{"id":12843,"date":"2023-01-09T12:18:52","date_gmt":"2023-01-09T11:18:52","guid":{"rendered":"https:\/\/condorcet.ch\/?p=12843"},"modified":"2023-01-09T12:18:52","modified_gmt":"2023-01-09T11:18:52","slug":"nach-silvester-krawallen-deutscher-lehrerverband-fordert-hoechstquoten-fuer-migrantenkinder-an-schulen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/condorcet.ch\/2023\/01\/nach-silvester-krawallen-deutscher-lehrerverband-fordert-hoechstquoten-fuer-migrantenkinder-an-schulen\/","title":{"rendered":"Nach Silvester-Krawallen: Deutscher Lehrerverband fordert H\u00f6chstquoten f\u00fcr Migrantenkinder an Schulen"},"content":{"rendered":"

Die Vorf\u00e4lle der Silvesternacht seien eine \u201eFrage der Werteerziehung\u201c, so Meidinger. Viele Elternh\u00e4user w\u00fcrden diese Art der Erziehung heute nicht mehr leisten oder diese an die Schulen \u00fcbertragen. Wenn Integration erfolgreich sein solle, sagte Meidinger, m\u00fcssten \u00abverpflichtende vorschulische F\u00f6rderung, fl\u00e4chendeckende Sprachstandtests und Migrationsquoten\u00bb eingef\u00fchrt werden. Integration gelinge nicht, wenn zum Beispiel in Klassen an Brennpunktschulen zu 95 Prozent nicht-deutsche Sch\u00fcler vertreten seien, zitiert ihn die Zeitung.<\/p>\n

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Heinz-Peter Meidinger, Pr\u00e4sident des Deutschen Lehrerverbands<\/figcaption><\/figure>\n

Wie hoch die Quote sein sollte, sagte Meidinger der \u00abBild\u00bb allerdings nicht. Seiner Meinung nach nehmen ab einem Anteil von 35 Prozent von Kindern mit Migrationshintergrund in einer Klasse \u00abdie Leistungen \u00fcberproportional\u00bb ab. Die Lehrer w\u00fcrden ihr Bestes geben, die Erziehung nachzuholen. \u00abAber ohne die Zusammenarbeit mit den Eltern k\u00e4mpfen sie hier oft auf verlorenem Posten.\u00bb<\/p>\n

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Die Kinder m\u00fcssten dann mit Bussen auf andere Schulen verteilt werden, um bestimmte Quoten zu erreichen<\/p>\n<\/blockquote>\n

Der Vorschlag, die Migrationsquote in Klassen zu begrenzen, ist nicht neu. Bereits 2017 war die damalige Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) entsprechend vorgeprescht \u2013 ohne dass dies politisch zu Konsequenzen gef\u00fchrt h\u00e4tte. \u00abAbstrus und illusorisch\u00bb nannte der Verband Bildung und Erzieherin (VBE) seinerzeit eine solche Quotierung. Wankas Idee w\u00fcrde bedeuten, bestehende Klassen in Stadtteilen mit einem hohen Anteil von Familien mit Zuwanderungsgeschichte aufzul\u00f6sen. Die Kinder m\u00fcssten dann mit Bussen auf andere Schulen verteilt werden, um bestimmte Quoten zu erreichen.<\/p>\n

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\u00d6zcan Mutlu, Gr\u00fcnen-Politiker in Deutschland: Bussing ist rechtlich gar nicht m\u00f6glich.<\/figcaption><\/figure>\n

Ein solches \u00abBussing\u00bb sei in Deutschland rechtlich nicht m\u00f6glich und in vielen Staaten bereits gescheitert, wandte \u00d6zcan Mutlu ein, seinerzeit bildungspolitischer Sprecher der Gr\u00fcnen im Bundestag. Er warf Wanka vor, \u00abdie Realit\u00e4t in unserem Land\u00bb zu verkennen. Nicht die Kinder und Jugendlichen mit anderen Muttersprachen seien das Problem der deutschen Schulen, sondern die mangelnde personelle Ausstattung und Sprachf\u00f6rderung.<\/p>\n

