Baselland - Condorcet https://condorcet.ch Bildungsperspektiven Mon, 11 Dec 2023 10:00:40 +0000 de-DE hourly 1 https://condorcet.ch/wp-content/uploads/2019/05/favicon-100x100.png Baselland - Condorcet https://condorcet.ch 32 32 Zivis sollen “in schwierigen Situationen” eingesetzt werden https://condorcet.ch/2023/12/zivis-sollen-in-schwierigen-situationen-eingesetzt-werden/ https://condorcet.ch/2023/12/zivis-sollen-in-schwierigen-situationen-eingesetzt-werden/#comments Mon, 11 Dec 2023 10:00:40 +0000 https://condorcet.ch/?p=15455

Zivildienstleistende sollen die Lehrerinnen und Lehrer an den Baselbieter Sekundarschulen bei anspruchsvollen Aufgaben unterstützen. Der Lehrerverein zeigt sich skeptisch. Wir bringen ein Beitrag, des Journalisten Leif Simonsen, der in der Basler Zeitung erschienen ist.

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Verhaltensauffällige Schülerinnen und Schüler, anstrengende Eltern, mehr und mehr Bürokratie. Über 90 Prozent der Baselbieter Lehrerinnen und Lehrer beklagen sich darüber, dass sie nicht mehr genügend Zeit für den eigentlichen Unterricht finden. Die Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion (BKSD) will deshalb ab kommenden Januar Zivildienstleistende im Rahmen eines Pilotprojekts auch auf der Sekundarstufe einsetzen.

Leif Simonsen, Journalist bei der Basler Zeitung

Der Aufgabenbereich umfasse unter anderem “Assistenzaufgaben im Unterricht, Aufgabenhilfe, Mithilfe in Sportlagern, in der Pausenaufsicht oder im Hausdienst”, wie BKSD-Sprecherin Fabienne Romanens auf Anfrage sagt. Zwar werden die Zivis nicht selbst unterrichten. Erwartet wird aber, dass sie pädagogisch anspruchsvollere Aufgaben meistern. Sie sollen auch “gezielte Unterstützung” für Schülerinnen und Schüler bieten, die eine intensivere Betreuung benötigen.

Bisher eher einfache Aufgaben

Bisher konnten die Zivis im Baselbiet ihren Dienst lediglich an den Primarschulen absolvieren. Sie unterstützen die Kinder bei den Hausaufgaben, machen Pausenaufsicht, helfen ihnen beim Anziehen. Vergleichsweise einfache Aufgaben. Nun also traut man ihnen die Unterstützung von Sekundarlehrern in “schwierigen Situationen” zu, wie es in der Antwort auf einen Vorstoss von SP-Landrat Jan Kirchmayr heisst.

Der Lehrerverein Baselland (LVB) zieht ein positives Fazit von den Zivi-Einsätzen auf Primarstufe. LVB-Präsident Philipp Loretz sagt, bei den 1.- bis 6.-Klässlern könnten die Zivildienstleistenden reine Unterstützungsaufgaben wahrnehmen, etwa “indem sie hier und da mal Schuhe schnüren, die Kinder auf dem Schulweg begleiten oder sie am Mittagstisch betreuen”. Skeptisch beurteilt er die Idee, wonach sie künftig auf Sekundarstufe auch in schwierigen Situationen eingesetzt werden sollen.

Wenn es heikel wird, braucht es Profis

Wenn es beispielsweise um disziplinarische Probleme, psychische Gewalt etwa in Form von Cybermobbing, respektloses Verhalten der Schüler oder Arbeitsverweigerung gehe, brauche es Profis. “Hier braucht es in der Regel den Einsatz von ausgebildetem Fachpersonal, zum Beispiel Heilpädagoginnen, Lehrpersonen der Speziellen Förderung und Sozialpädagogen”, sagt Loretz.

SP-Landrat Jan Kirchmayr, der selbst auf Sekundarstufe unterrichtet, sagt, er könne sich gut vorstellen, dass Zivis auch auf Sekundarstufe eingesetzt werden könnten. “Denkbar ist, dass sie administrative Arbeiten übernehmen und Lehrpersonen in gewissen integrativen und separativen Settings unterstützen können, ihnen im Leistungszug A zur Seite stehen oder etwa im Sportunterricht mithelfen.”

Aber auch er hebt den Mahnfinger: “Die Zivis dürfen nicht zur Belastung und quasi zu zusätzlichen Schülern werden, die ebenfalls betreut werden müssen.” Auch merkt er an, dass der Einsatz von Zivildienstleistenden das grundsätzliche Problem des Lehrermangels nicht beheben könne.

“Notfallmässig” auch Lehrer ohne Ausbildung

Allein in den kommenden zehn Jahren werden nur schon im Kanton Baselland rund 1100 Lehrerinnen und Lehrer pensioniert. Bekannt ist, dass bereits heute viele Stellen von Lehrerinnen und Lehrern ohne entsprechendes Diplom besetzt sind – auch wenn keine Zahlen darüber verfügbar sind.

Dass der Lehrermangel ein Problem ist, räumt die Bildungsdirektion aber ein. Unter anderem will sie deshalb künftig vermehrt “notfallmässig” auf den Einsatz von pensionierten Lehrerinnen und Lehrern zurückgreifen. Auch ist geplant, ein Mentoring-Programm für unausgebildete Lehrerinnen und Lehrer sowie Berufseinsteiger auf die Beine stellen. Für Kirchmayr geht es nicht schnell genug. “Ich hätte mir das schon ab diesem Sommer gewünscht”, sagt er.

Der Baselbieter Landrat hat am Donnerstag ein Postulat von Marc Scherrer (Mitte) überwiesen, wonach die Zulassungsbedingungen für die Pädagogische Hochschule (PH) gelockert werden sollen. Heute braucht es die gymnasiale Matura oder eine Fachmaturität Pädagogik, um die Lehrerausbildung in Angriff zu nehmen. Ausnahmen gibt es nur für jene, die Berufserfahrung haben und über 27 Jahre alt sind. “In Zeiten von Lehrermangel ist das jedoch zu wenig”, schreibt Scherrer in seinem Vorstoss. Eine Mehrheit des Parlaments spricht sich für sein Anliegen aus, wonach der Regierungsrat prüfen soll, sämtliche Berufs- und Fachmaturanden zuzulassen.

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Multioptional? Suboptimal! https://condorcet.ch/2023/08/multiptional-suboptimal/ https://condorcet.ch/2023/08/multiptional-suboptimal/#comments Mon, 07 Aug 2023 07:45:37 +0000 https://condorcet.ch/?p=14747

Condorcet-Autor Philipp Loretz mahnt angesichts der frivolen Vielfalt in Lehrplänen und Weiterbildung für eine "Common Sense - orientierte" Bildungspolitik. Der Artikel ist zuerst im "lvb inform", dem Verbandsorgan der Lehrerorganisation des Kantons Baselland, als Editorial erschienen. Philipp Loretz ist der Verbandspräsident.

