Cancel Culture - Condorcet https://condorcet.ch Bildungsperspektiven Tue, 10 Oct 2023 21:13:57 +0000 de-DE hourly 1 https://condorcet.ch/wp-content/uploads/2019/05/favicon-100x100.png Cancel Culture - Condorcet https://condorcet.ch 32 32 Freie Debatte unerwünscht https://condorcet.ch/2023/10/freie-debatte-unerwuenscht/ https://condorcet.ch/2023/10/freie-debatte-unerwuenscht/#comments Wed, 04 Oct 2023 04:58:41 +0000 https://condorcet.ch/?p=15065

Der Condorcet-Blog möchte einen Meinungsaustausch zu Bildungsfragen ermöglichen, wobei konträre Ansichten ausdrücklich erwünscht sind. Dies ist nicht selbstverständlich, da sich Interessierte zunehmend solchen Diskursen entziehen, wenn sie Beiträge lesen, die ihren Ansichten widersprechen. Dass dies auch in einem Land geschieht, das mit der Magna Charta und der Glorious Revolution den Weg für die westlichen Demokratien geebnet hat, lässt aufhorchen. Folgender Artikel von Anna Fazackerley im Guardian vom 01.Oktober 2023 schildert Beunruhigendes aus England. Condorcet-Autor Felix Schmutz hat ihn übersetzt.

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Es fühlte sich an wie Diktatur (1)

 Englische Unterrichtsexperten wehrten sich gegen die Anordnung der Regierung, sie am Reden zu hindern

Spezialisten, welche die offizielle Bildungspolitik kritisieren, behaupten, das Erziehungsministerium führe geheime Akten über sie.

Felix Schmutz, Baselland: Übersetzt einen Artikel des Guardian
Anna Fazackerley, Journalistin des Guardian: Systematische Überwachung durch das Erziehungsministerium.

Es geschah an einem Dienstag Abend im März, zwei Tage, bevor Ruth Swailes, eine Expertin in Früherziehung, nach Manchester reisen sollte, um an einer Konferenz zu sprechen. Nichts an der Veranstaltung – die Gründung einer von der Regierung finanzierten Austauschplattform zur Verbesserung der Erziehung von Kindern unter fünf Jahren – war ihr als kontrovers erschienen. Aber an jenem Abend öffnete sie ein Mail ihres Co-Referenten, Dr. Aaron Bradbury, das besagte, dass die Regierung sie beide von der Teilnahme an der Veranstaltung ausschliesse.

Ausserdem erklärte die Stiftung, die von mehreren Akademien unterstützt wird und die Konferenz organisierte, dass das Erziehungsministerium (EM) der ganzen Veranstaltung den Stecker ziehen wolle, da zwei ‘nicht genehme’ (unsuitable) Experten eine Plattform erhalten sollten.

«Es war schockierend», meint Swailes heute. «Ich schickte dem EM sofort eine Mail, aber sie sagten nur, sie würden sich mit mir in Verbindung setzen. Es fühlte sich alles an wie eine hinterhältige Intrige (cloak and dagger).

Die Organisatoren waren entsetzt – und hielten eisern daran fest, dass Swailes und Bradbury, Co-Autoren eines Bestsellers über die frühe Kindheit, die Erlaubnis zu sprechen erhalten sollten.

Ruth Swailes, Expertin in Früherziehung: Es war schockierend.

Nach etlichen Verhandlungen war das EM einverstanden, dass die Veranstaltung durchgeführt werden konnte, aber nur, wenn Swailes und Bradbury virtuell über Zoom erscheinen würden. Swailes vermutet, dies sei verlangt worden, damit die Behörden «uns abschalten könnten, wenn sie nicht mit uns einverstanden wären.»

Die Stiftung lehnte Zoom ab, indem sie geltend machte, dass sie nicht gut den 120 Kinderbetreuer(innen) das Weekend belegen und sie quer durchs Land reisen lassen könnten, um ihnen einfach nur einen Bildschirm vorzusetzen.

Nachdem Swailes und Bradbury das EM darüber informiert hatten, dass die Anwälte, die sie konsultiert hatten, ein düsteres Urteil abgäben über die Versuche, sie zum Schweigen zu bringen, erhielten die beiden Experten die Erlaubnis, persönlich reden zu dürfen. Aber Swailes bemerkt, dass ein höherer Regierungsbeamter aufkreuzte, um sie zu ‘überwachen’.

Bradbury, der damals das EM gerade über die Weiterbildung des Betreuungspersonals beriet, fand den Vorfall ‘traumatisch’. «Gesagt zu bekommen, dass wir diese Debatte nicht führen können, fühlte sich an, wie wenn wir in einer Diktatur und nicht in einer Demokratie leben würden», meint er.

Ich entdeckte, dass sie mich konsequent überwachten.

Auch Swailes war beunruhigt. Sie stellte einen Antrag auf Akteneinsicht, der das EM zwang, alle e-mails oder Dokumente, die ihren Namen enthielten, herauszugeben. Die Antwort war ‘unheimlich’, meinte sie, und öffnete eine ganze Pandorabüchse (can of worms) quer durch ihren Berufssektor, da andere Erziehungsfachleute, die ebenfalls dafür bekannt waren, ihre Meinung frei zu äussern, ihre eigenen Einsichtsanträge stellten.

«Ich entdeckte, dass sie mich konsequent überwachten», sagt Swailes. Die Akte, die sie sich verschafft hatte, hob Tweets hervor, in denen sie sich kritisch über Ofsted, das Schulinspektorat, äusserte. Die Akte vermerkte Fälle, in denen sie Tweets mit einem «like» versah, die Birth to 5 Matters (Die Zeit zwischen Geburt und fünf Jahren zählt), propagierten, einen Ratgeber, der von einem Zusammenschluss von Früherziehungsexperten, nicht aber von der Regierung verfasst worden war.  Ein e-mail nennt sie eine langjährige Kritikerin der regierungskonformen Früherziehung – etwas, was sie als unwahr bezeichnet.

Welche Leute auch immer Swailes auf Twitter (heute X) nachspürten – die Namen wurden unkenntlich gemacht, so dass sie keine Ahnung hatte -, diese Leute werden auch Beiträge über den Kampf ihres Mannes Pete mit dem tödlichen Krebs gesehen haben und über die Gruppe von Fremden und Freunden, die Bilder von ihren «schicken Socken» posteten, um ihn aufzuheitern.

«Als wir Regierungsvertreter trafen, um mit ihnen über ihren Versuch, uns am Reden zu hindern, zu sprechen, wies ich darauf hin, dass ich freischaffend und eine kürzlich verwitwete alleinerziehende Mutter sei», erklärt sie. «Ich sagte: «Ich habe zwei Töchter, und mein guter Ruf ist mein Lebensunterhalt, deshalb ist nichts von Ihrem Verhalten OK.»

Neun andere Erziehungsfachleute haben inzwischen ähnliche – oft sehr umfangreiche – Akten des EM aufgedeckt, die ihre Tweets und ihre kritischen Ansichten sammelten. Viele andere warten noch auf Bescheid.

Carmet O’Hagan, eine Beraterin und Expertin in modernen Fremdsprachen, sagt, die Lektüre ihrer 37 Seiten Korrespondenz über sie, welche auch eine Excel-Tabelle enthielt, mit wem sie verkehrte, sei «bedrückend und verletzend».

(1) https://www.theguardian.com/education/2023/sep/30/it-felt-like-a-dictatorship-uk-teaching-experts-hit-out-at-government-bid-to-cancel-them

 

 

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Fata Morgana Verbotsgesellschaft https://condorcet.ch/2023/10/fata-morgana-verbotsgesellschaft/ https://condorcet.ch/2023/10/fata-morgana-verbotsgesellschaft/#comments Tue, 03 Oct 2023 15:54:53 +0000 https://condorcet.ch/?p=15059

Condorcet-Autor Roland Stark empfindet die Debatte um die angebliche Einschränkung der Meinungsfreiheit als weit überzogen und appeliert an das Gemeinschaftsgefühl.

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Schon ein flüchtiger Blick in die Medien oder auf die «Sünneli»-Propaganda für die Wahlen im Herbst lässt Schlimmes befürchten. Wir staunen: In den 175 Jahren seit der Gründung der modernen Schweiz 1848 wurden unsere Freiheitsrechte immer stärker eingeschränkt. Selbst ein kluger Kopf wie Eric Guyer, Chefredaktor der Neuen Zürcher Zeitung, behauptet allen Ernstes, die Gesellschaft mutiere zur Erziehungsanstalt, welche ihren Insassen beibringe, welches Auto sie fahren, welche Heizung sie benutzen und wie sie korrekt sprechen sollen. (NZZ, 28.7.2023).

Roland Stark, ehem. SP-Parteipräsident der Sektion Basel-Stadt, Heilpädagoge und Vorstandsmitglied des Condorcet-Trägervereins: Eine Diskussionskultur ohne Mass und Vernunft.

Heute erregen Bettler, Klima-Kleber und Gendersterne die Gemüter. Früher waren es Fremdarbeiter («Tschinggen») oder langhaarige 68er («ab nach Moskau»), die als Reize funktionierten wie beim Pawlow’schen Hund, dem der Speichel bereits floss, wenn er nur den Klang der Glocke hörte, die das baldige Essen ankündigte.

