Fremdsprachenkonzept - Condorcet https://condorcet.ch Bildungsperspektiven Sun, 21 Apr 2024 15:34:39 +0000 de-DE hourly 1 https://condorcet.ch/wp-content/uploads/2019/05/favicon-100x100.png Fremdsprachenkonzept - Condorcet https://condorcet.ch 32 32 Piesacken https://condorcet.ch/2024/04/piesacken/ https://condorcet.ch/2024/04/piesacken/#comments Fri, 19 Apr 2024 11:12:06 +0000 https://condorcet.ch/?p=16511

Satire ist Humor, der die Geduld verloren hat. Dies sagte nicht nur Tucholsky, dieser Ansicht ist auch der Progymnasiallehrer und frühere LVB-Präsident Roger von Wartburg. Zum Lachen! Aber nicht nur.

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Nach der Publikation der Ergebnisse des Pisa-Tests von 2022, die für Schweizer Schülerinnen und Schüler einen Abwärtstrend ausweisen, hat die EDK umgehend reagiert und das Projekt «Hopp Schwiiz» ins Leben gerufen, mit dem Ziel, bei der nächsten Durchführung der Pisa-Erhebungen besser dazustehen. Dem LVB wurden Unterlagen der wissenschaftlichen Projektleitung «Tecnocratica» zugespielt, die an dieser Stelle exklusiv auszugsweise veröffentlicht werden:

Roger von Wartburg, Lehrer am Progymnasium, ehemaliger Präsident des lvb: Nicht nur digital und inklusiv, sondern auch kooperativ und kosmopolitisch!

Fremdsprachen

Vorab möchte die wissenschaftliche Projektleitung festhalten, dass die EDK bereits im Jahr 2000, nach Bekanntwerden der Resultate des allerersten Pisa-Tests, höchst vorausschauende Massnahmen in die Wege geleitet hat, um dem Ungenügen des schweizerischen Bildungssystems beizukommen. Und dies sogar in Bereichen, die Pisa gar nicht testet, wie etwa den Fremdsprachen. So ein Vorgehen beweist die visionäre Tatkraft der Schweizer Bildungspolitik. Explizit zu nennen ist das EDK-Sprachenkonzept, welches zum Modell «3/5» (Passepartout) führte, demgemäss die erste Fremdsprache im dritten und die zweite Fremdsprache im fünften Primarschuljahr einzusetzen hat.

Die wissenschaftliche Projektleitung schlägt vor, das bestehende Modell auf ein «1/3/5» auszuweiten. Konkret soll neu ab dem ersten Primarschuljahr Rätoromanisch gelernt werden. Wie eine Studie der Pädagogischen Höchstschule Nordsüdostwestschweiz (PH NSOWCH) mit Verweis auf die Hirnforschung zeigt, sind Erstklässler*innen besonders dafür geeignet, vom Aussterben bedrohte Sprachen zu lernen.

Die PH NSOWCH hat bereits damit begonnen, Avatare zu entwickeln, mit deren Hilfe die Erstklässler*innen dereinst im Cyberspace Rätoromanisch erlernen werden. Die Kinder werden wählen können zwischen Fadri, Bigna, Curdin, Ladina und Ursin, wobei sämtliche Avatare genderfluid ausgestaltet sind. Für das Pilotprojekt «Rumantsch First!» haben sich schon 284 Schulen aus der Deutschschweiz angemeldet – ein überwältigendes Bekenntnis zur mehrsprachigen Schweiz!

Digitalität

Das zuvor umrissene Projekt des Rätoromanisch-Lernens im Cyberspace ist Ausdruck eines umfassenden Verständnisses von Schule als Lernort, der sich in die Kultur der Digitalität des 21. Jahrhunderts einfügt. Die wissenschaftliche Projektleitung plädiert vorbehaltlos für das Beschreiten dieses Wegs, damit sich schulisches Lernen auch für die Generation Alpha und spätere Generationen noch sinnvoll anfühlen kann. Die Gegenwart ist digital, die Zukunft ist digitaler. Wer Kinder und Jugendliche verantwortungsbewusst fitmachen will für diese Zukunft, der bekennt sich zur schulischen Digitalität!

