Mille Feuilles - Condorcet https://condorcet.ch Bildungsperspektiven Fri, 21 Oct 2022 04:36:52 +0000 de-DE hourly 1 https://condorcet.ch/wp-content/uploads/2019/05/favicon-100x100.png Mille Feuilles - Condorcet https://condorcet.ch 32 32 Attacke auf das Frühfranzösisch https://condorcet.ch/2022/10/attacke-auf-das-fruehfranzoesisch/ https://condorcet.ch/2022/10/attacke-auf-das-fruehfranzoesisch/#respond Fri, 21 Oct 2022 04:36:52 +0000 https://condorcet.ch/?p=12042

Der Tamedia-Journalist Quentin Schlapbach und die Journalistin Mirjam Comtesse haben in den Berner Tageszeitungen BUND und Berner Zeitung über die neusten Entwicklungen des Frühfranzösischunterrichts berichtet. Dabei stellen sie Aussagen von einzelnen Schülerinnen Untersuchungen der Universität Freiburg gegenüber. Die Haltung der Bildungsdirektion lässt tief blicken: Wir planen keine Anpassungen.

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Mirjam Comtesse, Journalistin in der Tamedia:
Studien scheinen den Kritikern recht zu geben.

Französischunterricht in einer dritten Klasse in der Stadt Bern: Die Kinder gestalten Plakate. Ins Zentrum kleben sie ein Foto von sich. In die Ecke oben links schreibt ein Mädchen «J’aime lire» und zeichnet ein Harry-Potter-Buch dazu. Ein Bub setzt über sein Bild «Je m’appelle Moritz». Die Kinder wirken konzentriert, die Arbeit macht ihnen sichtlich Spass. Die einen verweilen allerdings lieber beim Zeichnen als beim Schreiben. «Ich finde es toll, wenn wir im Französischunterricht Übungen machen, bei denen wir auch malen und basteln dürfen», sagt die 9-jährige Elina. «Auch Vorträge machen mir Spass. Einmal durften wir unsere Haustiere vorstellen. Dafür haben wir ein Plakat auf Französisch gestaltet. Vor der Klasse habe ich dann Deutsch sprechen dürfen, nur eine Passage habe ich auf Französisch von einem vorbereiteten Blatt abgelesen.»
Elina arbeitet in der Schule mit dem Französischbuch «Mille feuilles». Das Lehrmittel, welches 2011 im Kanton Bern flächendeckend für 3. bis 6. Klassen eingeführt wurde, soll einen spielerischen Einstieg in die Fremdsprache ermöglichen. «Mille feuilles» basiert auf der Grundidee des «Sprachbades», dass die Kinder Französisch also «en passant» aufnehmen und nicht durch das Pauken von Vokabular und Grammatik. Doch in der Praxis hat dieser Ansatz nie wirklich funktioniert, wie Auswertungen zeigen.

Doch in der Praxis hat dieser Ansatz nie wirklich funktioniert, wie Auswertungen zeigen.

Keine besseren Resultate
Eine 2019 erschienene Studie des Instituts für Mehrsprachigkeit in Freiburg kommt zum Schluss, dass es um die Französischkenntnisse der Berner Schülerinnen und Schüler insgesamt schlecht bestellt ist. Nur gerade beim Hörverstehen erreichte eine Mehrheit (57 Prozent) das angestrebte Niveau. Beim Leseverstehen (33 Prozent) und beim Sprechen (11 Prozent) schnitten die Jugendlichen am Ende ihrer Schulzeit deutlich schlechter ab. Die sechs Kantone, die Frühfranzösisch im Lehrplan verankert haben (Bern, Baselland, Basel-Stadt, Solothurn, Freiburg und Wallis), steckten sich vor Jahren bewusst höhere Ziele als jene in der restlichen Deutschschweiz. Die Studie zeigt nun aber, dass Frühfranzösisch kein Vorteil ist. Obwohl die Kinder im Kanton Bern bereits ab der 3. Klasse Französisch lernen und insgesamt mehr Lektionen haben, beherrschen sie die Sprache am Ende ihrer Schullaufbahn nicht besser als etwa Jugendliche in Zürich, die erst zwei Jahre später damit anfangen.

Alain Pichard, mit 67 Jahren immer noch im Schuldienst, Mitglied des Grossen Rats des Kantons Bern und Mitglied der kantonalen Bildungskommission (GLP): Es wäre an der Zeit, die Fakten anzuerkennen.

Das sorgt für Kritik. In Bildungsblogs und Gastbeiträgen in den Medien mehren sich die Stimmen, die Frühfranzösisch generell infrage stellen. Der Bieler Lehrer und GLP-Grossrat Alain Pichard sagt, es gebe zurzeit «durchaus Bestrebungen», am frühen Französischunterricht zu rütteln. «Als Mitglied der kantonalen Bildungskommission bin ich in allen sechs betroffenen Kantonen in Kontakt mit Parlamentariern, welche die Sache ähnlich beurteilen.» Einen Hinweis darauf, dass das Thema brodelt, gibt die Situation in Basel: Die Starke Schule beider Basel – eine Gruppierung von Eltern und Lehrkräften – will den Französischunterricht aus der Primarschule verbannen. Sie plant, im Baselbieter Landrat einen entsprechenden Vorstoss einzubringen, wie Telebasel berichtet. Auch der SVP-Bildungspolitiker Samuel Krähenbühl übt scharfe Kritik an der heutigen Praxis. «Frühfranzösisch ist im Kanton Bern gescheitert», sagt der Grossrat. Krähenbühl nimmt eine wachsende Zahl von Politikerinnen und Politikern von links bis rechts wahr, die das mittlerweile offen so aussprechen. Es scheint vor allem eine Frage der Zeit zu sein, bis auch im bernischen Grossen Rat ein ähnlicher Vorstoss wie in Baselland lanciert wird.

«Frühfranzösisch ist im Kanton Bern gescheitert.» Samuel Krähenbühl SVP-Grossrat und Bildungspolitiker

Samuel Krähenbühl, Grossrat SVP: Fühfranzösisch ist gescheitert.

Der SVP-Grossrat sitzt selbst im Vorstand des Vereins Bern-Bilingue, welcher das Ziel verfolgt, die Mehrsprachigkeit im Kanton zu fördern. Dass Bern aufgrund seiner Zweisprachigkeit dem Französischunterricht mehr Gewichtverleiht als andere Deutschschweizer Kantone, unterstützt er ausdrücklich. «Aber wenn man sieht, dass ein Konzept in der Praxis nicht funktioniert, bringt es nichts, daran festzuhalten», so Krähenbühl.

Die drei Französischmodelle
Viele Kritikerinnen und Kritiker schoben die Schuld an den schlechten Ergebnissen auch dem Lehrmittel «Mille feuilles» in die Schuhe. Der Druck auf die Berner Bildungsdirektion (BKD) ist über die Jahre so gross geworden, dass sie seit diesem Schuljahr erstmals auch Alternativen zulässt. Die Schulen haben nun die Wahl zwischen drei Modellen:

1. Sie belassen alles beim Alten:
Von der 3. bis zur 6. Klasse kommt «Mille feuilles» zum Einsatz, von der 7. bis zur 9. Klasse «Clin d’CEil», das ebenfalls vom Schulverlag plus stammt.
2. Sie wählen eine Mischform:
Für Frühfranzösisch (3. und 4. Klasse) wird weiterhin «Milles feuilles» genutzt, von der 5. bis zur 9. Klasse dann «Dis donc!», ein Lehrwerk des  Schulmittelverlags Zürich.
3. Sie wagen den Totalumbruch:
Von der 3. bis zur 6. Klasse wird das neue Lehrmitte «roule» eingesetzt, von der 7. bis zur 9. Klasse «C’est p». Beide stammen vom Klett-und-Balmer-Verlag.