In die gleiche Kerbe schl\u00e4gt jetzt Berlins Integrationsbeauftragte Katarina Niewiedzial, Sie hat eine deutlich bessere Ausstattung der Pr\u00e4ventions- und Bildungsarbeit in sozial benachteiligten Stadtteilen angemahnt. Es k\u00f6nne nicht sein, dass gerade dort die Ressourcen sowie die Lehrerinnen und Lehrer \u00abimmer am Limit sind\u00bb, sagte sie der \u00abtaz\u00bb zur Diskussion \u00fcber die Gewalt in der Silvesternacht.<\/p>\n

Es brauche zudem eine Debatte dar\u00fcber, \u00abwie eine Bildungs-, Sozial- und Arbeitsmarktpolitik aussehen muss, die auf eine Migrationsgesellschaft ausgerichtet ist\u00bb. Dabei sei nicht die ethnische Herkunft in den\u00a0Blick zu nehmen, sondern die soziale. \u00abEs geht um abgeh\u00e4ngte Jugendliche \u2013 und zwar um unsere Jugendlichen\u00bb, so Niewiedzial. Die Situation in den Berliner Schulen sei katastrophal. \u00abEs fehlt an neuen Schulgeb\u00e4uden, technischer Ausstattung und mehr Personal, das die Lebensrealit\u00e4ten der jungen Menschen besser versteht. Es muss uns gelingen, den jungen Menschen eine berufliche Perspektive zu geben\u00bb, sagte Niewiedzial.<\/p>\n

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Katarina Niewiedzial, Beauftragte des Berliner Senats f\u00fcr Integration und Migration<\/figcaption><\/figure>\n

Wer die Gewalt in der Silvesternacht zu einem Ausl\u00e4nderthema machen wolle, entgegne sie: \u00ab1,4 Millionen Menschen in Berlin haben einen sogenannten Migrationshintergrund, das sind 38 Prozent. Wir tun dieser Gruppe\u00a0Unrecht, wenn wir sie in G\u00e4nze stigmatisieren und kriminalisieren.\u00bb<\/p>\n

Nach den Angriffen in der Silvesternacht hatte die Polizei in Berlin 145 Menschen vorl\u00e4ufig festgenommen, inzwischen sind sie wieder auf freiem Fu\u00df. Die meisten davon sind junge M\u00e4nner. Etwa zwei Drittel sind nach Polizeiangaben unter 25 Jahre alt, 27 noch minderj\u00e4hrig. Der Polizei zufolge wurden 18 verschiedene Nationalit\u00e4ten erfasst. 45 der Verd\u00e4chtigen haben die deutsche Staatsangeh\u00f6rigkeit, 27 die afghanische Nationalit\u00e4t und 21 seien Syrer. Auch in anderen deutschen St\u00e4dten gab es offenbar Krawalle \u2013 in welchem Ausma\u00df ist unklar. Das Bundesinnenministerium will nun ein deutschlandweites Lagebild erstellen lassen. Aus einigen gr\u00f6\u00dferen Bundesl\u00e4ndern seien daf\u00fcr noch keine Zahlen eingegangen, weshalb dies noch einige Tage in Anspruch nehmen k\u00f6nne, sagte ein Sprecher.<\/p>\n

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\u00abWer die notwendige Debatte ausnutzt, um auszugrenzen, l\u00f6st das Problem nicht, sondern verst\u00e4rkt es\u00bb<\/p>\n<\/blockquote>\n