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Liebe Leserin, lieber Leser

Stellen Sie sich vor, Sie brauchen einen neuen kabellosen Kopfhörer auf der Höhe der Zeit. Der Laden um die Ecke hat lediglich einen einzigen riesigen Pilotenkopfhörer im Sortiment. Im einschlägigen Multimediamarkt hingegen erleben Sie das Gegenteil und stehen nicht weniger als 206 Modellen gegenüber. Auf welche Ausstattungsmerkmale achten Sie? Klangqualität? Tragekomfort? Akkulaufzeit? Noise Cancelling? Transparenzmodus? Wasserdicht? Faltbar? Eingebautes Mic? Ergonomie? Farbe? Bedienbarkeit? In, On oder Over Ear?

Philipp Loretz, Lehrer Sekundarstufe 1, Präsident des lvb: Wir können es uns nicht länger leisten, dass bis zu 15% der Schülerschaft am Ende der obligatorischen Schulzeit nicht in der Lage sind, einfachste Texte zu verstehen.

Angesichts dieses Options-Overkills haben Sie drei Möglichkeiten: Das Geschäft infolge der erlittenen Entscheidungslähmung mit leeren Händen zu verlassen, auf die Schnelle ein Modell zu kaufen, von dem Sie glauben, dass es Ihren Bedürfnissen am besten entspricht, oder tief in die Tasche zu greifen und zu Testzwecken gleich mehrere Kopfhörer zu erwerben. Für welche Strategie Sie sich auch entscheiden, Sie folgen stets dem Imperativ der Multioptionsgesellschaft.

Alternativlosigkeit bzw. Multioptionaliät führen auch im Bildungsbereich ins Abseits. Diese Erkenntnis hat an den Baselbieter Schulen bereits mehrfach zu richtungsweisenden Veränderungen geführt: Weg von inflationären Kompetenzbeschreibungen, hin zu überschaubaren Stoffinhalten; weg von einengenden Lehrmittelmonopolen, hin zur geleiteten Lehrmittelfreiheit; weg von flächendeckend verordneten Einheitsbrei-Fortbildungen, hin zu massgeschneiderten, individuell wählbaren Fortbildungsmodulen.

Die Strategie, den Unterricht innerhalb eines klar definierten Rahmens mit greifbaren und verbindlichen Standards weiterzuentwickeln, soll auch das Massnahmenpaket «Zukunft Volksschule» zum Erfolg führen. Zu diesem Zweck stellt der Kanton den Schulleitungen detaillierte Handreichungen zur Verfügung.

Im Rahmen der Teilautonomie bleibt es jedoch jeder Schule selbst überlassen, wie sie einzelne Teilbereiche, darunter die eminent wichtige «Leseförderung», in die lokale Schulentwicklung integriert. Nicht nur die deutlichen Ergebnisse der LVB-Mitgliederbefragung zu den Belastungen im Lehrberuf zeugen davon, dass die Schulentwicklung manchenorts aus dem Ruder gelaufen ist, sondern auch die technokratischen Orientierungsraster der PH FHNW [1], mit denen den Schulleitungen «wünschenswerte Ziele und leitende Werte» – 206 (!) an der Zahl – ans Herz gelegt werden. Schulentwicklung à discrétion, Verzettelung mit Ansage.

Zu viele Projekte, zu viele Sitzungen, zu viele Absprachen blockieren die zeitlichen und personellen Ressourcen, die für die Umsetzung des gemeinsam entwickelten 62-Millionen-Franken-Projekts dringend benötigt würden.

So ist es wohl kein Zufall, dass die Anzahl Anmeldungen für die spezifischen didaktischen Fortbildungen noch hinter den Erwartungen zurückbleibt. Zu viele Projekte, zu viele Sitzungen, zu viele Absprachen blockieren die zeitlichen und personellen Ressourcen, die für die Umsetzung des gemeinsam entwickelten 62-Millionen-Franken-Projekts dringend benötigt würden.

Damit sich das ändert, braucht es nicht nur engagierte Lehrpersonen, sondern auch umsichtige Schulleitungen, die genügend Raum und Zeit schaffen, indem sie weniger bedeutsame Prozesse zurückstellen, keine neuen Zusatz-Projekte lancieren, die schulinterne Gremiendichte reduzieren und die Bürokratie spürbar zurückfahren.

Die kantonalen Behörden ihrerseits sind aufgefordert, an geeigneter Stelle mehr Leadership zu übernehmen. Dazu gehören ein funktionierendes Controlling in Form definierter Etappenziele inkl. regelmässiger Überprüfung sowie das Einfordern einer transparenten Rechenschaftslegung.

Dafür braucht es keine multioptionalen Schulentwicklungsleitfäden, sondern eine gehörige Portion Common Sense und den Willen aller Beteiligten, fokussiert an den überschaubaren, klar definierten Strängen zu ziehen – und zwar in die gleiche Richtung.

Bei den nächsten ÜGKs (Überprüfung der Grundkompetenzen) muss der ROI (Return on Investment) insbesondere im Bereich Lesen sichtbar werden. Wir können es uns nicht länger leisten, dass bis zu 15% der Schülerschaft am Ende der obligatorischen Schulzeit nicht in der Lage sind, einfachste Texte zu verstehen.

 

P.S.: Der geneigte Musikliebhaber achtet beim Kauf eines Kopfhörers in erster Linie auf das Klangbild, den Tragekomfort und die Benutzerfreundlichkeit – alles andere ist Schnickschnack.

 

[1] https://www.q2e.ch/downloads/thematische-orientierungsraster/
https://www.baselland.ch/politik-und-behorden/direktionen/bildungs-kultur-und-sportdirektion/bildung/handbuch/aufsicht-und-qualitaet/downloads

lvb inform Juniausgabe 2023

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Frühfranzösisch – jetzt auch Basel-Stadt https://condorcet.ch/2023/05/bildungsstrategie-fuer-den-fremdsprachenerwerb-in-der-primarschule/ https://condorcet.ch/2023/05/bildungsstrategie-fuer-den-fremdsprachenerwerb-in-der-primarschule/#comments Fri, 19 May 2023 08:56:50 +0000 https://condorcet.ch/?p=14048

Die Reform der Sprachbildung in Schulen, insbesondere im Zusammenhang mit dem Frühfranzösisch, wird immer wieder diskutiert. Dies löst auch politische Reaktionen in den Passepartout-Kantonen aus, die insbesondere eine Verbesserung der Fremdsprachenstrategie und ebenso höhere Sprachkompetenzen der Schülerinnen und Schüler in Deutsch zum Ziel haben. Ein Gastbeitrag von Sandra Bothe- Wenk, Grünliberale Kantonsrätin in Basel-Stadt.

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Anzug (Motion) betreffend die Überarbeitung der Bildungsstrategie beim Fremdsprachenerwerb an der Volksschule und Stärkung der Grundlagefächer

Ein nationaler Vorstoss zur Untersuchung der Auswirkungen von Schulreformen in Bezug auf den Lehrermangel wurde in der Frühjahrssession an den Bundesrat überwiesen. Die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur betonte, dass einige Schulreformen wie der Fremdsprachenunterricht auf dünnen wissenschaftlichen Grundlagen basieren.

