Weiterbildung - Condorcet https://condorcet.ch Bildungsperspektiven Sun, 24 Mar 2024 07:35:02 +0000 de-DE hourly 1 https://condorcet.ch/wp-content/uploads/2019/05/favicon-100x100.png Weiterbildung - Condorcet https://condorcet.ch 32 32 Der “Rocker” von intrinsic https://condorcet.ch/2024/03/der-rocker-von-intrinsic/ https://condorcet.ch/2024/03/der-rocker-von-intrinsic/#respond Sun, 24 Mar 2024 07:35:02 +0000 https://condorcet.ch/?p=16260

Die Redaktion ist entzückt von den reichhaltigen Aussichten, welche "intrinsic-Weiterbildungen" vermitteln. Martin Geisenhainer erzählt uns, was er beabsichtigt.

The post Der “Rocker” von intrinsic first appeared on Condorcet.

]]>

Intrinsic sieht sich als «Treibende Kraft und Resonanzkörper für Lernkulturentwicklung und Bildungsinnovation» (Webseite) und strebt nach einer tiefgreifenden Veränderung im Bildungssystem – einer positiven Wende, die Innovation und Fortschritt begünstigt. Ihr Fokus liegt auf einer kooperativen Revolution, die mit dem System und mit den Menschen stattfindet. Originalzitat: «Ja, wir kämpfen, gegen ein überholtes Lernverständnis aus der industriellen Zeit, gemeinsam MIT allen Kräften, die sich bereits heute für zukunftsfähiges Lernen einsetzen.»

Martin Geisenhainer ist Andragoge. Andragogik (von altgriechisch ἀνήρ anér, deutsch ‚Mann’ sowie ἄγειν ágein ‚führen, transportieren, treiben, ziehen’) ist die Wissenschaft, die sich mit dem Verstehen und Gestalten der lebenslangen Bildung des Erwachsenen befasst (Wikipedia). Das kann man bei ihm lernen. Sehen  Sie selbst:

The post Der “Rocker” von intrinsic first appeared on Condorcet.

]]>
https://condorcet.ch/2024/03/der-rocker-von-intrinsic/feed/ 0
Eine halbchaotische Institution, die viel Kreativität und wenig Steuerung braucht https://condorcet.ch/2023/11/eine-halbchaotische-institution-die-viel-kreativitaet-und-wenig-steuerung-braucht/ https://condorcet.ch/2023/11/eine-halbchaotische-institution-die-viel-kreativitaet-und-wenig-steuerung-braucht/#comments Mon, 13 Nov 2023 05:25:34 +0000 https://condorcet.ch/?p=15296

Es war die Starke Volksschule Zürich, welche zu einem Referat mit dem Psychologen und Psychotherapeuten Allan Guggenbühl eingeladen hatte. Die etwa 50 Anwesenden erlebten ein Feuerwerk geistreicher Analysen und verblüffend einfacher Erkenntnisse. Condorcet-Autor Alain Pichard war dabei.

The post Eine halbchaotische Institution, die viel Kreativität und wenig Steuerung braucht first appeared on Condorcet.

]]>

Natürlich hat der bekannte Ausbildner und Autor zahlreicher Fachbücher und Artikel zu den Themen Konfliktmanagement, Gewaltprävention, Bildung sowie Jungen- und Männerarbeit ein Heimspiel. Vor den 50 eher älteren Zuhörerinnen und Zuhörern wirkt der auch schon in die Jahre gekommene Referent spritzig, ja fast jugendlich. Der Vater von vier Kindern – das wird sofort klar – weiss, wovon er spricht. Kaum einer kennt die Jugendlichen in ihren Nöten und Bedürfnissen besser, und in der Gilde der Psychologen ist er – der ständig nah an der Praxis ist – schon fast seltener als der Apollo-Falter auf unseren Wiesen.

Allan Guggenbühl in Zürich bei einem Referat der Starken Volksschule Zürich: PH’s schaffen sich eine eigene Definitionsmacht

Guggenbühl kommt denn auch sofort zur Sache. Die Schule sei derzeit auf einer falschen Bahn. Ein Heer von Erziehungswissenschaftlern versucht seit ca. 15 Jahren, die Schule top-down von oben zu gestalten und umzuformen. Das erweise sich als schwierig, weil die Schule sehr schwierig zu steuern sei. Es handle sich hier um eine halbanarchische Institution mit vielen chaotischen Färbungen.

