Starke Schule beider Basel - Condorcet https://condorcet.ch Bildungsperspektiven Wed, 26 Apr 2023 08:05:57 +0000 de-DE hourly 1 https://condorcet.ch/wp-content/uploads/2019/05/favicon-100x100.png Starke Schule beider Basel - Condorcet https://condorcet.ch 32 32 Baselland als Pionierkanton beim Geschichtsunterricht https://condorcet.ch/2023/04/baselland-als-pionierkanton-beim-geschichtsunterricht/ https://condorcet.ch/2023/04/baselland-als-pionierkanton-beim-geschichtsunterricht/#respond Wed, 26 Apr 2023 08:05:57 +0000 https://condorcet.ch/?p=13722

Dem Schulfach Geschichte fehlt schweizweit ein überzeugendes Profil. Verpackt im Sammelfach RZG und ohne verbindlichen inhaltlichen Aufbau, gilt Geschichte an vielen Schulen als unattraktiv. Wie der Geschichtsunterricht sein verstaubtes Image abschütteln und das Interesse für politische Fragen wecken kann, steht im Zentrum des nachfolgenden Gastbeitrags von Hanspeter Amstutz.

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Landauf, landab wird gegenwärtig auf das grossartige Schweizer Verfassungswerk von 1848 hingewiesen. Während damals in allen umliegenden Ländern die Versuche scheiterten, mit demokratischen Strukturen ein neues politisches Zeitalter einzuleiten, hat unser kleines Land diese Revolution ohne grosses Blutvergiessen vollzogen. Die neue Verfassung war die solide Basis für weitere bedeutende Schritte zu einem modernen Rechtsstaat, wie wir ihn heute kennen.

Gastautor Hanspeter Amstutz

Dieser Weg war oft steinig und führte auch an Abgründen vorbei. Einige Meilensteine wie der aufwühlende Generalstreik von 1918, die militärische Krise von 1940 oder die überfällige Einführung des Frauenstimmrechts im Jahr 1971 markieren den Werdegang unseres Landes. Eigentlich könnten wir trotz kritischer Einwände durchaus ein wenig stolz sein über diese Entwicklung.

Doch leider ist es bei unseren Volksschulabgängern mit dem Basiswissen über die modernere Schweizer Geschichte nicht weit her. Mit anderthalb Wochenstunden Geschichte, die in Basel-Stadt noch mit Medienkunde und Informatik geteilt werden müssen, lassen sich kaum vertiefte Einblicke in wesentliche Epochen unserer Geschichte vermitteln. Das Fach fristet im Stadtkanton und den meisten andern Deutschschweizer Kantonen nur noch ein Mauerblümchendasein. Die aktuelle Didaktik sucht zwar Auswege aus der Zeitnot, indem über selbständiges Erarbeiten einzelner geschichtlicher Themen der Unterricht organisiert wird.

Das Fach fristet im Stadtkanton und den meisten andern Deutschschweizer Kantonen nur noch ein Mauerblümchendasein.

Doch das Verständnis für das Werden unseres Staates wächst kaum, wenn auf einen geschichtlichen Aufbau verzichtet werden muss. Zudem ist es ein schwieriges Unterfangen, Jugendliche anhand von historischen Dokumenten im Selbststudium zu begeistern. Nur allzu oft hört man von Teenagern die Klage, Geschichte sei ein langweiliges Fach.

Mit mehreren Initiativen das Sammelfach RZG verhindert

Besser machen es da die Baselbieter. Die Starke Schule beider Basel (SSbB) hat sich mit mehreren Volksinitiativen tüchtig ins Zeug gelegt, um für das Fach Geschichte die guten Rahmenbedingungen zu erhalten. Das eigenständige Fach hat mit zwei Wochenstunden einen festen Platz in der Stundentafel und wird auch in der Baselbieter Bildungspolitik als jugendgerechte staatspolitische Grundlage gesehen. Durch ein erfüllbares Bildungsprogramm in Form eines viel beachteten Mini-Lehrplans wurde das Fach Geschichte klar aufgewertet. Die Idee einer verdichteten Gesamtschau der Entstehung der modernen Schweiz im unruhigen europäischen Umfeld gehört in den Baselbieter Sekundarschulen wieder zu den verbindlichen Bildungsinhalten.

Es ist ein schwieriges Unterfangen, Jugendliche anhand von historischen Dokumenten im Selbststudium zu begeistern.

Der jetzige Zustand beim Sammelfach RZG (Räume Zeiten Gesellschaften) in Basel-Stadt und den meisten anderen Kantonen ist völlig unbefriedigend. Der mit Kompetenzzielen völlig überladene Lehrplan ist keine Orientierungshilfe für einen auf grundlegende Bildungsinhalte ausgerichteten Geschichtsunterricht. Die wenigsten Bildungspolitiker sind sich bewusst, dass die Lehrplantheorie und die Schulrealität im Fach Geschichte bedenklich weit auseinanderklaffen. Da man sich bei den Bildungsstäben bisher auch nicht mit einer Evaluation des geschichtlichen Basiswissens befasst hat, sind illusionäre Vorstellungen über den täglichen Geschichtsunterricht die Regel. Die offenkundige Tatsache, dass ein Grossteil unserer Jugend am Ende der Volksschulzeit über die Entwicklung unserer modernen Demokratie nicht im Bild ist, hätte dennoch die Bildungspolitik längst aufschrecken müssen.

Wenn politisch bedeutende Themen ausgewählt werden, lassen sich Kinder und Jugendliche von lebendiger, auf Fakten basierender Erzählkunst begeistern.

Schweizer Geschichte im Umfeld des europäischen Donnerrollens kann unerhört spannend sein. Doch es gilt, das Fach vom verstaubten Image des irrelevanten Rückblicks auf längst vergangene Tage und vom Ausfüllen unzähliger Arbeitsblätter in ereignislosen Unterrichtsstunden zu befreien. Das Fach Geschichte braucht in der Schulrealität vielerorts erst einmal ein neues Profil. Wenn politisch bedeutende Themen ausgewählt werden, lassen sich Kinder und Jugendliche von lebendiger, auf Fakten basierender Erzählkunst begeistern. Sie wollen das geschichtliche Geschehen in geschilderten Bildern und dramatischen Verstrickungen erleben. Dabei geht es um Einblicke in das Schicksal von Völkern wie auch des einzelnen Menschen.

Lebendiger Geschichtsunterricht fördert das Interesse in allen Schulklassen 

So bietet beispielsweise die Zeit kurz vor und während des Zweiten Weltkriegs äusserst attraktiven Stoff, um die Situation eines Kleinstaats im Ring feindlicher Grossmächte schildern zu können. Die nicht immer gelungene Abgrenzung gegenüber dem Nazitum, der Wille unserer Bevölkerung zum Überleben und die gewagte Reduit-Strategie stossen bei Jugendlichen auf grosses Interesse.

Richtig vermittelt, bietet lebendiger Geschichtsunterricht Diskussionsstoff für alle Schulklassen in Hülle und Fülle.

Kritische Fragen zur restriktiven Flüchtlingspolitik oder zu unserer wirtschaftlichen Abhängigkeit von den Achsenmächten sind dabei ebenso anzusprechen wie die täglichen Sonderleistungen der Frauen während der Kriegsjahre. Richtig vermittelt, bietet lebendiger Geschichtsunterricht Diskussionsstoff für alle Schulklassen in Hülle und Fülle.

Zwei politische Vorstösse in Zürich fordern eine Stärkung des Geschichtsunterrichtes 

Baselland hat mit dem Verzicht der Einführung des Sammelfachs RZG, welche den Geschichtsunterricht abgewertet hätte, ein klares Zeichen gesetzt. Man hat die kulturelle Bedeutung des Fachs in Erinnerung gerufen und klar verbesserte Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Geschichtsunterricht festgelegt. In Zürich scheint man unterdessen auf die Baselbieter aufmerksam geworden zu sein, denn gleich zwei politische Vorstösse verlangen eine Besserstellung des Fachs Geschichte im Rahmen des Lehrplans. Vielleicht reagieren die Baselstädter ja noch schneller, indem sie entschlossen die richtigen Lehren aus den gemachten Fehlern ziehen.