Angeblich – oder tatsächlich – sind in den vergangenen Jahrzehnten unzählige Gesetze und Verordnungen beschlossen worden, die offenbar grosse Teile der Bevölkerung in tiefstes Unglück stürzten. Rauchverbot in Restaurants, Vermummungsverbot, Indianer, Eskimos und Kaminfeger sind aus Spielen, Kinderbüchern und Liedern verbannt, Lehrkräfte dürfen ihre Zöglinge nicht mehr schlagen oder mit Kreiden bewerfen, AKW’s, Gasheizungen und Fleisch auf dem Teller sind bald Geschichte. Selbst die Bezeichnungen «Mutter» und «Vater» sind akut gefährdet. Bäckereien verwandelten «Meitlibei» in «Glücksbringer».

Aus “Meitschibei” wird “Glücksbringer”

Noch härter getroffen hat es aber die Autofahrerinnen und Autofahrer; ihr Ansehen rangiert unterdessen am untersten Ende der politischen Nahrungskette. Der Airbag wurde Pflicht, das Gutenobligatorium eingeführt, ein Tempolimit auf Autobahnen. Hunderte Parkplätze vernichtet, zuerst am Barfi, in der Freien Strasse, dann auf dem Marktplatz und dem Münsterplatz. Und nun auch noch in den Quartierstrassen. Dazu Tempo 30, nicht nur vor Kindergärten, sondern gleich flächendeckend. Rücksichtslose Velofahrerinnen und Velofahrer, Baustellen, Staus, Ampeln und Umleitungen behindern die freie Fahrt.

Über 30 Jahre vor Eric Guyer hatte schon Friedrich Dürrenmatt, in seiner provokanten Rede zu Ehren Vaclav Havels, den Zustand unseres Landes sinngleich beschrieben:

«Die Gefängnisverwaltung, die alles gesetzlich zu regeln versucht, behaupet, das Gefängnis befinde sich in keiner Krise, die Gefangenen seien frei, insofern sie echte gefängnisverwaltungstreue Gefangene seien, während viele Gefangene der Meinung sind, das Gefängnis befinde sich in einer Krise, weil die Gefangenen nicht frei seien, sondern Gefangene.» (22.11.1990)

Die alllwissende Suchmaschine Google nennt auf Anfrage das Stichwort Verbotsgesellschaft 3430 mal: «Sind wir auf dem Weg in die Verbotsgesellschaft?», «Wie die Verbotsgesellschaft den Bürger entmündigt», «Signal gegen eine ausufernde Verbotsgesellschaft», «Im Eiltempo unterwegs zur Verbotsgesellschaft», «Der Irrweg in die Verbotsgesellschaft» usw. usf. Blättert man in den Texten, erkennt man sogleich ein riesiges Tohuwabohu, einen wirren Mix aus vernünftigen, überflüssigen und erfundenen Regeln. Im selben Topf finden sich etwa Tempolimits, Rauchverbote auf Spielplätzen, verkehrsbefreite Innenstädte, Mieterschutz, Maskenpflicht, Solarheizungen auf Dächern, Kleidervorschriften an Schulen, Handyverbot im Klassenzimmer, Gendersprache in der Verwaltung. Wer in einigen Jahren zurückblickt, schaut verwundert und erschreckt auf eine Gesellschaft ausser Rand und Band und eine Diskussionskultur ohne Mass und Vernunft.

Es ist ein eigentümlich narzisstisches Verständnis von Freiheit, wenn jede Regel, die Rücksicht auf andere, jedes Gesetz, das mit Blick auf das Gemeinwohl mir individuell etwas abverlangt, jede Norm, die zum Schutz von Personen oder Institutionen oder der Natur erlassen wird, kategorisch abgelehnt und als mutmassliche Repression umgedeutet wird.

Carolin Emcke, Autorin: Jede Selbstbeschränkung als Zumutung?

Vielleicht liest aber auch jemand nachträglich die Kolumne von Carolin Emcke unter dem Titel «Die Maulhelden» in der Süddeutschen Zeitung:

 «Es ist ein eigentümlich narzisstisches Verständnis von Freiheit, wenn jede Regel, die Rücksicht auf andere, jedes Gesetz, das mit Blick auf das Gemeinwohl mir individuell etwas abverlangt, jede Norm, die zum Schutz von Personen oder Institutionen oder der Natur erlassen wird, kategorisch abgelehnt und als mutmassliche Repression umgedeutet wird. Jede Achtung vor anderen, jede Selbstbeschränkung, jedes Einhegen von eigenen Ansprüchen wird da schon mit infantilem Geplärre als Zumutung behauptet. Man könnte es für einen populistischen Kinder-Zirkus halten, was da gerade aufgeführt wird, wenn es nicht so gefährlich wäre in der Absage an demokratische Verbindlichkeit und Solidarität.» (SZ, 26.8.2023)

 Der Krieg in der Ukraine, Corona, die Klimakrise, Flüchtlinge, wirtschaftliche und soziale Abstiegsängste und Umweltzerstörungen verunsichern viele Menschen und liefern Vereinfachern, Demagogen und Populisten reichlich Futter für ihre Hasspredigten und ideologischen Feldzüge.

Die immensen Herausforderungen sind  jedoch nur zu bewältigen, wenn sich die Gesellschaft auf Regeln des Zusammenhalts und der Rücksichtsnahme verständigt. Das nennt man Demokratie. Politik und Medien sind gefordet. In erster Linie aber steht jede und jeder Einzelne in der Verantwortung. In Wort und Tat.

Dieser Artikel ist zuerst im bajour erschienen, 2. Oktober 2023

 

 

 

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“Die woke Cancel-Culture lähmt Fortschritt und Entwicklung, schläfert Schüler ein und macht den Lehrberuf madig” https://condorcet.ch/2023/09/die-woke-cancel-culture-laehmt-fortschritt-und-entwicklung-schlaefert-schueler-ein-und-macht-den-lehrberuf-madig/ https://condorcet.ch/2023/09/die-woke-cancel-culture-laehmt-fortschritt-und-entwicklung-schlaefert-schueler-ein-und-macht-den-lehrberuf-madig/#respond Mon, 25 Sep 2023 05:52:10 +0000 https://condorcet.ch/?p=14996

Ogi-Französisch, Rastalocken und das woke Minenfeld – Betrachtungen eines alten, weissen Mannes. Gerd Dönni unterrichtet seit 1991 am Kollegium Spiritus Sanctus Brig die Fächer Latein, Englisch und Geschichte. Unter seinen ehemaligen Schülern findet sich vom SVP-Nationalrat, Mitte-Fraktionschef des Grossrates bis zum Grünen-Kantonalpräsidenten und der queeren Aktivistin alles. Dieser Artikel ist zuerst in der NZZ erschienen.

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Bundesrat Ogis Französisch: charmant und authentisch, Bundesrätin Amherds Ausführungen in Hochdeutsch: autochthon wie Walliser Weisswein. Und doch freue ich mich als Englischlehrer, dass Joel, geboren und aufgewachsen in Zermatt, mit einem fast perfekten Cockney-Akzent parliert und Sara, aus einem anderen Walliser Seitental mit langem Zufahrtsweg, Amerikanisch mit «blaccent» redet, als lebte sie in der Bronx. Besorgten Eltern sei gesagt, dass Netflix-Serien und Gaming, in Massen konsumiert, erfreuliche Nebenwirkungen haben können.

Das Niveau, das viele Schüler, nicht nur des Kollegiums Brig, gerade im Fach Englisch erreichen, ist phantastisch. Freilich, dürfen Sara und Joel in der politisch korrektelnden Schweiz so klingen? War da nicht einmal ein Konzert, das abgesagt wurde, weil sich Schweizer erdreisteten, Rasta-Locken zu tragen? Ein unerhörtes Vergehen, im Katechismus der Postmoderne als kulturelle Aneignung gebrandmarkt und aufgeführt unter den himmelschreienden Sünden. Somit, Joel und Sara, muss ich als Lehrer eingreifen und euch auf bundesrätliche Aussprache trimmen, da es nicht angeht, dass ihr als privilegierte Schweizer den Akzent unterdrückter Minderheiten annehmt.

Absurd? Klar!

Nun unterrichtet Sara und Joel kein gewokter Jungspund, sondern ein alter, weisser Mann (huch!), ein Relikt aus der Zeit, als man schwarze Tafeln noch mit weisser Kreide beschrieb und sich nichts Politisches dabei dachte – Kreidezeit eben. Auch nach 32 Jahren im Beruf betrete ich mit sehr viel Freude jeden Morgen mein Zimmer (meistens finde ich es), und das an einer tollen Schule, die nicht trotz, sondern wegen 360 Jahren Geschichte und Tradition jung und dynamisch geblieben ist. Die Jugendlichen unseres Kollegiums sind offen, interessiert, verspielt, unbekümmert.

Sollte die Diskussion einmal doch schleppend sein, so brauche ich nur meine stockkonservative Meinung kundzutun, und die Fetzen fliegen – und am Schluss mögen wir uns immer noch und lächeln uns versöhnt an.