Die Arbeit in dieser Institution erfordere viel Kreativität, im Moment gehe aber gerade diese in einem auf Kompetenzen getrimmten Unterricht verloren. Der ehemalige Gitarrenlehrer weist darauf hin, wie wichtig die Vermittlung eines Kulturkanons sei, betont beispielsweise die Bedeutung des Singens. «Singen ist ein Teil der Arbeit, schon die Arbeitenden auf den Baustellen oder auf dem Felde pflegten früher zu singen.» Heute liest man im Lehrplan zur Musik Sätze wie: «Kann seinen Körper funktionell wahrnehmen und musisch darauf reagieren.»

Alle 10 Jahre kämen von den Pädagogischen Hochschulen neue Trends. Was bleibe, seien – vor allem auf der Oberstufe – demotivierte Schüler.

Skeptisch beurteilt der Referent auch die Tendenz, die Schule zu einem Erziehungsort verschiedener gesellschaftlicher Anliegen zu machen. Das führe meist ins Leere und zu einer Überfrachtung des Schulprogramms.

Guggenbühl – nun ganz in seinem Element – betont die Wichtigkeit der Klassengemeinschaft. Es sei für die Kinder wichtig dazuzugehören, denn die Schüler orientierten sich an Menschen. Die Rede von der kompletten Individualisierung sei ein Blödsinn. Die Idee des selbsttätigen Schülers, der alleine schon aufgrund der Tatsache, dass er selbst entscheiden könne, woran er arbeite, vor lauter Lernfreude explodiere, sei ein Betrug an den Lernenden. Man lerne in der Gemeinschaft und man lerne, weil die anderen es auch tun. Die Lehrkraft – am besten ein verantwortlicher Klassenlehrer oder eine selbstbewusste Klassenlehrerin – sei hier zentral. Sie müsse belastbar und risikofreudig sein, hinstehen, wenn es nötig ist, und auch Mut zur Emotion zeigen. Die Persönlichkeit des Lehrers sei ein zentraler Gelingensfaktor. Der Einzug der vielen zusätzlichen Bezugspersonen im Klassenzimmer führe zu einer Verantwortungsdiffusion.

Hingabe und Mut zur Emotion – die Lehrperson hat eine zentrale Bedeutung.

Kritisch geht er auch mit den Lernzielen in Sachen Sozialkompetenz ins Gericht. Für einen Lacher sorgte Guggenbühl, als er von einem Experiment an einer Schule erzählte, in der die Schüler den Unterricht hielten und die Lehrpersonen die Lernenden waren. «Sie können sich kaum vorstellen, wie oft die Lehrkräfte zu spät in den Unterricht kamen, wie undiszipliniert sie sich während der Lektionen verhielten.»

Hart ins Gericht geht Guggenbühl auch mit den Pädagogischen Hochschulen, die sich immer mehr eine eigene Definitionsmacht von Schule schaffen würden.

Es gibt Kritiker, die Guggenbühl eine gewisse Intellektuellenfeindlichkeit vorwerfen. Das hat auch mit dessen Referatstechnik zu tun. Guggenbühl untermauert seine Thesen immer wieder mit Praxisbeispielen und Anekdoten – positiven und negativen – und verzichtet gänzlich auf Literaturhinweise oder Quellenangaben. Es gilt die freie Rede ohne Manuskript. Es fallen verblüffende Sätze, deren Evidenz man dennoch überprüfen sollte. So behauptet Guggenbühl, dass die Anwesenheit einer zweiten Lehrperson sofort die Aufmerksamkeit beider Lehrkräfte auf die Schüler reduzieren würde. Da würde man gerne erfahren, welche Untersuchung dies belegt.

«Es wird in der Schule noch nie so viel Papier produziert wie heute und noch nie so wenig gelesen».

Hart ins Gericht geht Guggenbühl auch mit den Pädagogischen Hochschulen, die sich immer mehr eine eigene Definitionsmacht von Schule schaffen würden. Die würden aber in separaten Räumen fernab der schulischen Realität kreiert, gefüttert von ständig fliessenden Forschungsmitteln. Sie entwickelten sich damit immer mehr zu Playern der Bildungssteuerung. «Die obligatorische Weiterbildung gehört abgeschafft, es braucht mehrere Anbieter. Die Lehrkräfte sollen selber auswählen, was ihnen dient.»

