Empirie - Condorcet https://condorcet.ch Bildungsperspektiven Sun, 21 Apr 2024 19:22:09 +0000 de-DE hourly 1 https://condorcet.ch/wp-content/uploads/2019/05/favicon-100x100.png Empirie - Condorcet https://condorcet.ch 32 32 Kostet Selektion 30’000’000’000 (Milliarden) Franken? https://condorcet.ch/2024/04/kostet-selektion-30000000000-milliarden-franken/ https://condorcet.ch/2024/04/kostet-selektion-30000000000-milliarden-franken/#respond Sun, 21 Apr 2024 12:31:05 +0000 https://condorcet.ch/?p=16547

Nach Condorcet-Autor Felix Schmutz (https://condorcet.ch/2024/03/der-vorstand-des-vslch-bemueht-sich-um-schulrevolution/ ) untersuchte auch der Stellvertretende Geschäftsführer des aargauischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes, Beat Gräub, die ominöse Wyman-Studie, die als Hauptkronzeuge für die Abschaffung der Selektion in Feld geführt wird.

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Wahrscheinlich war das Consulting-Unternehmen OliverWyman selbst überrascht, über die Resonanz auf ihre Studie zum Thema «Fachkräftemangel» (jedenfalls vermittelte die freundliche Dame am Telefon diesen Eindruck). OliverWyman kam zum Schluss, dass 14’000 Kinder und Jugendliche in der Schweiz ihr schulisches und berufliches Potenzial nicht ausschöpfen. Dies wiederum führe zu volkswirtschaftlichen Schäden von bis zu 30 Milliarden Franken pro Jahr!

Beat Gräub, Stv. Geschäftsführer des Aargauischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands alv und KV-Lehrer für Wirtschaft und Recht am Zentrum Bildung KV Aargau Ost in Baden.

Und weil OliverWymann zwei Mal die Selektion nach der 6. Primarschulklasse (8. Schuljahr inkl. Kindergarten) also am Ende des zweiten Zyklus ansprach, entstand in der Öffentlichkeit und in sozialen Medien rasch der Eindruck, die 14’000 Kinder und die 30 Milliarden Franken seien eine Folge dieser Selektion.

Für Selektionsgegner und -gegnerinnen, wie bspw. die Geschäftsleitung des Schweizer Schulleitendenverbandes VSLCH bzw. ihre Exponenten Thomas Minder und Jörg Berger, ist spätestens damit klar, die Selektion nach der 6. Klasse muss weg. Die 30 Milliarden Franken stehen seither im Raum und werden implizit oder explizit regelmässig wiederholt. Beispielsweise in einem Blick-Artikel von Karen Schärer, vom 9.März 2024.

Was die OliverWyman Studie sagt

Menschen, die sich im Bereich der empirischen Sozialforschung und/oder der Volkswirtschaftslehre und/oder im Schweizer Bildungswesen auskennen, wundern sich:

  • Dieser Entscheid soll solche Auswirkungen, immerhin fast 4 Prozent des Schweizer Brutto-Inland-Produkt, haben?
  • Eine derart komplexe Thematik soll derart klar geschätzt werden können?
  • Wird eine allfällige Fehleinstufung nach der sechsten Klasse nicht durch Berufsmatura, Höhere Fachschulen, Eidgenössische Diplome und ähnlichen Weiterbildungen korrigiert?
  • Müsste man zu denjenigen, die zu tief eingeschätzt werden nicht noch jene in Abzug bringen, die zu hoch eingeschätzt werden?
  • Kann man sagen, dass der volkswirtschaftliche Nutzen eines Menschen umso höher ist, je höher sein Schulabschluss?

Ich machte mir die Mühe, die Studie von OliverWyman genauer anzuschauen. Dasselbe tat Felix Schmutz in einem Blogbeitrag auf Condorcet. Seine Erkenntnisse waren ähnlich.

OliverWyman schreibt selbst, dass die Zahl nicht repräsentativ erhoben wurde.

Unzulängliche Studie?