Wir sind der Überzeugung, dass die Französischkompetenzen der Schülerinnen und Schüler mit allen Lehrmitteln adäquat gefördert werden.

Wie viele Schulen bereits auf dieses Schuljahr hin von «Mille feuilles» abgewichen sind, kann die BKD auf Anfrage nicht sagen. Es gebe keine entsprechende Übersicht. Und auch eine systematische Auswertung, welches der drei Modelle sich in der Praxis am besten bewährt, sei nicht geplant. «Wir sind der Überzeugung, dass die Französischkompetenzen der Schülerinnen und Schüler mit allen Lehrmitteln adäquat gefördert werden», heisst es seitens der BKD.

Wie beurteilen Schülerinnen und Schüler ihre Fähigkeiten selber? Der 13-jährige Felix, der in der zweiten Oberstufe ist, erzählt: «Ich spiele Landhockey. Dabei trainieren wir jeweils mit französischsprachigen Jugendlichen, und da habe ich schon das Gefühl, dass mir der bisherige Französischunterricht hilft. Ich kann mich recht gut verständigen und verstehe meistens auch, was die anderen sagen. Über unser Lehrmittel habe ich mir noch nie Gedanken gemacht, unser Lehrer bereitet aber manchmal zur Ergänzung eigene Arbeitsblätter vor. Das finde ich gut.»

Andere Lehrmittel im Test
In der Stadt Bern, wo Felix zur Schule geht, wird «Milles feuilles» nach wie vor in allen sechs Schulkreisen eingesetzt. Jedoch gibt es seit diesem Schuljahr einzelne Klassen, die im Rahmen eines Testversuchs auch mit den anderen Lehrmitteln arbeiten. Die überarbeitete Version von «Mille feuilles» werde bei den Lehrpersonen zwar als Verbesserung wahrgenommen, sagt Schulamtleiterin Luzia Annen. «Es gibt aber nach wie vor auch kritische Stimmen.» Ein Wechsel des Lehrmittels sei deshalb in den Stadtberner Schulen «ein Thema». Nach der laufenden Testphase werde evaluiert, wie die verschiedenen Lehrmittel sich in der Praxis bewährt haben. Ob und wann in der Folge ein Wechsel stattfindet, entscheiden letztlich die Schulkreise selbst.

Annen will den Sinn von Frühfranzösisch nicht generell infrage stellen. «Aus meiner Sicht bringt Frühfranzösisch auf jeden Fall auch Vorteile und Chancen mit sich, indem Möglichkeiten geschaffen werden, dass Kinder spielerisch und altersgerecht mit der Sprache in Kontakt kommen.» Jedoch höre sie von den Schulen, dass bei der Umsetzung von Frühfranzösisch noch «justiert» werden müsse.

Die 11-jährige Mayra spricht daheim teilweise Italienisch. War es für sie schwierig, schon in der dritten Klasse eine weitere Sprachezu lernen? «Nein, mir hat das Französische von Anfang an gefallen. Das Italienische hilft mir, weil mir manche Wörter bekannt vorkommen.» Es gibt auch Kinder, die das ganz anders sehen als Mayra, Enna und Felix. Doch mehrere angefragte Stadtberner Schülerinnen und Schüler, die Französisch «sinnlos» und «doof» finden, wollten sich lieber nicht öffentlich äussern. Sie werden sich mit dem Französischunterricht wohl in naher Zukunft weiterhin arrangieren müssen. Denn auch wenn der politische Druck zunimmt, wird eine Abkehr von Frühfranzösisch nicht so schnell möglich sein.

Christine Häsler, Bildungsdirektorin: Wir haben bei Mille Feuilles reagiert.

Im Ermessen der Regierung
Der Fremdsprachenunterricht sei gemeinsam mit 22 anderen Kantonen koordiniert, sagt die Berner Bildungsdirektion auf Anfrage. Während die Westschweizer Kantone ab der 3. Klasse Deutsch büffeln, lernen die Kinder in der Ost- und der Innerschweiz zuerst Englisch. Der Kanton Bern habe als Brückenkanton entschieden, mit Französisch im 3. Schuljahr und Englisch im 5. Schuljahr zu beginnen, so die BKD. «An diesen Beschlüssen sehen wir keinen Anpassungsbedarf.» Die Kritik am Lehrmittel habe man aber ernst genommen, weshalb nun auch Alternativen zugelassen seien.

Ob es noch weitere Reformen bei Frühfranzösisch geben wird, liegt letztlich im Ermessen des Regierungsrats. Zwar kann der Grosse Rat seine Meinung in Form einer Richtlinienmotion deponieren. Weil der Erlass beziehungsweise die Genehmigung von Lehrplänen aber im Zuständigkeitsbereich der Regierung liegt, muss ein parlamentarischer Beschluss nicht verbindlich umgesetzt werden.

 

 

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Noch ist «Mille feuilles» nicht Vergangenheit https://condorcet.ch/2022/02/noch-ist-mille-feuilles-nicht-vergangenheit/ https://condorcet.ch/2022/02/noch-ist-mille-feuilles-nicht-vergangenheit/#respond Fri, 11 Feb 2022 15:07:53 +0000 https://condorcet.ch/?p=10545

Zwar gibt es in beiden Basel einen Trend zu neuen Franzi-Lehrmitteln. Doch viele Lehrkräfte halten immer noch an «Mille feuilles» fest. Wir schalten hier einen Artikel der BAZ auf.

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Thomas Dähler, Journalist der BAZ: Von Beginn weg gescheitert.

«Mille feuilles». Das Lehrmittel ist heute bei Eltern der Inbegriff des erfolglosen Französischunterrichts der letzten Jahre. In sechs Kantonen wurde ab 2011 und ab der 3. Klasse Frühfranzösisch mit «Mille feuilles» unterrichtet. Doch inzwischen stehen den Lehrerinnen und Lehrern in den Kantonen Baselland und Basel-Stadt neue Lehrmittel als Alternativen zur Verfügung. Erstaunlich viele Lehrerinnen und Lehrer halten aber weiterhin an «Mille feuilles» fest.

Eingeläutet wurde die Abkehr von «Mille feuilles» mit den vernichtenden Resultaten der Studie über die Französischkenntnisse des ersten Frühfranzösischjahrganges nach Abschluss seiner obligatorischen Schulzeit. In Anbetracht der miserablen Resultate der im Auftrag von sechs Kantonen an der Universität Freiburg durchgeführten Studie wurde sogar auf einen detaillierten Schlussbericht verzichtet. Eiligst wurden stattdessen alternative Fremdsprachen-Lehrmittel entwickelt.

Seit dem Schuljahr 2020/2021 stehen diese alternativen Lehrmittel für die 5. und 6. Klasse der Primarschule sowie für die Sekundarschule zur Verfügung, seit dem laufenden Schuljahr auch für die 3. Klasse der Primarschule. Die Baselbieter Bildungsdirektion hat jetzt aus Anlass einer Interpellation von Landrätin Regina Werthmüller (parteilos) die Bestellzahlen der Lehrmittel evaluiert. Auf Wunsch der BaZ hat auch die Erziehungsdirektion des Kantons Basel-Stadt diese Zahlen offengelegt.

In den 3. Klassen der Baselbieter Primarschulen lernen immer noch rund 30 Prozent der Schülerinnen und Schüler mit «Mille feuilles» Französisch. In Basel-Stadt sind es sogar 55 Prozent.