Sandra Bothe, GLP-Grossrätin: Die wissenschaftliche Evidenz ist unbefriedigend.

In diesem Zusammenhang wurden in den Kantonen Baselland und Bern, die am Passepartout-Projekt (Erneuerung des Fremdsprachen-Unterrichts an der Volksschule) beteiligt sind, parlamentarische Vorstösse eingereicht, die eine neue Bildungsstrategie beim Erwerb der Fremdsprachen an der Volksschule fordern. Ziel ist es, insbesondere den Französischunterricht zu verbessern, so dass höhere Leistungen erreicht werden und das Französisch als Landessprache einen angemessenen Stellenwert erhält resp. beibehält.

Im Kanton Basel-Stadt wird demgegenüber geplant, dass Schülerinnen und Schüler im Leistungszug A der Sekundarschule ab der 2. Klasse die Option haben sollen, Französisch abzuwählen, um stattdessen ihre Fähigkeiten in Deutsch und Mathematik zu verbessern. Dies hätte Auswirkungen auf die Durchlässigkeit der Leistungszüge. Man kann sich deshalb grundsätzlich die Frage stellen, ob Deutsch und Mathematik nicht bereits in der Primarschule stärker gewichtet werden sollten, um dafür im A-Zug der Sekundar Französisch beibehalten zu können.

Alain Pichard, Lehrer Sekundarstufe 1, GLP-Grossrat im Kt. Bern und Mitglied der kantonalen Bildungskommission: Reichte einen Vorstoss im Kanton Bern ein.

Die im Nachbarkanton Baselland eingereichte Motion bzgl. dem Fremdsprachenerwerb hat der Landrat im Februar 2023 als Postulat überwiesen, um den Französischunterricht in der Primarschule zu überprüfen und wenn nötig anzupassen. Die Regierung hat angeboten, das Sprachkonzept ausgehend von fundierten Studien und Erhebungen neu zu erarbeiten. Hier interessieren insbesondere auch die Ergebnisse der schweizweiten Überprüfung des Erreichens der Grundkompetenzen (ÜGK) in der Schulsprache und den ersten beiden Fremdsprachen, welche nun im Frühjahr 2023 durchgeführt wird. Damit liegt anschliessend eine aktuelle Datenlange vor, die neben bewährten didaktischen Ansätzen eine weitere Grundlage bieten, um eine neue, erfolgsversprechende und evidenzbasierte Bildungsstrategie zu entwickeln.

Die Anzugsstellenden befürworten eine gemeinsame Bildungsstrategie in Bezug auf den Erwerb der Fremdsprachen in allen Passepartout-Kantonen und bitten deshalb die Regierung aus aktuellem Anlass (parlamentarische Vorstösse, ÜGK 2023) ebenfalls zu prüfen und zu berichten,

  • wie die aktuelle Sprachenstrategie (Schulsprache, Fremdsprachenunterricht) hinsichtlich ihrer Effizienz grundsätzlich überprüft und ergebnisorientiert angepasst werden kann,
  • wie die Ergebnisse der ÜGK 2023 in eine konkrete Verbesserung der Sprachenstrategie einfliessen können, die das Ziel hat, sowohl in der Schul- als auch in den Fremdsprachen höhere Leistungen zu erzielen,
  • ob der Erwerb der Fremdsprachen allenfalls verlegt werden kann/soll (beispielsweise Französisch auf die 5. und Englisch auf die 6. Klasse der Primarstufe) und im Gegenzug die Grundlagefächer Deutsch und Mathematik stärker gewichtet werden können,
  • inwiefern die Fremdsprachendidaktik grundsätzlich angepasst werden muss, um bessere Lernleistungen zu erzielen,
  • inwiefern eine gemeinsame Strategie mit allen Passepartout-Kantonen möglich und sinnvoll wäre und welche Schritte notwendig sind, um die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen.

 

 

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Ein Lob auf die SP-Baselland https://condorcet.ch/2023/05/ein-lob-auf-die-sp-baselland/ https://condorcet.ch/2023/05/ein-lob-auf-die-sp-baselland/#respond Sun, 14 May 2023 15:18:15 +0000 https://condorcet.ch/?p=13914

Im Landrat des Kantons Baselland hat die SP zwei Motionen eingereicht, welche eine Überprüfung der Umsetzung des Integrationsartikels verlangen. Verantwortlich dafür sind die beiden SP-Parlamentarier Jan Kirchmayr und Miriam Locher. Alain Pichard zieht den Hut.

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Alain Pichard, Lehrer Sekundarstufe 1, GLP-Grossrat im Kt. Bern und Mitglied der kantonalen Bildungskommission: Es sind die Praktiker.
Jan Kirchmayr, Landrat SP: Das System mässigen.

Während die Linke grundsätzlich verbissen an den ideologisch geprägten Prämissen der Inklusion festhält, gibt es einzelne umsichtige SP-Parlamentarier, die nach vernünftigen Lösungen suchen. So geschehen im Landrat des Kantons Baselland. Die SP-Landratsmitglieder Jan Kirchmayr und Miriam Locher haben mehrere Vorstösse zum Thema «Integration» eingereicht. Beide sind praktizierende Lehrkräfte, beide sind der Meinung, dass es in ihrem Kanton, der seit 2013 dem Sonderpädagogik-Konkordat angehört, mit der Umsetzung des Integrationsartikels so nicht weitergehen könne. Jan Kirchmayr und Miriam Locher haben auch schon für den Condorcet-Blog geschrieben und waren massgeblich am Zustandekommen der geleiteten Lehrmittelfreiheit beteiligt, die im Kanton Baselland mit über 80% Ja-Stimmen angenommen wurde.

Im Fokus ihrer politischen Vorstösse stehen die verhaltensauffälligen Kinder. Miriam Locher schreibt dazu: «Wenn ein Klassenverband nicht mehr funktioniert, weil es in einer Klasse zwei, drei oder noch mehr verhaltensauffällige Schülerinnen oder Schüler hat, dann hat dies Einfluss auf das ganze Gefüge.»

Die Präsidentin der SP-Baselland fährt weiter: «Es muss eine Art Kaskade, ein Notausgang eingebaut werden».

Miriam Locher, Fraktionspräsidentin der SP im Landrat, BL: Es braucht Notausgänge.

Jan Kirchmayr ist es ein Anliegen, «das System zu mässigen».

Wie lässt sich diese Entwicklung erklären? Während viele SP-Genossinnen und -Genossen, die sich mit Bildungsthemen beschäftigen, in der Bildungsadministration oder in den «Forschungs»abteilungen der Pädagogischen Hochschulen tätig sind, also den Herausforderungen des Unterrichtsalltags fernbleiben, handelt es sich bei Jan Kirchmayr – wie es in seinem Umfeld immer wieder betont wird – um einen begabten und kompetenten jungen Lehrer, der weiss, wovon er spricht. Und auch Miriam Locher, ihres Zeichens Kindergartenlehrperson, sieht sehr genau, wo die Grenzen bildungsbürokratischer Beglückungsphantasien liegen. Und dabei behalten die beiden durchaus die Ziele der Integration im Auge, ganz nach dem Motto: «So viel Integration wie möglich, so viel Separation wie nötig.»