Timotheus Bruderer moderierte den Abend souverän

Er fordert zudem einen Stopp der Papierproduktion: «Es wird in der Schule noch nie so viel Papier produziert wie heute und noch nie so wenig gelesen». In der Bürokratiekritik spricht man von Datenfriedhöfen. Als eine Massnahme schlägt der Psychologe – nun in typischer Guggenbühl-Art – vor, mit dem Protokollieren der Elterngespräche aufzuhören. So etwas zerstöre den Gesprächsfluss und die ungezwungene Gesprächskultur. Es schaffe auch einen autoritätsbehafteten Graben zwischen Lehrkraft und Eltern.

Der Mahner und Analyst Guggenbühl trägt seine Forderungen – und das unterscheidet ihn von vielen anderen Reformkritikern – stets charmant und freundlich vor. Man vernimmt kaum einen Alarmismus, und die missionarische Strenge fehlt völlig. Er verlässt sich auf die gnadenlose Plausibilität seiner Aussagen.

Wie wäre diese Veranstaltung wohl abgelaufen, wenn sich Allan Guggenbühl auf einem Podium an einer PH mit einem Vertreter der von ihm kritisierten Bildungsnomenklatura vor 200 Studis hätte messen können?

Je länger das Referat dauerte, desto mehr hatte man das Gefühl, dass hier vorne eine Person aus dem Vollen schöpft und er dies noch stundenlang tun könne. Allan Guggenbühl aber – ganz der Psychologe – weiss, wann die Aufmerksamkeitsspanne ihre Grenzen erreicht. Das Publikum quittiert seine Ausführungen mit einem warmen Applaus. Dem Moderator Timotheus Bruderer gelingt es in der anschliessenden Fragerunde, die nervigen Co-Referate in Grenzen zu halten und sorgte damit auch für eine gehaltvolle Diskussion.

Dem Berichterstatter hinterlässt der Abend eine kleine Wunschprosa-Frage. Wie wäre diese Veranstaltung wohl abgelaufen, wenn sich Allan Guggenbühl auf einem Podium an einer PH mit einem Vertreter der von ihm kritisierten Bildungsnomenklatura vor 200 Studis hätte messen können? Es ist anzunehmen, dass die Leitungen der PH’s ein solches Risiko scheuen.

 

 

 

The post Eine halbchaotische Institution, die viel Kreativität und wenig Steuerung braucht first appeared on Condorcet.

]]>
https://condorcet.ch/2023/11/eine-halbchaotische-institution-die-viel-kreativitaet-und-wenig-steuerung-braucht/feed/ 3
Neue Autorität – oder wie man den Lehrern Konzepte verkauft https://condorcet.ch/2023/10/neue-autoritaet-oder-wie-man-den-lehrern-konzepte-verkauft/ https://condorcet.ch/2023/10/neue-autoritaet-oder-wie-man-den-lehrern-konzepte-verkauft/#comments Sat, 21 Oct 2023 12:09:37 +0000 https://condorcet.ch/?p=15148

Condorcet Autor Urs Kalberer berichtet über eine von der Schulkommission angeordnete Weiterbildung an seinem Kollegium. Dabei geht es dem Autor nicht um die Qualität der Arbeit von Haim Omer, sondern um die Umsetzung einer an und für sich interessanten Idee und die Tendenz, vermehrt in das operative Geschäft der Schulen einzugreifen, ganz im Sinne des Change Managements.

The post Neue Autorität – oder wie man den Lehrern Konzepte verkauft first appeared on Condorcet.

]]>

Kürzlich gab es in unserem Schulhaus eine schulinterne Weiterbildung zum Thema “Neue Autorität”. Die Coaches waren bestrebt, uns während eines Tages das Konzept dazu näher zu bringen und schmackhaft zu machen. Der Entscheid für die Durchführung dieser obligatorischen Weiterbildung wurde durch die Schulkommission gefällt. Die Schulkommission ist ein vom Gemeinderat eingesetztes Gremium, das aber nicht vom Stimmvolk gewählt wird. Schon nach kurzer Zeit stellten viele Lehrpersonen fest, dass das Konzept der “Neuen Autorität” eigentlich nichts Neues ist und von vielen bereits praktisch umgesetzt wird. Es basiert auf der Theorie von Haim Omer, welcher folgende Grundfrage aufwirft: “Welche Pädagogik/Erziehung braucht es heute, damit es uns gelingt, die Verantwortung für das Kind, seine Entwicklung und die Beziehung auch in schwierigen Situationen zu übernehmen?”

