Lohnunterschiede - Condorcet https://condorcet.ch Bildungsperspektiven Thu, 10 Oct 2019 21:35:29 +0000 de-DE hourly 1 https://condorcet.ch/wp-content/uploads/2019/05/favicon-100x100.png Lohnunterschiede - Condorcet https://condorcet.ch 32 32 Wie kommen wir zu mehr cleveren Schreinermeistern? Eine Entgegnung. https://condorcet.ch/2019/10/wie-kommen-wir-zu-mehr-cleveren-schreinermeistern-eine-entgegnung/ https://condorcet.ch/2019/10/wie-kommen-wir-zu-mehr-cleveren-schreinermeistern-eine-entgegnung/#comments Wed, 02 Oct 2019 15:02:19 +0000 https://condorcet.ch/?p=2303

Condorcet-Autor und Redaktionsmitglied Ralph Fehlmann, pens. Gymnasiallehrer, antwortet Claudia Meier, dass der Gymiweg deshalb 'wertvoll' (geblieben) ist. , weil er, nach wie vor zum grossen Geld führt . Ganz nach dem Motto des Condorcet-Blogs veröffentlichen wir auch diese Perspektive der Dinge. Die Frage stellt sich natürlich, wie der Auslöser dieser Debatte, Carl Bossard, reagieren wird. Greift er noch einmal in die Tasten?

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Ralph Fehlmann, Redaktionsmitglied des Condorcet-Blogs Bild: FaBü

Dass theoretisch-analytische Intellektualität die einzig wertvolle menschliche Kompetenz sei – von diesem Irrtum sind wir, denke ich, inzwischen glücklicherweise weitgehend geheilt. Der Gymi-Hype (übrigens in den letzten Jahren pikanterweise parallel gewachsen zum Gymibashing!) ist dabei aber überhaupt nicht kleiner geworden, sondern nur läppischer: Der Gymiweg ist deshalb ‘wertvoll’ (geblieben), weil er, nach wie vor … zum grossen Geld führt – dem einzigen ‘Wert’, den wir heute offenbar noch akzeptieren. (Ausnahmen: der Banklehrling, einmal im Jahrhundert, der es zum CEO der Bank geschafft hat; oder die Handvoll IT-Nerds, die mit ihrer App ein Bedürfnis der digitalen Gemeinde erfüllt haben.) Nicht wegen Goethe oder Einstein wird das Gymi gestürmt, sondern vor allem wegen der von ferne winkenden rosigen finanziellen Aussichten. (Ok, daneben gewiss auch, weil es, zum Beispiel, die Berufsentscheidung vertagt, oder weil das vage Versprechen auf ‘Allgemeinbildung’ lockt.) Und die Gymisucht erscheint so nicht mehr edel verbrämt durch die ideologische Heiligsprechung eines ganz bestimmten Weltverhaltens (eben des ‘intellektuellen’), sondern, gewissermassen enttarnt, in ihrer traurig-krud-materialistischen Gestalt. (Die SchülerInnen einer meiner liebsten Maturklassen verrieten mir post festum – und es war durchaus ein Fest gewesen – ihre Studienentscheide: viele Juristen, sehr viele Ökonomen – und dann das durchaus verschämte Geständnis an den ‘allgemeinbildenden’ Deutschlehrer: ‘Es zieht is halt dert ane, wo sGäld hockt!’)

Der einzige Weg ist wohl das sozialistische Modell

Wie kann man in einer Gesellschaft, in der ‘Verdienst’ ausschliesslich als ‘Lohn’ verstanden wird, die ‘richtigen’ Leute zur richtigen Profession bringen, also etwa die als Schreiner Begabten in die Schreinerei (was gesamtgesellschaftlich äusserst segensreich wäre)? Ich sehe als Weg dazu immer noch einzig das sozialistische Modell ‘gleicher Lohn für alle’. Oder, netter gesagt (damit wenigstens einige überhaupt noch weiterlesen): eine gewisse Abdämpfung der bestehenden Lohnunterschiede – sagen wir vom Faktor 1000 (CH 2019: Bank-CEO gegen seine Putzfrau) auf den Faktor 800, dann wären wir wenigstens wieder auf der Stufe des ach so schröcklichen, weil ständischen Mittelalters (‘800:1!’ hatte mich eine zur geflissentlichen Entrüstung aufgestellte Tafel im Burgund einst über die Einkommensdifferenz zwischen hiesigen Königen und Bauern informiert …). Erst dann könnte die vom Stammvater der kommunistischen Utopie so schön formulierte Richtlinie einer humanen Wirtschaft sich zu entfalten beginnen: ‘Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen.’ Und wir Gymilehrkräfte wären sicher die ersten, die das jubelnd unterstützen würden, hätten wir dann doch endlich die SchülerInnen (wieder) vor uns, für deren spezifische – nicht ‘wertvollere’! – Interessen wir als Unterrichtende auch ausgebildet wurden.

Oder etwas bescheidener gesagt: Es wäre immer wieder zu monieren, dass der Weg zur schon lang überfälligen Entheiligung des gymnasialen Bildungswegs nicht primär über ideologisch-moralische Veränderungen zu erreichen ist

Bild:Adobe Stock

Oder etwas bescheidener gesagt: Es wäre immer wieder zu monieren, dass der Weg zur schon lang überfälligen Entheiligung des gymnasialen Bildungswegs nicht primär über ideologisch-moralische Veränderungen zu erreichen ist (‘Nehmt die Cleverness des Schreinermeister bitte ebenso ernst wie die des Herrn Doktor!’), sondern über ökonomische (‘Wertet endlich die Handwerkerlöhne auf!’).

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