Ungeahnte Möglichkeiten!

Aktuell laufen in verschiedenen Kantonen Bestrebungen, den Unterricht stärker zu digitalisieren. Nach Einschätzung der wissenschaftlichen Projektleitung gehen diese Bemühungen jedoch zu wenig weit – so werden etwa der Kindergarten und die Unterstufe in digitaler Hinsicht an vielen Orten noch viel zu stiefmütterlich behandelt – und es fehlt an einem koordinierten Vorgehen. Zu diesem Zweck fordert die wissenschaftliche Begleitgruppe die Schaffung einer nationalen Taskforce «Digitalität jetzt!». Erste Sondierungsgespräche mit den international anerkannten Koryphäen Mick Rosoft, Will Applegates, Marc Ator und Bert Elsmann haben bereits stattgefunden. Ebenfalls mit an Bord sind das Institut für marktorientierte Bildungsökonomie der HSG sowie Economiesuisse.

Nicht unterschlagen werden darf in diesem Kontext die ökologische Komponente: Mit der flächendeckenden Implementierung digitaler Unterrichts- und Lehrkonzepte kann aus der Vision der «papierlosen Schule» schon bald Realität werden!

Die wissenschaftliche Projektleitung favorisiert ohnehin ein grundsätzliches Abrücken vom Konzept der «Schule vor Ort». Stattdessen soll die Schule der Zukunft gänzlich online stattfinden. Die wegfallenden Kosten für teure Schulbauten können in die digitale Infrastruktur investiert werden. Und als zusätzlicher Benefit würde die Anzahl Verkehrsunfälle mit Kindern drastisch gesenkt. Die wissenschaftliche Projektleitung hat hierzu eine Machbarkeitsstudie bei der Schmähdagogischen Hochschule Mittelland in Auftrag gegeben.

Inklusion international

Die wissenschaftliche Projektleitung anerkennt wohlwollend, dass in der Schweiz die Integration von Kindern und Jugendlichen mit Verhaltensauffälligkeiten, Lernstörungen oder anderen Ausprägungen besonderen Bildungsbedarfs in Regelklassen im letzten Jahrzehnt vorangetrieben wurde. Als weiterführendes Kapitel dieser beispiellosen Erfolgsgeschichte empfiehlt die wissenschaftliche Projektleitung eine Kontextualisierung des Inklusionsgedankens mit den Resultaten der Pisa-Tests.

Damit sie sich verständigen können, stellt die EDK entsprechende KI-Tools zur Verfügung. Für das Pilotprojekt «Inklusion international» haben sich innert weniger Wochen 837 Deutschschweizer Schulen angemeldet. Die schulische Zukunft ist nicht nur digital und inklusiv, sondern auch kooperativ und kosmopolitisch!

OECD-Schlusslichter der Pisa-Erhebungen 2022 sind Mexiko, Costa Rica und Kolumbien. Die wissenschaftliche Projektleitung schlägt vor, dass jede Schweizer Schulklasse jeweils ein Kind aus den drei genannten Ländern online am Unterricht der Schweizer Klasse teilnehmen lässt. Ein beschleunigtes Abrücken vom schulischen Unterricht vor Ort, wie es weiter oben ausgeführt wurde, würde dieses revolutionäre Konzept begünstigen.

Die Schweizer Lehrpersonen werden den Unterricht künftig mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus Mexiko, Costa Rica und Kolumbien gemeinsam vor- und nachbereiten. Damit sie sich verständigen können, stellt die EDK entsprechende KI-Tools zur Verfügung. Für das Pilotprojekt «Inklusion international» haben sich innert weniger Wochen 837 Deutschschweizer Schulen angemeldet. Die schulische Zukunft ist nicht nur digital und inklusiv, sondern auch kooperativ und kosmopolitisch!