Erst ein Trend zu Neuem

Zwar zeigen die Zahlen einen Trend zu den neuen Lehrmitteln. Doch «Mille feuilles» hält sich erstaunlich gut. In den 3. Klassen der Baselbieter Primarschulen lernen immer noch rund 30 Prozent der Schülerinnen und Schüler mit «Mille feuilles» Französisch. In Basel-Stadt sind es sogar 55 Prozent. In den 5. Klassen sind es in Baselland 34 Prozent und in Basel-Stadt 55 Prozent.

Am Verschwinden ist hingegen das an «Mille feuilles» anschliessende Lehrmittel «Clin d’œil» für die 1. Klasse der Sekundarschule. Mit «Clin d’œil» arbeiten im Baselbiet noch ein Prozent der Schülerinnen der ersten Sek. Basel-Stadt vermeldet Neubestellungen von «Clin d’œil» nur noch für die oberen Sekundarschulklassen. Dass die Sekundarschulen weitgehend umgestellt haben, erstaunt nicht: Sie waren es, die schon vor Jahren auf die ungenügenden Französischkenntnisse der übernommenen Primarschüler aufmerksam machten.

Anstatt der alten Lehrmittel stellen die beiden Kantone «Ça roule» für die 3. Klasse, im nächsten Schuljahr auch für die 4. Klasse als Alternative zur Verfügung. Für die 5. und 6. Klasse heisst die Alternative «Ça bouge». Beide Lehrmittel sind im Klett-Verlag erschienen. Sie bauen auf die Alltagssprache und auf einen systematischen Aufbau von Wortschatz und Grammatik.

Die neuen Lehrmittel wurden, anders als «Mille feuilles» und «Clin d’œil», sorgfältig in ausgewählten Schulklassen evaluiert. Noch kann nicht mit Sicherheit festgestellt werden, dass der Unterricht mit den neuen Lehrmitteln zu besseren Resultaten führt. Das werden in den beiden Basel erst die ersten Checks von Schülerinnen und Schülern aufzeigen, die mit den neuen Lehrmitteln unterrichtet wurden.

Fest steht heute aber, dass die Absichten der Promotoren von «Mille feuilles» gescheitert sind, die Schüler mit einem täglichen «Sprachbad» anstelle des Paukens von Vokabeln und Grammatik an die Fremdsprache heranzuführen.

Die Studie sollte unterschlagen werden

Erfolgloses «Sprachbad»

Fest steht heute aber, dass die Absichten der Promotoren von «Mille feuilles» gescheitert sind, die Schüler mit einem täglichen «Sprachbad» anstelle des Paukens von Vokabeln und Grammatik an die Fremdsprache heranzuführen. Die Aussichten waren von Beginn an schlecht, denn anders als von den Promotoren beabsichtigt, wurde Frühfranzösisch ab der 3. Klasse nur mit einer Dotation von zwei bis drei Schulstunden eingeführt.

Dass «Mille feuilles» überhaupt eine Alternative gegenübergestellt wurde, ist dem Kanton Baselland zu verdanken. 2019 haben die Baselbieter Stimmberechtigten an der Urne die Lehrmittelfreiheit für Lehrerinnen und Lehrer verfügt, in Umsetzung einer vom Landrat angenommenen Volksinitiative der Starken Schule Baselland. Inzwischen sind mehrere Kantone gefolgt. Auch Basel-Stadt lässt die Lehrkräfte wählen. Doch noch immer sind viele skeptisch, auf die neuen Lehrmittel umzusteigen, und glauben weiterhin daran, mit «Mille feuilles» dereinst doch noch Erfolge einzufahren.

Thomas Dähler ist Redaktor und Mitglied des BaZ-Politik-Teams. Schwerpunkte seiner journalistischen Arbeit sind Finanzpolitik, Verkehrspolitik und Ökologie. Der Artikel erschien zuerst in der BAZ (10.2.22)

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Mille feuilles» – Jetzt dürfen Berner Schulen ihr Französischlehrmittel selber wählen https://condorcet.ch/2021/09/mille-feuilles-jetzt-duerfen-berner-schulen-ihr-franzoesisch%c2%aclehrmittel-selber-waehlen/ https://condorcet.ch/2021/09/mille-feuilles-jetzt-duerfen-berner-schulen-ihr-franzoesisch%c2%aclehrmittel-selber-waehlen/#respond Tue, 21 Sep 2021 10:49:16 +0000 https://condorcet.ch/?p=9356

Der Vorstoss des GLP-Grossrats Michael Ritter brachte nun auch im Berner Kantonsparlament die Lehrmittelfreiheit. Der Condorcet-Blog berichtete.

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Michael Ritter (GLP) brachte den Stein ins Rollen.

Die Schulen im Kanton Bern erhalten ab Sommer 2022 die Möglichkeit, unter mehreren Französischlehrmitteln auszuwählen. Damit dürfte ein jahrelanger Streit um die Lehrmittel «Mille feuilles» und «Clin d’oeil» entschärft werden.

Die beiden Lehrmittel des Schulverlags Plus stehen seit ihrer Einführung vor Jahren in der Kritik. Sie verfolgen den Ansatz des Sprachbads: Kinder sollen in eine Sprache eintauchen und spielerisch lernen, ohne allzu viel Grammatik büffeln zu müssen.

Auch die “Plastikwegwerforgie” am jeweiligen Jahresende wurde an diesem teuersten Lehrmittel ever kritisiert.

Verschiedene Kantone entlang der Sprachgrenze hatten sich in den Nullerjahren zusammengetan, um den Fremdsprachenunterricht zu harmonisieren. Die beiden Lehrmittel waren in diesen Kantonen Pflicht. 2016 mussten die Kantone nachsitzen und die Lehrmittel verbessern. In mehreren grossangelegten Vergleichstesten und Studien schnitten sowohl das Frühfranzösisch wie auch die Passepartout-Didaktik miserabel ab. Auch die “Plastikwegwerforgie” am jeweiligen Jahresende wurde an diesem teiersten Lehrmittel ever kritisiert.

Die Stimmen, die eine freie Lehrmittelwahl verlangten, wurden deshalb immer zahlreicher, so dass erste Kantone aus dem Projekt ausscherten. 2020 weichte auch das Berner Kantonsparlament die Lehrmittelpflicht auf.

Ab Sommer 2022 stehen den Schulen neu auch die Lehrmittel des Klett Verlags «ça roule» für die Primarstufe und «ça bouge»/ «C’est ça» für die Sekundarstufe I sowie das Lehrmittel des Schulverlags Zürich «dis-donc” für die (Primar- und Sekundarstufe I) zur Verfügung.

Die Lehrmittel wurden in Praxistestklassen auf den verschiedenen Schulstufen erprobt, wie die bernische Bildungsdirektion am Dienstag mitteilte.

https://www.mportal.be.ch/mportal/de/index/mediencenter/medienmitteilungen.meldungNeu.aktuellBox.html/portal/de/meldungen/mm/2021/09/20210920_1553_schulen_erhaltenwahlmoeglichkeiten

 

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Quo vadis «Mille feuilles» und «Clin d’œil»? https://condorcet.ch/2021/04/quo-vadis-mille-feuilles-und-clin-doeil/ https://condorcet.ch/2021/04/quo-vadis-mille-feuilles-und-clin-doeil/#comments Wed, 14 Apr 2021 12:34:01 +0000 https://condorcet.ch/?p=8290

Nachdem der Condorcet-Blog viele kritische Voten zu den Lehrmitteln der Passepartout-Reihe veröffentlicht hat, äussert sich nun mit Bernhard Kobel, Geschäftsführer bei Schulverlag plus AG, ein Verteidiger der Französischlehrbücher. Er plädiert für eine grundlegende Überarbeitung und sieht in ihr gute Chancen, um aus dem umstrittenen Werk ein erfolgversprechendes Französischlehrmittel zu machen. Gerne veröffentlichen wir hier seinen Beitrag und anerkennen, dass hier zum ersten Mal selbstkritische Töne zu vernehmen sind.