 

Motion «Lernräume für Baselbieter Schulen» von Jan Kirchmayr (SP)
Motion «Separative Beschulung den heutigen Bedürfnissen anpassen» von Miriam Locher (SP)

 

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Wie schräg ist das denn? https://condorcet.ch/2023/03/wie-schraeg-ist-das-denn/ https://condorcet.ch/2023/03/wie-schraeg-ist-das-denn/#comments Fri, 24 Mar 2023 11:18:46 +0000 https://condorcet.ch/?p=13473

Im Gegensatz zu einigen seiner Mitstreiter hat sich Condorcet-Autor Alain Pichard nie vollkommen gegen Vergleichsteste ausgesprochen. «Richtig durchgeführt und interpretiert können sie wertvolle Rückmeldungen zu Teilbereichen der Lernprozesse liefern», schrieb er in einem seiner früheren Beiträge. Was aber nun bei den Vergleichstesten im Kanton Baselland abgeht, verschlägt ihm den Atem.

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Alain Pichard, Lehrer Sekundarstufe 1, GLP-Grossrat im Kt. Bern und Mitglied der kantonalen Bildungskommission: Evidenzbasierter Quark

Zu einem meiner Rituale, wenn ich als Klassenlehrer eine Klasse verabschiede, gehört das Flaschenspiel. Wir sitzen am Abend im Kreis, meistens neben einem Lagerfeuer, die Flasche dreht sich. Die Person, auf die der Flaschenhals zeigt, darf jemandem in der Runde eine Frage stellen, die dieser möglichst ehrlich beantworten soll. Alles auf den Tisch, so oder ähnlich nenne ich dieses Spiel jeweils. Einmal, als der Hals auf mich zeigte, fragte ich die ganze Runde: «Mal unter uns, wie oft habt ihr bei mir gespickt oder betrogen?» Mit dieser Frage löste ich eine ganze Salve von Geständnissen aus. Obwohl ich eigentlich meine Testumgebungen so gestalte, dass sich das «Spicken» eher schwierig gestaltet, war ich natürlich nicht so naiv zu glauben, dass das bei mir nie passiert. «Einmal haben Sie den kopierten Test auf ihr Pult gelegt und mussten dann rausgehen,» erzählte Selina. «Wir sind dann schnell zu Ihrem Pult gegangen und haben mit dem Handy den Test fotografiert (Bemerkung: Es handelte sich um einen Physiktest). Da der Test erst in der 3. Lektion stattfand, konnten wir uns kurz auf die Fragen vorbereiten.»

Ralf erzählte: «In der Parallelklasse machten Sie oft den gleichen Test. Wer den Test zuerst schreiben musste, fotografierte ihn mit dem Handy und schickte ihn unseren Kameraden der anderen Klasse.»

Bei allen Theoriemodellen in den Bildungsabteilungen wird das handfest ökonomische Denken unserer Schülerinnen und Schüler völlig ausser Acht gelassen. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, dann «betrügen» die Geprüften ohne Hemmungen. Das war bei uns schliesslich nicht anders.

Wenn ich nun erfahre, dass im Kanton Baselland die vom Institut für Bildungsevaluation entwickelten Tests nicht an einem einzigen Prüfungstermin stattfinden, sträuben sich bei mir und jeder erfahrenen Lehrperson die Nackenhaare.

Als Schüler wäre ich geradezu beleidigt, wie wenig Gerissenheit man mir zutraut.

Und wenn die Bildungsdirektion auf Anfrage behauptet: «Wie bei promotionsrelevanten Prüfungen besteht auch bei den Checks die Möglichkeit, dass die Schülerinnen und Schüler tricksen. Es dürfte sich dabei aber aufgrund der nicht erfolgenden Benotung um Einzelfälle handeln”, dann fehlen einem die Worte: Wie naiv ist das denn? Als Schüler wäre ich geradezu beleidigt, wie wenig Gerissenheit man mir zutraut.

 

Maturprüfungen i Frankreich: Alle zur selben Zeit, am selben Ort.

In Frankreich werden die in Paris entwickelten Maturitätsaufgaben an einem einzigen Tag in allen Regionen des Landes zur selben Zeit durchgeführt, sogar in den Kolonien. Und da soll es nicht möglich sein, in einem kleinen Halbkanton die Test all an einem Tag zur selben Zeit durchzuführen?

Zu dieser Realsatire gehört auch die bittere Analyse eines Sekundarlehrers, der die Durchführung und Korrektur dieser ominösen Checks hautnah miterlebte: «Das bunt zusammengewürfelte Korrektorenteam überfliegt die Texte, hält den nassen Finger in die Luft und ein setzt dann gehetzt ein paar Kreuzchen, das ominöse Programm berechnet daraus eine noch ominösere dreistellige Punktzahl und fertig ist die «evidenzbasierte Evaluation».

Der dritte Akt folgt unweigerlich, wenn die Resultate die Medien erreichen. Die Journalisten, mehrheitlich auf dem Level der Sportjournalistik beheimatet, interessiert an diesem evidenzbasierten Quark eh nur die Rangliste.

Höchste Zeit, dieses Potemkinschen Dorf abzuräumen. Die Qualität der Teste steht hier nicht zur Debatte. Aber so, wie sie durchgeführt und korrigiert werden, ist ihre Aussagekraft gleich Null. Sparen wir uns das Geld für einen evidenzbasierten, sprich guten Unterricht.

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Eine Farce https://condorcet.ch/2023/03/eine-farce/ https://condorcet.ch/2023/03/eine-farce/#comments Wed, 22 Mar 2023 13:54:57 +0000 https://condorcet.ch/?p=13469

Zurzeit schreiben die dritten Klassen der Sekundarschulen des Bildungsraums Nordwestschweiz in verschiedenen Fächern die sogenannten Check-S3 Prüfungen. Je nach Schule und Kanton finden die identischen Vergleichstests an unterschiedlichen Tagen statt. Dies führt zu wenig aussagekräftigen Ergebnissen, einer Chancenungleichheit und damit zu Ungerechtigkeiten bei der Lehrstellensuche.

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Jürg Wiedemann, Vorstand der Starken Schule beider Basel.

Am vergangenen Montag starteten im Kanton Basel-Landschaft die ersten Klassen mit der schriftlichen Deutschprüfung. Bereits wenige Stunden danach werden der Starken Schule beider Basel (SSbB) die Prüfungsaufgaben in einem Briefumschlag anonym zugespielt.

