Steiner - Condorcet https://condorcet.ch Bildungsperspektiven Sun, 26 Apr 2020 08:43:23 +0000 de-DE hourly 1 https://condorcet.ch/wp-content/uploads/2019/05/favicon-100x100.png Steiner - Condorcet https://condorcet.ch 32 32 Meine Fragen bleiben unbeantwortet https://condorcet.ch/2020/04/meine-fragen-bleiben-unbeantwortet/ https://condorcet.ch/2020/04/meine-fragen-bleiben-unbeantwortet/#respond Sun, 26 Apr 2020 08:42:41 +0000 https://condorcet.ch/?p=4762

Hans-Peter Köhli schrieb der Zürcher Bildungsdirektorin, Frau Silvia Steiner, am 12. März einen offenen Brief, der auch auf dem Condorcet-Blog zu lesen war. Frau Steiner antwortete ihm am 12. April. Auch ihr Antwortschreiben haben wir in unserem Blog veröffentlicht.. Mit dieser Antwort war Herr Köhli allerdings gar nicht einverstanden. Lesen Sie seine Replik.

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Sehr geehrte Frau Bildungsdirektorin

Besten Dank für Ihren Brief vom 8. April, der offenbar trotz Corona-Wirren doch auch noch zustande kam. Ich schreibe bewusst nicht “Ihre Antwort”, denn meine Fragen bleiben unbeantwortet. Ihr Text ist etwa so gehalten, wie man bei Amtsstellen unliebsame Interpellanten abzuspeisen pflegt.

Sie erwähnen gesetzliche Regelungen auf nationaler und internationaler Ebene, die sich auf wissenschaftliche Untersuchungen stützen würden. Erstens sind solche Erlasse oft unklar formuliert und keineswegs überall befolgte Richtlinie, und zweitens werden von vielen Fachleuten diese Untersuchungsresultate als völlig falsch bezeichnet. Meist tönen die Theorien schön, aber in der Praxis erweisen sie sich als absolut untauglich.

Silvia Steiner, Regierungsrätin des Kantons Zürich: Ein Beispiel an der Stadt Basel nehmen.

Sie erklären mir, es würden nicht alle Kinder in Normalklassen eingeteilt, sondern jene mit erheblichem Förderbedarf besuchten eine Sonderschule. Das weiss ich auch, und gerade dieser Punkt ist heftig umstritten. Im “Condorcet”-Bildungsblog z.B. hat eben gerade kürzlich der erfahrene Heilpädagoge Dr. R. Bonfranchi anhand eines praktischen Beispiels aufgezeigt, dass das Fehlen einer Stufe zwischen Normalklasse und Sonderschule zu absurden Situationen führt, indem Kinder, die intellektuell zwar normalbegabt, aber in Regelklassen untragbar sind, ins gleiche Sonderschulzimmer versetzt werden wie geistig und körperlich extrem behinderte, was dort zu unmöglichen Szenarien führt. Darauf gehen Sie überhaupt nicht ein. Das Fehlen von Kleinklassen wird von vielen Lehrpersonen aller Stufen und zahlreichen Fachleuten in sämtlichen Landesteilen als grosser Mangel im heutigen Schulsystem bezeichnet, und es wird nicht verstanden, dass sich der Bildungsrat immer noch quer stellt und einer illusionären Theorie glaubt, welche in der Praxis längst gescheitert ist.

Viele Kinder mit irgendwelchem Förderbedarf, welche heute zwangsweise Regelklassen besuchen müssen, sind dort unglücklich und leiden darunter.

Viele Kinder mit irgendwelchem Förderbedarf, welche heute zwangsweise Regelklassen besuchen müssen, sind dort unglücklich und leiden darunter. Ich habe Ihnen ein solches Beispiel geschildert. Dazu äussern Sie sich mit keinem Wort. Ein Vater, welcher von meinem “offenen Brief an den Bildungsrat” erfuhr, meldete sich spontan bei mir und erklärte, sein Bub sei genau in einer solchen unhaltbaren Situation, und auch er rege sich auf, dass diese Fälle offenbar der obersten Bildungsbehörde schlicht egal sind.

Und was den späteren Berufszugang anbelangt, erlebte ich bei einer früheren Kleinklasse D mit einer sehr engagierten Lehrerin ausgezeichnete Resultate, die in einer Regelklasse nicht hätten besser ausfallen können.

Weiter bestreite ich Ihre Behauptung, wonach Integrierte keine negativen Auswirkungen auf die Kinder einer Normalklasse hätten. Das mag, wie ich schon in meinem offenen Brief erwähnte, bei geistigen Behinderungen vielleicht, aber auch nicht immer, angehen. Verhaltensauffällige Schüler aber, die laufend nur stören, beeinflussen den Schulbetrieb klar negativ und bremsen auch die leistungsstärkeren Kinder. Und was den späteren Berufszugang anbelangt, erlebte ich bei einer früheren Kleinklasse D mit einer sehr engagierten Lehrerin ausgezeichnete Resultate, die in einer Regelklasse nicht hätten besser ausfallen können.