Nein, das Kollegium Brig mit dem bescheidenen Namen Spiritus Sanctus ist kein Paradies von Heiligen, auch hier gibt es rotznäsige Leistungsflüchtlinge, maulige Teenager, vorlaute Bengels und freche Gören. Aber gerade dadurch ergeben sich die vielen erfrischenden Debatten der Jugendlichen, geführt in gegenseitigem Respekt, in denen alle Meinungen im gesetzlichen Rahmen gesagt werden dürfen, ohne dass der andere als Mensch niedergeknüppelt wird.

Sie leben vielleicht noch den Geist des heiligen Augustinus, der dazu ermunterte, den Irrtum zu töten, den Irrenden aber zu lieben. Sollte die Diskussion einmal doch schleppend sein, so brauche ich nur meine stockkonservative Meinung kundzutun, und die Fetzen fliegen – und am Schluss mögen wir uns immer noch und lächeln uns versöhnt an.

Umso grösser meine Bedenken, als ich kürzlich in der «NZZ am Sonntag» einen Artikel las über das Lachverhalten von Gymnasiasten an einer Zürcher Schule. Worüber man vor zwanzig Jahren herzhaft prustete, das scheint nun Schockstarre auszulösen. Humor steht unter Generalverdacht, Lachen wird zum Indiz, xenophob, biphob, ableistophob, fatphob, irgendwasphob zu sein.

Lauter Probleme

Zuwanderung, Polarisierung oder Stadt-Land-Graben: Die Schweiz hat verschiedene Herausforderungen zu bewältigen. In einer Artikelserie widmen sich verschiedene Persönlichkeiten – bekannte und weniger bekannte – einem Problem, das es zu lösen gilt.

Die Zwangsjacke schmallippiger Ideologien wurde schon viel zu oft um Jugendliche gezurrt. Bitte keine neue Inquisition im Schulzimmer, sogar wir traditionsbewussten Katholiken haben die Scheiterhaufen abgeschafft. Auch das Stresslevel vieler Lehrpersonen bewegt sich im tiefroten Bereich, insbesondere die Newcomer, an den Unis auf Political Correctness getrimmt, erfahren das Schulzimmer zu oft als Ort gequälten Eiertanzes oder gar als wokes Minenfeld.

Humor steht unter Generalverdacht, Lachen wird zum Indiz, xenophob, biphob, ableistophob, fatphob, irgendwasphob zu sein.

Was darf man überhaupt noch sagen, ohne dass die Übersensiblen den Unerleuchteten umstellen wie eine Meute Wölfe ein Walliser Schaf und die Leserbriefspalten vor Empörung zu dampfen beginnen? Lehrer sein ist, auch und gerade zu Beginn, aufreibend genug. Da braucht es nicht noch Wokeismus als dräuendes Damoklesschwert, das am Gender-Sternchen-Faden über dem Lehrerpult baumelt.

Schule braucht Konsens, Kompromiss, Ausgleich, Verständnis und Wohlwollen (und gut sind wir in der Schweiz damit gefahren), keine giftelnde Gehässigkeit, keine sprungbereite Feindseligkeit, kein schrilles Denunzieren. Entstanden aus edlen Motiven und guten Gründen – Kampf gegen Diskriminierung und Herabsetzung des Anderen –, ist Wokeness zu Wokeismus mutiert, der wie alle Ideologien totalitär, eifernd, intolerant und – das Schlimmste – völlig humorlos ist. Je mehr wir unsere Schüler gängeln und je länger der Index der verbotenen Bücher, Ideen, sogar Wörter wird, umso stickiger, langweiliger, öder und banaler wird das Klima an einer Schule.

Athen hat unsere Kultur geprägt mit Philosophie und Offenheit, nicht Sparta mit Gleichschritt und Zwang. Ja, Amerika ist Stoff für eine Tragikomödie mit einem Irren und einem Senilen als Protagonisten, aber wer möchte nicht lieber dort leben als in Russland oder China? Am liebsten aber lebe ich in der Schweiz, diesem wunderbaren Land, klein, manchmal kleinkariert, sauber, manchmal bünzlig, neutral, manchmal feige, vor allem aber ein bunter Haufen von Kantonen, Sprachen, Religionen, Überzeugungen.

Bitte keine neue Inquisition im Schulzimmer, sogar wir traditionsbewussten Katholiken haben die Scheiterhaufen abgeschafft.

Die woke Cancel-Culture lähmt Fortschritt und Entwicklung, schläfert Schüler ein und macht den Lehrberuf madig. Bleiben wir die Schweiz, die in ihren Traditionen und ihrer Vielfalt kunterbunter ist als jeder Regenbogen. In dieser schillernden Schweiz muss es Platz haben für woke Veganer genauso wie für urige Sennen in Rastalocken, Kids, die Indianerlis spielen, Lehrer, die nicht gendern und, natürlich, für Cockney-Joel und Bronx-Sara.

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«Die Geschichte eines Sprechverbots: An der Uni wird wieder der bestraft, der anders denkt» – Eine Replik https://condorcet.ch/2023/08/die-geschichte-eines-sprechverbots-an-der-uni-wird-wieder-der-bestraft-der-anders-denkt-eine-replik/ https://condorcet.ch/2023/08/die-geschichte-eines-sprechverbots-an-der-uni-wird-wieder-der-bestraft-der-anders-denkt-eine-replik/#comments Tue, 01 Aug 2023 12:21:53 +0000 https://condorcet.ch/?p=14723 Dem Artikel von Jan Fleischhauer ist inhaltlich nichts hinzuzufügen. Die beschriebene Begebenheit ist empörend und seine Kritik daran unbedingt angebracht. Das Thema «Cancel Culture» ist ansonsten kontrovers und polarisiert. Die unterschiedlichen Haltungen dazu gehen folglich in die zwei Hauptrichtungen der Ablehnung und der Negierung. Insofern könnte man den Text kommentarlos als weiteren Beitrag zur Thematik stehen lassen. Das Ende von Fleischhauers Text und die dortige Inkonsequenz allerdings lassen aufhorchen. Der Schluss hat es bei näherer Betrachtung und losgelöst vom thematisierten Gegenstand in sich. Eine Replik von Condorcet-Autor Felix Hoffmann.

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Felix Hoffmann, BL, Sekundarlehrer, Condorcet-Autor: Rhetorisch äusserst geschickt.

«Als die deutsche Professorenschaft 1934 aufgefordert wurde, einen Eid auf Adolf Hitler abzulegen, gab es lediglich zwei Hochschullehrer, die diesen verweigerten. (…) Manchmal lohnt es, sich vorzustellen, wie sich Menschen in einer anderen Zeit in einem anderen System verhalten hätten. Wer in Erlangen studiert, hat nun eine begründete Vermutung, was seine Professoren, angeführt von dem Dekan Rainer Trinczek, angeht.»

Hält man sich an den Nietzsche-Grundsatz des Condorcet-Blogs, wonach jedes Sehen perspektivisches Sehen ist, eröffnen sich einem zumindest zwei Perspektiven, auf die es sich lohnt, näher einzugehen.

Aus der einen betrachtet, zeugt es von Intelligenz sowie stilistischer Eleganz und sprachlicher Kunstfertigkeit, ein heisses Eisen nicht anzufassen, sondern es lediglich anzudeuten, und zwar so, dass augenblicklich klar ist, was nicht gesagt, aber eben – vermeintlich – gemeint ist. Der Vorteil der Andeutung für Fleischhauer besteht darin, dass er sich schlecht beim Wort nehmen lässt, da er selbiges vermeidet, und zwar aus gutem Grunde. Gemeint ist natürlich der deutsche Nationalsozialismus der Dreissigerjahre, womit wir uns der zweiten Perspektive und dem oben erwähnten heissen Eisen nähern.

Jan Fleischhauer, Kolumnist, bezichtigt die Uni-Professoren der Feigheit

Letzteres besteht einerseits darin, dass Fleischhauer – eben nur andeutungsweise – die gesamte Professorenschaft der Uni Erlangen dem Verdacht der Feigheit aussetzt, eben jener Feigheit, der auch schon die Professoren unter Adolf Hitler offenbar unterlagen. Fleischhauer tut dies rhetorisch äusserst geschickt nicht über eine explizit bezichtigte Mutlosigkeit, sondern indem er einer anonymen Studentenschaft eine «begründete Vermutung» unterjubelt. Diese trotz aller eindrücklichen Rhetorik pauschalisierende Unterstellung geschieht möglicherweise auch noch ohne Wissen darüber, welcher der dortigen ProfessorInnen in die thematisierte Angelegenheit eingeweiht war und somit allenfalls in der Lage gewesen wäre zu reagieren. Überdies vergleicht Fleischhauer andererseits die heutige Cancel Culture – eben auch wieder nur andeutungsweise – mit dem damaligen Nationalsozialismus, der notabene mit der industriellen Vernichtung von rund sechs Millionen Menschen endete. Zur Erinnerung: In der vorliegenden Angelegenheit geht es um eine unbegründete Ausladung eines Professors.

Abgesehen vom oft bemühten Argument der Verharmlosung des Holocausts und ungeachtet dessen, dass Fleischhauer durch seinen angedeuteten Vergleich mit Kanonen auf Spatzen schiesst, stellt sich die Frage, warum er lediglich im Bereich der Andeutungen verharrt, anstatt klar Stellung zu beziehen und das Kind beim Namen zu nennen. Eine mögliche Antwort darauf gibt er selbst:

«Manchmal lohnt es, sich vorzustellen, wie sich Menschen in einer anderen Zeit in einem anderen System verhalten hätten.»