Ausbildung

Seit Beginn dieses Jahrhunderts haben in der Schweiz – endlich! – die sehr wissenschaftlichen Pädagogischen Hochschulen die gänzlich unwissenschaftlichen Lehrerseminare abgelöst. Dennoch ortet die wissenschaftliche Projektleitung auch hier zusätzlichen Optimierungsbedarf, denn noch immer – wenn auch in stetig weiter sinkender Anzahl – gibt es unter den Dozent*innen Exponent*innen mit einem ausgeprägt berufspraktischen Hintergrund, die den Studierenden unwissenschaftlich rezepthafte Unterrichtskonzepte nahelegen. Dies stellt einen Affront gegenüber der ausdrücklich wissenschaftlichen Ausrichtung dieser Institutionen dar!

Die wissenschaftliche Projektleitung rät aus Qualitäts- und Professionalisierungsgründen dringend dazu, solche Dozent*innen schnellstmöglich aus ihren Funktionen zu entfernen. Eine zukunftsgerichtete Erziehungswissenschaft hält sich nicht mit überholten Konzeptionen auf, sondern baut allein auf moderne Forschungsmethoden und -ergebnisse. Wer nicht mit der Zeit gehen mag, der hat zeitnah zu gehen! Damit sich Dozent*innen gänzlich vorurteils- und prägungsfrei ihrer wichtigen wissenschaftlichen Aufgabe widmen können, empfiehlt die Projektleitung überdies eine bevorzugte Anstellung von Wissenschaftler*innen, die mit dem dualen schweizerischen Bildungswesen wenig bis gar nicht vertraut sind.

Wie die neuesten Pisa-Ergebnisse zeigen, vermag der unter Federführung der Dadagogischen Hochschulen wissenschaftlich hervorragend ausgearbeitete Lehrplan 21 den aktuellsten Entwicklungen nicht mehr vollumfänglich zu genügen. Die wissenschaftliche Projektleitung schlägt daher die Schaffung eines Lehrplans 22 vor.

Lehrplan 22

Wie die neuesten Pisa-Ergebnisse zeigen, vermag der unter Federführung der Dadagogischen Hochschulen wissenschaftlich hervorragend ausgearbeitete Lehrplan 21 den aktuellsten Entwicklungen nicht mehr vollumfänglich zu genügen. Die wissenschaftliche Projektleitung schlägt daher die Schaffung eines Lehrplans 22 vor. Eine Mitwirkung der Berufspraxis ist nicht erforderlich, vielmehr gilt es, der Expertise der Wissenschaftler*innen bei der Erarbeitung des Lehrplans zur vollständigen Entfaltung zu verhelfen.

Da sich zum Leidwesen der wissenschaftlichen Projektleitung in absehbarer Zeit das Konzept einer Maturität für alle Jugendlichen in der Schweiz politisch kaum realisieren lässt, ist es aus Gründen der Chancengerechtigkeit unabdingbar, sämtliche Lehrgegenstände der Tertiärstufe in die Lehrpläne der Volksschule zu integrieren – je früher, desto besser! Dementsprechend werden sich im Lehrplan 22 zusätzlich Kompetenzbereiche wie Quantennanophysik, Artificial General Intelligence und Pharmakoepidemiologie finden lassen.

Eine Vorstudie der Gagadogischen Tiefschule Hintermond kommt zum Schluss, dass der Lehrplan 22 zur Erreichung der genannten Ziele einen ungefähren Umfang von 47’300 Seiten, 36’800 Kompetenzen und 455’820 Kompetenzstufen erfordert. Die wissenschaftliche Projektleitung beantragt der EDK, eine entsprechende Projektstruktur aufbauen zu dürfen.