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Bernhard Kobel, seit 2018 Geschäftsführer bei Schulverlag plus AG: Erleben viel Unterstützung durch engagierte Lehrpersonen.

In einem Verlag Lehrmittel zu entwickeln und zu vermarkten ist eine sehr dankbare und sinnstiftende Arbeit: Idealerweise unterstützen wir mit unseren Produkten die Lehrpersonen beim Unterricht. Wir stellen interessante, aktuelle und dem Lernstand der Schülerinnen und Schüler angepasste Unterlagen und Lernarrangements zur Verfügung, die didaktisch nach allgemein anerkannten Grundsätzen erarbeitet und abgestimmt auf den Lehrplan sind. Mit den Einnahmen aus dem Verkauf können wir die nicht unbeträchtlichen Entwicklungskosten, die Weiterentwicklung und Aktualisierung finanzieren, um auch in Zukunft unseren Beitrag zu einer starken Volksschule zu leisten.

Soweit zum Idealbild, das wir zum Glück immer wieder erleben dürfen. Allerdings wissen wir, dass wir mit einem Lehrmittel nie alle glücklich machen können, dafür sind nur schon die Erwartungen der wichtigsten AkteurInnen, der Lehrpersonen, zu heterogen. Und auch die FachdidaktikerInnen sind sich oft nicht einig, was jetzt besser und was schlechter ist.

Wir entwickelten nicht nur ein neues Lehrmittel, sondern gleichzeitig wurde der frühsprachliche Unterricht in der 3. Klasse eingeführt, eine grosse Anzahl von Lehrpersonen musste neu Französisch unterrichten, Französisch war als erste Fremdsprache umstritten und das Lehrmittel hatte sich an einem kompetenzorientierten Lehrplan – notabene lange vor dem Lehrplan 21 – zu orientieren.

Die Lehrmittel wurden zur Projektionsfläche

Wenn dann noch die Politik und Verwaltung als Anspruchsgruppe Vorgaben macht, kann es schwierig werden. Bei der Entwicklung von «Mille feuilles» und «Clin d’œil» war und ist das alles der Fall: Schon die Rahmenbedingungen waren herausfordernd. Wir entwickelten nicht nur ein neues Lehrmittel, sondern gleichzeitig wurde der frühsprachliche Unterricht in der 3. Klasse eingeführt, eine grosse Anzahl von Lehrpersonen musste neu Französisch unterrichten, Französisch war als erste Fremdsprache umstritten und das Lehrmittel hatte sich an einem kompetenzorientierten Lehrplan – notabene lange vor dem Lehrplan 21 – zu orientieren. Mehrsprachigkeitsdidaktik und Digitalisierung waren weitere Forderungen seitens der Auftraggeber – der Kantone. Damit wurde «Mille feuilles» und «Clin d’œil» zur dankbaren Projektionsfläche für verschiedenste KritikerInnen. Als Verlag können wir dies nicht ändern, finden es aber wichtig, dass diese Aspekte nicht vergessen gehen.

Wir wissen heute, dass wir bei der Entwicklung ein zu anspruchsvolles und ehrgeiziges Konzept umsetzten, das in der Praxis gewisse Schwächen zeigte. Wir wissen auch, dass bei der Einführung Fehler gemacht und viele Lehrpersonen vor den Kopf gestossen wurden, als ihnen ExpertInnen erklärten, dass eine neue Ära im Fremdsprachenunterricht angebrochen sei und sie alle ihre Erfahrungen vergessen müssten.

Christine Le Pape Racine: An der Realität vorbei entwickelt?

Anders als die Rahmenbedingungen können wir als Verlag allerdings das Produkt selbst gestalten. Nach der Auflösung von Passepartout haben wir die alleinige Verantwortung für die Weiterentwicklung übernommen. Wir wissen heute, dass wir bei der Entwicklung ein zu anspruchsvolles und ehrgeiziges Konzept umsetzten, das in der Praxis gewisse Schwächen zeigte. Wir wissen auch, dass bei der Einführung Fehler gemacht und viele Lehrpersonen vor den Kopf gestossen wurden, als ihnen ExpertInnen erklärten, dass eine neue Ära im Fremdsprachenunterricht angebrochen sei und sie alle ihre Erfahrungen vergessen müssten.

Eine grundlegende Überarbeitung lohnt sich

Gleichzeitig erlebten und erleben wir viel Unterstützung und engagierte Lehrpersonen, die Verbesserungsvorschläge machen und die Lehrmittel mit Freude und Erfolg im Unterricht einsetzen. Nach einer eingehenden Standortbestimmung ist der Schulverlag plus zum Schluss gekommen, dass es genug gute Ansätze in den beiden Lehrmitteln gibt, damit sich eine grundlegende Überarbeitung und Weiterentwicklung lohnt. Dabei berücksichtigen wir die wichtigsten Kritikpunkte und Rückmeldungen aus der Praxis. Dazu gehören unter anderem:

  • eine Reduktion des Unterrichtsstoffes, was Zeit schafft für die gewünschte Vertiefung der Bereiche «Sprechen» und «Üben»,
  • mehr Sprechanlässe und Alltagswortschatz,
  • mehr Übungen zum Vertiefen und Automatisieren und zur Förderung des Transfers in den Alltag,
  • ein erhöhtes Differenzierungsangebot durch Zusammenführen der Versionen G (Grundanspruch) und E (erweiterte Anforderungen) bei «Clin d’œil»,
  • der Umstieg vom Lehrplan Passepartout auf den Lehrplan 21,
  • mehr Grammatik und Sichtbarmachen der Grammatikziele,
  • die Weiterentwicklung der digitalen Lehrmittelbestandteile, die Lehrpersonen sowie Schülerinnen und Schüler gemeinsam durch den Französischunterricht leiten,
  • eine verbesserte Struktur und vereinfachte Inhalte, verbunden mit einer klareren Gestaltung zur Erhöhung der Lesbarkeit und Übersicht.

Die Einführung der überarbeiteten Lehrmittel begann vor zwei Jahren mit «Mille feuilles 5», dem letztes Jahr «Mille feuilles 6» folgte. Wir bekommen zu diesen Überarbeitungen gute bis sehr gute Rückmeldungen, wobei wir uns bewusst sind, dass wir nicht alle Wünsche berücksichtigen konnten. Dieses Jahr ist nun «Mille feuilles 3» und nächstes Jahr «Mille feuilles 4» dran, die nach dem gleichen Konzept weiterentwickelt werden. In Letzteren wird vermehrt mit neuen Inhalten gearbeitet. Zudem wird einem weiteren Bedürfnis Rechnung getragen: Die Lehrmittel eignen sich für den Unterricht in altersdurchmischten Klassen. Parallel dazu arbeitet ein zweites Team intensiv an «Clin d’œil», das ab nächstem Jahr einlaufend eingeführt wird.

Offen für konstruktive Kritik

Wir sind uns bewusst, dass wir mit diesen Überarbeitungen nicht alle KritikerInnen überzeugen werden. Gleichzeitig sind wir sicher, dem eingangs erwähnten Idealbild deutlich näher zu kommen, im Bewusstsein, dass wir in Zukunft unsere Lehrmittel stetig weiterentwickeln müssen. Deshalb freuen wir uns auf konstruktive Kritik und Rückmeldungen aus der Praxis.