Die Studie besteht aus 20 PowerPoint Folien abgespeichert als pdf-Datei. Einen detaillierten Lauftext gibt es gemäss Rückfrage bei OliverWyman nicht. Auf den Folien 13 und 19 sprechen die Autoren zwei Mal davon, dass die frühe Selektion ein Grund sein dürfte, dass Menschen ihr Potenzial nicht ausschöpfen können. Die Art wie sie zu dieser Aussage kommen, ist allerdings seltsam. Die beliebten und in der Wirtschaft respektierten Weiterbildungen (bspw. Höhere Fachschule, eidgenössische Fachausweise oder Fachhochschulen) werden offenbar weitgehend ignoriert.

Auf Folie 19 präsentieren sie einen breiten Strauss an Massnahmen, mit denen man erreichen könnte, dass mehr Menschen ihr Potenzial ausnutzen. Die meisten sind unbestritten und werden von Bildungsfachleuten seit Jahren empfohlen.

Erfreuliche, wenn jetzt auch Wirtschaftsunternehmen diese Massnahmen ankerkennen und hoffentlich die notwendigen (finanziellen) Massnahmen mittragen.

Und was die Studie nicht sagt

Wer seither allerdings sagt, die Selektion nach dem zweiten Zyklus koste volkswirtschaftlich CHF 30 Milliarden, hat entweder die Studie nicht gelesen oder sie nicht verstanden oder er/sie lügt bewusst. Die OliverWyman jedenfalls schreibt dies in der Studie nicht!

OliverWyman schätzt die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die ihr Potenzial nicht ausschöpfen auf 14’000 pro Jahr. Dies entspricht etwa 15 Prozent aller Kinder eines Jahrgangs, also ca. 3-4 pro Klasse. Dabei stützen sie sich auf Interviews mit Jugendlichen aber auch Fachleuten. OliverWyman schreibt selbst, dass die Zahl nicht repräsentativ erhoben wurde.

Trotzdem: Nehmen wir einmal an, dass die Zahl von 14’000 Kindern und Jugendlichen korrekt ist. Zweifellos macht es Sinn, Massnahmen zu ergreifen, die dazu führen, dass Menschen ihr Potenzial ausschöpfen können. Wie gesagt, auf Folie 19 präsentiert OliverWyman eine breite und weitgehend sinnvolle Palette, wie dieses Ziel erreicht werden kann. Die Selektion am Ende des zweiten Zyklus ist ein Nebenschauplatz.

Die Wertschöpfung der Schweiz pro arbeitstätiger Person beträgt im Durchschnitt CHF 800 Milliarden (BIP Schweiz 2022) geteilt durch 5,3 Millionen Arbeitskräfte also CHF 150’000. Würden wir noch externe Effekte annehmen und einen Faktor 10 verwenden (was sicher zu hoch ist), kämen wir auf 1’500’000 Franken. Die 2,14 Millionen Franken sind immer noch weit entfernt.

Beträgt der volkswirtschaftliche Schaden CHF 30’000’000’000 pro Jahr?

Für Wirbel sorgen ja vor allem die CHF 30 Milliarden (genau genommen sind es 21-29 Milliarden). OliverWyman vertritt in der Studie die These, dass 14’000 Personen ihr Potenzial nicht ausschöpfen, was einen volkswirtschaftlichen Schaden von bis zu CHF 30 Milliarden pro Jahr verursache.

Das würde aber bedeutet, dass diese 14’000 Personen im Durchschnitt pro Kopf rund CHF 2,14 Millionen zusätzliche Wertschöpfung generieren würden.

Meine Mail-Nachfrage bei OliverWyman, wie sie auf diese Zahl kommen, blieb leider unbeantwortet, obwohl dies telefonisch abgemacht war.

Eine erstaunliche Aussage. Die Wertschöpfung der Schweiz pro arbeitstätiger Person beträgt im Durchschnitt CHF 800 Milliarden (BIP Schweiz 2022) geteilt durch 5,3 Millionen Arbeitskräfte also CHF 150’000. Würden wir noch externe Effekte annehmen und einen Faktor 10 verwenden (was sicher zu hoch ist), kämen wir auf 1’500’000 Franken. Die 2,14 Millionen Franken sind immer noch weit entfernt.

Im Klartext: Mit den CHF 30’000’000’000 liegt OliverWyman zu hoch – und zwar massiv! Mit der Selektion nach dem zweiten Zyklus hat dieser volkswirtschaftliche Schaden schon gar nichts zu tun.

