Kommentare zu: Hans Brügelmann will förderorientierte Rückmeldungen – Eine Replik https://condorcet.ch/2024/02/hans-bruegelmann-will-foerderorientierte-rueckmeldungen-eine-replik/ Bildungsperspektiven Wed, 14 Feb 2024 09:15:23 +0000 hourly 1 Von: Jürg Leuenberger https://condorcet.ch/2024/02/hans-bruegelmann-will-foerderorientierte-rueckmeldungen-eine-replik/#comment-1368 Wed, 14 Feb 2024 09:15:23 +0000 https://condorcet.ch/?p=15913#comment-1368 Felix Hoffmann schreibt sich den Frust von der Seele. Das ist ab und zu notwendig. Ich lese jedoch in seiner Replik keinen Hinweis auf eine Veränderung. Es kann doch nicht sein, dass er als Praktiker nicht auch sieht, dass Bildung, wie sie heute verstanden und praktiziert wird, nicht allen Kindern und Jugendlichen gerecht wird. Ja, Reformen top-down waren selten erfolgreich. Also arbeiten wir doch dahin, das System so umzubauen, dass die Personen vor Ort überhaupt die Möglichkeit haben, Bildung so gerecht und erreichbar für alle zu machen.
Felix Hoffmann lässt kein gutes Haar an den Erziehungswissenschaftlern. Dass er ihnen ein die Praxisferne vorwirft und so impliziert, dass sie gar nichts zu sagen hätten, macht nachdenklich. Ist es wirklich so, dass nur wir an der Front verstehen, was gut ist und die Deutungshoheit für uns beanspruchen? Brauchen wir nicht auch Sichtweisen von aussen und Untersuchungen, welche wir gar nicht leisten können, damit wir angemessen auf die sich verändernde Welt eingehen können? Sich diesen Stimmen zu verschliessen und ihnen gar das Recht abzusprechen, sich zur Schule zu äussern zeugt nicht gerade von der Offenheit, dem vernetzten, kritischen Denken und dem Respekt gegenüber anderen, wohin die Schule doch eigentlich führen soll.
Wichtig ist doch, dass die Diskussionen überhaupt stattfinden und dass sich die gesamte Gesellschaft Gedanken dazu macht, was denn Bildung sei und leisten müsse. Wir sind an einem Punkt angelangt, wo ein Festhalten am Herkömmlichen kaum mehr Entwicklung zulässt. “Pflästerlipolitik” hat noch selten zu tiefgreifenden Veränderungen geführt

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Von: Hanspeter Amstutz https://condorcet.ch/2024/02/hans-bruegelmann-will-foerderorientierte-rueckmeldungen-eine-replik/#comment-1360 Fri, 09 Feb 2024 15:37:29 +0000 https://condorcet.ch/?p=15913#comment-1360 Manchmal braucht es wirklich so eine “Chropfleerete”, wie dies Felix Hoffmann in seinem Beitrag getan hat. Es ist schon verrückt, welch unpraktikable Ideen immer wieder entwickelt werden, wenn sich Bildungsexperten mit wenig schulischer Berufspraxis an heikle Themen wagen. Die Notengebung ist so ein Bereich, wo sich Praxis und Theorie gewaltig reiben. Lehrerinnen und Lehrer sind sich durchaus bewusst, dass eine Abbildung der Leistungen mit Ziffern nur eine beschränkte Aussagekraft hat. Aber weder aufwändige Wortzeugnisse noch ausführliche Portfolios können verdecken, dass man nicht um eine auf Vergleichen beruhende Leistungsbeurteilung herumkommt. So orientieren wir uns bei den Sprachen beispielsweise am europäischen Referenzrahmen. Den Lehrpersonen bleibt aber ein gewisser Spielraum, um Noten im Kosmos der eigenen Klasse «gerechter» zu machen. Prüfungen können so aufgebaut sein, dass fast jeder Schüler, der engagiert einen Stoff erarbeitet hat, wenigstens auf eine genügende Note kommt. Als Klassenlehrer mit breitem Fächerspektrum hat man zudem die Chance, schwächere Jugendliche dort stärker zu fördern, wo sie ihre besten Fähigkeiten haben. Schüler blühen auf, wenn sie in Realienfächern oder im Sport zeigen können, was sie leisten können. Ziel eines akzeptablen Notensystems muss es sein, demotivierende Tiefstnoten zu vermeiden und Spitzenleistungen zu honorieren. Damit dies besser gelingt, muss aber der völlig überladene Lehrplan ausgemistet und mehr Zeit zum Üben zur Verfügung gestellt werden.

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Von: Felix Schmutz https://condorcet.ch/2024/02/hans-bruegelmann-will-foerderorientierte-rueckmeldungen-eine-replik/#comment-1359 Thu, 08 Feb 2024 14:08:12 +0000 https://condorcet.ch/?p=15913#comment-1359 Herr Brügelmann kann vom hohen Ross herab seine utopischen Forderungen aufstellen, nach Felix Hoffmanns Kommentar müsste ihm die Schamesröte ins Gesicht steigen… Ein fundamentales Missverständnis sollte ausgeräumt werden: Betriebe beklagen sich immer wieder, dass die Schulnoten nicht aussagekräftig seien, und verlangen immer noch mehr Standardisierung (vgl. Basler Zeitung vom 07.02.24). Gleichzeitig glauben Brügelmann und Dagmar Rösler (Schweizer Lehrerverein), die Kritik mit präzisen Portfolios auffangen zu können. Das aber wäre Illusion. In beiden Fällen wird nicht gesehen, dass Noten oder Portfolios schulische Leistungen beurteilen, im besten Fall den Lernerfolg in schulischen Fächern punktgenau über eine gewisse Zeit dokumentieren, nicht aber prognostische Aussagen darüber machen, ob jemand für einen bestimmten Beruf geeignet ist und die spezifischen Anforderungen im beruflichen Kontext erfüllen kann. Ob jemand eine Lehre als Elektromechaniker oder als Bankkauffrau zu einem erfolgreichen Abschluss bringen wird, lässt sich aus Lernleistungen in der Schule nie sicher voraussagen. Die Firmen können nicht verlangen, dass ihnen die Schule diese delikate Aufgabe abnimmt, denn die tatsächliche Aufgabe der Schule ist es, die Grundlagen zu legen, die für eine breite Berufspalette Voraussetzung ist: Rechnen, Lesen, Schreiben, Kenntnisse und Fähigkeiten in Sachfächern. Schulzeugnisse liefern lediglich allgemeine Anhaltspunkte für allfällige berufliche Eignungen, mehr nicht.

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