Hanspeter Amstutz

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Institut für Bildungsevaluation kommt unter Druck https://condorcet.ch/2023/04/institut-fuer-bildungsevaluation-kommt-unter-druck/ https://condorcet.ch/2023/04/institut-fuer-bildungsevaluation-kommt-unter-druck/#respond Sat, 08 Apr 2023 14:03:38 +0000 https://condorcet.ch/?p=13594

Teile der vierkantonalen Vergleichsprüfung sind inhaltlich praktisch identisch wie eine uralte WBS-Abschlussprüfung. Offensichtlich wurde die Vergleichsprüfung mindestens teilweise aus alten Aufgabenstellungen recycelt und nicht, wie das die Politik erwartet hat, neu entwickelt. Das Institut verkauft den vier Trägerkantonen Baselland, Basel-Stadt, Solothurn und Aargau die sogenannten Check-Prüfungen für teures Geld, schreibt Jürg Wiedemann vom Vorstand Starke Schule beider Basel.

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Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Das allseits hochgelobte Institut für Bildungsevalaution, das in der ganzen Schweiz Testaufgaben entwickelt und keinen Zweifel darüber lässt, wie modern, aktuell und an höchsten Standards orientiert das geschieht, ist dabei erwischt worden, dass in den teuren Checks uralte Proben aus einer WBS-Prüfung enthalten sind. Landrätin Anita Biedert hat im Baselbieter Landrat ein Postulat eingereicht, welches die Bildung eines Kontrollgremiums fordert, welches die Arbeit des Instituts für Bildungsevaluation überprüfen soll. Zusätzlich soll die Bildungsdirektion alternative Anbieter evaluieren, welche künftig die Vergleichsprüfungen für die vier Kantone des Bildungsraums Nordwestschweiz entwickeln könnte.

Gastautor Jürg Wiedemann

Wortlaut des Postulates: “Seit einigen Jahren entwickelt das Institut für Bildungsevaluation der Universität Zürich (IBE) für die vier Kantone Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Solothurn und Aargau die Checkprüfungen. Nach der schriftlichen Deutschprüfung der dritten Sekundarklassen wurden der Starken Schule beider Basel (SSbB) von einer Elterngruppe die Prüfung mit den Aufsatzthemen und den dazugehörigen Erläuterungen und Fragestellungen zugestellt.

Damit wurden erstmalig die Aufgabenstellungen der normalerweise geheim gehaltenen Prüfungsaufgaben in einem breiteren Kreis öffentlich. Die Checkprüfung liegt der Postulantin vor.

Die Check S3-Deutschprüfung wurde offensichtlich mindestens teilweise aus alten Prüfungen recycelt.

Auffallend ist, dass Teile dieser Prüfung mit dem entsprechenden Teil einer Abschlussprüfung der ehemaligen Weiterbildungsschule Basel (WBS) inhaltlich weitgehend übereinstimmen. Die Check S3-Deutschprüfung wurde offensichtlich mindestens teilweise aus alten Prüfungen recycelt. Auch die WBS-Prüfung liegt der Postulantin vor.

Die hohen Kosten der Checkprüfungen wurden u.a. auch mit der Entwicklung von neuen Fragen, basierend auf dem aktuell gültigen Lehrplan, begründet. Dies schien auch verständlich, zumal der heute gültige Lehrplan und die neue Unterrichtsphilosophie in einem erheblich grösseren Masse auf Kompetenzen setzt als dies früher der Fall war.

Jährliche Gesamtkosten von rund 4,5 Millionen Franken

Die jährlichen Gesamtkosten der Checks inkl. der Mindsteps-Aufgabensammlung und Weiterbildungsangebote für Lehrpersonen belaufen sich auf rund 4.5 Millionen Franken inkl. MwSt. Dafür trägt der Kanton Basel-Landschaft “aufgrund seines Bevölkerungsanteils 20 Prozent, also ca. Fr. 900’000.-“, wie die BKSD in einem Mail der SSbB schreibt. Die Kosten pro Schüler/-in betragen Fr. 27.- (P3), Fr. 42.- (P5), Fr. 64.- (S2) und Fr. 64.- (S3.).

Dr. Urs Moser, Leiter des Instituts für Bildungsevaluation.

Die Bildung eines Kontrollgremiums, welches die Tätigkeit des IBE beaufsichtigt, wäre schon früher angezeigt gewesen: Zu erwähnen ist an dieser Stelle, dass eine Evaluation der Mathematikaufgaben zur Erhebung der Leistungsstandards, welche die EDK 2016 bei einem luxemburgischen Institut in Auftrag gab, Mängel in der Aufgabenstellung festgestellt hat.

Konsequent ist daher auch die Forderung nach einer Evaluierung alternativer Angebote, die der Kanton künftig für die Durchführung der Checkprüfungen berücksichtigen könnte, um einerseits die Kosten zu senken, andererseits betreffend die Qualität einen exzellenten Standard gewährleisten zu können.”

Die Starke Schule beider Basel begrüsst den Vorstoss und erwartet eine zeitnahe Traktandierung im Landrat. Zurzeit sind entsprechende Vorstösse auch im Kanton Basel-Stadt in Vorbereitung.

Jürg Wiedemann

Vorstand Starke Schule beider Basel

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Frühfranzösisch an den Primarschulen ist gescheitert https://condorcet.ch/2023/03/fruehfranzoesisch-an-den-primarschulen-ist-gescheitert/ https://condorcet.ch/2023/03/fruehfranzoesisch-an-den-primarschulen-ist-gescheitert/#comments Thu, 16 Mar 2023 18:19:50 +0000 https://condorcet.ch/?p=13432

Eine breit angelegte Umfrage der Starke Schule beider Basel (SSbB) betreffend «Frühfranzösisch an den Primarschulen» sowie «Einführung von Förderklassen für dauernd störende Schüler/-innen» zeigt ein klares Bild: Eine überwiegende Mehrheit der Teilnehmenden kritisiert das heutige Konzept mit Frühfranzösisch ab der dritten Klasse. An der Umfrage nahmen 507 Personen (82.9% Lehrpersonen, 5.8% Eltern von schulpflichtigen Kindern, 11.3% andere Bildungsinteressierte) aus den beiden Basler Halbkantonen teil. Damit ist sie aussagekräftig.

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Alina Isler

Heute lernen die Primarschüler/-innen ab der dritten Klasse Französisch. Viele Eltern und Lehrpersonen kritisieren diesen frühen Start. Die Schulkinder seien überfordert und demotiviert, der Nutzen sei sehr bescheiden.

Auch zu diesem Thema wurden in mehreren Kantonen politische Vorstösse eingereicht oder sind in Planung, welche eine Evaluation oder Überarbeitung des Konzepts Frühfranzösisch fordern. Die im Baselbieter Landrat eingereichte Motion fordert, auf die Fremdsprache Französisch auf Primarstufe zu verzichten. Stattdessen sollen die Schulkinder mehr Deutsch, Mathematik sowie musische und kreative Fächer erhalten. Zur Kompensation soll auf der Sekundarstufe 1 die Anzahl Französischlektionen erhöht werden.

53 Prozent möchten lieber Englisch als einzige Fremdsprache

Auch hier zeigt sich gemäss der Umfrage der SSbB ein interessantes Bild: 62.8% der Teilnehmenden sind der Meinung, dass die Primarschüler/-innen im Fach Französisch überfordert sind, 28.3% sehen dies nicht so. Die Aussage «Französisch wird für viele Primarschüler/-innen zum Frustfach» befürworten gar 67%. Lediglich 17.3% halten diese Aussage für falsch. Mit 15.8% konnte oder wollte ein beachtlicher Teil diese Fragestellung nicht beantworten. Brisant ist auch die zweite Frage: Mit 79.1% der Teilnehmenden ist eine überwiegende Mehrheit der Meinung, dass die Primarschüler/-innen im Fach Französisch bis zum Ende der Primarschule «sehr wenig» können.