Zum Hauptpunkt meines Schreibens, nämlich zur Regelung in Basel-Stadt, nehmen Sie auch keine Stellung.

Dort ist man bekanntlich wieder zu kleineren Abteilungen mit der Bezeichnung “SpA” zurückgekehrt. In der Tat sind Sie da in einer verzwickten Lage. Würden Sie zugeben, dass die Basler richtig handelten, dann wäre ja nicht einzusehen, warum man diese Lösung nicht auch im Kt. Zürich einführen könnte. Umgekehrt würde mich interessieren, warum Sie denn als Präsidentin der Erziehungsdirektorenkonferenz nicht einschreiten, wenn Kantone entgegen der von Ihnen zitierten “gesetzlichen Regelungen auf nationaler und internationaler Ebene und wissenschaftlichen Untersuchungen” gleichwohl quasi illegal Kleinklassen einführen, wie dies z.B. BS tat?

Die Basler sind über ihren eigenen Schatten gesprungen, haben das durch den Wegfall der Kleinklassen entstandene Fiasko erkannt, gaben Fehler zu und installierten wieder die bewährten, kleinen Abteilungen unter Führung von sonderpädagogisch ausgebildeten Lehrpersonen.

Wenn der Kanton Basel-Stadt offiziell Kleinklassen führen darf, muss dies auch im Kanton Zürich möglich sein. Alles andere wäre eine klare Ungleichbehandlung. Man kann nicht von nationalen Regelungen sprechen, wenn sich dann die einen daran halten und die anderen nicht.

Es braucht in Zürich ebenfalls eine klare kantonale Regelung, damit nicht Gemeinden, die Kleinklassen einführen wollen, den Mehraufwand irgendwie aus eigenen Mitteln mittels Einschränkungen an anderen Posten begleichen müssen.

In dieser Sache ist das letzte Wort noch keinesfalls gesprochen.

Mit freundlichen Grüssen

Hans-Peter Köhli

 

 

 

 

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Regierungsrätliche Antwort auf einen Offenen Brief: Integration gilt nicht absolut https://condorcet.ch/2020/04/regierungsraetliche-antwort-auf-einen-offenen-brief-integration-gilt-nicht-absolut/ https://condorcet.ch/2020/04/regierungsraetliche-antwort-auf-einen-offenen-brief-integration-gilt-nicht-absolut/#comments Wed, 22 Apr 2020 10:49:14 +0000 https://condorcet.ch/?p=4748

Am 18. März hat Hans-Peter Köhli einen offenen Brief im Condorcet-Blog zu einer in seinen Augen fehlgeleiteten Integrationspolitik im Kanton Zürich veröffentlicht. Nun hat ihm die Zürcher Bildungsministerin geantwortet.

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Sehr geehrter Herr Köhi,

Silvia Steiner, Regierungsrätin des Kantons Zürich: Integration gilt nicht absolut.

Im Kanton Zürich werden nicht alle Kinder in Regelklassen eingeteilt. Schülerinnen und Schüler mit erheblichem Förderbedarf besuchen eine Sonderschule. Der Grundsatz der Integration gilt nicht absolut. Die Integration wird nur umgesetzt, soweit sie möglich ist.

Keine negativen Auswirkungen

Dieser Grundsatz stützt sich neben den gesetzlichen Regelungen auf nationaler und internationaler Ebene auch auf wissenschaftliche Untersuchungen. Sie zeigen auf, dass die Integration keinerlei negative Auswirkungen auf die schulleistungsstärkeren Kinder hat. Zudem gelingt den integrativ Geschulten als Erwachsene der Berufszugang erfolgreicher als den in Kleinklassen geförderten Schülerinnen und Schülern.

Integrativ Geschulten gelingt als Erwachsene der Berufszugang erfolgreicher als den in Kleinklassen geförderten Schülerinnen und Schülern.

Auf der Kindergartenstufe gab es früher und gibt es heute im Kanton Zürich keine Kleinklassen. Auf den anderen Stufen sind die Gemeinden unter Berücksichtigung der festgelegten Mindestangebote frei, wie sie die zugeteilten Mittel einsetzen. Sie können insbesondere auch Kleinklassen führen.

Zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen

Ihr Anliegen nach nicht genügend heilpädagogisch ausgebildeten Fachkräften verstehe ich gut. Ich kann Ihnen versichern, dass wir hierfür nicht nur zusätzliche Stellen, sondern auch zusätzliche Ausbildungsplätze an der Hochschule für Heilpädagogik geschaffen haben, soweit dies beim generellen Mehrbedarf an Lehrpersonen möglich ist.

Ich hoffe, diese Ausführungen tragen zur Klärung bei und wünsche Ihnen weiterhin viel Freude bei der Unterstützung der Kindergartenkinder.

Freundliche Grüsse

Silvia Steiner

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