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Die Geschichte eines Sprechverbots: An der Uni wird wieder der bestraft, der anders denkt https://condorcet.ch/2023/07/die-geschichte-eines-sprechverbots-an-der-uni-wird-wieder-der-bestraft-der-anders-denkt/ https://condorcet.ch/2023/07/die-geschichte-eines-sprechverbots-an-der-uni-wird-wieder-der-bestraft-der-anders-denkt/#comments Sat, 29 Jul 2023 15:49:56 +0000 https://condorcet.ch/?p=14663

Der Condorcet-Blog wurde seinerzeit gegründet, weil seine Initiatoren der Meinung waren, es werden in den Medien, in den PH’s, in der Verwaltung und in den Parteien nicht mehr alle Meinungen abgebildet oder zugelassen. Ausserdem würde sehr oft versucht, umstrittene Personen mit „Kontaktschuld“ und Etikettierung aus dem Diskurs fernzuhalten. Vier Jahre nach der Gründung unseres Bildungsblogs müssen wir feststellen, dass die Problematik der „Cancel culture“ um sich greift. Wenn verlangt wird, dass Professorinnen, die sogenannt missliebige Studien veröffentlichen, von ihrer Fakultät entlassen oder namhafte Wissenschaftler mit unpopulären Meinungen am Auftreten gehindert werden, müssen wir das klar benennen und uns dagegen wehren. Es widerspricht unseren Prinzipien einer offenen und freien Debatte. Von Anfang an suchten wir immer den Dialog mit Persönlichkeiten, die auch andere Überzeugungen haben und bemühten uns um das Prinzip „Rede und Gegenrede“. In keinem Milieu gedeiht die Einengung des Diskurses so prächtig wie an den Universitäten. Das Verrückte dabei ist: Niemand ist in Deutschland und in der Schweiz so abgesichert wie ein auf Lebenszeit berufener Hochschullehrer. Es kann ihm nichts passieren, wenn er sich querlegt oder einfach nur das macht, was er für richtig hält. Und dennoch ziehen alle sofort den Kopf ein, wenn Ärger droht. Jan Fleischhauer berichtet im Fokus von einem Fall an der Uni Erlangen.

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Von der Cancel Culture behaupten einige Leute hartnäckig, es gebe sie gar nicht. Was ist dann bloß an der Universität Erlangen passiert, wo gerade einer der bekanntesten Althistoriker Deutschlands ausgeladen wurde? Die Alte Geschichte ist eine stille Wissenschaft. Die Gegenstände, mit denen sie sich beschäftigt, sind seit Langem tot. Tote Völker, tote Steine, tote Sprachen. Nichts, womit man Aufregung oder gar Empörung auslösen könnte. Sollte man meinen.

Gastautor Jan Fleischhauer

Wie man sich doch täuschen kann. Vor zwei Wochen war der Althistoriker Egon Flaig an die Universität Erlangen eingeladen, um mit einem Abendvortrag ein Symposium zum Thema „Freiheit“ zu eröffnen. Flaig ist einer der wenigen Vertreter seines Fachs, die auch außerhalb der Fachwelt bekannt sind. Bis zu seiner Emeritierung hatte er den Lehrstuhl für Alte Geschichte in Rostock inne, noch immer ist er regelmäßig in großen Zeitungen mit Aufsätzen vertreten.

Eingefahrene Denkweisen herausfordern, sich mit Tatsachen beschäftigen, auch wenn sie unangenehm sind, den Diskurs ins Freie führen – das ist die vornehme Aufgabe der Universität.

Vor wenigen Monaten erst erschien von ihm ein viel beachteter Text, mit dem er sich in die Postkolonialismus-Debatte einmischte. Flaig wies in dem Artikel darauf hin, dass der Sklavenhandel nicht nur weiße, sondern auch schwarze Täter kannte – und auch weiße Opfer. Eine Million Europäer haben die Araber in die Sklaverei geführt, eine Zahl, die zeigt, dass der Wunsch nach historischer Wiedergutmachung nicht so leicht zu erfüllen ist, wie manche meinen.

Was wäre ein besserer Ort, um über historische Perspektiven zu debattieren, als eine Hochschule? Eingefahrene Denkweisen herausfordern, sich mit Tatsachen beschäftigen, auch wenn sie unangenehm sind, den Diskurs ins Freie führen – das ist die vornehme Aufgabe der Universität.

Was wäre ein besserer Ort, um über historische Perspektiven zu debattieren, als eine Hochschule? Eingefahrene Denkweisen herausfordern, sich mit Tatsachen beschäftigen, auch wenn sie unangenehm sind, den Diskurs ins Freie führen – das ist die vornehme Aufgabe der Universität. Dafür wird die akademische Welt vom Staat mit viel Geld ausgestattet. Dafür genießen Professoren eine materielle Absicherung, die ihresgleichen sucht.

Universität zieht Einladung zurück

Eine Woche vor dem geplanten Auftritt in Erlangen erreichte Flaig ein Schreiben des Professors, der ihn eingeladen hatte, des Archäologen Andreas Grüner. Mit dem größten Bedauern sehe er sich gezwungen, die Einladung zurückzuziehen, schrieb Grüner.

Was war geschehen? Das fragte sich auch Flaig und bat um Rückruf. Am Telefon darauf: Ein zerknirschter Kollege, der beteuerte, wie leid ihm alles tue. Man habe sich schon sehr auf den Vortrag gefreut, aber dann habe sich der Dekan der Universität eingeschaltet, ob man wirklich einem wie Flaig eine Plattform bieten wolle?  In einem weiteren Schreiben aus dem Dekanat hieß es, das Meinungsbild innerhalb der Fakultät sei eindeutig. Die Gründe? Im Unklaren.

Professor fürchtet sich vor „Repressalien“

Auf Flaigs Hinweis, als Professor stehe Grüner doch frei zu entscheiden, wen er einlade und wen nicht, bat dieser noch einmal um Entschuldigung. Er müsse an die jungen Leute denken. Würde er bei seiner Einladung bleiben, würde das möglicherweise Kreise ziehen und die wissenschaftlichen Mitarbeiter Repressalien aussetzen. Es täte ihm furchtbar, furchtbar leid, aber ihm bleibe keine andere Wahl.

Der Kolumnist Harald Martenstein hat neulich darauf hingewiesen, dass es sich bei der Cancel Culture wie mit der Stadt Bielefeld verhält, von der Spaßvögel auch behaupten, es gebe sie gar nicht.  Parallel zur Praxis der Cancel Culture hat sich ein regelrechter Wissenschaftszweig etabliert, der die Cancel Culture als Hirngespinst betrachtet. Wäre der Begriff nicht schon anderweitig vergeben, würde man von Cancel-Culture-Leugnern sprechen.

Ist die Cancel Culture doch nur Einbildung?

Der bekannteste Vertreter der neuen Profession ist der Literaturwissenschaftler Adrian Daub. Daub hat ein ganzes Buch vorgelegt, dass die Cancel Culture zu einem Missverständnis erklärt. Es wollten heute halt auch Leute mitreden, die bis eben noch ausgeschlossen gewesen seien, Frauen, Schwarze, Transmenschen. Das führe bei den etablierten Diskursanführern zu einem Störgefühl, das sie mit Cancel Culture verwechselten. Alles also Einbildung? Ich neige in der Sache eher zu Martenstein. Dafür laufen da draußen, wie er sagen würde, nicht nur zu viele Bielefelder, sondern auch Gecancelte herum.

Die akademische Welt ist derzeit der heißeste Frontabschnitt im Kampf um die Meinungsfreiheit. Der Fall Flaig ist dabei so interessant, weil er die Grenze verschiebt, von der offenen Auseinandersetzung ins Heimliche und Verdeckte. Bis heute ist unklar, woher die Initiative zur Ausladung kam. War es der AStA, der sich beschwerte? Oder ein Kollege, der fand, dass jemand, der daran erinnert, dass der Sklavenhandel auch schwarze Nutznießer hatte, nicht nach Erlangen passt?

Die akademische Welt ist derzeit der heißeste Frontabschnitt im Kampf um die Meinungsfreiheit.

Oder war es am Ende eine einsame Entscheidung des Dekans, der schlechte Presse fürchtete? All das liegt im Unklaren. Es gibt noch nicht einmal eine Begründung, weshalb Flaig in Erlangen unerwünscht ist. Publik gemacht hat den Fall der ehemalige SPD-Kultusminister von Mecklenburg-Vorpommern Mathias Brodkorb. „Akademischer Suizid?“ lautete die Überschrift seines Artikels in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Heute ist das ein Todesurteil

Aber auch Brodkorb gegenüber wollte die Universität nicht sagen, warum sie ihren Gast wieder ausgeladen hat. Der Dekan beruft sich auf Vertraulichkeit. Das ist nicht nur feige – dem Betroffenen wird so jede Möglichkeit genommen, sich gegen die Rufschädigung zur Wehr zu setzen. Wie soll man sich gegen einen Vorwurf verteidigen, den man nicht kennt?