Urs Kalberer, Sekundarlehrer

Es ist ein typisches Beispiel, wie heute Veränderungsprozesse in der Schule umgesetzt werden:

  • Zuerst steht da ein Entscheid einer (demokratisch nicht legitimierten) Behörde ohne Rücksprache mit dem Lehrerteam.
  • Dann sucht man im Pool der Coaching- und Beratungsszene einen passenden Anbieter.
  • Ein obligatorischer Weiterbildungskurs wird durchgeführt.
  • Im Kurs geht es darum, die Angst vor dem Neuen zu nehmen. In unserem Beispiel wird die Neue Autorität als Synthese der traditionellen Autorität und der antiautoritären Erziehung dargestellt.

 

Grafik: Sina neue Autorität

 

  • Und schliesslich kommt man auf den Punkt und stellt die Neue Autorität der traditionellen Autorität plakativ gegenüber. Dabei nimmt man Rückgriff auf die bewährte Technik der Diffamierung des Bisherigen.

 

Grafik: Sina neue Autorität

 

Es handelt sich hier um eine Originalfolie aus der Weiterbildung. Mal abgesehen davon, ob man den Begriff Autorität überhaupt zweiteilen kann, griff der Kursleiter hier zum rhetorischen Zweihänder. Mit dem beigefügten “traditionell” wird erst einmal klar gemacht, auf welcher Seite man zu stehen hat. Dann wird die böse traditionelle der guten Neuen Autorität gegenübergestellt.

Genauso wie wir das schon von der Einführung des LP21 oder der Frühfremdsprachen kennen, wird das Bisherige schlechtgeredet, um den Boden fürs Neue vorzubereiten. Dazu würzt der Kursleiter die böse traditionelle Autorität noch mit furchterregenden Beispielen aus der Vergangenheit.

Wir sehen: Die Zeiten des Change Managements in der Schule sind noch nicht vorbei. Das Kollegium bewertete den Kurs grösstenteils positiv.

The post Neue Autorität – oder wie man den Lehrern Konzepte verkauft first appeared on Condorcet.

]]>
https://condorcet.ch/2023/10/neue-autoritaet-oder-wie-man-den-lehrern-konzepte-verkauft/feed/ 4
Ergänzung zum Interview: Die Beinwiler Retraite https://condorcet.ch/2019/06/ergaenzung-zum-interview-die-beinwiler-retraite/ https://condorcet.ch/2019/06/ergaenzung-zum-interview-die-beinwiler-retraite/#respond Tue, 04 Jun 2019 03:42:33 +0000 https://lvb.kdt-hosting.ch/?p=1290

Das Kollegium des OSZ-Mett-Bözingen traf sich in der Jugendherberge Beinwil zu einer zweitägigen Retraite, um anstehende Probleme und deren Lösung zu besprechen. Ohne PH-Coaches oder Weiterbildungsexperten.

The post Ergänzung zum Interview: Die Beinwiler Retraite first appeared on Condorcet.

]]>

Im Frühjahr 2014 zogen sich die Klassenlehrkräfte, die Schulleitung und mehrere tragende Fachlehrkräfte zu einer Retraite in der Jugi Beinwil zurück, um über weitere Schritte der Schulentwicklung zu beraten. Dabei beschlossen die Anwesenden

  • Die Aufhebung der Trennung zwischen Real- und Sekundarklassen zugunsten von Mischklassen
  • Den möglichst einheitlichen späteren Schulbeginn auf 08.15 Uhr
  • Die Einführung von Doppellektionen für fast alle Fächer (mit geraden Lektionenzuteilungen)
  • Die Abschaltung der Pausenglocke.
  • Die Einführung von SOL-Lektionen, in denen Aufträge, Selbststudium und Hausaufgaben gemacht werden können (pikant: Die Lehrkräfte beschlossen die Einführung von zwei Hausaufgaben-Lektionen, von denen aber nur eine bezahlt wird, wegen der wegfallenden Vor- und Nachbearbeitung)
  • Die Verlegung des Schulfests auf einen Samstag und dessen Weiterentwicklung zu einem Quartierfest

The post Ergänzung zum Interview: Die Beinwiler Retraite first appeared on Condorcet.

]]>
https://condorcet.ch/2019/06/ergaenzung-zum-interview-die-beinwiler-retraite/feed/ 0