Für die wissenschaftliche Projektleitung:

  • Prof. Dr. Dr. Turmina von Elfenbein, Titularprofessorin am trinationalen Zentrum für Bildungshomöopathie
  • Prof. Dr. Dr. Dr. Jérôme-Alain Voudou, Zukunftsforscher am Institut für vergleichende Schulethnologie

 

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Eine Bildungskomödie vom Feinsten: Twitter sei Dank (und auch der Starken Schule beider Basel) https://condorcet.ch/2020/11/eine-bildungskomoedie-vom-feinsten-twitter-sei-dank-und-auch-der-starken-schule-beider-basel/ https://condorcet.ch/2020/11/eine-bildungskomoedie-vom-feinsten-twitter-sei-dank-und-auch-der-starken-schule-beider-basel/#comments Mon, 09 Nov 2020 19:36:31 +0000 https://condorcet.ch/?p=6876

Regina Jäkel (Primarlehrerin und Verfechterin von Mille feuilles), Jan Kirchmayr (Landrat und Sekundarlehrer) sowie Philipp Loretz (Bildungsrat und Mitglied der Geschäftsleitung des LVB) streiten sich auf Twitter über den Baselbieter Lehrplan. Folgend ein Auszug, den uns die Starke Schule beider Basel verdienstvollerweise zugeschickt hat. Ein Genuss!

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Jan Kirchmayr. Sekundarlehrer und Mitglied des Baselbieter Landrats

Jan Kirchmayr:Ich kann die Kritik ein stückweit nachvollziehen: Stoffinhalte sind nicht gleich Kompetenzen. Wichtiger scheinen mir jedoch Treffpunkte. Es muss geklärt sein, was die Schüler*innen (Kompetenzen & Stoffinhalte) Ende Primar- & Sekundarschule in den Fächern mitbringen.”

Regina Jäkel: “Es ist geklärt und das Volk hat sich für eine Kompetenzenorientierung ausgesprochen. Es wäre der Sache dienlich, wenn die abnehmenden Stufen sich endlich danach richten würden.”

Philipp Loretz: “Der Bildungsrat beauftragt die BKSD, einen Ergänzungserlass zum Lehrplan Volkschule für die Sekundarschule – so genannte Stofflehrpläne – zu erarbeiten, welcher Grobziele, Themen und Inhalte in Ergänzungen zu den Kompetenzen im Lehrplan Volksschule BL definiert.”

Regina Jäkel: “Eben … nicht Volkswille …”

Philipp Loretz, Sekundarlehrer, Geschäftsleitung des lvb, Mitglied der Condorcet-Redaktion und Mitglied des Bildungsrats

Jan Kirchmayr: “Doch. Volksabstimmung vom 10. Juni 2018. Alle Parteien und auch das Volk sagte deutlich ja, verstehe nicht, weshalb du das in Abrede stellst?”

Regina Jäkel: “Ich würde mir wünschen, dass die abnehmden Stufen ihn auch kennen, bevor sie Stoffinhalte ‘bestellen’. Die Lehrpersonen der Primarstufe müssen auch mit dem haushalten, was sie bekommen.”

Jan Kirchmayr: “Und das ist dann der Grund dafür, dass du dich gegen Treffpunkte Ende Prim und Sek1 wehrst?”

Regina Jäkel: “Wie du richtig feststellst, wehre ich mich gegen Lernziele, weil sie wie bisher mit dem alten Lehrplan auch, nicht im gewünschten Umfang geliefert werden. Es braucht ein echtes Umdenken. Kompetenzenorientierte Treffpunte unterstütze ich sehr.”

Jan Kirchmayr: “Das ist natürlich legitim, wenn das deine persönliche Ansicht ist. Dass es das Volk anders wollte, ist jedoch auch klar.”

Philipp Loretz: “Bildungsrat, Regierungsrat, Landrat und das Volk haben sich dafür ausgesprochen, dass der Lehrplan der Volksschule Baselland Kompetenzen und Stoffinhalte gleichermassen abbildet. Der Volksentscheid gilt – ohne Wenn und Aber.”

Philipp Loretz: “Einfach gesagt: Wenn man im Restaurant eine Cola und ein Fanta bestellt, erhält man in aller Regel eine Cola und ein Fanta. Nicht so im Kanton BL. Hier bringt der Kellner zwei Flaschen Cola, die eine mit einer Fanta-Etikette versehen.”