Obwohl inhaltlich das heute Konzept für Frühfranzösisch sehr deutlich kritisiert wird, ist der Anteil derjenigen, welche auf der Primarstufe nicht auf Französisch verzichten wollen, mit 40.4% relativ gross. Eine Mehrheit von 52.6% sehen Vorteile, wenn Englisch die einzige Fremdsprache ist. 7% wollten oder konnten die Frage nicht beantworten.

Alina Isler

Vorstand Starke Schule beider Basel

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Frühfranzösisch führt zu Frust und Demotivation https://condorcet.ch/2023/02/fruehfranzoesisch-fuehrt-zu-frust-und-demotivation/ https://condorcet.ch/2023/02/fruehfranzoesisch-fuehrt-zu-frust-und-demotivation/#comments Wed, 15 Feb 2023 08:56:27 +0000 https://condorcet.ch/?p=13096

Frühfranzösisch - rien ne va plus: Am vergangenen Donnerstag hat der Landrat mit 44 zu 38 Stimmen bei einer Enthaltung einem Vorstoss zugestimmt, der die Bildungsdirektion verpflichtet, die Abschaffung von Frühfranzösisch auf der Primarstufe zu prüfen. Die anspruchsvolle Fremdsprache soll erst auf der Sekundarstufe I gelehrt werden.

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Anita Biedert, Lehrerin, Landrätin, Mitglied der Starken Schule beider Basel.

Aufgrund der Einführung von zwei Fremdsprachen auf der Primarstufe, die zusammen mit insgesamt 14 Jahreslektionen sehr hoch dotiert sind, wurden die beiden Fächer Deutsch und Mathematik geschwächt, dies mit einschneidenden Konsequenzen.

Aufgrund der beiden Fremdsprachen wird Deutsch marginalisiert

Ein Fünftel der Schulabgänger/-innen kann einfache Texte nicht verstehen, auch die Lesefähigkeit ist gering. Diese Jugendlichen sind nicht imstande, einem Text alltagsrelevante Informationen zu entnehmen, zudem verstehen sie das Geschriebene im Kontext nicht. Knapp 20% aller Jugendlichen verlassen die obligatorische Schule als funktionale Analphabeten. Beim letzten PISA-Test im Jahr 2019 lag die Schweiz beim Lesen lediglich auf Platz 27 und damit deutlich unter dem Durchschnitt. 24% der in die Berufswelt eintretenden Jugendlichen können einfache Verknüpfungen zwischen Textteilen nicht herstellen.

Jugendliche sind aufgrund dessen kaum imstande, eine eigene fundierte Meinung zu bilden. Lesen ist der Schlüssel zur Teilhabe am Weltgeschehen. Eine mangelhafte Urteilskraft schwächt unsere Gesellschaft.

Drei Sprachen – rien ne va plus …

Für viele Schulkinder mit Migrationshintergrund ist auch Deutsch eine Fremdsprache, so dass sie auf der Primarstufe drei Sprachen erlernen müssen. Für zahlreiche, vor allem leistungsschwächere Kinder, bedeuten drei Sprachen eine enorme Belastung und Überforderung. Die Zeit fürs vertiefte Üben fehlt, und die Hektik im Unterricht nimmt ebenso zu wie die seit der Umstellung auf sechs Primarschuljahre immer grösser werdende Heterogenität zwischen den leistungsschwächeren und -stärkeren Schulkindern. Der pädagogische Wert von Frühfranzösisch ist, wie sich zunehmend immer klarer zeigt, gering. Weniger wäre mehr – vor allem könnte die Motivation am Lernen schlechthin gestärkt und Frust vermieden werden dadurch, dass die Schüler/-innen erfahren, dass fundierteres Können in zwei Sprachen zu mehr Erfolg führt. Nun gilt es, mit mutigen Schritten der unbefriedigenden bestehenden Situation entgegenzutreten und eine gute, vernünftige Lösung anzustreben.

Harmos-Konkordat wird zur Sackgasse

Das vom Baselbieter Landrat im Jahr 2010 beschlossene Harmos-Konkordat verpflichtet die Harmos-Kontone, zu denen Baselland und Baselstadt gehören, dass auf Primarschulstufe in der dritten und in der fünften Klasse mit je einer Fremdsprache begonnen wird. Der erhoffte Erfolg in Bezug auf die sprachlichen Fertigkeit der Kinder hat sich nicht wunschgemäss eingestellt. Ein Verzicht auf Frühfranzösisch ginge einher mit der Kündigung des Harmos-Konkordats und würde eine Gesetzesänderung bedingen. Politisch würde dies verständlicherweise heftige Diskussionen auslösen. Das Scheitern des Fremdsprachenkonzepts müsste, wenn auch mit grosser Enttäuschung, anerkannt und eine Korrektur vorgenommen werden.

Fundierte Evaluation des Fremdsprachenkonzepts

Die Baselbieter Bildungsdirektion ist aufgrund des überwiesenen Vorstosses nun aufgefordert, eine rasche, fundierte Evaluation und eine Wirkungskontrolle des Fremdsprachenkonzepts durchzuführen. Auf der Grundlage der Ergebnisse müssen die richtigen bildungspolitischen Entscheide, auch wenn diese unangenehm sein sollten, gefällt werden. Ein mutiger Schritt, um aus dieser Sackgasse herauszufinden und einen Richtungswechsel zum Wohle unserer Kinder vorzunehmen, steht an.

Anita Biedert
Lehrerin und Mitglied Starke Schule beider Basel

Nachtrag der Redaktion: Der Vorstoss von Frau Biedert wurde ursprünglich als Motion eingereicht.  Jan Kirchmayr (SP) überzeugte die Motionärin, den Vorstoss in ein Postulat umzuwandeln. Daraufhin stimmten auch drei SP-Landräte dem Antrag zu und verhalfen ihm zu einer Überweisung.

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Gespräch mit Bildungsdirektorin Monica Gschwind https://condorcet.ch/2022/10/gespraech-mit-bildungsdirektorin-monica-gschwind/ https://condorcet.ch/2022/10/gespraech-mit-bildungsdirektorin-monica-gschwind/#respond Sat, 15 Oct 2022 05:55:40 +0000 https://condorcet.ch/?p=11967

Seit fast acht Jahren ist Monica Gschwind Regierungsrätin und Vorsteherin der Bildungs-, Kultur- und Sportkommission. Während dieser Zeit konnte sie im Bildungsbereich viel bewegen: Zahlreiche vor ihrer Amtszeit eingeleitete und realisierte Bildungsreformen liess sie überprüfen, korrigieren oder stoppen. Im kommenden Februar finden Neuwahlen statt. Anlass genug, um mit der Bildungsdirektorin auf die vergangenen Jahre zurückzublicken. Die Fragen stellten Alina Isler (Vorstand SSbB) und Lena Bubendorf (Sekretariat SSbB).

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Lena Bubendorf, Starke Schule beider Basel (rechts im Bind ) und Condorcet-Autorin Alina Isler (links im Bild) stellten der Bildungsdirektorin die Fragen.
Monika Gschwind, Bildungsdirektorin: Die Unterrichtsqualität ist entscheidend.

SSbB: Sie führen seit rund acht Jahren die BKSD und konnten während dieser Zeit zahlreiche Erfolge verbuchen. Welche davon stufen Sie als besonders wichtig ein?

Monica Gschwind: Im Interesse der Baselbieter Schülerinnen und Schüler, Lernenden und Studierenden konnte ich Ruhe ins System bringen und trotzdem ein paar grosse Schritte nach vorne machen. Für die Volksschule wären da zum Beispiel die geleitete Lehrmittelfreiheit oder die Wahlmöglichkeit zwischen Stoff- und Kompetenzlehrplänen für die Sekundarschullehrpersonen zu nennen, welche auch an der Urne vom Volk bestätigt wurden.