Fast hätte ich etwas vergessen: Da ist ja noch das nicht funktionierende «Sprachbad», das von den Gegnerinnen und Gegnern immer wieder als angebliches Konzept von «Mille feuilles» und «Clin d’œil» aufgeführt wird. Nun, wir sind nie der Illusion erlegen, dass ein paar wenige Unterrichtsstunden pro Woche für ein «Sprachbad» reichen. Deshalb schütten wir es gerne aus und sorgen dafür, dass das Kind drinbleibt und mit einem modernen und praxisgerechten Lehrmittel mit tatkräftiger Unterstützung der Lehrperson Französisch lernt.

Bernhard Kobel, seit 2018 Geschäftsführer der Schulverlag plus AG

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Passepartout im Kanton Baselland: Der angekündigte Absturz https://condorcet.ch/2021/03/passepartout-im-kanton-baselland-der-angekuendigte-absturz/ https://condorcet.ch/2021/03/passepartout-im-kanton-baselland-der-angekuendigte-absturz/#respond Fri, 19 Mar 2021 12:14:53 +0000 https://condorcet.ch/?p=8060

Die neu eingeführte «geleitete Lehrmittelfreiheit» zeigt Wirkung: Die Mehrheit der Französisch- und Englischlehrpersonen haben die Passepartout-Lehrmittel «Mille feuilles», «Clin d’oeil» und «New World» bereits im ersten Jahr nach Einführung der Lehrmittelfreiheit ersetzt. Lesen Sie dazu einen Bericht von Condorcet-Autorin Alina Isler (Starke Schule beider Basel).

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Alina Isler, Starke Schule Baselland: Schneller als erwartet!

Die Zahlen, welche die Bildungsdirektion im Rahmen einer von Landrätin Regina Werthmüller eingereichten Interpellation soeben publizierte, überraschen in ihrer Deutlichkeit: Gemäss den Lehrmittelbestellungen für die neuen ersten Sekundarklassen arbeiten von 3’726 Schüler/-innen (1. Sek.) 2’570 mit den neuen Englisch Lehrmitteln (69.0%). Zur Auswahl stehen seit dem Schuljahr 2020/21 «Beyond», «English Plus», «English in Mind», «Solutions» und «Think». Lediglich 1’156 Schüler/-innen (31.0%) arbeiten weiterhin mit dem Passepartout-Lehrmittel «New World».

Vernichtend ist das Ergebnis für das Passepartout-Lehrmittel «Clin d’oeil»

Für lediglich 214 von 3’211 Schüler/-innen (6.7%) wurde das Passepartout-Lehrmittel «Clin d’oeil» eingekauft. 2’997 Schüler/-innen (93.3%) erhielten eines der neuen Lehrmittel «A toi», «Tous ensemble» und «Dis donc!», welche den Sekundarlehrpersonen seit diesem Schuljahr zur Verfügung stehen.

 

Ab dem kommeden Schuljahr wird auch für die 3. Klasse mit «Ҫa roule» ein gutes Lehrmittel als Alternative zu «Mille feuilles» zur Verfügung stehen.

Das neue Lehrmittel steht ab kommenden Frühjahr zur Verfügung.

Auch auf der Primarstufe haben gemäss den Lehrmittelbestellungen zahlreiche Lehrpersonen auf die neuen Lehrmittel gewechselt. Von 3’395 Schüler/-innen (5. Klasse) arbeiten 1’087 (32.0%) mit «Ҫa bouge» oder «Dis Donc!», 2’308 Schüler/-innen (68.0%) arbeiten mit «Mille feuilles» weiter. Der Grund für den relativ hohen Anteil ist offensichtlich: Viele Lehrpersonen, die in den ersten beiden Jahren des Französischunterrichtes (3. und 4. Klasse)  mangels Alternative zwingend mit «Mille feuilles» arbeiten mussten, haben auf einen Wechsel verzichtet, damit die Schüler/-innen nicht von der Passepartout-Unterrichtsideologie auf eine andere Unterrichtsmethode umstellen mussten. Dies wird sich gemäss den Rückmeldungen rasch ändern, wenn ab dem kommeden Schuljahr auch für die 3. Klasse mit «Ҫa roule» ein gutes Lehrmittel als Alternative zu «Mille feuilles» zur Verfügung steht.

 

Gemäss den bestellten Lehrmitteln für das Fach Englisch (5. Klasse) arbeiten von 3’343 Schüler/-innen 526 Schüler/-innen (15.7%) mit einem der beiden neuen Lehrmittel «More» oder «English Plus». 2’817 Schulkinder (84.3%) der 5. Primarklassen werden weiterhin mit  «New World» unterrichtet.

Wechsel hin zu praxistauglichen Lehrmitteln wird schneller als erwartet vollzogen

Die von der Starken Schule beider Basel prognostizierte Rückkehr der Lehrpersonen hin zu praxistauglichen Lehrmitteln mit klarer Struktur und ausreichend Grammatik- und Übungsmaterial hat sich schneller vollzogen als erwartet. Es ist erfreulich, dass die Lehrpersonen nach einer jahrelangen indoktrinierten Passepartout-Odyssee ihren Fremdsprachenunterricht wieder nach international anerkannten didaktischen Prinzipien durchführen können.

Alina Isler

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Jetzt kann «Mille feuilles» entsorgt werden https://condorcet.ch/2021/02/jetzt-kann-mille-feuilles-entsorgt-werden/ https://condorcet.ch/2021/02/jetzt-kann-mille-feuilles-entsorgt-werden/#respond Sun, 21 Feb 2021 17:21:42 +0000 https://condorcet.ch/?p=7786

Der Condorcet-Blog veröffentlicht hier einen Beitrag von Thomas Dähler, Journalist, der am 19.2.21 in der Basler Zeitung erschienen ist. Die Redaktion des Condorcet-Blogs weist daraufhin, dass die Basler Zeitung in den vergangenen Jahren den kritischen Stimmen gegen dieses unmögliche Lehrmittel immer Raum gegeben hat.

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Thomas Dähler, Journalist der BAZ: Von Beginn weg gescheitert

Mit dem einst hochgepriesenen «Sprachbad» bei den ersten Französisch-Gehversuchen der Drittklässler ist es jetzt definitiv vorbei: Ab kommendem Schuljahr steht mit «ça roule» ein neues Französischlehrmittel bereit, das auf die Alltagssprache und einen systematischen Aufbau von Wortschatz und Grammatik baut. Zugelassen ist das neue Lehrmittel bereits in den Kantonen Basel-Stadt, Baselland und Solothurn; Bern dürfte in Kürze folgen.

Das neue Lehrmittel beendet einen zehn Jahre andauernden Streit um die Fremdsprachendidaktik. Die Absichten der Promotoren von «Mille feuilles», die Schülerinnen und Schüler mit einem täglichen «Sprachbad» anstelle des Paukens von Vokabeln und Grammatik an die Fremdsprache heranzuführen, scheiterten von Beginn weg. Ihre Sprachkenntnisse liessen bei allen Tests zu wünschen übrig.

Abstimmung in Baselland

Doch ungeachtet der warnenden Stimmen hielten die Experten in den kantonalen Bildungsdirektionen jahrelang an «Mille feuilles» fest. Die Front bröckelte erst, als im Kanton Baselland im November 2019 ein Volksentscheid die Abkehr von der ideologisch motivierten Sprachmethode erzwang, welche die sechs Frühfranzösisch-Kantone einst mit dem Staatsvertrag «Passepartout» eingeführt hatten.