Meine Mail-Nachfrage bei OliverWyman, wie sie auf diese Zahl kommen, blieb leider unbeantwortet, obwohl dies telefonisch abgemacht war.

Empirie zu Selektion ist uneinheitlich

Wenn also seit ein paar Wochen in sozialen Medien und in der Tagespresse die «späte Selektion» gefordert und so getan wird, als ob die Empirie eindeutig gegen Selektion sei, so ist dies schlicht falsch.

Dazu zwei Beispiele:

  • Der aargauische Primarlehrpersonenverband antwortete auf meine Frage, was die grösste Schwierigkeit im Berufsalltag sei mit «riesige Heterogenität».
  • Auf meine Nachfrage bei mehreren Lehrpersonen der Sek I, welche in allen Leistungszügen unterrichten, erhielt ich übereinstimmend, die Antwort, dass sie die Kinder in homogenen Leistungszügen wohl eher besser fördern können.

Bei den Beispielen handelt es sich um Erfahrungswerte. Doch es gibt auch Empirie. Der erwähnte Felix Schmutz verweist in seinem erwähnten Beitrag auf Studien die, die These der angeblichen Überlegenheit der späten Selektion, widerlegen.

Es gibt Verbesserungspotenzial

Die Primarschule, die dreigliedrige Oberstufe und die Erwachsenenbildung haben übrigens tatsächlich Verbesserungspotenzial. Bspw.:

  • Die Durchlässigkeit sollte verbessert werden.
  • Die Betreuungsverhältnisse sind ungünstig bzw. die Klassen sind meist zu gross.
  • Die Schnittstellen zwischen den Zyklen und der Sek I und der Sek II müssen verbessert werden.
  • Im Bereich der Erwachsenenbildung braucht es ein «Recht auf Weiterbildung». Mit zeitlicher und finanzieller Unterstützung.
    Denn auch die Wirtschaft hat ein Interesse an gut ausgebildeten Fachkräften, die sich stetig weiterbilden – und allfällige Fehlselektionen nachträglich korrigieren.

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Missbrauch von Wissenschaft https://condorcet.ch/2024/03/missbrauch-von-wissenschaft/ https://condorcet.ch/2024/03/missbrauch-von-wissenschaft/#respond Tue, 12 Mar 2024 05:23:15 +0000 https://condorcet.ch/?p=16151

Im Wissenschaftsbetrieb wird vermehrt darauf geachtet, dass die angestrebten Resultate von Forschungsarbeiten nicht dem politischen Mainstream widersprechen. Umso wichtiger ist es daher, nach den Grundlagen des Wissens zu fragen. Wir bringen einen Beitrag von Dieter Köhler und Andreas F. Rothenberger, der im Cicero erschienen ist.

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Auch wenn das Wort “Wissenschaft” aus etymologischer Sicht nichts mit dem “Schaffen von Wissen” zu tun hat, sondern die Beschaffenheit bzw. Ordnung des Wissens zum Gegenstand hat, so ist es dennoch passend, wenn man das Schaffen von neuem Wissen als Ziel der Wissenschaft betrachtet. Doch was zeichnet “Wissen” aus? Und woher weiss man, dass man etwas weiss?

Co-Gastautor Dieter Köhler

Politische Beschlüsse, die immanente gesellschaftliche Auswirkungen haben, sollten so gut wie nur menschenmöglich auf Fakten basieren. Dafür sollte die Politik auf seriös gewonnene wissenschaftliche Erkenntnisse zurückgreifen. Denn dadurch lassen sich die besten Vorgehensweisen festlegen, um politische Ziele zu erreichen.

Fatalerweise ist es in letzter Zeit jedoch vermehrt dazu gekommen, dass Politikerinnen und Politiker reine Beobachtungsstudien oder noch zu überprüfende Hypothesen dazu missbraucht haben, die von ihnen vorgeschlagenen Vorgehensweisen oder gar die politischen Ziele an sich als wissenschaftliche Fakten darzustellen. So wurden beispielsweise die Impfstoffe gegen Covid-19 fälschlicherweise von vielen Politikerinnen und Politikern als geeignet dargestellt, um Ansteckungen zu verhindern, oder dass diese keine ernsthaften Nebenwirkungen haben würden.