Besonders stolz bin ich auch auf das Massnahmenpaket «Zukunft Volksschule», das mit seinen Schwerpunkten auf Weiterbildung der Lehrpersonen, Stärkung von Deutsch und Mathematik sowie digitale Kompetenzen eine substanzielle Investition in die Zukunftschancen aller Baselbieter Schülerinnen und Schüler darstellt. Weiter haben wir die Berufsfachschulen Liestal und Muttenz fusioniert und mit der Teilrevision des Universitätsvertrags ein neues Kapitel in der Partnerschaft mit Basel-Stadt begonnen.

Mit welcher Niederlage hatten Sie am meisten zu kämpfen?

Das Abschneiden der Baselbieter Volksschülerinnen und -schüler bei der letzten nationalen Überprüfung der Grundkompetenzen war wenig erfreulich. Aber als Reaktion auf die schlechten Resultate entstand das unterdessen erfolgreich angelaufene Projekt «Zukunft Volksschule» mit konkreten Verbesserungsmassnahmen. Von daher ist auch daraus etwas Positives erwachsen.

Nur im Kanton Baselland gibt es neben dem Kompetenzgeschwurbel noch einen Stofflehrplan.

Lange Zeit galt der rein kompetenzorientierte Lehrplan 21 für alle Harmos Kantone als verbindlich. Nachdem Sie Vorsteherin der BKSD wurden und damit auch unseren Kanton in der Schweizerischen Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) vertraten, stufte die EDK den Lehrplan 21 als Mustervorlage ab, was unserem Kanton ermöglichte, den Lehrplan Volksschule Baselland mit klaren Jahreszielen zu erarbeiten. Welche Vorteile bringt dieser Baselbieter Stufenlehrplan im Vergleich zum Lehrplan 21?

Die Lehrpersonen der Baselbieter Sekundarschulen haben nun die Wahl, sich für einen Lehrplanteil zu entscheiden und ihren Unterricht nach diesem auszurichten.

Weil der Lehrplan 21, der auf Sammelfächer ausgerichtet ist, nicht mehr als verbindlich betrachtet wurde, konnte der Kanton Basel-Landschaft die Einzelfächer Geschichte, Geografie, Chemie, Physik oder Biologie beibehalten. Sie haben die parlamentarische Initiative von alt Landrat Jürg Wiedemann sowie die Volksinitiative der SSbB zum Erhalt der Einzelfächer öffentlich mit grossem Engagement befürwortet und damit massgebend zur gewonnen Volksabstimmung beigetragen. Welche Vorteile sehen Sie in den Einzelfächern?

Mir ist die fachliche Qualität des Unterrichts sehr wichtig. Ich bin überzeugt, dass diese mit Einzelfächern besser gewährleistet ist, was wiederum direkt den Schülerinnen und Schülern zugutekommt.

Ihnen ist es gelungen, dass an unseren Schulen wieder vermehrt Ruhe eingekehrt ist und die Lehrpersonen sich konzentrierter ihrem Kerngeschäft, dem Unterrichten, widmen können. Was war Ihr Erfolgsrezept?

Es ist mir ein Anliegen, allen Anspruchsgruppen im Schulumfeld unvoreingenommen entgegenzutreten, zuzuhören und einen Dialog zu ermöglichen. Ich entziehe mich keiner Auseinandersetzung, sofern sie von allen Beteiligten respektvoll, sachorientiert und fair geführt wird. Meist lassen sich im kontinuierlichen Austausch Lösungen finden, die breit abgestützt sind und inhaltlich «verheben».

Seit wenigen Jahren haben die Lehrpersonen weitgehend Lehrmittelfreiheit. Sie dürfen auch beliebig eigene Arbeitsunterlagen einsetzen. Einzig die Stofflehrpläne mit ihren Jahreszielen müssen erfüllt werden. Welche Rückmeldungen haben Sie zur Lehrmittelfreiheit aus den Schulen erhalten?

Die Rückmeldungen der Lehrpersonen sind überwiegend positiv.

Im Baselbiet geniesst die Berufsbildung einen hohen Stellenwert: jedes Jahr entscheiden sich rund 63 Prozent der Sekundarschulabgängerinnen und -abgänger für eine Lehre.

Der duale Bildungsweg hat in unserem Kanton eine besondere Bedeutung. Weshalb ist dieser Ausbildungsweg für die Wirtschaft so wichtig?

Das duale System der Berufsbildung ist ein Schweizer Erfolgsmodell und spielt für die gesellschaftliche Stabilität und die Wirtschaft unseres Landes eine wichtige Rolle. Die Berufsbildung entwickelt sich unter Einbezug aller relevanter Akteure stetig weiter und kann sich flexibel und rasch auf veränderte Bedürfnisse von Betrieben und Branchen einstellen. Für Unternehmen ist es eminent wichtig, einen hohen Anteil praktisch ausgebildeter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu beschäftigen, die schon als junge Berufsleute produktiv sein können. Im Baselbiet geniesst die Berufsbildung einen hohen Stellenwert: jedes Jahr entscheiden sich rund 63 Prozent der Sekundarschulabgängerinnen und -abgänger für eine Lehre. Auch der Kanton investiert im Vergleich überdurchschnittlich viel in gute Rahmenbedingungen für die Berufsbildung.

Es gibt noch viel Handlungspotential, um dem Imagegefälle zwischen Gymnasium und Berufslehre entgegenzuwirken.

Nach wie vor wechselt die überwiegende Mehrheit der Schüler/-innen des progymnasialen Leistungszug ans Gymnasium und nur wenige absolvieren eine Lehre, zum Beispiel mit Berufsmaturität. Weshalb findet dieser Weg noch immer wenig Anklang?

Es gibt noch viel Handlungspotential, um dem Imagegefälle zwischen Gymnasium und Berufslehre entgegenzuwirken. Berufliche Orientierung wird erst seit der Einführung der neuen Stundentafel für die Sekundarschulen auch im Leistungszug P flächendeckend umgesetzt. Aber die Schulen arbeiten intensiv daran, auch den P-Schülerinnen und -schülern und ihren Eltern die Chancen der Berufsbildung aufzuzeigen und Vorurteile abzubauen. Ebenso ausschlaggebend ist aber, wie attraktiv die Branchenverbände und Lehrbetriebe ihre Berufe darstellen bzw. ihre Ausbildungsmodelle gestalten. Solange eine Lehre mit rund 45 Stunden pro Woche – Besuch der Berufsfachschule eingeschlossen – und nur fünf Ferienwochen pro Jahr mit den 34 Wochenlektionen und 13 Ferienwochen an den Mittelschulen konkurrenziert, wird es Jugendliche ohne konkreten Berufswunsch geben, die sich aus Bequemlichkeit für einen allgemeinbildenden Weg entscheiden. Eine andere Thematik ist das immer jüngere Durchschnittsalter der Volksschulabgängerinnen und -abgänger, was den direkten Übertritt in die Berufsbildung auch erschwert. Man darf übrigens trotz allem nicht vergessen, dass sich in den letzten 10 Jahren die kantonale Berufsmaturitätsquote um rund 40 Prozent gesteigert hat.

Im Vergleich zu früher müssen die Schüler/-innen des Leistungsniveaus P in der dritten Sekundarklasse eine bestimmte Punktzahl aus den Fächern Deutsch, Mathematik, Französisch, Englisch, Physik und Biologie erreichen, um ans Gymnasium zu wechseln. Haben Sie diese strengeren Aufnahmebedingungen deshalb eingeführt, damit mehr leistungsfähigere Schüler/-innen eine Berufslehre absolvieren?