Prüfungsaufgaben kursieren unter den Schüler/-innen

Die Testaufgaben kursieren unter den Schüler/-innen, welche die Prüfung erst in einigen Tagen schreiben müssen. Diese können sich nun zuhause mit Hilfe der Eltern vorbereiten oder den Aufsatz durch die künstliche Intelligenz Chat GPT schreiben lassen. Den stilistisch und inhaltlich fundierten Text lernen sie auswendig und schreiben ihn während der Prüfungslektion nieder. Eine gute Bewertung ist ihnen auf diese Weise sicher. Die Checks, welche als Beurteilungskriterium für Lehrstellenbetriebe gedacht waren, werden damit zur Farce, weil die Resultate völlig verzerrt sind.

Obwohl das Problem seit langem bekannt ist, haben es die Kantone bisher versäumt, sich zur Gewährleistung der Chancengerechtigkeit auf einen verbindlichen Prüfungstermin zu verständigen.

Die Checks verfehlen ihren Zweck

Obwohl das Problem seit langem bekannt ist, haben es die Kantone bisher versäumt, sich zur Gewährleistung der Chancengerechtigkeit auf einen verbindlichen Prüfungstermin zu verständigen. Nur so wären die Checks ein verlässliches Beurteilungskriterium für Lehrstellenbetriebe. Solange es keinen einheitlichen Prüfungstermin innerhalb des vierkantonalen Bildungsraums gibt, sind auch keine wissenschaftlich fundierten Aussagen zur Bildungsqualität unserer Schulen möglich.

So wie die Checks gegenwärtig ablaufen, dienen sie einzig den finanziellen Interessen der Autorenschaft, also dem Institut für Bildungsevaluation.

Privatwirtschaft misstraut der Leistungsbewertung der Volksschule

Die Privatwirtschaft ist sich dieser Problematik längst bewusst. Nicht umsonst hat sie seit langem ihre eigenen Testverfahren wie den Multicheck oder Basischeck zur Evaluierung der Leistungsbereitschaft von Stellenbewerberinnen und -bewerbern. Das so zum Ausdruck gebrachte Misstrauen der Privatwirtschaft gegenüber der Leistungsbewertung durch die Volksschulen wird so lange bestehen, bis die kantonalen Bildungsdirektionen bereit sind, Verantwortung für aussagekräftige Prüfungsergebnisse zu übernehmen. So wie die Checks gegenwärtig ablaufen, dienen sie einzig den finanziellen Interessen der Autorenschaft, also dem Institut für Bildungsevaluation. Das Institut verkauft die Checks den Kantonen für teures Geld. Solange der Rubel rollt, kann es ihm auch egal sein, dass zum Zeitpunkt der Durchführung des Checks-S3 die Schüler/-innen bereits für weiterführende Schulen angemeldet sind oder viele schon einen Lehrvertrag unterschrieben haben. Aus diesem Grund wurde der Check-S3 in Basel übrigens zurecht sistiert.

Bildungsdirektion nimmt Stellung

Die Pressesprecherin der Bildungsdirektion begründet den nicht einheitlichen Prüfungstermin auf Anfrage der SSbB folgendermassen: “Es handelt sich dabei in erster Linie um organisatorische und betriebliche Gründe. Die Schulen sollen eine gewisse Freiheit die Termine betreffend haben, damit sie die Durchführung den örtlichen Gegebenheiten anpassen können (z.B. Personalsituation, Infrastruktur). Des Weiteren wären Abstimmungen mit den weiteren Kantonen des Bildungsraums Nordwestschweiz (Aargau, Basel-Stadt und Solothurn) sowie mit dem Anbieter der Checks, dem Institut für Bildungsevaluation der Universität Zürich (IBE), und seitens BL auch mit den Schulleitungen zwingend.”

Interessant war auch die Antwort betreffend Aussagekraft der Prüfungsergebnisse, wenn die Prüfungsaufgaben bereits Tage vor der Prüfung in Schülerkreisen zirkulieren: “Wie bei promotionsrelevanten Prüfungen besteht auch bei den Checks die Möglichkeit, dass die Schülerinnen und Schüler tricksen. Es dürfte sich dabei aber aufgrund der nicht erfolgenden Benotung um Einzelfälle handeln.”

SSbB publiziert die Prüfungsaufgaben nicht

Wenn die Prüfungsaufgaben mehr oder weniger detailliert in Schülerkreisen mehrerer Schulen zirkulieren, auf Social Media geteilt werden und der SSbB zugespielt werden, handelt es sich kaum um Einzelfälle. Damit die Check-Prüfungen nicht gänzlich torpediert werden, kam für das Sekretariatsteam der SSbB eine Publikation der Prüfungsaufgaben nicht in Frage.

Jürg Wiedemann

Vorstand Starke Schule beider Basel

 

 

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Frühfranzösisch führt zu Frust und Demotivation https://condorcet.ch/2023/02/fruehfranzoesisch-fuehrt-zu-frust-und-demotivation/ https://condorcet.ch/2023/02/fruehfranzoesisch-fuehrt-zu-frust-und-demotivation/#comments Wed, 15 Feb 2023 08:56:27 +0000 https://condorcet.ch/?p=13096

Frühfranzösisch - rien ne va plus: Am vergangenen Donnerstag hat der Landrat mit 44 zu 38 Stimmen bei einer Enthaltung einem Vorstoss zugestimmt, der die Bildungsdirektion verpflichtet, die Abschaffung von Frühfranzösisch auf der Primarstufe zu prüfen. Die anspruchsvolle Fremdsprache soll erst auf der Sekundarstufe I gelehrt werden.

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Anita Biedert, Lehrerin, Landrätin, Mitglied der Starken Schule beider Basel.

Aufgrund der Einführung von zwei Fremdsprachen auf der Primarstufe, die zusammen mit insgesamt 14 Jahreslektionen sehr hoch dotiert sind, wurden die beiden Fächer Deutsch und Mathematik geschwächt, dies mit einschneidenden Konsequenzen.

Aufgrund der beiden Fremdsprachen wird Deutsch marginalisiert

Ein Fünftel der Schulabgänger/-innen kann einfache Texte nicht verstehen, auch die Lesefähigkeit ist gering. Diese Jugendlichen sind nicht imstande, einem Text alltagsrelevante Informationen zu entnehmen, zudem verstehen sie das Geschriebene im Kontext nicht. Knapp 20% aller Jugendlichen verlassen die obligatorische Schule als funktionale Analphabeten. Beim letzten PISA-Test im Jahr 2019 lag die Schweiz beim Lesen lediglich auf Platz 27 und damit deutlich unter dem Durchschnitt. 24% der in die Berufswelt eintretenden Jugendlichen können einfache Verknüpfungen zwischen Textteilen nicht herstellen.

Jugendliche sind aufgrund dessen kaum imstande, eine eigene fundierte Meinung zu bilden. Lesen ist der Schlüssel zur Teilhabe am Weltgeschehen. Eine mangelhafte Urteilskraft schwächt unsere Gesellschaft.