Man darf sich nicht vertun: Eine Ausladung wie die in Erlangen hat Folgen. Andere Fakultäten werden sich gut überlegen, ob sie noch eine Einladung aussprechen. Es braucht nicht viel, um sich das Gespräch vorzustellen. „Ach, muss es der XY sein? Der ist doch so umstritten. Lass uns jemand anderes nehmen.“ Die Zeit, als umstritten zu sein, noch ein Grund war, jemanden erst recht zu bitten, ist lange vorbei. Heute ist das ein Todesurteil.

Universitäten legen den freien Diskurs in Ketten. Auch jenen über den Sklavenhandel.

Das ist das Gemeine: Wenn man gar nicht erst eingeladen wird, braucht es anschließend keine Ausladung mehr. Dann ist man gecancelt, ohne beweisen zu können, dass man gecancelt wurde. Genauso ist es auch bezweckt. Es versteht sich von selbst, dass alles im Namen der Meinungsfreiheit geschieht. Die Suspendierung der Freiheit, um die Freiheit zu garantieren, das ist der eigentliche Twist.

Vor Jahren erhielt ich einen Anruf meines Freundes Henryk M. Broder, ob ich am nächsten Tag in London sein könne. Die „German Society“ an der London School of Economics hatte Broder, den langjährigen „Spiegel“-Kulturchef Hellmuth Karasek und den gerade als Bestsellerautor hervorgetretenen Bundesbanker Thilo Sarrazin zu einer Podiumsdiskussion eingeladen.

Eigentlich hätte die damalige ZDF-Korrespondentin die Diskussion moderieren sollen, aber die hatte plötzlich kalte Füße bekommen. Also saß ich am kommenden Tag im Flugzeug. Am Nachmittag fand ich mich mit dem gut gelaunten Broder und seinen beiden Mitstreitern vor Ort ein. Doch dann trat ein Vertreter der Universität an uns heran.

„Free Speech Aktivisten“ schaden dem freien Diskurs

Die „Free Speech Group“ der London School of Economics hatte Protest angemeldet. Sarrazin und Broder seien „Provokateure“, deren „Unwissenschaftlichkeit“ dem freien Diskurs schade. Dem Argument folgend, dass die Ausübung der freien Rede nachteilige Folgen haben könne, hatte die Verwaltung die Nutzung des Hörsaals untersagt.

Die Diskussion fand dann doch noch statt, im Ballsaal des nahe gelegenen „Waldorf Hilton“. Der Vorsitzende der German Society Marc Fielmann, Sohn des bekannten Brillenhändlers, verfügte über die nötigen Kontakte. So war es am Ende eine Hotelkette, die die Ausübung der Meinungsfreiheit sicherstellte, gegen die Free-Speech-Aktivisten.

So war es am Ende eine Hotelkette, die die Ausübung der Meinungsfreiheit sicherstellte, gegen die Free-Speech-Aktivisten.

Der deutsche Professor war noch nie ein großer Kämpfer für die Freiheit. Man soll mit historischen Vergleichen vorsichtig sein, aber an dieser Stelle muss man es vielleicht doch erwähnen:  Als die deutsche Professorenschaft 1934 aufgefordert wurde, einen Eid auf Adolf Hitler abzulegen, gab es lediglich zwei Hochschullehrer, die diesen verweigerten. Der eine war der Theologe Karl Barth, der war allerdings Schweizer. Der andere war Kurt von Fritz, Professor für Altgriechisch an der Universität Rostock.

Manchmal lohnt es, sich vorzustellen, wie sich Menschen in einer anderen Zeit in einem anderen System verhalten hätten. Wer in Erlangen studiert, hat nun eine begründete Vermutung, was seine Professoren, angeführt von dem Dekan Rainer Trinczek, angeht.

 

Lesen Sie dazu auch: https://condorcet.ch/2023/05/die-ethnologin-susanne-schroeter-steht-unter-druck-wissenschaft-ist-auch-eine-charakterfrage/

 

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Einen Diskurs totschlagen – was man tun kann, damit man auf die Argumente eines anderen gar nicht erst eingehen muss https://condorcet.ch/2023/01/einen-diskurs-totschlagen-was-man-tun-kann-damit-man-auf-die-argumente-eines-anderen-gar-nicht-erst-eingehen-muss/ https://condorcet.ch/2023/01/einen-diskurs-totschlagen-was-man-tun-kann-damit-man-auf-die-argumente-eines-anderen-gar-nicht-erst-eingehen-muss/#comments Mon, 23 Jan 2023 19:44:35 +0000 https://condorcet.ch/?p=12916

In einem offenen Gespräch mit guten Argumenten um Klarheit in der Sache ringen, das war einmal. Der postmodern-poststrukturalistische Diskurs hat allerlei Methoden hervorgebracht, einen Austausch im Dienst der Aufklärung zu verhindern. Eine Entwicklung, die auch viele, die im Condorcet-Blog mitarbeiten, am eigenen Leibe erlebt haben. Im Condorcet-Blog gibt es diesen Diskursblocker nicht, im Gegenteil. Eduard Käser hat uns die Methoden der Diskursverhinderung fein säuberlich analysiert. Der Artikel ist zuerst in der NZZ erschienen.

Dieser Blog wurde nicht von ungefähr gegründet. Hier haben sich Leute zusammengefunden, denen diese Art Diskursverweigerung in Bildungsthemen auf den Nerv gegangen ist. Und wir können dafür bürgen, der nun folgende Leitfaden von Eduard Käser gilt für uns nicht.

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Eduard Kaeser, Philosoph, Physiker und Publizist

Rhetorik ist die listige Schwester der Logik. Sie tut so, als argumentiere sie zwingend, dabei will sie vor allem eines: manipulieren. Sie kann auch Gespräche totschlagen. Hier eine kleine Auswahl von Keulen, die gegenwärtig im Schwange sind.

Zwischen zwei Personen, A und B, spielt sich folgende Diskussion ab.

A: «Ich finde die Hinrichtung von Homosexuellen in Iran eine gottverdammte Schande!»

B: «Wie wagst du es, ein solch schlimmes Wort zu gebrauchen!»

A: «Glaubst du nicht auch, dass das Töten von Menschen schlimmer ist als der Gebrauch eines ‹schlimmen› Wortes?»

B: «Ich höre nicht auf jemanden, der ein solches Wort in den Mund nimmt.»

A: «Gut, ich nehme es zurück. Aber was ist mit Iran?»

B: «Ich bin jetzt zu genervt, um diese Diskussion überhaupt noch fortzusetzen.»

In einschlägigen Kreisen heisst diese Keule «tone trolling» oder «tone policing». Der Ton-Troll stösst sich am Ton seines Gesprächspartners, an einem unglücklich gewählten Wort. Es tut nichts zur Sache, und doch bauscht der Ton-Troll es zur «Sache» auf. Er trägt die Keule des Beleidigtseins, Betroffenseins, Empörtseins immer schlagbereit mit sich, wartet auf jeden falschen Ton: Schock! Skandal! Shit!

Auf die Eingeweide hören

Von sich reden macht eine spezifische Variante dieses Arguments: die Keule des Unwohlseins, traditionell bekannt als «reductio ad nauseam». «Dein Argument erzeugt bei mir Unwohlsein bis zur Übelkeit, also nimm es gefälligst zurück.» Ein duseliges Allheilmittel aus den Eingeweiden.

Umso bedenklicher, dass nun zum Beispiel Verlage Lektoren – «sensitivity readers» – beschäftigen, um Texte zu erschnüffeln, die «Unwohlsein» erzeugen könnten. Diese vorauseilende Überempfindlichkeit stumpft ab gegenüber einer anderen Sensibilität, jener für Witz, Satire, Ironie, Mehrdeutigkeit, Widerspruch, ja Provokation – kurz, für fröhlich-streitbare Intelligenz.

Gewiss, gerade ein gutes Argument bereitet oft Unwohlsein. Daraus folgt aber nicht: Mir ist unwohl, also habe ich ein gutes Argument. Der bündige Bescheid darauf lautet: «Nimm ein Alka Seltzer, oder geh frische Luft schnappen.» Umso bedenklicher, dass nun zum Beispiel Verlage Lektoren – «sensitivity readers» – beschäftigen, um Texte zu erschnüffeln, die «Unwohlsein» erzeugen könnten. Diese vorauseilende Überempfindlichkeit stumpft ab gegenüber einer anderen Sensibilität, jener für Witz, Satire, Ironie, Mehrdeutigkeit, Widerspruch, ja Provokation – kurz, für fröhlich-streitbare Intelligenz. Ein Virtuose dieser Intelligenz war der kürzlich verstorbene Hans «der Grosse», Hans Magnus Enzensberger.

Das Banner der Identität

Besonders eine Keule wird heute gern geschwungen: «identity first». «Ich als postkoloniales Subjekt . . .», «Ich als Frau und Lesbe . . .». Die Redewendung macht vorweg klar, dass die Identität vor der Sache steht. A priori errichtet man zwischen Ich und Gegenüber eine halbdurchlässige Wand, die meine Aussagen an dich passieren lässt, aber nicht in umgekehrter Richtung.