Die aktuelle gültige Laufbahnverordnung wurde 2013 regiert, also zwei Jahre vor meinem Amtsantritt. Grundsätzlich zielt die Regelung darauf ab, dass die Schülerinnen und Schüler die notwendigen Voraussetzungen mitbringen, um in der von ihnen gewählten nachobligatorischen Ausbildung erfolgreich zu sein – das heisst, die Grundlagen müssen stimmen. Dass die Aufnahmebedingungen fürs Gymnasium etwas strenger sind, ist naheliegend. Schliesslich sind die schulischen Anforderungen auch höher. Aber natürlich ist es mir ein Anliegen, dass auch leistungsstarke Schülerinnen und Schüler den Weg in eine Berufslehre finden.

Zurzeit wird die Promotionsverordnung der Sekundarschulen überarbeitet. Wie sich zeigt, liegt ein Problem darin, dass viele Schüler/-innen die erste und zweite Sekundarklasse im Leistungsniveau P bestehen, im Abschlussjahr dann aber die Bedingungen für den Wechsel ans Gymnasium trotz gleicher Leistung nicht schaffen. Wie weit sind diese Überarbeitungen fortgeschritten?

Ich habe eine Arbeitsgruppe eingesetzt, welche aktuell die verschiedenen vorgeschlagenen Anpassungen der Laufbahnverordnung prüft. Diese Arbeiten sind intensiv und aufwändig, da die Vorstellungen der unterschiedlichen Akteure und Stufen teilweise weit auseinanderliegen. Es ist wichtig, dass eine saubere Auslegeordnung gemacht wird und die Auswirkungen aller möglichen Veränderungen sauber durchdacht werden. Am Ende soll sich eine qualitative Verbesserung ergeben – ein Schnellschuss ist also nicht angebracht.

Bessere Unterstützung der PH-Abgänger

Ein zurzeit akutes gesamtschweizerisches Problem ist der Lehrpersonenmangel. Neben der Zunahme der Anzahl Klassen, die gebildet werden müssen, spielt auch die Attraktivität des Lehrerberufs eine wichtige Rolle. Gedenken Sie diese zu erhöhen und wenn ja, in welcher Form?

Derzeit prüft eine von mir eingesetzte Arbeitsgruppe aus Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretungen eine Vielzahl von kurz-, mittel- und langfristigen Massnahmen. Das Spektrum erstreckt sich von Kommunikationsmassnahmen über die verbesserte Unterstützung von Studienabgängern der PH beim Einstieg in den Lehrberuf bis hin zu Anpassungen bei den Anstellungsbedingungen.

Was sind im Bereich Schulen die nächsten Projekte, die Sie realisieren möchten?

Für mich ist die Unterrichtsqualität ein zentraler Punkt. Darauf möchte ich künftig das Augenmerk legen. Das angelaufene Projekt «Zukunft Volksschule» setzt genau dort an. Dazu gilt es wie bereits erwähnt, die Laufbahnverordnung zu überarbeiten.

Nach fast zwei Amtsperioden Regierungsarbeit mit wenigen Tiefen und vielen Höhen bin ich so motiviert wie am ersten Tag.

Bei den kommenden Neuwahlen des Regierungsrates treten Sie erneut an. Sie haben insgesamt eine bemerkenswert gute Arbeit geleistet. Wir sagen das, obwohl ihre Position mit derjenigen der SSbB zwar bei vielen, nicht aber bei allen Themen übereinstimmen. Wenn Sie wiedergewählt werden, möchten Sie die BKSD behalten oder streben Sie einen Wechsel an?

Nach fast zwei Amtsperioden Regierungsarbeit mit wenigen Tiefen und vielen Höhen bin ich so motiviert wie am ersten Tag. Ich will mich weiterhin als Vorsteherin der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion für ein lebenswertes und attraktives Baselbiet einsetzen und auf den wertvollen Erfahrungen aufbauen, die ich bei der Planung, Erarbeitung und Umsetzung aller bisherigen Projekte gesammelt habe.

Im vergangenen Jahr wurde die SSbB 10 Jahre alt. Was wünschen Sie sich von der SSbB in den kommenden 10 Jahren?

Ich wünsche mir, dass der weitere Austausch konstruktiv, fair und vor allem sachbezogen stattfindet.

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Fundamentalkritik an der FHNW https://condorcet.ch/2021/07/fundamentalkritik-an-der-fhnw/ https://condorcet.ch/2021/07/fundamentalkritik-an-der-fhnw/#respond Wed, 21 Jul 2021 06:59:01 +0000 https://condorcet.ch/?p=8990

Die Fachhochschule wird als Problemlehranstalt wahrgenommen. Sexuelle Übergriffe, widerrechtlich Student ausgesperrt – ein Fragekatalog von Landrätin Regina Werthmüller (Starke Schule beider Basel) zeigt, dass die FHNW noch weit mehr Probleme hat. Bald muss die Regierung zur Fachhochschule Stellung nehmen.

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Wegen sexuellen Übergriffs ist ein Lehrer an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), am Institut Jazz in Basel, freigestellt worden. Offenbar hatte sich der Leiter Bernhard Ley über Jahre mit dem Problemmusiker arrangiert. Nachdem die BaZ den Fall publiziert hatte, wurde gleich der nächste Fall öffentlich: Die FHNW musste in diesem Jahr vom Kantonsgericht gezwungen werden, einen Schüler zur Abschlussprüfung zuzulassen. Die Schule liess nämlich alle rechtlichen Spielregeln vermissen, als sie ihren Studenten aus dem Institut werfen wollte; der zuständige Institutsleiter vom Hyperwerk in Münchenstein setzte sich sogar über den internen Entscheid der Beschwerdekommission hinweg, die ihn aufgefordert hatte, den Schüler zu seiner 20-minütigen Abschlusspräsentation zuzulassen.

Regina Werthmüller, Landrätin, Starke Schule beider Basel, brachte den Stein ins Rollen.

Die Landrätin Regina Werthmüller (parteilos) wundert sich nicht. Schon vor rund einem Jahr hatte die Kantonspolitikerin erfahren, dass die Unzufriedenheit der Studenten am Pädagogischen Institut der FHNW gross ist. Die entsprechenden Umfragedaten erhielt sie heimlich zugespielt, nachdem die FHNW die Umfragewerte ihr gegenüber unter Verschluss gehalten hatte. Die Resultate sind dramatisch: In den wichtigen Disziplinen «Verknüpfung von Theorie und Praxisanteilen», «Erwerben berufsrelevanter Funktionen» und «Praxisorientierung in der Lehre und im Lehrangebot», welche alle die Praxisrelevanz betreffen, erhielt die Pädagogische Hochschule (PH) die Note 3,2 oder tiefer. Damit schnitt die PH im Jahr 2020 noch schlechter ab als im Jahr 2018.

«Probleme schöngeredet»

Nach den neusten Schlagzeilen zur FHNW an anderen Instituten doppelt Werthmüller mit einem politischen Vorstoss nach, den sie nun in der Sommerpause auf der Website der Starken Schule beider Basel publiziert hat. «Die FHNW hat seit Jahren ein ernstes Problem und ist offensichtlich nicht fähig, die unbefriedigende Situation zu verbessern. Seit Jahren redet sie das Problem schön. Eine wesentliche Verbesserung konnte die Hochschule bis heute nicht erzielen», begründet sie.

Zahlreiche FHNW-Lehrer erhalten nach bis dato unbekannten Spielregeln den «Professor», jedenfalls ohne eine Habilitation vorlegen zu müssen.

Ihren Fragen zufolge muss die FHNW gröbere Baustellen haben. So erkundigt sie sich beispielsweise nach Anzahl Mobbingfällen und Personalschwierigkeiten, im Speziellen auch nach Lohnunstimmigkeiten. Vor dem Hintergrund von Meldungen aus der Schule will die Pädagogin beispielsweise auch wissen, wie viele Lehrende und Studierende wegen Burn-outs und dergleichen in psychiatrischer Behandlung oder krankgeschrieben sind oder waren. Es gibt Fragen zu möglicherweise fehlendem Datenschutz, zu fehlenden Mitarbeitergesprächen und zum Titelbluff. Zahlreiche FHNW-Lehrer erhalten nach bis dato unbekannten Spielregeln den «Professor», jedenfalls ohne eine Habilitation vorlegen zu müssen.