Drei Sprachen – rien ne va plus …

Für viele Schulkinder mit Migrationshintergrund ist auch Deutsch eine Fremdsprache, so dass sie auf der Primarstufe drei Sprachen erlernen müssen. Für zahlreiche, vor allem leistungsschwächere Kinder, bedeuten drei Sprachen eine enorme Belastung und Überforderung. Die Zeit fürs vertiefte Üben fehlt, und die Hektik im Unterricht nimmt ebenso zu wie die seit der Umstellung auf sechs Primarschuljahre immer grösser werdende Heterogenität zwischen den leistungsschwächeren und -stärkeren Schulkindern. Der pädagogische Wert von Frühfranzösisch ist, wie sich zunehmend immer klarer zeigt, gering. Weniger wäre mehr – vor allem könnte die Motivation am Lernen schlechthin gestärkt und Frust vermieden werden dadurch, dass die Schüler/-innen erfahren, dass fundierteres Können in zwei Sprachen zu mehr Erfolg führt. Nun gilt es, mit mutigen Schritten der unbefriedigenden bestehenden Situation entgegenzutreten und eine gute, vernünftige Lösung anzustreben.

Harmos-Konkordat wird zur Sackgasse

Das vom Baselbieter Landrat im Jahr 2010 beschlossene Harmos-Konkordat verpflichtet die Harmos-Kontone, zu denen Baselland und Baselstadt gehören, dass auf Primarschulstufe in der dritten und in der fünften Klasse mit je einer Fremdsprache begonnen wird. Der erhoffte Erfolg in Bezug auf die sprachlichen Fertigkeit der Kinder hat sich nicht wunschgemäss eingestellt. Ein Verzicht auf Frühfranzösisch ginge einher mit der Kündigung des Harmos-Konkordats und würde eine Gesetzesänderung bedingen. Politisch würde dies verständlicherweise heftige Diskussionen auslösen. Das Scheitern des Fremdsprachenkonzepts müsste, wenn auch mit grosser Enttäuschung, anerkannt und eine Korrektur vorgenommen werden.

Fundierte Evaluation des Fremdsprachenkonzepts

Die Baselbieter Bildungsdirektion ist aufgrund des überwiesenen Vorstosses nun aufgefordert, eine rasche, fundierte Evaluation und eine Wirkungskontrolle des Fremdsprachenkonzepts durchzuführen. Auf der Grundlage der Ergebnisse müssen die richtigen bildungspolitischen Entscheide, auch wenn diese unangenehm sein sollten, gefällt werden. Ein mutiger Schritt, um aus dieser Sackgasse herauszufinden und einen Richtungswechsel zum Wohle unserer Kinder vorzunehmen, steht an.

Anita Biedert
Lehrerin und Mitglied Starke Schule beider Basel

Nachtrag der Redaktion: Der Vorstoss von Frau Biedert wurde ursprünglich als Motion eingereicht.  Jan Kirchmayr (SP) überzeugte die Motionärin, den Vorstoss in ein Postulat umzuwandeln. Daraufhin stimmten auch drei SP-Landräte dem Antrag zu und verhalfen ihm zu einer Überweisung.

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Der Kanton Baselland setzt weiterhin auf Dialog in der Bildungspolitik – Monica Gschwind ist wiedergewählt https://condorcet.ch/2023/02/der-kanton-baselland-setzt-weiterhin-auf-dialog-in-der-bildungspolitik-monika-gschwind-ist-wiedergewaehlt/ https://condorcet.ch/2023/02/der-kanton-baselland-setzt-weiterhin-auf-dialog-in-der-bildungspolitik-monika-gschwind-ist-wiedergewaehlt/#respond Tue, 14 Feb 2023 12:06:00 +0000 https://condorcet.ch/?p=13093

Die Baselbieter Bildungsdirektorin Monica Gschwind wurde bei den Baselbieter Landratswahlen am Sonntag wiedergewählt. Und viele freut's.

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Es ist erstaunlich, wenn eine mehrheitlich links-grün-wählende Lehrerschaft die Wiederwahl einer freisinnigen Bildungsdirektorin begrüsst. Monica Gschwind ist zwar nicht mit einem Spitzenresultat, aber dennoch komfortabel wiedergewählt worden. Vor acht Jahren hatte sie den unglücklich agierenden und inzwischen verstorbenen Bildungsdirektor Urs Wüthrich abgelöst. Mit der Abwahl von Urs Wüthrich wurde auch eine bildungspolitische Agenda der Allianz zwischen Politik, Verwaltung und Wissenschaft abgestraft. Mit Monica Gschwind setzte der Dialog mit der Basis wieder ein. Der Reformeifer wurde massiv gebremst, der Kanton Baselland führte als erster die Lehrmittelfreiheit ein und installierte neben dem “schwurbligen Kompetenzlehrplan” einen Stofflehrplan, an den sich die meisten Lehrkräfte orientieren. Sogar die aufmüpfige “Starke Schule beider Basel” empfahl Monica Gschwind zur Wiederwahl.

 

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LEHRPERSONENMANGEL: WAS SICH ÄNDERN MUSS https://condorcet.ch/2023/01/lehrpersonenmangel-was-sich-aendern-muss/ https://condorcet.ch/2023/01/lehrpersonenmangel-was-sich-aendern-muss/#respond Tue, 24 Jan 2023 13:19:11 +0000 https://condorcet.ch/?p=12947

Um dem sich verschärfenden Lehrpersonenmangel wirksam entgegentreten zu können, braucht es Anpassungen hinsichtlich Anstellungsbedingungen, Integration und Ausbildung, einen Abbau der Bürokratie sowie eine Reduktion der Anzahl Ansprüche an Schule und Lehrpersonen auf ein leistbares Mass. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie des Lehrerinnen- und Lehrervereins LVB. Sie basiert auf einer inhaltlich umfassenden, repräsentativen Umfrage unter Baselbieter Lehrkräften aller Stufen. Mit 1072 Teilnehmenden handelt es sich um die schweizweit grösste von einem Berufsverband durchgeführte Befragung zum Lehrpersonenmangel seit dessen Akzentuierung. Der LVB fordert einen Mix aus personal- und bildungspolitischen Massnahmen und ortet den dringlichsten Handlungsbedarf auf der Primarstufe. Die Redaktion des Condorcet-Blogs veröffentlich die Medienmitteilung des lvb.

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Philipp Loretz, Lehrer Sekundarstufe 1,Präsident des lvb: Überfrachtung beenden.

Bildungsdirektorin Monica Gschwind hat im Sommer 2022 die Baselbieter Anspruchsgruppen um Vorschläge zum Umgang mit dem Lehrpersonenmangel gebeten. Der LVB leitet seine Forderungen aus der eigens im Herbst 2022 durchgeführten Mitgliederbefragung «Belastungsfaktoren im Lehrberuf» ab. Er wird sie in das bestehende kantonale «Projektteam Lehrpersonenmangel» tragen und den Austausch mit Landratsmitgliedern suchen.

Bürokratie abbauen

93.1 % aller Teilnehmenden – auf der Primarstufe (inkl. Kindergarten) sogar 97 % – geben an, wegen administrativer und weiterer Zusatzaufgaben zu wenig Zeit für das Kerngeschäft Unterricht zu haben. Fast 90 % der Primar- sowie knapp 80 % der Sekundarlehrpersonen erleben die schulinterne Sitzungsdichte als Belastung.