Die \u00abBild\u00bb nimmt das Geschehen zum Anlass, seit Tagen eine Kampagne zu \u00abgescheiterter Integration und Migration\u00bb zu fahren. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) postete dazu auf Twitter: \u00abWir m\u00fcssen gewaltbereiten Integrationsverweigerern in unseren St\u00e4dten die Grenzen aufzeigen: mit harter Hand und klarer Sprache. Aber ohne rassistische Ressentiments zu sch\u00fcren. Wer die notwendige Debatte ausnutzt, um auszugrenzen, l\u00f6st das Problem nicht, sondern verst\u00e4rkt es.\u00bb<\/p>\n

Berlins Regierende B\u00fcrgermeisterin Franziska Giffey (SPD) nannte die Vorf\u00e4lle in der Silvesternacht \u00ababsolut unakzeptabel und zu verurteilen und konsequent zu verfolgen\u00bb. Als Antwort auf die \u201emassive Respektlosigkeit\u00bb und die Gewalt brauche es einen \u00abMix aus ausgestreckter Hand und Stopp-Signal\u00bb, forderte Giffey im rbb24 Inforadio (https:\/\/www.rbb24.de\/politik\/beitrag\/2023\/01\/berlin-silvester-krawalle-giffey-gipfel-jugendgewalt.html). Taten m\u00fcssten konsequent und schnell bestraft werden.<\/p>\n

Die Ursache der Silvesterkrawalle sehe sie nicht in der Migrationsgeschichte von Beteiligten, sondern im sozialen Umfeld, betonte Giffey. Schlie\u00dflich seien fast alle \u00abBerliner Kinder\u00bb, die hier geboren und aufgewachsen seien, so Giffey am Mittwoch auf einem Termin in der Polizeidirektion Lichtenberg. \u00abWir reden ja nicht \u00fcber die Einwanderungsmarke, sondern \u00fcber das, was in den sozialen Brennpunkten schiefgelaufen ist. \u00bb Sie forderte eine St\u00e4rkung der Jugendlichen in entsprechenden Vierteln der Stadt. Giffey k\u00fcndigte an, zu einem Gipfel gegen Jugendgewalt einladen zu wollen. <\/span><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

BERLIN. Nach den Ausschreitungen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Berlin und anderen St\u00e4dten zu Silvester ist eine Debatte um die Integration (auch) in Bildungseinrichtungen entbrannt. Der Pr\u00e4sident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, sprach sich daf\u00fcr aus, H\u00f6chstquoten f\u00fcr Sch\u00fclerinnen und Sch\u00fcler mit Migrationshintergrund an deutschen Schulen festzulegen. \u00abWir haben ein Integrationsproblem in Deutschland, welches sich nat\u00fcrlich auch an den Schulen abspielt\u00bb, sagte Meidinger der \u00abBild\u00bb. Diesen Bericht entnahmen wir der Plattform news4teachers. Die Redaktion des Condorcet-Blogs ist gegen\u00fcber Quotenregelungen eher skeptisch eingestellt, m\u00f6chte aber die Diskussion durchaus f\u00fchren. Vielleicht kommen ja aus der Leserschaft einige Ideen.<\/p>\n","protected":false},"author":28,"featured_media":12844,"comment_status":"open","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_acf_changed":false,"footnotes":""},"categories":[1],"tags":[677,63,853,393],"coauthors":[1171],"acf":[],"aioseo_notices":[],"post_mailing_queue_ids":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/condorcet.ch\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/12843"}],"collection":[{"href":"https:\/\/condorcet.ch\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/condorcet.ch\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/condorcet.ch\/wp-json\/wp\/v2\/users\/28"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/condorcet.ch\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=12843"}],"version-history":[{"count":7,"href":"https:\/\/condorcet.ch\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/12843\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":12854,"href":"https:\/\/condorcet.ch\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/12843\/revisions\/12854"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/condorcet.ch\/wp-json\/wp\/v2\/media\/12844"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/condorcet.ch\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=12843"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/condorcet.ch\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=12843"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/condorcet.ch\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=12843"},{"taxonomy":"author","embeddable":true,"href":"https:\/\/condorcet.ch\/wp-json\/wp\/v2\/coauthors?post=12843"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}