Da gibt es haarsträubende Geschichten wie Sand am Meer.

Eine Angstkultur

Es handle sich um eine «sehr breite Palette verschiedener Themen», schreibt die FHNW, welcher der neue politische Vorstoss Werthmüllers nicht entgangen ist. «Sofern eine entsprechende Interpellation im Landrat eingereicht wird, wird der Vorstoss im Rahmen der definierten Verfahren und durch die zuständigen Behörden beantwortet werden», sagt sie.

Die Einschätzung einer Problemschule teilen grossmehrheitlich die Leser von «20 Minuten» und der BaZ in ihren Kommentaren. «Da gibt es haarsträubende Geschichten wie Sand am Meer», schreibt eine Leserin. Auch ein Vater eines Studenten hinterliess eine Botschaft, die willkürliche Spielregeln an der FHNW andeuten. Dann aber zieht er seine Informationen zurück: «Sie werden von mir keine Angaben erhalten, trotz Verschwiegenheit und Quellenschutz.» Er möchte den Abschluss seines Sohns nicht gefährden: «Mein Sohn ist mir in dieser Phase wichtiger als alle anderen Ereignisse.»

Wie daraus hervorgeht, rechnen Studenten, die Beschwerde einreichen, tatsächlich mit einem Racheakt der FHNW bei den Abschlussprüfungen. «Diese Angst ist nicht unbegründet», erklärt Jürg Wiedemann, Gründer der Starken Schule beider Basel, der einige Meldungen entgegengenommen hat. «Es besteht eine Angstkultur. Zu gross sind die Befürchtungen der Studierenden, es könnte für sie negative Konsequenzen haben, wenn sie öffentlich Kritik ausüben.»

An den Volksschulen motivierten die Lehrpersonen ihre Schützlinge, eine eigene Meinung zu bilden und diese offen zu vertreten, unabhängig davon, ob diese mit derjenigen der Lehrpersonen übereinstimme. Aber die Pädagogische Hochschule generiere eine Angstkultur, unterdrücke den Meinungsbildungsprozess und verhindere so, dass untaugliche Zustände und Fehlleistungen an die Öffentlichkeit gelangen.

Aliana Isler, 23, Mitglied des Vorstandes der Starken Schule beider Basel, hat sich für die PH Bern entschieden.

«Unerträgliches Machtgebaren»

«Auf dem Büro der Starken Schule beider Basel erhalten wir in regelmässigen Abständen Kritik zu organisatorischer Überforderung, wenig sinnvollen Unterrichtsinhalten bis zu einem unerträglichen Machtgebaren», sagt Alina Isler, Geschäftsführerin der Starken Schule. Auch aufgrund dieser Kritik hat sie sich entschieden, die Pädagogische Hochschule in Bern und nicht an der FHNW zu besuchen.

Auf die Frage, ob die Schule Schwächen erkenne, schreibt sie allgemein: «Die FHNW prüft bestehende Prozesse und Strukturen fortlaufend und hinterfragt sie kritisch dort, wo es nötig ist.» Auf ihren Vorstoss erwartet Regina Werthmüller präzisere Antworten.

Daniel Wahl, BAZ-Journalist

[Quelle: Artikel ist erschienen auf bazonline am 20.07.21]

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Zum 10-jährigen Jubiläum der Starken Schule beider Basel: Die Halbstarken aus einem halben Kanton oder «le village des irrésistibles» https://condorcet.ch/2021/04/zum-10-jaehrigen-jubilaeum-der-starken-schule-beider-basel-die-halbstarken-aus-einem-halben-kanton-oder-le-village-des-irresistibles/ https://condorcet.ch/2021/04/zum-10-jaehrigen-jubilaeum-der-starken-schule-beider-basel-die-halbstarken-aus-einem-halben-kanton-oder-le-village-des-irresistibles/#comments Sun, 04 Apr 2021 07:44:28 +0000 https://condorcet.ch/?p=8196

Last but not least lässt es sich auch Condorcet-Autor Alain Pichard nicht nehmen, seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern aus dem Kanton Baselland zu gratulieren. Dabei verhehlt er auch nicht einen gewissen Neid, wenn er auf die Erfolge dieses Vereins der "Irrésistibles" blickt.

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Alain Pichard. Lehrer Sekundarstufe 1, Orpund (BE): Es muss einen Zaubertrank geben.

 

Die «Halbstarken” legten anfangs der 60er Jahre Innenstädte lahm, prügelten sich mit Polizisten und galten als Symptom des Werteverfalls – ein Irrtum, wie sich heute herausstellt. Denn die in Lederjacken daherkommenden Rowdys erschütterten die damalige deutsche Leitkultur und die saturierte Genügsamkeit des Establishments.

Auch meine Eltern enervierten sich heftigst über das provozierende Gehabe dieser jungen verwöhnten Rotzöffel, die lieber mal arbeiten sollten, als die Arbeitenden zu verhöhnen. Nun stellte sich aber im Nachhinein heraus, dass diese Jugendlichen vorwiegend aus der damals noch zahlenmässig starken Arbeiterklasse stammten und durchaus wussten, wie das Berufsleben aussah.

Damit wäre auch der erste Treffer meiner gewagten Metapher erzielt. Viele Leute der Starken Schule beider Basel kommen allesamt aus dem Lehrberuf, will heissen, sie wissen wovon sie reden. Die Protagonisten der Starken Schule prügeln sich zwar nicht und auch punkto Alter und Outfit erinnert bei ihnen nichts an die Cowboystiefelträger der 60er Jahre.

Die Hälfte aller Initiativen gewonnen, welche Bewegung in der Schweiz kann dies schon von sich behaupten?

Stoisch unbekümmert und unverfroren

Aber mit ihrer stoischen Unbekümmertheit bringen sie die Bildungsbürokratie ihres Kantons und einen Teil des Establishments immer wieder in Rage, wie es den «Halbstarken» zu ihrer Zeit gelang. Und sie haben mit ihrem Draufgängertum und ihrer teilweise zur Schau gestellten Kompromisslosigkeit Erfolg. Die Hälfte aller Initiativen gewonnen, welche Bewegung in der Schweiz kann dies schon von sich behaupten?

Ein grosser Unterschied besteht natürlich, und da hat auch meine Metapher ihr Ende. Die Leute der Starken Schule wissen genau, was sie nicht wollen, und sie wissen, was nicht funktioniert. Und hier fällt mir unweigerlich eine zweite Metapher ein. Es ist das legendäre Dorf der «irrésistibles Gaulois», die – gestärkt durch einen Zaubertrank – dem römischen Imperium standhalten.

Hier ticken die bildungspolitischen Uhren anders.

In diesem kleinen Halbkanton ticken die bildungspolitischen Uhren anders als in der Restschweiz, die sich scheinbar widerstandslos dem Kompetenzdiktat unterwirft. Der rebellische Verein mit markanten Persönlichkeiten wie Jürg Wiedemann, Alina Isler, Regina Werthmüller oder Saskia Olsson wird auch von vielen Eltern unterstützt.

Starke Schule beider Basel: Mehr als nur Jürg Wiedemann.

Nicht vergessen dürfen wir, dass in diesem Kanton noch ein verhältnismässig aufmüpfiger LehrerInnenverin wirkt mit einem intelligenten Präsidenten, Roger von Wartburg, und dem blitzgescheiten Analytiker Philipp Loretz. Und auch die SP-Baselland denkt und handelt bildungspolitisch ziemlich anders als ihre Mutterpartei. Wie im Gallierdorf geben sich die Protagonisten zwischendurch tüchtig aufs Dach, um dann gemeinsam umso heftiger zuzuschlagen, wenn es gegen die “Römer” geht. Die 84,4% JA zur Lehrmittelfreiheit lassen grüssen.