«Nimm einfach an, dein Gegner liege falsch, erkläre seinen Irrtum, und die Welt liegt dir zu Füssen.»

Clive Staples Lewis, irischer Schriftsteller

«Ich als X . . .» ist potenzieller Gesprächsabbruch. Auf diese Eröffnung kann man mit «Und ich als Y . . .» reagieren. «Ich als X . . .» ist das Banner der Identitätspolitik. Man duckt sich in eine diskursive Schützenstellung. Der amerikanische Politikwissenschafter Mark Lilla bemerkte 2017: «Früher hätte eine Diskussion im Klassenzimmer vielleicht mit den Worten begonnen: ‹Ich denke A, und dies aus den folgenden Gründen.› Heute heisst es: ‹Ich als X fühle mich beleidigt, weil du B behauptest.› Anstelle einer Auseinandersetzung findet eine Tabuisierung konträrer Denkweisen und Meinungen statt.

Aufmerksamkeit durch Opferstatus

Komplementär dazu ist das «Du als X . . .». A sagt: «Die ganze Wokeness-Unkultur ist Symptom dafür, Aufmerksamkeit durch Opferstatus zu erheischen.» B erwidert: «Das sagst du doch nur als frustrierter alter weisser Cis-Mann, dem die Aufmerksamkeit fehlt.»

Das klassische Argumentum ad hominem also. Der irische Schriftsteller Clive Staples Lewis hat es 1941 unvergesslich auf die Schippe genommen mit seiner fiktiven Figur Ezekiel Bulver. Ezekiels Vater erklärte der Mutter, die Summe zweier Seiten eines Dreiecks sei grösser als die dritte Seite. Die Mutter schmetterte die Beweisführung ab: Du sagst das nur, «weil du ein Mann bist».

Das fiese Axiom der Cancel-Culture ist die Schuldsvermutung.

Aus heutiger Sicht könnte man sagen, die Mutter reagiere auf das Mansplaining des Vaters. Aber Lewis zielt auf etwas anderes: «In diesem Moment durchfuhr meinen sich öffnenden Geist die Einsicht (. . .): Nimm einfach an, dein Gegner liege falsch, erkläre seinen Irrtum, und die Welt liegt dir zu Füssen.» Das klingt frappant nach «querdenkerischer» Kritik an der Wissenschaft in der Pandemie. Die Experten liegen sowieso falsch, also erkläre man ihren Einfluss durch Verschwörungstheorien. Im Englischen nennt man die Keule «Bulverism».

Fiese Schuldsvermutung

Eine Variante, das «Brunnenvergiften», mischt Bulverismus mit dem Appell an Emotionen, insbesondere an moralische. Das Argument erzeugt eine delegitimierende Voreinge­nommenheit gegenüber dem Gesprächspartner: «Woher nimmst du das Recht, als weisser Historiker über den afrikanischen Sklavenhandel zu schreiben . . .?» Oder eine Kritik der hanebüchenen homophoben Äusserungen des katarischen WM-Botschafters sieht sich als implizit rassistisch «entlarvt».

Das fiese Axiom der Cancel-Culture ist die Schuldsvermutung: Im Zweifel gegen den Angeklagten – du stehst unter Verdacht einer «schuldigen» Haltung, bis deine Unschuld bewiesen ist. Und exakt das sucht Canceln zu verunmöglichen. Eine extreme Spielart dieser Taktik ist die Nazi-Keule oder «reductio ad Hitlerum»: «Dein Engagement für die Tiere erinnert mich daran, dass auch Hitler ein grosser Tierschützer war.»

Das Thema umschiffen

Altbekannt ist die Keule des Tu-quoque-Arguments, des «Du-auch». Geläufig heute unter der Bezeichnung Whataboutismus. A wirft B vor: «Mit deinem Fleischkonsum trägst du zum Klimawandel bei.» B erwidert: «Fliegst du nicht viermal pro Jahr in die Ferien?» Beide Gewohnheiten haben natürlich mit dem Klimawandel zu tun. Aber ein heikles Thema lässt sich mit Whataboutismus elegant umschiffen, deshalb ist er ein beliebtes Instrument von Politikern und Verbandschefs.

Der Whataboutismus ist ein falsches Pfund, mit dem sich in Debatten üppig wuchern lässt.

Wer Trump pathologisches Lügnertum vorwarf, lief umgehend in den Konter: Was ist denn mit Hillary Clintons Schwindeleien?

Während der US-Präsidentenwahl 2016 wütete der Whataboutismus in den amerikanischen Medien. Wer Trump pathologisches Lügnertum vorwarf, lief umgehend in den Konter: Was ist denn mit Hillary Clintons Schwindeleien? Jüngst entdeckte der Fifa-Boss Gianni Infantino das Argument. Gegen Kritik am Unrechtsstaat Katar schwang er die «Was ist denn mit Europa?»-Keule: «Ich bin Europäer. Für das, was wir im Laufe von 3000 Jahren rund um die Welt getan haben, sollten wir uns in den nächsten 3000 Jahren entschuldigen, bevor wir moralische Lektionen erteilen.»

Pseudowissenschafter greifen auch gern zum Whataboutismus: Wie steht es denn mit den Wissenschaftern; auch sie verletzen Forschungsnormen, sind Querdenker oder schummeln? Der Fehlschluss der falschen Äquivalenz: Man schliesst von einem gemeinsamen besonderen Merkmal auf die allgemeine Gleichwertigkeit. Natürlich ist Schummeln keine Bagatelle, aber es spielt in Wissenschaft und Pseudowissenschaft eine unterschiedliche Rolle. Darauf einzugehen, verlangt Differenzierungskraft. Und genau das vermeidet der Whataboutismus. Er ist ein falsches Pfund, mit dem sich in Debatten üppig wuchern lässt.

Benimm des Denkens

Wie gesagt, es handelt sich hier um eine Auswahl. Sie genügt meines Erachtens, um eine allgemeine Diagnose zu stellen: Es fehlt an Benimm des Denkens. Man hört jetzt oft, dieser Benimm sei ja allzu lange von den alten, weissen, cis-männlichen Türhütern der Diskurse – Intendanten, Chefredaktoren, Universitätsprofessoren – definiert worden. Daran mag etwas sein, aber das ist kein Grund zum Keulenschwingen.

Offene Diskurse haben eine Verfassung, die Werte wie Objektivität, Faktentreue, Wahrheit, Schlüssigkeit hütet. Sie definieren rationale Fairness in der Kritik. Freie Meinungsäusserung basiert bei allem Kampf um soziale und ethnische Gerechtigkeit auf der Bereitschaft zu einer solchen Fairness. Ihr Schwächeln kann man als trauriges Symptom des «Verfassungsbruchs», ja der Verluderung unserer Gesprächskultur deuten.

Also den Benimm neu lernen, Keulen weglegen. Wenn das nur so einfach wäre.

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Der Esel und der Kluge – über die (un)heimliche Macht minoritärer Sturheit https://condorcet.ch/2022/11/der-esel-und-der-kluge-ueber-die-unheimliche-macht-minoritaerer-sturheit/ https://condorcet.ch/2022/11/der-esel-und-der-kluge-ueber-die-unheimliche-macht-minoritaerer-sturheit/#comments Wed, 23 Nov 2022 19:40:19 +0000 https://condorcet.ch/?p=12387

In den Debatten um die grassierende Woke-Kultur fällt immer wieder auf, welche grosse Macht kleine Minderheiten auf Mehrheiten auszuüben vermögen. Oft geben die vielen den wenigen um des lieben Friedens willen nach. Wie lange kann das gutgehen? Von Eduard Käser, Autor der reformkritischen Broschüre "Einspruch", durfte man schon mehrere Gastbeiträge lesen.

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Eduard Kaeser ist Physiker und promovierter Philosoph. Er ist als Lehrer, freier Publizist und Jazzmusiker tätig.

Die liberale Demokratie feiert sich gern als Hort der Meinungsvielfalt. Zumal Minderheiten fänden in diesem politischen Raum Gelegenheit zur Äusserung und Verbreitung ihrer Positionen. Aber diese Offenheit hat ihre Tücke. Wir beobachten ein irritierendes Paradox: In einer «nachgiebigen» Gesellschaft zahlt sich Unnachgiebigkeit aus. In steigender Kadenz erfahren wir, wie Minderheiten ihre Positionen gegenüber einer Mehrheit durchsetzen.

Im Konzert einer weissen Reggae-Band fühlen sich einige wenige Personen «unwohl» angesichts der Rastalocken eines Musikers, und schon wird die Darbietung beendet. Das ganze Cancel-Unwesen beruht vermutlich auf dem Aktivismus einer Handvoll Eiferer in den Social Media, deren Gnadenlosigkeit nur durch ihre Geistlosigkeit übertroffen wird. Dahinter verbirgt sich eine tiefere soziale Dynamik.

Schweizer Redensart

Der streitbare Publizist Nassim Taleb nennt sie in seinem Buch «Skin in the Game» (2018) «verborgene Asymmetrie im alltäglichen Leben». Damit meint er etwas, das in einer Schweizer Redensart sehr schön zum Ausdruck kommt: «Der Gschiider git naa, der Esel bliibt staa» – «der Kluge gibt nach, der Esel bleibt stehen». Ich gebrauche den Begriff «Esel» hier nicht wertend, sondern verstehe unter ihm schlicht Unnachgiebigkeit, die keine Wahlmöglichkeit kennt oder anerkennt. Der Kluge hat immer Wahlmöglichkeiten, und er passt sich den Umständen an. Unnötig zu betonen, dass es sich um «Karikaturen» handelt. In jeder Person erscheint ein individueller Phänotyp aus Esel und Klugem.