  • Die Sitzungsdichte, die Anzahl schulinterner Gremien und das Ausmass verordneter Teamarbeit sind auf das Notwendige zu reduzieren.
  • Der persönlichen Vor- und Nachbereitung des Unterrichts durch die Lehrpersonen gebührt Vorrang vor einer sich ausbreitenden Regulierungsmentalität.
  • Grad und Umfang der Teilautonomie der Volksschule sind zu klären, auch mit dem Ziel, dort Ressourcen zu schonen, wo ein einheitlicheres Vorgehen zielführend ist.

Klassenlehrpersonen entlasten

Monika Gschwind, Bildungsdirektorin BL: Will wiedergewählt werden.

Viele Klassenlehrpersonen (KLP) sind massiv überlastet, am stärksten an der Volksschule. Am
1. Dezember 2022 hat der Landrat endlich eine Entlastung für die KLP der Primarstufe im Umfang einer Jahreslektion beschlossen. Aber von den KLP der Sekundarschulen, die bereits im gleichen Umfang entlastet sind, finden 95.7 %, dieses Volumen genüge nicht.
Zudem erleben zwischen 40 und 55 % der Primarlehrpersonen Aspekte der Elternarbeit (respektloses Verhalten, fehlende Bereitschaft zur Zusammenarbeit, sehr forderndes bis drohendes Auftreten etwa bei Übertrittsentscheiden, inflationäre Kontaktaufnahmen per Telefon und E-Mail) als belastend.

  • Eine noch stärkere Entlastung der Klassenlehrpersonen ist zu prüfen, auf der Primarstufe gegebenenfalls in Kombination mit einem gezielten Abbau in der Stundentafel.
  • Die Volksschulen benötigen betreffend Elternarbeit klare Reglementarien entlang kantonaler Standards, die konsequent durchgesetzt werden.
  • Die Einführung einer Übertrittsprüfung vor dem Übertritt an die Sekundarschule ist, in Ergänzung zu den Zeugnisnoten, zu prüfen.

Integration mässigen

Mit der Integrativen Schulung in der bestehenden Form ist kaum jemand zufrieden. Für 82.4 % der Primar-, 72.3 % der Sekundarlehrpersonen und 70.6 % der Schulischen Heilpädagog*innen (SHP) sind stark verhaltensauffällige Schüler*innen ein Belastungsfaktor. Über die Hälfte der Primarlehrpersonen und SHP geben an, die Besetzung der ISF-Stellen (Integrative Spezielle Förderung) an ihren Schulen sei nicht oder nicht mit dafür ausgebildetem Personal erfolgt.

  • Es sind mehr separative Angebote zu schaffen für verhaltensauffällige Schüler*innen, die den Unterricht massiv stören bis lahmlegen.
  • Die Schwellen, damit Lehrpersonen erfolglose Integrationen abbrechen können, müssen so niedrig ausgestaltet sein, dass der Leidensdruck auf Beteiligte nicht schädigende Ausmasse annehmen kann.

Primarstufe aufwerten

Die Anstellungsbedingungen auf der Primarstufe sind interkantonal nicht mehr konkurrenzfähig. Basel-Landschaft bildet hier im Vergleich mit den umliegenden Kantonen (AG, BS, SO) bei allen lohnrelevanten Faktoren (Einstiegslöhne, Lohnanstiegskurve, Maximallöhne) das Schlusslicht. Weitere Problemfelder sind zusätzliche Fächerqualifikationen ohne Lohnrelevanz, teils schlechte Infrastruktur sowie unbezahlte Zusatzarbeiten von Schulhausvorständen.

  • Lohnband 12 für die Lehrpersonen der Primarstufe ist zwingend.
  • Ausgewählte, vom Arbeitgeber gewünschte und zwischen den Sozialpartnern ausgehandelte Zusatzausbildungen müssen lohnwirksam werden.
  • Bei der schulischen Infrastruktur müssen verbindliche Mindeststandards (WLAN, rostfreie Wasserleitungen, Raumgrössen) auch für Schulen mit kommunaler Trägerschaft gelten.
  • An Schulen mit Schulhausvorständen müssen deren Aufgaben klar definiert, von jenen der Schulleitungen abgegrenzt und angemessen ressourciert werden.

Überfrachtung beenden

Die Vielzahl der Ansprüche an Schule und Lehrpersonen ist nicht mehr leistbar. In den letzten 20 Jahren kam immer noch mehr dazu: das 6. Schuljahr und zusätzliche Fächer (Fremdsprachen, Medien & Informatik) auf der Primarstufe, Integrative Schule, massiver Anstieg administrativer Arbeiten, ein überfüllter Lehrplan auf der Volksschule. Parallel dazu wurde als Sparmassnahme die Altersentlastung für Lehrpersonen – schweizweit einzigartig! – gestrichen.

  • Es braucht eine tabulose Auslegeordnung und Priorisierung der Aufgaben und Ansprüche an die Primarstufe: Was ist leist- und bezahlbar und was nicht?
  • Der vom LVB seit Jahren geforderte Prozess zur inhaltlichen Straffung der Lehrpläne auf der Ebene Volksschule muss konsequent weiterverfolgt werden.
  • Die Altersentlastung der Unterrichtsverpflichtung für Lehrpersonen muss wieder eingeführt werden, um sie länger gesund und leistungsfähig im Beruf halten zu können.

Ausbildung verbessern

Unzufriedenheit mit der Ausbildung an der PH kommt in vielen Kommentaren zum Ausdruck, wobei die Praxisferne im Zentrum der Kritik steht. Die PH entgegnet seit Jahren, die Praktika der Studierenden seien zeitlich ausgedehnt worden. Aber das allein genügt nicht. In diesen vergleichsweise wenigen Wochen der Praktika kann nicht alles an Praxistauglichkeit aufgebaut werden, wofür nicht in Veranstaltungen an der PH der Grundstein gelegt wurde.

  • Dozierende für Fachdidaktik müssen über mehrjährige, erfolgreiche Unterrichtstätigkeit in jenen Fächern und auf jenen Stufen verfügen, für welche sie Studierende ausbilden.
  • Die Ausbildung für die Sekundarstufe I ist dahingehend zu modularisieren, dass angehende Lehrpersonen gezielter auf die Erfordernisse der unterschiedlichen Leistungszüge vorbereitet werden können.

