@bloomberg.net

Dieser Artikel wurde von Alain Pichard aus dem Englischen übersetzt.

 

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Spannende Aufstellung im Tagesanzeiger: Coronabdingte Schulschliessungen weltweit https://condorcet.ch/2021/09/spannende-aufstellung-im-tagesanzeiger-coronabdingte-schulschliessungen-weltweit/ https://condorcet.ch/2021/09/spannende-aufstellung-im-tagesanzeiger-coronabdingte-schulschliessungen-weltweit/#respond Sun, 19 Sep 2021 10:37:37 +0000 https://condorcet.ch/?p=9333

Eine Auswertung der OECD, die im Tagesanzeiger veröffentlicht wurde, zeigt eine sehr unterschiedliche Handhabung der verschiedenen Länder beim Thema der Schulschliessungen. 

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Während des Lockdown im Frühjahr 2020 waren Kindergärten, Primar- und Sekundarschulen im Schnitt für 34 Unterrichtstage geschlossen.

Im internationalen Vergleich ist das wenig, wie ein Bericht zeigt, den die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Donnerstag veröffentlichte. Sie hat sich die Situation zwischen Januar 2020 und Mai 2021 in allen Mitgliedsstaaten sowie in Brasilien, England und Russland angeschaut.

Auf Primar- und Sekundarstufe hatten nur fünf respektive vier Staaten ihre Schulen noch kürzer zu als die Schweiz. Bei den Kindergärten gab es mehr Länder, die weniger restriktiv waren. Mit 34 geschlossenen Tagen (Ferien, Feiertage und Wochenenden nicht mitgezählt) liegt die Schweiz aber immer noch deutlich unter dem OECD-Durchschnitt von 55 Tagen.

Die Auswertung ergab: Je höher die Bildungsstufe, desto länger mussten die Schulen schliessen. Das trifft auf fast alle Länder zu, auch die Schweiz. Gymnasien, Fachmittel- und Berufsbildungsschulen (alle Sek II) waren 56 Tage zu, Universitäten und Fachhochschulen gar 129 Tage. Im OECD-Schnitt waren es jeweils gut 100 Tage. Auf Tertiärstufe war die Schweiz also ausnahmsweise restriktiver als die meisten Länder.

In der Schweiz setzte man vor allem auf Fernunterricht beziehungsweise Homeschooling. Ob dies funktionierte, ist umstritten. Eine Mehrheit der Schulleiterinnen und -leiter zog in einer Umfrage ein positives Fazit. Der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz war jedoch anderer Meinung. Einer Studie zufolge lernten die meisten Kinder im Lockdown weniger gut. Laut Katharina Maag Merki, Erziehungswissenschaftlerin an der Universität Zürich, hatten Primarschulen generell mehr Schwierigkeiten als Sekundarschulen. Herausfordernd war die Situation zudem für berufstätige Eltern und besonders für bildungsferne Familien.

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Aus der Schatzkiste: Norbert Bolz’ Dankesrede 2013 https://condorcet.ch/2020/03/aus-der-schatzkiste-norbert-bolz-dankesrede-2013/ https://condorcet.ch/2020/03/aus-der-schatzkiste-norbert-bolz-dankesrede-2013/#respond Wed, 18 Mar 2020 09:55:55 +0000 https://condorcet.ch/?p=4300

Professor Norbert Bolz, Berlin, Medienwissenschaftler, hielt 2013 eine bemerkenswerte Rede anlässlich der Verleihung des Tractat-Preises. Der bekennende Konservative spannt einen Bogen über Bologna, Kompetenzorientierung bis zum Anpassertum der heutigen Intellektuellen. Man muss nicht mit allem einverstanden sein, aber ein grosser Teil seiner Ausführungen entspricht auch unserer Einschätzung der Bildungsreformen.

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Nicht rechts. Nicht links. Nur dumm! https://condorcet.ch/2019/11/nicht-rechts-nicht-links-nur-dumm/ https://condorcet.ch/2019/11/nicht-rechts-nicht-links-nur-dumm/#respond Sun, 03 Nov 2019 12:52:43 +0000 https://condorcet.ch/?p=2637

Der gestandene Sozialdemokrat und Condorcet-Autor Roland Stark sorgt sich um die politische Diskussionskultur in unserer Gesellschaft. Dabei nimmt er völkisches Denken genau so ins Visier, wie die antidemokratischen Exzesse "linker" Gruppierungen. Weil viele dieser Unterdrückungsversuche neuerdings auch in Hochschulen stattfinden, ist der Bildungsbezug gegeben. Wo, wenn nicht an unseren Universitäten müssten Meinungen auch kontrovers diskutiert werden, fragt sich der Autor.

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„…wenn das in diesem Stil weitergeht, werde ich bald wieder mein Abo wechseln..“

Der Anlass für diese Drohung: In der „BaZ“ erschienen Kommentare, die sich kritisch mit der epidemischen Parkplatz-Hysterie der bürgerlichen Parteien und der Wirtschaftsverbände auseinandersetzten. Der empörte Online-Leserbriefschreiber H.M. kann diese Meinung offenbar nicht verkraften und sucht nun nach einer Zeitung, die ausschliesslich seine eigenen Positionen vertritt. Oder er führt künftig nur noch Selbstgespräche vor dem Spiegel.

Mit Köppels politischen Ansichten habe ich nichts zu tun

Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Deshalb gleich noch eine Vorbemerkung. Mit Roger Köppels politischen Ansichten habe ich nichts am Hut. Mit der braunlackierten AfD schon gar nicht. Entsprechende Verdächtigungen entbehren also jeder Grundlage.