Es kommt im Wissenschaftsbetrieb nun vermehrt dazu, dass bei Forschungsarbeiten darauf geachtet wird, dass deren angestrebte Resultate nicht dem politischen Mainstream widersprechen.

 

Die negativen Auswirkungen für die Gesellschaft im Allgemeinen und die wissenschaftliche Gemeinschaft im Besonderen wurden dann noch dadurch verschärft, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die nicht in das Horn dieser Politikerinnen und Politiker stiessen, öffentlich diskreditiert wurden und um ihr Ansehen sowie ihre Karriere in der akademischen Wissenschaft fürchten mussten. Es kommt im Wissenschaftsbetrieb nun vermehrt dazu, dass bei Forschungsarbeiten darauf geachtet wird, dass deren angestrebte Resultate nicht dem politischen Mainstream widersprechen. Oder dass dem Mainstream zuwiderlaufende Resultate lieber erst gar nicht publiziert werden, um die eigene Karriere nicht zu gefährden.

“Ich denke, also bin ich”

In dieser für die Gesellschaft wie für die freie Wissenschaft bedrohlichen Gemengelage ist es daher umso wichtiger, noch einmal nach den Grundlagen des Wissens zu fragen: Was also können Menschen über sich und die sie umgebende Welt wirklich wissen? Seit jeher treibt diese Fragestellung Philosophen um und führte zu der bekannten Aussage “cogito ergo sum” von René Descartes; ich denke, also bin ich.

René Descartes, Philosoph, Mathematiker, Naturwissenschaftler 1596-1670: Zog alles in Zweifel.

Descartes zog konsequent alles in Zweifel und kam dadurch zu dem Schluss, dass jede Wahrnehmung auch ein Trugbild sein könne, und man nicht einmal sicher wissen könne, ob man träume oder nicht. Das Einzige, was man jedoch nicht sinnvoll in Zweifel ziehen könne, und deswegen das einzig sichere Wissen über die sinnlich erfahrbare Welt darstelle, sei die Tatsache, dass man zweifle. Und weil das Zweifeln eine Verstandestätigkeit sei, bedarf es zwingend eines Tätigen bzw. Denkenden, und dieser Denkende sei man selbst. Daher sei es gewiss, dass man selber existiere: “Ich denke, also bin ich.”

Politik auf der Grundlage von Beobachtungsstudien oder noch zu überprüfenden Hypothesen, wie wir sie in den zurückliegenden Jahren immer wieder erlebt haben, ist fatal.

 

Ausser dieser Aussage über unsere empirischen Wahrnehmungen gibt es kein sicheres Wissen über empirische Sachverhalte, weswegen man in den empirischen Naturwissenschaften vor Irrtümern nie gefeit ist. Selbst lang existierende Paradigmen wie z.B. das geozentrische Weltbild oder die Newtonsche Mechanik können sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Arbeiten plötzlich als falsch oder nicht allgemeingültig erweisen. Der Philosoph Karl Popper entwickelte aus dieser Erkenntnis den sogenannten “kritischen Rationalismus”, welcher die Existenz einer Welt annimmt, zu der Menschen nur einen durch ihren Wahrnehmungsapparat vermittelten Zugang haben.

Co-Gastautor Andreas F. Rothenberger

Die Kausalität dieser Welt wird von (Natur-)Gesetzen strukturiert, die uns Menschen zwar nicht direkt zugänglich, aber aus Erfahrungen bzw. Beobachtungen ableitbar sind. Da die Schlussfolgerungen aus Beobachtungen jedoch stets vernünftig anzweifelbar sind, hat er die Methodik der “Falsifikation” entwickelt, die Imre Lakatos zum raffinierten Falsifikationismus erweiterte: Eine auf Beobachtungen basierende Annahme eines kausalen Zusammenhangs wird als Hypothese aufgestellt, die durch Experimente widerlegbar sein muss, und nur solange die experimentelle Widerlegung nicht gelingt, gilt eine Hypothese als wahr bzw. darf man sie zur Bildung von Theorien über die Welt verwenden.