Regina Jäkel: “Eben… der Lehrplan ist zu einem unüberschaubaren Flickwerk geworden und die Stufenübergänge klappen nicht.”

Philipp Loretz: “84.2% der Stimmberechtigten sprechen sich für Stofflehrpläne aus. Was gibt es da überhaupt zu diskutieren?”

Kommentar

Felix Schmutz: “Ein Merkmal von ausgeprägter Dummheit ist, wenn man trotz höflichem Zureden nicht wahrhaben will, dass die eigenen Füsse nicht in den Schuhen drinstecken, sondern einen Meter daneben stehen.”

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Lehrmittelfreiheit in Basel-Stadt: Die Starke Schule beider Basel lässt nicht locker https://condorcet.ch/2020/02/lehrmittelfreiheit-in-basel-stadt-die-starke-schule-beider-basel-laesst-nicht-locker/ https://condorcet.ch/2020/02/lehrmittelfreiheit-in-basel-stadt-die-starke-schule-beider-basel-laesst-nicht-locker/#respond Thu, 06 Feb 2020 05:19:35 +0000 https://condorcet.ch/?p=3849

Die Starke Schule beider Basel hält an ihrer Initiative für die Lehrmittelfreiheit fest. Und dies, obwohl der Vorsteher des Erziehungsdepartements Cramer gestern eine - allerdings sehr begrenzte - Lehrmittelfreiheit in Aussicht gestellt hat. Ein befürchteter Zankapfel könnten - wieder einmal - die Lehrmittel der Passepartout-Reihe sein. An einer Pressekonferenz orientierten die Initianten über ihre Beweggründe. Der Condorcet-Blog berichtet.

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Alina Isler vertrat die Position der Initianten:
Wir haben keine Garantien und auch kein Vertrauen.

Bildungsdirektor Cramer sei zwar bereit, für die Fächer Mathematik, Deutsch und Französisch jeweils ein alternatives Lehrmittel auf die Lehrmittelliste setzen zu lassen. Allerdings bestehe die Befürchtung, dass Cramer an Passepartout und dessen fehlgeschlagenen Mehrsprachendidaktik festhalten wolle. Bis heute habe er dies nie negiert. Sämtliche Äusserungen gingen im Gegenteil in die Richtung, dass es keinen Handlungsbedarf gebe, aus Passepartout auszusteigen, und die Lehrpersonen mit Mille feuilles gut arbeiten könnten. Dies waren die Aussagen von Jürg Wiedemann auf unsere Frage, weshalb man an der angekündigten Volksinitiative festhalten müsse. Und Wiedemann fügt noch hinzu, dass zwar neben Mille feuilles jetzt noch ein zweites Lehrmittel auf die Lehrmittelliste gesetzt werde, wie z.B. “Dis donc”, dieses aber  ebenfalls die Passepartout-Ideologie umsetze. Von Alina Isler erhielten wir untenstehende Medienmitteilung zugeschickt.

Die Starke Schule beider Basel lanciert heute ihre erste Bildungsinitiative im Kanton Basel-Stadt mit dem Titel «Lehrpersonen dürfen diejenigen Lehrmittel einsetzen, mit welchen sie die Schüler/-innen am besten fördern können». Angestrebt wird eine «echte» Lehrmittelfreiheit, welche den Lehrpersonen ermöglicht, die Passepartout-Lehrmittel «Mille feuilles», «Clin d’oeil» und «New World» durch bewährte und klar strukturierte Lehrmittel zu ersetzen.

Die Ergebnisse von rund 4’400 Schüler/-innen im Fach Französisch am Ende der Primarschulzeit, welche vom Institut für Mehrsprachigkeitsdidaktik der Universität Fribourg analysiert wurden, sind für die beiden Basler Halbkantone vernichtend ausgefallen: Kein Kanton ist schlechter als Baselland und Basel-Stadt.

Schlagzeile in der BAZ. Dieses Lehrmittel ist nicht mehr haltbar.