Den Weltwoche-Schreibern wurde ohne erkennbares Fehlverhalten aufgrund ihrer politischen Gesinnung ein Restaurantverbot erteilt.

Traditionellerweise hält die Weltwoche-Crew ihre wöchentlichen Themensitzungen in der linken Zürcher Buch-Bar Sphères ab. Unmittelbar neben dem Sitz der Redaktion. Nachdem sich mehrere Gäste durch die rechtskonservativen Journalisten gestört fühlten und sich beim Personal beschwert hatten, wurde eine erneute Reservation nicht mehr entgegen genommen.  (TA, 25.10.2019)

Als Köppel, immerhin ein demokratisch gewählter Nationalrat, in den heiligen Hallen der Universität Basel auftrat, provozierte dieser Anlass, eigentlich eine Selbstverständlichkeit, sogar eine Interpellation im Parlament. Aus der  „linken“ Ecke notabene.

Leider muss man feststellen, dass die Bereitschaft, abweichende politische Meinungen zu ertragen, insbesondere in jenem gesellschaftlichen Spektrum schwindet, das in den Medien fälschlicherweise „links“ genannt wird. Die alarmierenden Beispiele häufen sich.

Bernd Luckes Vorlesung musste abgebrochen werden.
Bild: welt.de

Schauplatz Universität Hamburg. Dort lehrte früher der AfD-Gründer Bernd Lucke als Wirtschaftsprofessor. Nach seinem Parteiaustritt wirkte er einige Jahre als Europaabgeordneter in Brüssel. Eine Wiederaufnahme seiner Tätigkeit als Professor verhinderten Mitglieder des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) der Universität, indem sie zwei Vorlesungen von Lucke stürmten. „Nazischweine raus aus der Uni!“ und „Wir geben ihnen die Möglichkeit, den Saal friedlich zu verlassen“, wurde über ein Megafon verkündet. Beide Vorlesungen mussten abgebrochen werden.

 

Schauplatz Altes Rathaus Göttingen. Literaturherbst. Der frühere Innenminister  Thomas de Maizière will aus seinem Buch „Regieren. Innenansichten der Politik“ lesen. Eine selbsternannte „Basisdemokratische Linke“, teilweise vermummt, unterstützt von der Ortsgruppe Fridays for Future, blockierte das Gebäude und verhinderte den Anlass. Als Begründung wurde angegeben, de Maizière sei mitverantwortlich für das EU-Flüchtlingsabkommen mit der Türkei zur Eindämmung der Flüchtlingsströme auf de Balkan-Route.

Schauplatz Bern. Alain Pichard, Lehrer, ehemaliger GLP-Stadtrat und engagierter Kritiker unausgegorener Schulreformen wird als „schmieriger Polizeispitzel“, „Denunziant“, „Ratte“ und „Zwerg“ beschimpft, der „jetzt endlich bei den Rassisten gelandet ist, bei den Fremdenfeindlichen, also genau dort, wo er und seinesgleichen schon immer hingehört haben, beim politischen Abschaum.“

Diese Ausdrücke stammen nicht aus dem „Wörterbuch des Unmenschen“,  und wer bei der Bezeichnung „Abschaum“ an ein Donald Trump-Tweet denkt, liegt ebenso falsch.

Alex Gfeller, Schriftsteller, beschimpfte Condorcet-Autor Alain Pichard als Ratte, Polizeispitzel und politischen Abschaum.

Autor der widerlichen Beschimpfung ist vielmehr ein leibhaftiger Träger des Berner Literaturpreises. Alex Gfeller. Abgedruckt in seinen Tagebüchern. Band 1. (Books on Demand) Die Worte liegen nur knapp unterhalb der Grenze zur Gewaltaufforderung. Statt eines Proteststurms löste das Buch Begeisterung im Feuilleton aus.

 

Bundespräsident Steimmeier: “Das geht gar nicht!”
Bild: welt.de

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier findet zu dieser Art von „Gesprächskultur“ deutliche Worte: „Was wir nicht brauchen können, sind aggressive Gesprächsverhinderungen, Einschüchterung und Angriffe. (…) Andere zum Schweigen bringen zu wollen, nur weil sie das eigenen Weltbild irritieren, ist nicht akzeptabel.“ Schon gar nicht an Universitäten und in Hörsälen.

 

Zur DNA der demokratischen Linken gehört seit jeher der Einsatz für das Recht auf freie Meinungsäusserungsfreiheit. Unabhängig von der politischen Herkunft.

 

Wer sich an solchen Aktionen beteiligt oder sie auch nur stillschweigend billigt, darf sich nicht links nennen. Zur DNA der demokratischen Linken gehört seit jeher der Einsatz für das Recht auf freie Meinungsäusserungsfreiheit. Unabhängig von der politischen Herkunft.

Fast auf den Tag genau vor 50 Jahren hat der Sozialdemokrat Willy Brandt, ein Emigrant und Widerstandskämpfer unter den Nazis, in seiner ersten Regierungserklärung „ausserordentliche Geduld im Zuhören“ und eine „ausserordentliche Anstrengung, sich gegenseitig zu verstehen“ gefordert.

Man kann nicht behaupten, dass wir diesem Ziel in der Zwischenzeit näher gekommen sind.

Dieser Beitrag ist zuerst in der Basler Zeitung erschienen

 

 

 

Roland Stark

 

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