Wer sich übrigens von den Diffamierungsversuchen des spiessigen Stadt-Halbbruders verunsichern lässt, die dieses widerspenstige Dorf mit seinen Rebellen als rückständig bezeichnen, kann getrost auf die Ergebnisse der nächsten ÜGK warten.

 

Vermutlich gibt es ja zwischen Muttenz und Frenkendorf doch diesen legendären Zaubertrank, der solche Typen hervorbringt. Ob Halbstarke oder widerspenstige Gallier, die Redaktion des Condorcet-Blogs ist stolz, drei dieser «Irrésistibles» in ihren Reihen zu wissen: Alina Isler, Felix Hoffmann und Philipp Loretz. Wer sich übrigens von den Diffamierungsversuchen des spiessigen Stadt-Halbbruders verunsichern lässt, der dieses widerspenstige Dorf mit seinen Rebellen als rückständig bezeichnet, kann getrost auf die Ergebnisse der nächsten ÜGK warten.

Congratulations aus der «besetzten» Restschweiz!

Alain Pichard

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10 Jahre Starke Schule beider Basel: Ermutigende Bildungspolitik mit starker Wirkung https://condorcet.ch/2021/04/10-jahre-starke-schule-beider-basel-ermutigende-bildungspolitik-mit-starker-wirkung/ https://condorcet.ch/2021/04/10-jahre-starke-schule-beider-basel-ermutigende-bildungspolitik-mit-starker-wirkung/#respond Sun, 04 Apr 2021 05:20:56 +0000 https://condorcet.ch/?p=8184

Auch Condorcet-Autor Hans-Peter Amstutz reiht sich zum 10-jährigen Jubliäum der Starken Schule beider Basel in die Reihen der Gratulanten ein.

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Hanspeter Amstutz:
Bild: Fabü

Im politischen Kampf sind die Lehrerorganisationen oft zu brav in ihren Positionsbezügen. Der LCH und viele kantonale Lehrergewerkschaften kritisieren zwar offensichtliche bildungspolitische Fehlentscheide, aber sie halten sich meist eine frühe Rückzugsmöglichkeit zum Einlenken bereit. Die berühmte Standardformulierung für diese Art von kritischen Stellungnahmen ist das mutlose„Ja, aber“ in Vernehmlassungen. Bildungspolitiker freuen sich über diese grundsätzliche Zustimmung und interpretieren diese ambivalente Haltung letztlich als Einverständnis der Lehrerverbände.

Pressemitteilungen der Starken Schule beider Basel schlagen da einen ganz anderen Ton an. Dieser mag einigen als zu laut und vielleicht als zu schroff ertönen, aber in der Bildungspolitik wird er wahrgenommen. Dies umso mehr, weil die SSbB nicht nur klare Stellungnahmen abgibt, sondern ebenso konsequent den bildungspolitischen Kampf auf allen Ebenen führt. Mancher praxisbezogene Bildungsvorstoss im Baselbieter Landrat und sogar Volksinitiativen haben ihren Ursprung in der kleinen kampferprobten Lehrerorganisation.

Was in vielen Kantonen nur hinter vorgehaltener Hand in den Lehrerzimmern diskutiert wird und schon gar nicht einen Weg in die Öffentlichkeit findet, wird in der Nordwestecke der Schweiz in aller Offenheit diskutiert.

Nur im Kanton Baselland gibt es neben dem Kompetenzgeschwurbel noch einen Stofflehrplan.

Es muss schon etwas ganz Besonderes sein, dass die Initiativen der Baselbieter Lehrerschaft weit über das Baselbiet hinaus grosse Beachtung finden. Was in vielen Kantonen nur hinter vorgehaltener Hand in den Lehrerzimmern diskutiert wird und schon gar nicht einen Weg in die Öffentlichkeit findet, wird in der Nordwestecke der Schweiz in aller Offenheit diskutiert. So wurde der neue Lehrplan mit seinem Schwall an Kompetenzzielen bei den meisten erfahrenen Pädagoginnen und Pädagogen kaum als Orientierungskompass für die Unterrichtspraxis gesehen. Dennoch kam offene Kritik mit konstruktiven Forderungen fast nur aus dem Baselbiet. Das muss und will ich als Zürcher neidlos anerkennen.

All das sind Gründe, weshalb es die Starke Schule beider Basel als verlässliche Organisation braucht. Deren Mut und Engagement verdienen grösste Anerkennung. Für eine aktuell doch ziemlich verunsicherte Lehrerschaft ist es ein Glücksfall, dass mit der SSbB eine standfeste Vereinigung den Weg für bedeutende schulpraktische Verbesserungen bahnt und bereit ist, auch längere Konflikte durchzustehen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass nach heftigen bildungspolitischen Auseinandersetzungen die auf Ausgleich bedachten Lehrerorganisationen mehr Gehör finden und zweckmässige Lösungen möglich sind. Doch ohne die unbequeme und zielstrebige Vorarbeit der SSbB wäre dies in manchen Fällen wohl nicht gelungen.

Liebe Starke Schule beider Basel, zu deinem zehnjährigen Jubiläum gratuliere ich dir herzlich und wünsche, dass dein leuchtendes Beispiel auch in den nächsten zehn Jahren die Lehrerschaft ermutigt.

Hanspeter Amstutz

 

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Die Starke Schule – geboren aus der Notwendigkeit https://condorcet.ch/2021/04/die-starke-schule-geboren-aus-der-notwendigkeit/ https://condorcet.ch/2021/04/die-starke-schule-geboren-aus-der-notwendigkeit/#respond Sat, 03 Apr 2021 06:16:10 +0000 https://condorcet.ch/?p=8169

KritikerInnen der Starken Schule beider Basel setzen die Eltern- und Lehrkräfteorganisation zuweilen gleich mit Jürg Wiedemann. Diesen Namen wiederum glauben sie als Synonym für Sturheit, Polarisierung und Kompromisslosigkeit zu erkennen. Condorcet-Autor Felix Hoffmann widerspricht dem energisch.

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Die korrekte Verortung der Charakteristika

Vergegenwärtigen wir uns anhand der Kompetenzorientierung und Passepartout als deren Produkt die Bildungspolitik der letzten beiden Jahrzehnte, begegnen wir exakt jenen drei Wesenszügen.

Weder die nationale noch die kantonale Bildungspolitik waren für vernunftbasierte Argumente zugänglich.

Beide Reformvorhaben wurden gegen auch noch so gut begründete Opposition durchgedrückt. Weder die nationale noch die kantonale Bildungspolitik waren für vernunftbasierte Argumente zugänglich. Ohne die Initiative der Starken Schule für Lehrmittelfreiheit wäre der Widerstand gegen die absurde Fremdsprachenideologie ergo an der Sturheit der dafür bildungspolitisch Verantwortlichen gescheitert.

Zur Durchsetzung des Passepartout-Methodenmonopols schreckten deren PromotorInnen auch vor der Polarisierung des Baselbieter Lehrkörpers nicht zurück, indem anlässlich der Passepartout-«Weiterbildung» Primar- gegen Sekundarlehrkräfte ausgespielt wurden.

Und im Kampf um die für Lehrpläne absolut unabdingbaren Stoffinhalte und damit gegen eine ausschliessliche Kompetenzorientierung bedurfte es zweier Initiativen der Starken Schule, um die Kompromisslosigkeit der Bildungsdirektion unseres Kantons zu durchbrechen.

Jürg Wiedemann hält der Bildungspolitik den Spiegel vor. Was diese darin erkennt, gefällt ihr nicht, weswegen sie es auf den ehemaligen Landrat überträgt.