Ein demokratischer Betrieb braucht Regeln als gemeinsamen Verhaltensnenner für alle. Und dafür muss jeder Einzelne kleine Kompromisse eingehen.

Asymmetrie bedeutet: Es braucht oft nur eine kleine Anzahl Esel, um ziemlich grosse kollektive Effekte – auch unter Klugen – zu bewirken. Dieses Phänomen ist unabhängig vom Meinungsinhalt, ihm liegt ein eigentümliches Muster kollektiven Verhaltens zugrunde, der sogenannte Skaleneffekt.

Nassim Taleb: Die Unnachgiebigkeit eines einzelnen Esels steuert die Dynamik in grossem Ausmass.

Ich wandle hier ein Beispiel von Taleb leicht ab. Angenommen, in einer Familie gibt es einen unnachgiebigen Veganer. Um die häusliche Harmonie nicht unnötig zu verkomplizieren, stellt die Familie das Menu auf vegan um. Der Vorgang kann sich in grösserem Ausmass wiederholen. Die Familie wird zu einer Party mit Nachbarn eingeladen. Da sie für ihre Esssitte bekannt ist und man sie nicht als «Esel» diskriminieren möchte, bietet der Gastgeber nur veganes Essen an.

Den anderen Gästen macht das wenig aus, womöglich finden einzelne sogar Geschmack an dieser Esspräferenz, ohne Esel zu werden. Auf einer Skala höher passt der lokale Einzelhändler sein Angebot der steigenden Nachfrage nach veganen Produkten an. Möglicherweise beeinflusst das auch den Grosshandel. So vermag die Unnachgiebigkeit eines einzelnen Esels die Dynamik in grossem Ausmass zu steuern. Weil er in eine nachgiebige Mehrheit «eingebettet» ist.

Ablösung von der Mitte

Die Nachgiebigkeit in einer Demokratie manifestiert sich im freien Meinungsaustausch. Das heisst, es gibt eine – vermutlich normale – Verteilung der Meinungen. In der Mitte die Mehrheit der gemässigten Meinungen, gegen aussen Abweichungen davon. Darunter tummeln sich natürlich immer auch extreme minoritäre Meinungen. Im Namen der Freiheit können sie die Ausbreitung von Radikalität fördern. Radikal in dem Sinn, dass man nicht nur die anderen Meinungen, sondern auch die Andersmeinenden ablehnt. Das führt zu Spannungen.

Erreicht die Spannung einen bestimmten Wert, steigt die Radikalisierung von Minderheiten sprunghaft an.

Komplexitätsforscher versuchen schon seit einiger Zeit, diese Dynamik mit quantitativen Methoden zu beschreiben. Bei allen Vorbehalten gegenüber solchen Simulationen im sozialen Vakuum ermöglichen sie uns doch, Muster in der Meinungsdynamik zu erkennen. Ein Modell von Mathematikern der University of California in Los Angeles zeigt zum Beispiel, wie Radikalität mit zunehmender Meinungsspannung wachsen kann. Erreicht die Spannung einen bestimmten Wert, steigt die Radikalisierung von Minderheiten sprunghaft an.

Verbunkerung in der eigenen Meinung, Gesinnungsinzest, Gesprächsabbruch und der Schritt zur politischen Aktion.

Erneut ist im Modell eine Asymmetrie erkennbar: Radikalisierung lässt sich, selbst wenn die Situation sich entspannt, schwer rückgängig machen. Der entscheidende Punkt ist die Ablösung von der Mitte. Die Folgen sind nur zu gut bekannt: Verbunkerung in der eigenen Meinung, Gesinnungsinzest, Gesprächsabbruch und der Schritt zur politischen Aktion.

Der Faktor «Extrawurst»

Hinzu kommt ein weiterer Faktor: die «Extrawurst». Ein demokratischer Betrieb braucht Regeln als gemeinsamen Verhaltensnenner für alle. Und dafür muss jeder Einzelne kleine Kompromisse eingehen. Dem flexiblen Klugen macht der Kompromiss wenig aus, der kompromisslose Esel verlangt dagegen eine Regelung, die auf ihn zugeschnitten ist. Die Ausnahme will die Regel sein.

Einzelne Esel und ihr störrisches Verhalten übersehen wir, hingegen entwickeln sie ab einer gewissen Schwellenzahl eine Durchschlagskraft, die wir nicht ignorieren können. Die Asymmetrie, die dadurch entsteht, verschafft sich heute oft im Murren über die unverhältnismässige Rücksicht auf Minderheiten und deren «Extrawürste» Gehör. Behindertengerechte Einstiege im öffentlichen Verkehr sind ja okay, aber muss man gleich ein Gesetz den Bedürfnissen einer Minderheit von Transpersonen anpassen . . .

Hier zeigt sich die Kehrseite der Diversität. In einer heterogenen offenen Gesellschaft wächst die Zahl der Minderheiten proportional zur Zahl der Identitätsmerkmale, die man sich zuschreibt oder zugeschrieben erhält. Aber Identität hat durchaus einen diskriminatorischen Hang. So gibt es ja innerhalb des Feminismus Abgrenzungsbewegungen, die in neue Minoritätenprobleme münden. Die sogenannten «Trans ausschliessenden Radikalfeministinnen», die Terfs («trans exclusionary radical feminists») lehnen Trans-Frauen ab. Man spricht bereits von «Trans-Misogynie». Mehr noch, es gibt die Sexarbeiterinnen ausschliessenden Radikalfeministinnen, die Swerfs («sex worker exclusionary radical feminists»). Was für Untergattungen von -erfs kommen noch?

«Epistemische Sturheit»

Verdient der Esel seine Freiheit? Müsste man diese Freiheit nicht von einer «Kompetenz» der Nachgiebigkeit abhängig machen? Die Fragen sind hässlich, weil sie so etwas wie ein intellektuelles Brevet zu verlangen scheinen. Wenn bisher von der sozialen Dynamik die Rede war, so sollte man also den Einzelnen nicht übersehen. Wie gesagt, in uns allen stecken der Kluge und der Esel. Die gegenwärtige Lage begünstigt den Esel, denn er findet für seine Meinung genügend Plattformen und Enklaven im Netz.

Die Demokratie muss die«permanent» Ungehörten, Erfolglosen, Randständigen, Ausgegrenzten einschliessen.

Die Philosophen Steven Nadler und Lawrence Shapiro verfechten in ihrem Buch «When Bad Thinking Happens to Good People» (2019) einen erzieherischen Ansatz. Sie führen den Einfluss von minoritären extremen Meinungen auf ein Denkdefizit zurück: «epistemische Sturheit». Und sie sehen die Therapie in «gutem», das heisst vor allem philosophisch geschultem Denken.

Das klingt nun doch ziemlich nach patronisierendem Gutmeinertum, unter Anleitung des Oberlehrers Sokrates. Ohnehin schiesst die Denkratgeberliteratur üppig ins Kraut. Ob sie von Eseln gelesen wird? Gewiss, man kann viel «schlechtes» Denken in QAnon-, Impfgegner- oder Klimaskeptikerzirkeln entdecken, aber nicht wenige Esel wissen mit argumentativem Besteck hervorragend zu hantieren.

Es braucht kritische Medien

Die Freiheit der Meinungsäusserung schützt abwegige Meinungen. Es handelt sich um ein Ideal. Minderheiten fordern es immer wieder heraus. Eine grosse alte Dame der politischen Philosophie, Judith Shklar, sprach von einem «Liberalismus der permanenten Minderheiten». Das heisst, eine Demokratie kann sich nicht liberal nennen, wenn sie nicht die «permanent» Ungehörten, Erfolglosen, Randständigen, Ausgegrenzten einschliesst.

Es gilt aber, Ansätze von heimlicher Minderheitsdynamik im Blick zu behalten. Das ist gerade auch eine kritische Aufgabe der Medien. Der Esel muss unter den Klugen kenntlich gemacht werden, denn unter seinesgleichen bleibt er unsichtbar. Vielleicht gelangt ein solcher Liberalismus an die Grenze der Liberalität. Das alte Paradox der Intoleranz gegenüber Intoleranz. Jedenfalls verhindern wir so die Ausbreitung der Unnachgiebigkeit – eines hochansteckenden Infekts im politischen Gewebe der Demokratie.

Dieser Beitrag ist zuerst in der NZZ erschienen.

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Katharine Birbalsingh im Shitstorm https://condorcet.ch/2022/09/katharine-birbalsingh-im-shitstorm/ https://condorcet.ch/2022/09/katharine-birbalsingh-im-shitstorm/#respond Tue, 27 Sep 2022 08:03:11 +0000 https://condorcet.ch/?p=11740

Am 10. Februar berichtete unser kürzlich verstorbener Gastautor, Peter Aebersold, über eine Brennpunktschule in London (https://condorcet.ch/2020/02/brennpunktschule-uebertrifft-alle/). Die Brennpunktschule Michaela Community School aus dem unterprivilegierten, mehrheitlich von ethnischen Minderheiten bewohnten Londoner Stadtbezirk Brent überflügelte, so seine Aussage, die meisten britischen Schulen. Die Schulleiterin und Mitbegründerin der Schule Katharine Birbalsingh, galt als die härteste Schulleiterin Grossbritanniens. Nun ist auch sie in den Fokus der Kritik geraten.

