Spielen - Condorcet https://condorcet.ch Bildungsperspektiven Wed, 17 Jun 2020 09:54:51 +0000 de-DE hourly 1 https://condorcet.ch/wp-content/uploads/2019/05/favicon-100x100.png Spielen - Condorcet https://condorcet.ch 32 32 Arbeit für eine verspielte Zukunft https://condorcet.ch/2020/06/arbeit-fuer-eine-verspielte-zukunft/ https://condorcet.ch/2020/06/arbeit-fuer-eine-verspielte-zukunft/#comments Wed, 17 Jun 2020 09:13:18 +0000 https://condorcet.ch/?p=5396

BILDUNG SCHWEIZ ist das Organ des LCH, der Dachorganisation der schweizerischen Lehrerverbände. Im Gegensatz zum Condorcet-Blog ist die Zeitschrift "Bildung Schweiz" der Digitalisierung des Unterrichts gegenüber sehr positiv eingestellt. Zumindest lassen dies die Mehrheit der Beiträge und die Auswahl der in ihr schreibenden Autorinnen und Autoren vermuten. Ein Beispiel dafür ist das "Interview" mit einer "spannenden Persönlichkeit" (Originalzitat), verbunden mit dem Versprechen, dieser auf den Zahn zu fühlen. Allerdings merkt man, dass die Eigenschaft, den Interviewpartnern auf den Zahn zu fühlen, nicht zu den Kernkompetenzen dieses Magazins gehört. Nando Stöcklin, wissenschaftlicher Mitarbeiter der PHBern im Fachbereich Digital Learning Base äussert sich euphorisch zu den Möglichkeiten digitaler Technik im Unterricht und sieht vor allem das "Spielpotential". Im Interesse eines offenen Diskurses veröffentlichen wir diesen Beitrag und danken der Redaktion von "Bildung Schweiz" für die Erlaubnis dafür.

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BILDUNG SCHWEIZ:

Wie würden Sie die wichtigsten Erkenntnisse Ihrer Forschung zu Spiel und digitaler Transformation für Schule und Gesellschaft zusammenfassen?

Nando Stöcklin, PH Bern: Wir leisten Pionierarbeit

NANDO STÖCKLIN:

Spielen wurde im industrialisierten 20. Jahrhundert oftmals als unwichtig abgetan. Sätze  wie  «Erledige  zuerst  deine  Hausaufgaben,  bevor  du  spielen  gehst»  zeigen klar die Priorisierung.  In erster Linie ging es darum, Leistungsanforderungen von Erwachsenen zu genügen, erst dann durften Kinder sich dem widmen, was ihrem Innersten entsprang.  Diese  Leistungsorientierung dürfte mit der digitalen Transformation durch eine Orientierung am Spiel ersetzt werden. Algorithmen übernehmen immer mehr Routinetätigkeiten, also Tätigkeiten, die stark repetitiv sind. Werte wie Zuverlässigkeit, Disziplin, Fleiss und Ordnung verlieren an Bedeutung. Neu entstehende Jobs haben meistens hohe Anforderungen an  Kreativität,  Problemlösefähigkeiten und  Sozialkompetenzen. Das sind jene Nischen, in denen die Menschen den Computern noch überlegen sind. Diese Fähigkeiten werden beim Spielen perfekt gebildet. Dies ist einer von mehreren Gründen, weshalb Spielen zentral werden dürfte im 21. Jahrhundert.

Werte wie Zuverklässigkeit, Disziplin, Fleiss und Ordnung verlieren an Bedeutung.

Sie sagen jedoch nicht nur, dass spielerische Fähigkeiten wichtig sind, Sie gehen noch weiter und sagen «Spielen ist das Lernen und Arbeiten des 21. Jahrhunderts». Wie ist das zu verstehen?

Unter Spielen verstehe ich, selbstbestimmt Herausforderungen anzupacken, deren Ziel in der Herausforderung selbst liegt.  Solche Tätigkeiten passen exakt zu den jeweiligen Fähigkeiten der Kinder und der Erwachsenen. Kinder spielen mit grossem Eifer. Tätigkeiten, die auf Vorwissen und -können zugeschnitten und mit intensiven Emotionen ausgeübt werden, sind der  beste Nährboden für das Lernen. Spielen ist nichts anderes als Lernen. Im  21. Jahrhundert kann dieses Prinzip auch auf das  Erwerbsleben ausgedehnt werden: Wir können unsere Leidenschaft zum Beruf machen, unseren eigenen Job gestalten. Dank  dem Internet finden wir auch in Kleinstnischen Menschen, deren Probleme wir dank unserer Leidenschaft lösen können. Arbeiten fühlt sich so wie spielen an.

Lernen bewegt sich erfreulich in Richtung Spielen.

Ist die Schweizer Bildungslandschaft diesbezüglich Ihrer Einschätzung nach gut unterwegs?

 

Mit der Kompetenzorientierung des Lehrplans 21 haben Schülerinnen und Schüler mehr Gelegenheit, ihre Einzigartigkeit einzubringen.

Mit der Kompetenzorientierung des Lehrplans 21 haben Schülerinnen und  Schüler mehr Gelegenheit, ihre Einzigartigkeit einzubringen. Lernen bewegt sich so erfreulich weiter in Richtung Spielen. Insgesamt ist der Leistungsdruck auf Kinder aber nach wie vor recht hoch. Hier könnte sich die Schweiz stärker an Ländern wie Finnland mit weniger Unterrichtsstunden oder Neuseeland mit seinem schlanken Lehrplan orientieren. Mehr Zeit für freies, erwartungsloses Spielen würde die Kinder und Jugendlichen besser auf ihre Zukunft  vorbereiten.  Ausserdem  hätte es positive Auswirkungen auf ihr psychisches Wohlbefinden. An der PH Bern leistet der Fachbereich “Digital Learning Base” hierzu Pionierarbeit.  Er begleitet Dozierende auf ihrem Weg in die Digitalität. Dabei setzt der Fachbereich auf Ansätze, die auf Eigenmotivation basieren und es ermöglichen, auf Augenhöhe voneinander zu lernen.■

 

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