 

Kontakte für Rückfragen:

Philipp Loretz, Präsident LVB, 077 417 57 54, philipp.loretz@lvb.ch

Roger von Wartburg, Geschäftsleitungsmitglied LVB, 079 261 84 63, roger.vonwartburg@lvb.ch

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Baselbieter Lehrkräfte haben genug gefroren https://condorcet.ch/2022/12/baselbieter-lehrkraefte-haben-genug-gefroren/ https://condorcet.ch/2022/12/baselbieter-lehrkraefte-haben-genug-gefroren/#respond Wed, 14 Dec 2022 17:56:46 +0000 https://condorcet.ch/?p=12631

Mit Kappe und Schal im Unterricht, keinen Tee aufgiessen: Kanton und Gemeinden überbieten sich mit Instruktionen, wie einer Strommangellage zu begegnen ist. Dabei haben sie energetische Sanierungen über Jahre vernachlässigt. Wir publizieren einen Artikel des Journalisten Kurt Tschan, der in der BaZ erschienen ist und in welchem auch unser Condorcet-Autor Philipp Loretz zitiert wird.

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Kurt Tschan ist bei der Basler Zeitung als Redaktor für den Bereich Wirtschaft tätig.

Läge dem Baselbiet die Gesundheit seiner Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler wirklich am Herzen, dann hätte es die Forderungen des Dachverbandes Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) längst beherzigt. Schon vor fünf Jahren forderte der LCH, dass die arbeitsmedizinischen Qualitätsnormen von den Kantonen und Gemeinden zum Wohl aller Kinder, Lehrpersonen und weiteren Mitarbeitenden auch für Schulbauten übernommen, angewandt und eingehalten werden müssen. Zu diesen Qualitätsnormen gehören effiziente Lüftungssysteme (Temperatur, Feuchtigkeit, CO₂-Werte), aber auch Standards zu Licht, Lärm und Raumbelegung.

Zwei Jahre später kam jedoch das Bundesamt für Gesundheit in einer Studie zum Schluss, dass in einem Grossteil der Schweizer Schulen die Qualität der Raumluft nach wie vor ungenügend ist. In mehr als zwei Dritteln der untersuchten Schulzimmer mit manueller Lüftung war diese nicht zufriedenstellend.

Mit Kappe, Handschuhen und Schal

Für Philipp Loretz fällt das Fazit deshalb ernüchternd aus. Gar nichts hätten die Verantwortlichen unternommen, sagt der Präsident des Lehrerinnen- und Lehrervereins Baselland. Dann habe die Corona-Pandemie begonnen. «Man lüftete auf Teufel komm raus», die Schülerinnen und Schüler hätten in der vollen Winterausrüstung am Unterricht teilgenommen – mit Kappe, Handschuhen, Schal, Thermowäsche.

«Ein Schüler fragte mich , ob er das Fenster schliessen dürfe, es schneie auf sein Heft», erinnert sich Loretz.

Noch bevor der Krieg in der Ukraine die Energieversorgung bedrohte, forderte die damalige LCH-Zentralsekretärin Franziska Peterhans ein besseres Krisenmanagement. «Nun hätte man meinen können, dass die Verantwortungsträger endlich griffige Massnahmen in Angriff nehmen würden», sagt Loretz. «Doch auch nach zwei Schlotterwintern geschah nichts dergleichen.»

Die Erkenntnis, dass sich die Installation eines effizienten Lüftungssystems zumindest bei Sanierungen und Neubauten im wahrsten Sinne des Wortes auszahlen würde, sei offensichtlich in der Bau- und Umweltschutzdirektion in Liestal nicht angekommen. «Stattdessen: courant normal! Alles gut», sagt Loretz. Bis Dezember 2022. Wegen der drohenden Energiemangellage seien die Schulen von Kanton und Gemeinden angewiesen worden, Energie zu sparen.

An gewissen Schulen wurden die Thermostaten plombiert.

«Gesundheit oder Energiesparen?»

Schon am 27. September hatte Regierungspräsidentin Kathrin Schweizer drastische Energieeinsparungen verfügt. In Verwaltungsgebäuden, Schulen und Sportanlagen darf seither nur noch bis 19 Grad Celsius geheizt werden. In Korridoren und WC-Anlagen bis 15 Grad. Seither dürfen auch keine privaten Kaffeemaschinen, Kühlschränke, elektrischen Heizöfen sowie Ventilatoren aufgestellt werden. Es gibt Lehrkräfte, die selbst ihr Handy zu Hause aufladen, aus Sorge, sie könnten gegen die verfügten Massnahmen zum Energiesparen verstossen, wie diese Zeitung erfahren hat.

Beim Verbot, private Geräte zu benutzen, wird gemäss Isidor Huber, Rektor am Regionalen Gymnasium Laufental-Thierstein, eine Grenze erreicht. «Laptops sind für den Schulunterricht unverzichtbar.» Ein Teil dieser Geräte sei privat, werde aber für schulische Zwecke genutzt. Der Kanton entschädigt die Lehrkräfte dafür mit 200 Franken im Jahr. Zwar gebe es in der Hausordnung des Gymnasiums Laufen ein Handyverbot für die progymnasiale Stufe. «Aber Handys können auch für Lernzwecke eingesetzt werden», sagt Huber.

«Es rächt sich jetzt, dass jahrelang nicht genügend saniert wurde.»

Philipp Loretz, Präsident des Lehrerinnen- und Lehrervereins Baselland

Loretz kritisiert, dass mit kleinen weihnachtlichen LED-Ketten in Klassenzimmern, die Weihnachtsbeleuchtung ist auch verboten, marginal Energie gespart werden könne. Problematisch werde es bei der Raumtemperatur in den Klassenzimmern. Entweder werde regelmässig gelüftet, um arbeitsrechtliche Qualitätsnormen bei der Luftqualität wenigstens teilweise einzuhalten, oder es werde Energie gespart und die Fenster blieben zu. «Was hat Vorrang?», fragt Loretz. «Gesundheit oder Energiesparen?»

Er spricht von einem Dilemma und gibt zu, dass ihm persönlich eine gute Raumluftqualität wichtiger sei. Gerade mit effizienten Lüftungssystemen könne man dieses Dilemma auf intelligente Art und Weise lösen.

Bei 16 Grad in den Unterricht

Wenn es aber um die Sanierung von Schulanlagen geht, dann habe der Kanton einen grossen Nachholbedarf, sagt Loretz. «Es rächt sich jetzt, dass jahrelang nicht genügend saniert wurde», ist er überzeugt. Schliesslich hätten gute Isolationen sowohl im Sommer wie im Winter grossen Nutzen.

Das Gymi Laufen ist dafür ein gutes Beispiel. «Auf der Nordseite des Gebäudes wurden bis zum letzten Winter bei geschlossenen Fenstern frühmorgens gerade mal noch 16 Grad gemessen», sagt Huber. Inzwischen sei das Heizsystem ersetzt worden, und die Situation habe sich gebessert. Dies ändere aber nichts daran, dass die gesamte Anlage dringend saniert werden müsse.

Gleichzeitig befürchtet Loretz, dass mit den tieferen Temperaturen neue Restriktionen zu erwarten seien. «Aufgrund der Gemeindeautonomie ist davon auszugehen, dass auf kommunaler Ebene weitere Sparmassnahmen beschlossen werden.» Deren Wirkungsgrad respektive Verhältnismässigkeit dürfte aber im wahrsten Sinne des Wortes «hochgradig divergieren», ist Loretz überzeugt.

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