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Peter Aebersold schrieb am 10. Februr 2020:

Die 2014 gegründete Michaela Community School: Eine erfolgreiche Brennpunktschule.

«Indem die Michaela Schule auf den bewährten Klassenunterricht, auf geordnete Strukturen und traditionelle Werte wie Autorität, Anstand und Disziplin setzte, schaffte sie den „Brexit“ aus der 50jährigen Geschichte erfolgloser progressiver Schulreformen in Grossbritannien. Dabei setzte sie nicht nur das nie erreichte Ziel dieser Reformen, die Chancengleichheit, in die Tat um, sondern erzielte vier Mal bessere Ergebnisse als der nationale Durchschnitt.

Mehr als die Hälfte (54%) aller Klassenstufen der Michaela Schule erreichte die Note 7 oder höher (entspricht dem alten A und A*), was mehr als doppelt so hoch war wie der nationale Durchschnitt von 22%. Fast jeder Fünfte (18%) glänzte mit der Höchstnote 9, verglichen mit 4,5% im Inland, und in der Mathematik war jedes vierte Ergebnis die Höchstnote 9.

Erfahrungen mit dem staatlichen Schulsystem

Die Gründerin der Michaela Schule, Katharine Birbalsingh, hatte als erfolgreiche Absolventin der Universität von Oxford auf eine glänzende Lehrerkarriere verzichtet und begann in einer unterprivilegierten Londoner Schule zu unterrichten. Sie stellte jedoch bald fest, dass an den staatlichen Schulen vieles falsch lief: “Meine Erfahrung, die ich über ein Jahrzehnt lang in fünf verschiedenen Schulen gemacht habe, hat mich zweifelsfrei davon überzeugt, dass das System gescheitert ist, weil es arme Kinder arm hält

Nun gab es Großbritannien letzte Woche einen Shitstorm gegen Katharine Birbalsingh. Birbalsingh hatte den konservativen kanadischen Intellektuellen Jordan B. Peterson an ihre Schule eingeladen. Nachdem die Schulleiterin Fotos dieses Besuchs auf Twitter veröffentlicht hatte, meldete ein Nutzer die Pädagogin wegen eines angeblichen „Hassverbrechens“ bei der Polizei.

Forderung nach sofortiger Entlassung

Andere Nutzer forderten ihre Entlassung als Schulleiterin oder eine „sofortige Inspektion“ durch die örtlichen Bildungsbehörden. Einem Hintergrundartikel des konservativen Bildungsportals Chalkboard Review zufolge wird Birbalsingh regelmäßig des Rassismus bezichtigt. Als Grund geben ihre Verteidiger an, dass Frau Birsbalsingh an einer eher traditionellen Vorstellung von Bildung und Autorität festhält. Die Schulleiterin habe, wie die meisten ihrer Schüler, einen Migrationshintergrund. Ob diese Forderungen nach Entfernung von Frau Birbalsingh Erfolg haben werden, ist fraglich. Denn in Grossbritanniens Schulen weht inzwischen ein etwas anderer Wind.

Suella Bravermann, neue Innenministerin von Grossbritannien und Weggefährtin von Katharine Birbalsingh.

Spannend in diesem Zusammenhang ist die die Akte Suella Braverman. Suella Bravermann ist eine Weggefährtin von Kathrin Birsalingh und gründete seinerzeit die Michael Community School, die Frau Birbalsingh fortan leitete. Geboren wurde Sue-Ellen Cassiana Braverman in Harrow im Nordwesten Londons. Wie der Vater ist auch ihre Mutter indischstämmig, wobei diese nicht aus Kenya, sondern aus Mauritius nach Grossbritannien eingewandert war. Damit hat auch sie ähnliche Wurzeln wie Kathrine Birbalsingh.

Die NZZ schrieb dazu: “Bravermans Eltern hegten von früher Kindheit an grosse Ambitionen für ihr einziges Kind. Als der Vater seinen Job als Versicherungsmakler verlor und mehrere Jahre arbeitslos blieb, avancierte die Mutter zum Rückgrat der Familie. Die Krankenschwester wirkte in Wembley im Nordwesten Londons für die Tories als Gemeinderätin. Auch wenn ihr der Sprung ins Unterhaus verwehrt blieb. Dank einem Stipendium besuchte Braverman eine Privatschule, bevor sie in Cambridge Jura studierte. Später absolvierte sie ein Masterstudium an der Sorbonne in Paris und erlangte in New York das Anwaltspatent. Im Alter von 35 Jahren zog sie ins Unterhaus ein und engagierte sich von Beginn weg für den Brexit. “

Frau Bravermann wurde nun Innenministerin der neuen Regierung in Grossbritannien und ist die erste Buddhistin, die in eines der höchsten britischen Regierungsämter einzieht. Als Generalstaatsanwältin avancierte sie 2021 zum ersten Kabinettsmitglied, das Mutterschaftsurlaub bezog. Nach der Heirat mit dem Mercedes-Manager Rael Braverman kamen 2019 ein Sohn und zwei Jahre später eine Tochter zur Welt. Wie Kathrin Birbalsingh ist auch Bravermann eine Anhängerin strikter Erziehungsmethoden.

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Grosse Denkerinnen und Denker: Facebook löscht Heinrich Heine https://condorcet.ch/2022/05/grosse-denkerinnen-und-denker-facebook-loescht-heinrich-heine/ https://condorcet.ch/2022/05/grosse-denkerinnen-und-denker-facebook-loescht-heinrich-heine/#respond Thu, 05 May 2022 06:04:07 +0000 https://condorcet.ch/?p=10894

In unserer Rubrik "Grosse Denkerinnen und Denker" würdigen wir die beherzte Löschung des deutschen Dichters Heinrich Heine in Deutschland, dem Land der Dichter und Denker, durch die Zensoren von facebook.

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Im „Land der Dichter und Denker“ geraten jetzt auch deutsche Klassiker ins Visier der Zensoren. Zumindest auf Facebook, der weltweit größten Internetplattform.

Heinrich Heine, ein Hatespeecher?

Es geht um Heinrich Heine (1797–1856), einer der bedeutendsten Dichter und Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Von ihm stammt u.a. der bekannte Aphorismus:

„Der Deutsche gleicht dem Sklaven, der seinem Herrn gehorcht ohne Fessel, ohne Peitsche, durch das bloße Wort, ja durch einen Blick. Die Knechtschaft ist in ihm selbst, in seiner Seele; schlimmer als die materielle Sklaverei ist die spiritualisierte. Man muß die Deutschen von innen befreien, von außen hilft nichts.“

Facebook-Nutzer Dirk Schwarzrock (59) hatte dieses Zitat kürzlich in seinem Profil veröffentlicht – und war dann bass erstaunt. Der Social-Media-Konzern entfernte die Heine-Worte mit dem Hinweis, dass der Beitrag gegen die Gemeinschaftsstandards zu Hassrede und Herabwürdigung verstoße.

Der Stralsunder Kaufmann: „Ich habe das Zitat daraufhin erneut gepostet, was wiederum zur Löschung führte. Zudem wurde ich als Nutzer erst drei und dann sieben Tage bei Facebook gesperrt.“

Dirk Schwarzrock fühlt sich an finstere DDR-Zeiten erinnert. „Ich bin über das Verbot des Heine-Zitates entsetzt“, sagt er. „1986 bin ich einst aus dem SED-Regime ausgereist, nachdem ich den NVA-Wehrdienst verweigerte und inhaftiert wurde. Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass die freie Meinungsäußerung einmal wieder so eingeschränkt werden würde.“

 

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Zitat der Woche: Jonathan Haidt und Greg Lukianoff https://condorcet.ch/2021/12/zitat-der-woche-jonathan-haidt-und-greg-lukianoff/ https://condorcet.ch/2021/12/zitat-der-woche-jonathan-haidt-und-greg-lukianoff/#comments Sat, 04 Dec 2021 11:42:49 +0000 https://condorcet.ch/?p=10044

Das heutige Zitat stammt aus dem Buch der Autoren Greg Lukianoff und Jonathan Haidt, das uns Condorcet-Autor Alain Pichard wärmstens empfiehlt (allerdings nur auf Englisch erhältlich). Es handelt sich um eine der fundiertesten Analysen der aktuellen Vorgänge an den amerikanischen Universitäten, meint Alain Pichard.

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“Eine Schule, die die Freiheit der Forschung zu einem wesentlichen Teil ihrer Identität macht, die Studenten auswählt, die sich als besonders vielversprechend für die Suche nach der Wahrheit erweisen, und die diese Studenten auf einen produktiven Disput vorbereitet … wäre inspirierend, eine Freude, sie zu besuchen, und ein Segen für die Gesellschaft.”

Jonathan Haidt und Greg Lukianoff in “The Coddling of the American Mind”

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