Besiegelt wurde das Schicksal von «Mille feuilles» schliesslich mit den vernichtenden Resultaten der Studie über die Französischkenntnisse des ersten Frühfranzösischjahrgangs, welche nach Abschluss seiner obligatorischen Schulzeit erhoben wurden.

Besiegelt wurde das Schicksal von «Mille feuilles» schliesslich mit den vernichtenden Resultaten der Studie über die Französischkenntnisse des ersten Frühfranzösischjahrgangs, welche nach Abschluss seiner obligatorischen Schulzeit erhoben wurden. Selbst diese Resultate hatten Vertreter des Bildungsestablishments in den Kantonen unter dem Deckel zu halten versucht. Offiziell wurden die Resultate der von der Universität Freiburg durchgeführten Studie nie präsentiert. Auf die Erstellung eines Schlussberichts verzichteten die Erziehungsdirektoren wohlwissentlich.

Mit der bevorstehenden Einführung von «ça roule» kann jetzt «Mille feuilles» entsorgt werden. Das neue Lehrmittel für die 3. bis 6. Klasse der Primarschule ist im Verlag Klett und Balmer erschienen und wurde von einem Autorenteam aus mehreren Kantonen entwickelt, die allesamt über Unterrichtspraxis auf verschiedenen Schulstufen verfügen.

Wortschatz aus dem Alltag

Der Verlag hat das Lehrmittel in einem Video vorgestellt. Darin zeigen die Lehrerinnen Heidi Meyer und Nadine Widmer-Truffer zusammen mit einer dritten Klasse aus Biel, wie sich der Unterricht damit gestaltet.

Nadine Widmer-Truffer: Gut aufgebaut

Der Aufbau sei gut strukturiert, «altersgerecht und sehr spannend», sagt Nadine Widmer-Truffer. Spiele und Lieder motivierten die Kinder, der Wortschatz werde systematisch aufgebaut und nehme vor allem den Alltag der Kinder auf. Grammatik werde von Anfang an in den Unterricht eingebaut. Besondere Rücksicht nehme «ça roule» auf schwächere Schülerinnen und Schüler, während für die Klassenbesten Zusatzmaterial bereitstehe, das diese selbstständig bearbeiten könnten.

Der Verlag weist auch darauf hin, dass Französischlehrkräfte ohne eine spezielle Zusatzausbildung mit dem neuen Lehrmittel unterrichten können. Zum Lernmaterial für die Schülerinnen und Schüler gibt es auch ein Begleitheft für Lehrerinnen und Lehrer sowie Musterlernkontrollen, die auf verschiedene im Lehrplan geforderte Kompetenzen fokussieren.

Auslese aus den Kommentaren zu dem BAZ-Artikel:

Emil Keller

Dreissig Millionen hat die Entwicklung dieses ideologisch motivierten Bekehrungsversuchs gekostet! Es wäre wünschenswert, die Verantwortlichen würden zur Rechenschaft gezogen!

Sascha Lang

Ich hoffe nun aber auch ganz schwer, dass einige Köpfe rollen werden. Es kann ja nicht sein dass ein solch wichtige Entscheid falsch gefällt wird ob schon dauernd Warnungen ausgesprochen worden. Und dieser Warnung kamen nicht von irgendwo her, sondern von der Front. Dieses bürokratische Getue, welches seit einigen Jahren wieder wuchert, muss verschwinden.

Gerold Müllerhans

Jetzt stellt sich die Frage ob die Eltern nun auf die Lehrer Druck machen müssen oder ob diese es selber einsehen und raschmöglichst umstellen. Mein Sohn hat drei Jahre mit Sprachbad verschwendet. Es wäre erfreulich wenn er wenigstens im sechsten Schuljahr noch etwas von dieser schönen Sprache lernen könnte.

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Soeben reingeflattert: Baselbiet bekommt ein alternatives Französisch-Lehrmittel https://condorcet.ch/2021/02/soeben-reingeflattert-baselbiet-bekommt-ein-alternatives-franzoesisch-lehrmittel/ https://condorcet.ch/2021/02/soeben-reingeflattert-baselbiet-bekommt-ein-alternatives-franzoesisch-lehrmittel/#respond Fri, 12 Feb 2021 20:03:17 +0000 https://condorcet.ch/?p=7718

Endlich: Der Baselbieter Bildungsrat verabschiedet sich von der Zwangjacke Passepartout. Wir veröffentlichen hier einen Bericht der sda. Wann folgen die anderen Kantone?

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Au Revoir Mille Feuilles!
Ab dem Schuljahr 2021/2022 steht den Lehrerinnen und Lehrern im Kanton Baselland für den Französischunterricht zusätzlich das Lehrmittel «ça roule» vom Verlag Klett und Balmer zur Verfügung. Dies hat der Baselbieter Bildungsrat auf Antrag der Lehrmittelkommission entschieden.

Neben dem bestehenden Lehrmittel «Mille feuilles» bestehe nun eine gute Alternative für den Französischunterricht von der 3. bis 6. Klasse der Primarschule, teilte die Baselbieter Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion am Freitag mit. Bei «ça roule 3-6» handle es sich um ein sehr gut strukturiertes und praxistaugliches Lehrmittel. Die bisherige Lücke für die 3. und 4. Klasse könne nun damit geschlossen werden

«Mille feuilles» ist seit seiner Einführung vor rund zehn Jahren als Französisch-Lehrmittel umstritten. Es sei schlecht aufgebaut, der Alltagswortschatz und die Grammatik kämen zu kurz und das Lehrmittel setze zu viel Eigenverantwortung der Schülerinnen und Schüler voraus, wurde etwa moniert.

Besonders in der Kritik steht der neuartige Ansatz des Lehrmittels. So sollen Kinder und Jugendliche nicht mehr systematisch Grammatik und Wortschatz büffeln, sondern dies anhand von alltäglichen Situationen «en passant» mitlernen.

Im Kanton Baselland sind die Französisch-Lehrmittel «Mille feuilles» und «Clin d’Oeil» im Sprachunterricht nicht mehr obligatorisch. Das Stimmvolk hatte sich im November 2019 mit 84,8 Prozent Ja-Stimmen für eine beschränkte Lehrmittelfreiheit für alle Fächer ausgesprochen.

Somit können Baselbieter Lehrpersonen die Lehrmittel für alle Fächer aus einer vom Bildungsrat erlassenen Liste auswählen. Eine Volksinitiative des Komitees «Starke Schule beider Basel» hatte sogar ein Verbot dieser Passepartout-Lehrmittel verlangt.

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Passepartout: Letzte Zufluchtsstation «Hearing» https://condorcet.ch/2021/01/passepartout-letzte-zufluchtsstation-hearing/ https://condorcet.ch/2021/01/passepartout-letzte-zufluchtsstation-hearing/#respond Mon, 25 Jan 2021 15:42:26 +0000 https://condorcet.ch/?p=7543

Im Kanton Bern organisiert der LehrerInnenverband Bildung Bern ein Hearing über die Zukunft von Clin d'Oeil. Dies war wohl eine Reaktion auf den Beschluss des bernischen Grossen Rats vom November vergangenen Jahres, eine gelenkte Lehrmittelfreiheit für die Lehrkräfte einzuführen. Im Kanton Baselland verdichten sich die Anzeichen, dass Clin d’Oeil in der Belanglosigkeit versinken wird.