Die beiden Basler Halbkantone handeln unterschiedlich

Baselland reagierte dank dem öffentlichen Druck und zwei kantonalen Volksinitiativen ausgesprochen schnell und hat eine «geleitete» Lehrmittelfreiheit realisiert. Seit dem 1. Januar 2020 ist eine entsprechende Gesetzesänderung in Kraft, und ab dem kommenden Schuljahr können die Lehrpersonen in den Fächern Französisch und Englisch die Passepartout-Lehrmittel durch andere bewährte Lehrmittel ersetzen, die sich nicht an der gescheiterten Passepartout-Ideologie ausrichten. Einzig für die 3./4. Primarklasse bleibt «Mille feuilles» bis Mitte 2021 das einzige Lehrmittel auf der Lehrmittelliste. So erfreulich die Situation in Baselland ist, so wenig tut sich in Basel-Stadt.

Im Stadtkanton ist eine entsprechende Gesetzesänderung nicht in Sicht. Die Starke Schule beider Basel lanciert deshalb heute eine formulierte Initiative, welche auch im Stadtkanton eine «echte» Lehrmittelfreiheit fordert.

Lehrmittelliste nur mit Passepartout-Lehrmitteln ist keine Option

Das Erziehungsdepartement hat gestern in einer Medienmitteilung zwei Kernaussagen gemacht:

  1. Der Erziehungsrat ist bereit, für das Fach Mathematik ab dem kommenden Schuljahr 2020/21 ein alternatives Lehrmittel auf die Lehrmittelliste zu setzen.
  2. In einigen Monaten sollen weitere Entscheide fallen, welche die beiden Fächer Deutsch und Französisch betreffen.

Diese Ankündigungen sind alles andere als eine Garantie, dass die Lehrpersonen künftig in den beiden Fremdsprachen Französisch und Englisch bewährte Lehrmittel einsetzen können, die klar strukturiert sind und Grundwortschatz, Grammatik und Orthographie schrittweise aufbauen.

Regierungsrat betonte, am Fremdsprachenkonzept Passepartout festhalten zu wollen

Bis heute hat das Erziehungsdepartement keine Aussage gemacht, von der Passepartout-Ideologie wegkommen zu wollen. Ganz im Gegenteil: Der Regierungsrat betonte stets, am Fremdsprachenkonzept Passepartout festhalten zu wollen. Ein denkbares Szenario könnte sein, dass die Lehrpersonen in den beiden Fremdsprachen Französisch und Englisch zwischen zwei verschiedenen Lehrmitteln auswählen können, die sich aber beide nach der Passepartout-Ideologie richten und das Erziehungsdepartement dies als «Lehrmittelfreiheit» verkauft. Eine Lehrmittelliste mit einem zweiten Lehrmittel, welches ebenfalls der Passepartout-Ideologie folgt, bezeichnen jedoch nicht als «echte» Lehrmittelfreiheit und ist für uns keine Option. Denn es ist in erster Linie die Passepartout-Ideologie, welche für die katastrophalen Ergebnisse der Schüler/-innen verantwortlich ist.

Im Dezember 2019 haben wir ein Initiativkomitee zusammengestellt und Regierungsrat Cramer, die Mitglieder des Grossrats, rund 1’000 Basler Lehrpersonen sowie die Freiwillige Schulsynode (FSS) informiert. Offensichtlich haben wir damit in ein Wespennest gestochen und sowohl beim Regierungsrat als auch der FSS Reaktionen ausgelöst.

Initiativtext

Die Initiative strebt drei Änderungen im Schulgesetz an:

  • In §68, Abs. 4 wird neu festgehalten, dass die Lehrpläne nicht auf eine bestimmte Methodik oder Didaktik ausgerichtet sind und den Lehrpersonen eine Auswahl an Lehrmitteln zulassen. Die Lehrpersonen können damit frei entscheiden, wie sie ihren Unterricht gestalten (lehrerzentriert, Gruppenarbeit, projektartig usw.). Aufgrund dieses Artikels muss der heute gültige Lehrplan nicht geändert werden.
  • In einem neuen §68c wird festgehalten, dass jede einzelne Lehrperson frei entscheidet, welche Lehrmittel sie in ihren Unterricht einsetzen will. Ebenso werden in diesem Paragraphen die Einschränkungen formuliert (Einhaltung des Lehrmittelkredites, Einhaltung allfälliger Schranken von Harmos, Erreichung der Lernziele des Lehrplans, keine religiösen und sektiererischen sowie politisch einseitigen Lehrmittel). Festgehalten wird in diesem Absatz ebenfalls, dass in den Fremdsprachenlehrmitteln Orthographie, Grammatik und Grundwortschatz schrittweise aufgebaut werden müssen.
  • In §79 wird festgehalten, dass der Erziehungsrat für jede Stufe und jedes Fach eine Lehrmittelliste mit mehreren Lehrmitteln erstellt, welche er den Lehrpersonen vorschlägt. Diese Lehrmittel sind für die Lehrpersonen nicht verpflichtend. Allerdings sind diese Lehrmittel geprüft und es ist sichergestellt, dass diese Lehrmittel alle notwendigen Bedingungen erfüllen. Wird der Erziehungsrat ausgewogene und bewährte Lehrmittel auf die Lehrmittelliste setzen, die in den Fremdsprachen nicht der Passepartout-Ideologie folgen, so werden die allermeisten Lehrpersonen diese Lehrmittel verwenden und höchstens in Ausnahmefällen und punktuell auf ein vom Erziehungsrat nicht geprüftes Lehrmittel zurückgreifen.

Kritik unter dem Mantel des Schweigens halten

Dem Erziehungsdepartement ist es immer wieder gelungen, Kritik der Bildungsexperten und Lehrpersonen an den Bildungsreformen erfolgreich in Schranken zu halten.

Die Starke Schule beider Basel möchte diesem Zustand mit einer offenen und transparenten Bildungspolitik entgegenwirken. Die Lehrpersonen sollen gestärkt werden und mehr Verantwortung und Entscheidungskompetenzen erhalten. Fliesst ihre Expertise und Berufserfahrung direkt in die Bildungspolitik ein, können Fehlentwicklungen gestoppt werden, bevor sie Schaden zulasten der Schüler/-innen anrichten.

Breit abgestütztes Initiativkomitee

Im Komitee: Berfim Pala (SP), Philipp Schopfer (SVP), Aline Isler (Starke Schule), Nadine Gautschi (FDP) und Katja Christ (GLP). Foto: Lucia Hunziker, BAZ

Der Vorstand der Starken Schule beider Basel ist überrascht, auf welches hohe Interesse diese Initiative im Stadtkanton sowohl in der Politik als auch bei der Bevölkerung gestossen ist. Das zeigt sich im Initiativkomitee, welches aus 49 Personen aus nahezu dem gesamten politischen Spektrum besteht. Darunter sind zahlreiche aktuelle und ehemalige Grossräte und Grossrätinnen, Parteipräsidenten, Lehrpersonen und auch Eltern. Beachten Sie die Liste der Mitglieder des Initiativkomitees in ihren Unterlagen. Wir freuen uns, eine solch breit abgestützte Initiative nun an die Öffentlichkeit tragen zu können. Den Unterschriftenbogen finden Sie auf der Webseite der Starken Schule.

Mit der Lancierung dieser Initiative möchten wir auch einen sanften Druck auf das Erziehungsdepartement ausüben. Das Thema Lehrmittelfreiheit kommt nun definitiv auf die politische Bühne. Regierungsrat Cramer stehen ab heute rund 3 – 4 Jahre zur Verfügung, um eine entsprechende breit unterstützte Gesetzesänderung in Kraft zu setzen.  Nimmt er nicht Abstand von der gescheiterten Passepartout-Ideologie, so wird das Volk über die vorliegende Gesetzesänderung abstimmen. Wir sind zuversichtlich, dass die Stimmberechtigten auch in Basel-Stadt «Mille feuilles» ersetzen möchten.

Wir freuen uns auf die anstehende bildungspolitische Arbeit im Kanton Basel-Stadt.

 

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