Man schlägt den Sack und meint den Esel

Jürg Wiedemann, Gründungsmitglied der Starken Schule beider Basel …
… hält der Bildungspolitik den Spiegel vor

Die drei eingangs erwähnten Attribute, Sturheit, Polarisierung und Kompromisslosigkeit, entpuppen sich in der Folge als Reflexion. Jürg Wiedemann hält der Bildungspolitik den Spiegel vor. Was diese darin erkennt, gefällt ihr nicht, weswegen sie es auf den ehemaligen Landrat überträgt. In der Psychoanalyse spricht man in diesem Zusammengang von Projektion, also der Übertragung von Eigenem auf andere. Was der Bildungspolitik guttäte, wäre allerdings die Introspektion, ergo die in sich kehrende Selbstbeobachtung zur anschliessenden Korrektur des eigenen Handelns und Denkens. In der Folge würden die KritikerInnen erstens erkennen, dass sich die Starke Schule nicht auf einen Namen beschränken lässt. Zweitens würden sich ihnen die folgenden weiter reichende Einsichten eröffnen.

Sturheit? Eher Hartnäckigkeit und Reflexion.

Eine nicht zu Ende gedachte Kritik

Was Sturheit betrifft, meinte die österreichische Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach: «Der Klügere gibt nach – Eine traurige Wahrheit: Sie begründet die Weltherrschaft der Dummen.» Aus dieser Warte betrachtet ergibt sich eine vom Üblichen abweichende Wertung des Phänomens der Sturheit.

Die zuweilen ideologische Verbissenheit der bildungspolitischen Exekutive pariert die Starke Schule mit Pragmatismus, der ihr eigenen Beharrlichkeit und dem demokratischen Instrument der Initiative. Gerade bei letzterem kommt es entgegen des Vorwurfs der Kompromisslosigkeit immer wieder zu Kompromissen, wie sich der «Geschichte der Starken Schule beider Basel» entnehmen lässt. Exemplarisch hierfür sind u.a. die Reduzierung der Klassengrössen, die Ausbildung der Lehrpersonen der Sekundarstufe I, die Lehrmittelfreiheit, aber auch die aktuelle Ausgestaltung der Lehrpläne. Die Auseinandersetzung zwischen den Verantwortlichen der Bildungspolitik und der Starken Schule ist tatsächlich zu einem grossen Teil eine Geschichte der Kompromisse.

Aber auch der Vorwurf der Polarisierung ist im Rahmen eines demokratischen Staatswesens absurd. Denn letzten Endes gestaltet sich jede Demokratie entlang der beiden Pole JA oder NEIN. Das im Kontrast dazu autoritäre Selbstverständnis vieler AkteurInnen der Bildungspolitik geht nicht zufälligerweise einher mit der Art der Implementierung von Schulreformen: Sie treten stets auf als nicht partizipativ legitimiertes Diktat von oben. Kaum erstaunlich, dass die meisten denn auch scheitern.

Die Bildungspolitik auf dem Holzweg

Starke Schule beider Basel: Mehr als nur Jürg Wiedemann

Möchte man die Starke Schule tatsächlich auf aktive NamensträgerInnen reduzieren, müssten neben Jürg Wiedemann ebenso Alina Isler, Saskia Olsson, Regina Werthmüller, Kathrin Zimmermann und Michael Pedrazzi Erwähnung finden. Sie alle verwenden einen beachtlichen Teil ihrer Zeit und Energie auf die Bildungsorganisation. Doch auch damit wäre dem Stosstrupp längst nicht Genüge getan. Warum ist die Starke Schule denn seit einem Jahrzehnt erfolgreich? Weil Tausende von Eltern und Lehrkräften, aber auch viele Politikerinnen und Politiker hinter ihr stehen und sie finanziell unterstützen. Und warum tun sie dies? Weil die Bildungspolitik seit rund zwei Jahrzehnten geldversessen auf Irrwegen stolpert. Dabei wird auf staatlicher Seite gespart und auf privater verdient.

Der Auftakt zur Einführung der Kompetenzorientierung vor 20 Jahren war nichts anderes als der neoliberale Startschuss für die Umwandlung der öffentlichen Schule in ein lukratives Geschäftsfeld auf dem Buckel der Lernenden und SteuerzahlerInnen.

Gegen die Kommerzialisierung der öffentlichen Bildung

Der Auftakt zur Einführung der Kompetenzorientierung vor 20 Jahren war nichts anderes als der neoliberale Startschuss für die Umwandlung der öffentlichen Schule in ein lukratives Geschäftsfeld auf dem Buckel der Lernenden und SteuerzahlerInnen. Die dadurch ausgelöste Umstellung des Schulbetriebs füllt Verlagen, Weiterbildungsinstituten und Fachhochschulen die Auftragsbücher bzw. Stellenetats. Und da der ausschliessliche Fokus auf Kompetenzen nicht funktioniert -siehe Passepartout- besteht fortlaufender Handlungsbedarf, wodurch das erwähnte Auftrags- bzw. Stellenvolumen auf lange Sicht garantiert ist.

Dass Baselland im Vergleich zu den meisten anderen Kantonen bisher von den schlimmsten bildungspolitischen Auswüchsen immer wieder verschont bleibt – beispielsweise Sammel- bzw. Einstundenfächer –, ist zu einem grossen Teil dem Engagement der Starken Schule zu verdanken.

Bei diesem Paradigmenwechsel ging es nie um die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen, was beispielhaft anhand des sogenannten «Selbstorganisierten Lernens» (SOL) deutlich wird. Diese Pseudomethode läuft den entwicklungspsychologischen Voraussetzungen von Kindern diametral zuwider. Hauptsache aber, diverse Verlage und Weiterbildungsinstitute konnten dazu ihre zahlreichen Wegleitungen bzw. Lehrgänge verkaufen. Mittlerweile redet wegen dessen Untauglichkeit kaum noch jemand von SOL, aber die nächste lukrative Schnapsidee ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Dass Baselland im Vergleich zu den meisten anderen Kantonen bisher von den schlimmsten bildungspolitischen Auswüchsen immer wieder verschont bleibt – beispielsweise Sammel- bzw. Einstundenfächer –, ist zu einem grossen Teil dem Engagement der Starken Schule zu verdanken.

Richtet die Bildungspolitik ihren Fokus endlich wieder auf die Schülerinnen und Schüler, wird die Eltern- und Lehrkräfteorganisation kein weiteres rundes Jubiläum feiern.

Richtet die Bildungspolitik ihren Fokus endlich wieder auf die Schülerinnen und Schüler, wird die Eltern- und Lehrkräfteorganisation kein weiteres rundes Jubiläum feiern. Bis es soweit ist, wünsche ich ihr weiterhin den notwendigen Erfolg zum Wohle unseres Nachwuchses und somit letztlich auch zugunsten unserer Wirtschaft.

An dieser Stelle sollte ein Zitat zum Begriff der Kompetenz folgen, aber sinnigerweise gibt es dazu kaum welche, dafür umso mehr zur Bildung. Zum Beispiel:

Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung, keine Bildung. John. F. Kennedy

 

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Grosse Denkerinnen und Denker: Heute – Lukas Flüeler https://condorcet.ch/2021/02/grosse-denkerinnen-und-denker-heute-lukas-flueeler/ https://condorcet.ch/2021/02/grosse-denkerinnen-und-denker-heute-lukas-flueeler/#comments Tue, 16 Feb 2021 19:25:58 +0000 https://condorcet.ch/?p=7762

Lukas Flüeler hat seine eigene Interpretation der Abstimmung über die Lehrmittelfreiheit im Kanton Baselland.

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Lukas Flüeler, Grüne Partei, Co-Präsident der Primarlehrerkonferenz in Baselland.

Die Manipulation der Bevölkerung mit aufgeheizten Diskussionen um Lehrmittelund Lehrpläne war eine erfolgreiche Strategie weniger Lehrpersonen im Gefolge der Starken Schule, damals unterstützt auch von Monica Gschwind.(…)

Twitter 14.2.21

Kleine Erinnerung: Diesen wenigen Lehrpersonen sind 84% der Stimmenden gefolgt! Soeben haben auch die Kantone Bern und Solothurn eine Lehrmittelfreiheit beschlossen.

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