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Es braucht vermutlich einen Chuck Norris
Michael Ritter, Gymnasiallehrer und Grossrat der GLP im Kanton Bern: lancierte die Motion.

In der Novembersession letzten Jahres beschloss der bernische Grosse Rat, eine gelenkte Lehrmittelfreiheit für seine Lehrkräfte einzuführen. Er folge damit einer Motion von GLP-Grossrat Michael Ritter (https://condorcet.ch/2020/12/auf-dem-weg-zur-lehrmittelfreiheit/). Der bernische LehrerInnenverband, der die Französischehrmittelreihe «Passepartout» und dessen Mehrsprachendidaktik immer verteidigt hatte, stiess sofort mit einer Medienmitteilung nach (https://condorcet.ch/2020/12/frage-an-die-wissenschaft-gelten-die-kriterien-von-bildung-bern-auch-fuer-passepartout/). Darin monierte der Verband: «Bildung Bern spricht sich gegen eine völlige Lehrmittelfreiheit aus. (…) Die Lehrmittel müssen eine hohe Qualität und Praxistauglichkeit aufweisen und von Fachstellen geprüft werden.»

Qualitätsprüfung mehrfach erfolgt

Nun wurde ja die Qualität dieser Lehrmittel mehrfach geprüft. Susanne Zbinden wies 2017 in einer empirischen Studie der Uni Freiburg über das Verstehen von französischen Texten nach, dass die Passepartout-Lernenden gegenüber den Bonne-Chance-Lernenden massiv im Rückstand waren. 2019 zeigten die EDK-Tests (ÜGK) miserable Ergebnisse für die Französischkenntnisse der Passepartout-Kantone (Ausnahme Fribourg). Ebenfalls 2019 wurde die lange angekündigte Evaluation der Passepartout-Lehrmittel durch das Freiburger Institut für Mehrsprachigkeit präsentiert: Sie stellte dem Lehrmittel «Mille feuilles» (Unterstufe) ebenfalls ein miserables Zeugnis aus. Die Studie sollte geheim gehalten werden («Die geheime Studie» titelte die Berner Zeitung). Daraufhin verzichteten die Verantwortlichen auf eine Evaluation von Clin d ‘oeil (Sekundarstufe 1).

Auch Evaluationen und Tests wurden von Bildung Bern grundsätzlich befürwortet. Wenn deren Ergebnisse allerdings nicht so ausfallen wie erhofft, versucht man es erneut mit einem Hearing. Dieses findet nun am Mittwoch, 27. Januar, per Zoom statt. Teilnehmende erhalten 100 Fr. Hearings erfreuen sich im Kanton Bern generell grosser Beliebtheit. Unvergessen sind die Hearings des ehemaligen Bildungsdirektors Bernhard Pulver in Sachen «Lehrplan» oder «Passepartout». Wir drücken den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Daumen. Vielleicht fällt ja die Kritik an Clin d’Oeil weniger vernichtend aus.

Gespannt auf die Resultate im Kanton Baselland

Es zeichnet sich ab, dass dort, wo die Lehrmittelfreiheit bereits eingeführt wurde, die Passepartout-Lehrmittel regelrecht abstürzen. Laut Rückmeldungen aus mehreren Baselbieter-Sekundarschulen seien die Bestellungen von Clin d’oeil stark rückläufig. Mittels parlamentarischem Vorstoss wurde die Regierung gebeten, die Verkaufszahlen der Passepartout-Lehrmittel zu eruieren. Die in Kürze zu erwartende Veröffentlichung der Verkaufsstatistik dürfte für Clin d’oeil wenig schmeichelhaft ausfallen. Der Condorcet-Blog wird darüber berichten.

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Auf dem Weg zur Lehrmittelfreiheit? https://condorcet.ch/2020/12/auf-dem-weg-zur-lehrmittelfreiheit/ https://condorcet.ch/2020/12/auf-dem-weg-zur-lehrmittelfreiheit/#respond Sun, 06 Dec 2020 09:59:50 +0000 https://condorcet.ch/?p=7118

Der Grosse Rat des Kantons Bern hat letzte Woche die erste Lesung einer Teilrevision des bernischen Volksschulgesetzes (VSG) in Angriff genommen. Obwohl auch aufgrund äusserer Störungen wichtige Entscheide noch nicht getroffen wurden, konnte beim Thema «Lehrmittelfreiheit» ein Zwischenerfolg erzielt werden. Gastautor Michael Ritter und Motionär berichtet.

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Michael Ritter, Gymnasiallehrer und Grossrat der GLP im Kanton Bern: Ein Schritt in die richtige Richtung

Auslöser der Teilrevision des VSG war eine bessere Koordination des Sonderschulbereichs zwischen der Sozialgesetzgebung und der Volksschulgesetzgebung.  Die Revision hat die Besonderheit, dass ins ursprüngliche Vorhaben sehr viele andere Änderungswünsche zu völlig anderen Themen gepackt wurden oder werden sollen. Dazu muss man wissen, dass dies bei Gesetzesrevisionen immer zulässig ist, d. h. wenn ein Gesetz so genannt «offen» ist, können im Prinzip zu allen Themen des Gesetzes Anträge gestellt werden. Prompt verschob sich der Fokus der Debatte dann vom ursprünglichen Ziel weg zu allen möglichen Themen der Volksschule. Darunter sind solche, die die Leserschaft des Blogs besonders interessieren könnte.

Der Beschluss sieht keine völlig freie Lehrmittelwahl vor. Aus Sicht des Autors ist das ein grosser Fortschritt. Eine schrankenlose Wahlfreiheit war nie das Ziel.

Lehrmittelfreiheit beschlossen

Mille Feuilles: Stark durchzogene Erfahrungen

Das Parlament beschloss, dass in Zukunft die Lehrmittel auf der Volksstufe freier gewählt werden können. Dieser Beschluss, der stark von den sehr durchzogenen Erfahrungen mit dem Französischlehrmittel «Mille feuilles» geprägt ist, fiel mit 84 gegen 53 Stimmen deutlich. Der Beschluss sieht keine völlig freie Lehrmittelwahl vor. Zunächst gilt wie bis anhin, dass der Kanton Lehrmittel von der Auswahl ausschliessen kann, die dem Lehrplan oder anderen allgemein anerkannten Grundsätzen widersprechen; diese Einschränkung war unbestritten.

Das vorausgesetzt, soll neu Folgendes gelten: «Wenn die Ideen und Ziele des Lehrplans oder die Koordination es erfordern, kann die Erziehungsdirektion vorgeben, welche Lehrmittel verwendet werden müssen. Sofern zu einem Fach mehrere nicht unter Absatz 2 [der mit den erwähnten allgemeinen Einschränkung, Mr R.] fallende Lehrmittel bestehen, ist diese Befugnis der Erziehungsdirektion darauf beschränkt, eine Auflistung von Lehrmitteln für das betreffende Fach zu erstellen, unter denen die Volksschulen obligatorisch auszuwählen haben. Von dieser Regelung ausgeschlossen ist der französische Kantonsteil.» In der Praxis bedeutet das, dass der Kanton neu nur noch eine «Auswahlliste» der Lehrmittel erstellt, aber nicht mehr ein einzelnes Lehrmittel vorschreibt, sofern natürlich für ein Fach überhaupt mehrere konforme Lehrmittel bestehen. Aus Sicht des Autors ist das ein grosser Fortschritt. Eine schrankenlose Wahlfreiheit war nie das Ziel. Es ist kaum anzunehmen, dass in einem Fach eine sehr grosse Zahl verschiedener Lehrmittel besteht.