Seriöse wissenschaftliche Arbeit

Ein Beispiel soll dies verdeutlichen: Es wird die Hypothese aufgestellt, dass das Aufspannen von 100 Regenschirmen innerhalb von 10’000 Quadratmetern die Ursache dafür ist, dass es in diesem Gebiet regnet, weil die Beobachtung besteht, dass dem sehr häufig der Fall ist, oder anders ausgedrückt: Es besteht eine starke Korrelation zwischen aufgespannten Regenschirmen und Regenfall. Experimente bei Sonnenschein ergeben jedoch das Resultat, dass dem nicht so ist, also wird diese Hypothese ad acta gelegt und es wird nach einer neuen hypothetischen Ursache für die Wirkung Regenfall gesucht.

Seriöse wissenschaftliche Arbeit beginnt eigentlich erst nach einer Beobachtungsstudie!

 

Beobachtete Korrelationen sind also kein Beleg für Kausalität, sondern dienen ausschliesslich dem Aufstellen von Hypothesen, die dann experimentell bezüglich ihrer Gültigkeit überprüft werden müssen. Nur solange eine derart gewonnene Hypothese Bestand hat, darf man davon ausgehen, dass die ihr zugrunde liegende Korrelation einen Kausalzusammenhang darstellt. Es kann aber jederzeit zu einem neuen Experiment kommen, die ihre Gültigkeit widerlegt, weswegen man sich nie sicher sein kann, dass eine Hypothese tatsächlich einen naturgesetzlichen Kausalzusammenhang widerspiegelt. Das ist die Funktionsweise seriöser empirischer Wissenschaft. Oder anders ausgedrückt: Seriöse wissenschaftliche Arbeit beginnt eigentlich erst nach einer Beobachtungsstudie!

Der aktuelle Stand der Wissenschaft

Wie oben dargelegt, kann es in der Wissenschaft also stets passieren, dass bestehende Hypothesen widerlegt werden, weil seriös aufgestellte Hypothesen widerlegbar sein müssen. Ist eine Hypothese derartig formuliert, dass sie nicht in einem Experiment überprüft – also falsifiziert – werden kann, oder ist sie mit passenden Experimenten noch nicht überprüft worden, dann darf sie nicht als aktueller Stand der Wissenschaft dargestellt werden; erst recht nicht in der Öffentlichkeit!

Politik auf der Grundlage von Beobachtungsstudien oder noch zu überprüfenden Hypothesen, wie wir sie in den zurückliegenden Jahren immer wieder erlebt haben, ist somit fatal. So darf es nicht weitergehen, ansonsten wird seriöses wissenschaftliches Arbeiten immer seltener und die Wahrscheinlichkeit für bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse und auf ihnen fussende Paradigmenwechsel wird stetig kleiner. Und gerade diese übrigens werden in der Regel von den wissenschaftlichen Aussenseitern herbeigeführt!

 

Der Text ist ein Auszug aus dem erkenntnistheoretischen Papier “Das zunehmende Verschwinden der erkenntnistheoretischen Methoden aus der Wissenschaft – Ursache vieler politischer Probleme”, das das Forum Sokrates veröffentlicht hat.

 

Dieter Köhler ist Mediziner und Ingenieur. Von 1989 bis 2014 war er Präsident des Verbandes Pneumologischer Kliniken.

Co-Autor Andreas F. Rothenberger  ist Unternehmer und Mitglied des Sokrates-Forums.

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Effektiv unterrichten – von Klaus Zierer https://condorcet.ch/2022/04/effektiv-unterrichten-von-klaus-zierer/ https://condorcet.ch/2022/04/effektiv-unterrichten-von-klaus-zierer/#respond Mon, 11 Apr 2022 09:18:22 +0000 https://condorcet.ch/?p=10769

Prof. Dr. Klaus Zierer, Ordinarius für Schulpädagogik an der Universität Augsburg, gilt im deutschsprachigen Raum als der führende Hattie-Experte. Zudem bringt er sich regelmässig in bildungspolitische Debatten ein und gilt als einer der einflussreichsten Schulpädagogen in Deutschland. In diesem Vortrag fordert er eine bildungsphilosophischen Fundierung des Diskurses und deren Absicherung durch Ergebnisse der empirischen Bildungsforschung. Er räumt auch mit vielen Mythen in der gegenwärtigen Bildungsdebatte auf, die namentlich von PH-Kreisen munter kolportiert werden.

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