Der Grosse Rat lehnte es mit 74 gegen 62 Stimmen ab, die Kompetenz zur Lehrmittelwahl ausdrücklich den Schulleitungen zuzuweisen.

Es besteht unterm Strich, auch mit Blick auf die Deutlichkeit des Entscheids, eine berechtigte Hoffnung, dass der Kanton Bern eine gemässigte Lehrmittelfreiheit erhält. Ein Nebenentscheid sei noch erwähnt: Der Grosse Rat lehnte es mit 74 gegen 62 Stimmen ab, die Kompetenz zur Lehrmittelwahl ausdrücklich den Schulleitungen zuzuweisen. Im Beschluss der ersten Lesung ist diese Kompetenzfrage jetzt offen, was bedeutet, dass der Regierungsrat (Kantonsregierung) diese Frage auf dem Verordnungsweg entscheiden kann. Einer Mehrheit im Rat war eine solche Kompetenzvorschrift auf Gesetzesstufe zu detailliert.

 Was wird aus dem «Schulverlag plus»?

Schulverlag plus: Doppelrolle provoziert Interessenkonflikte

Es gibt wie erwähnt zahlreiche andere Themen die Gegenstand der Teilrevision des Volksschulgesetzes sind. Erwähnenswert ist, dass die Zukunft des «Schulverlag plus» ebenfalls zur Debatte steht. Das Unternehmen gehört zu je 50 Prozent den Kantonen Bern und Aargau. Es besteht insofern ein relativ enger Zusammenhang zur Lehrmittelfreiheit, als gerade das berühmt-berüchtigte «Mille feuilles» von diesem kantonseigenen Verlag produziert wird. Es wurde Rückweisung des Themas an die Kommission für die zweite Lesung beschlossen. Der Autor vertritt die Meinung, dass der Ist-Zustand beim «Schulverlag plus» nicht befriedigt.

Verkauf oder Erweiterung der Besitzverhältnisse?

Die Doppelrolle des Kantons Bern als Miteigentümer und Besteller provoziert am Laufmeter Interessenkonflikte. Allerdings kommt aus meiner Sicht nur ein geordneter Ausstieg in Frage, was nicht ganz trivial ist, da die Kantone Bern und Aargau einen Aktionärsbindungsvertrag haben, d. h. es ist nicht einfach so ein freihändiger Verkauf des Berner Anteils möglich. Da kein grosser Zeitdruck besteht, ist aber ein geordneter Ausstieg, der auch die finanziellen Interessen des Kantons Bern wahrt, sicher möglich. In Berner Bildungskreisen geistert derweilen die Idee durch die Büroschluchten, dass auch der gewissermassen umgekehrte Weg gegangen werden könnte und versucht werden soll, am «Schulverlag plus» weitere grössere Deutschschweizer Kantone zu beteiligen statt auszusteigen. Ob das ein realistisches Szenario oder ein Versuchsballon ist, bleibt abzuwarten.

Michael Ritter, Grossrat der Grünliberalen Partei, aus Burgdorf, Gymnasiallehrer für Deutsch und Geschichte.

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Eine Bildungskomödie vom Feinsten: Twitter sei Dank (und auch der Starken Schule beider Basel) https://condorcet.ch/2020/11/eine-bildungskomoedie-vom-feinsten-twitter-sei-dank-und-auch-der-starken-schule-beider-basel/ https://condorcet.ch/2020/11/eine-bildungskomoedie-vom-feinsten-twitter-sei-dank-und-auch-der-starken-schule-beider-basel/#comments Mon, 09 Nov 2020 19:36:31 +0000 https://condorcet.ch/?p=6876

Regina Jäkel (Primarlehrerin und Verfechterin von Mille feuilles), Jan Kirchmayr (Landrat und Sekundarlehrer) sowie Philipp Loretz (Bildungsrat und Mitglied der Geschäftsleitung des LVB) streiten sich auf Twitter über den Baselbieter Lehrplan. Folgend ein Auszug, den uns die Starke Schule beider Basel verdienstvollerweise zugeschickt hat. Ein Genuss!

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Jan Kirchmayr. Sekundarlehrer und Mitglied des Baselbieter Landrats

Jan Kirchmayr:Ich kann die Kritik ein stückweit nachvollziehen: Stoffinhalte sind nicht gleich Kompetenzen. Wichtiger scheinen mir jedoch Treffpunkte. Es muss geklärt sein, was die Schüler*innen (Kompetenzen & Stoffinhalte) Ende Primar- & Sekundarschule in den Fächern mitbringen.”

Regina Jäkel: “Es ist geklärt und das Volk hat sich für eine Kompetenzenorientierung ausgesprochen. Es wäre der Sache dienlich, wenn die abnehmenden Stufen sich endlich danach richten würden.”

Philipp Loretz: “Der Bildungsrat beauftragt die BKSD, einen Ergänzungserlass zum Lehrplan Volkschule für die Sekundarschule – so genannte Stofflehrpläne – zu erarbeiten, welcher Grobziele, Themen und Inhalte in Ergänzungen zu den Kompetenzen im Lehrplan Volksschule BL definiert.”

Regina Jäkel: “Eben … nicht Volkswille …”

Philipp Loretz, Sekundarlehrer, Geschäftsleitung des lvb, Mitglied der Condorcet-Redaktion und Mitglied des Bildungsrats

Jan Kirchmayr: “Doch. Volksabstimmung vom 10. Juni 2018. Alle Parteien und auch das Volk sagte deutlich ja, verstehe nicht, weshalb du das in Abrede stellst?”

Regina Jäkel: “Ich würde mir wünschen, dass die abnehmden Stufen ihn auch kennen, bevor sie Stoffinhalte ‘bestellen’. Die Lehrpersonen der Primarstufe müssen auch mit dem haushalten, was sie bekommen.”

Jan Kirchmayr: “Und das ist dann der Grund dafür, dass du dich gegen Treffpunkte Ende Prim und Sek1 wehrst?”

Regina Jäkel: “Wie du richtig feststellst, wehre ich mich gegen Lernziele, weil sie wie bisher mit dem alten Lehrplan auch, nicht im gewünschten Umfang geliefert werden. Es braucht ein echtes Umdenken. Kompetenzenorientierte Treffpunte unterstütze ich sehr.”

Jan Kirchmayr: “Das ist natürlich legitim, wenn das deine persönliche Ansicht ist. Dass es das Volk anders wollte, ist jedoch auch klar.”

Philipp Loretz: “Bildungsrat, Regierungsrat, Landrat und das Volk haben sich dafür ausgesprochen, dass der Lehrplan der Volksschule Baselland Kompetenzen und Stoffinhalte gleichermassen abbildet. Der Volksentscheid gilt – ohne Wenn und Aber.”

Philipp Loretz: “Einfach gesagt: Wenn man im Restaurant eine Cola und ein Fanta bestellt, erhält man in aller Regel eine Cola und ein Fanta. Nicht so im Kanton BL. Hier bringt der Kellner zwei Flaschen Cola, die eine mit einer Fanta-Etikette versehen.”

Regina Jäkel: “Eben… der Lehrplan ist zu einem unüberschaubaren Flickwerk geworden und die Stufenübergänge klappen nicht.”

Philipp Loretz: “84.2% der Stimmberechtigten sprechen sich für Stofflehrpläne aus. Was gibt es da überhaupt zu diskutieren?”

Kommentar

Felix Schmutz: “Ein Merkmal von ausgeprägter Dummheit ist, wenn man trotz höflichem Zureden nicht wahrhaben will, dass die eigenen Füsse nicht in den Schuhen drinstecken, sondern einen Meter daneben stehen.”

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