Kommentare zu: Schule der Zukunft? https://condorcet.ch/2022/10/schule-der-zukunft/ Bildungsperspektiven Sat, 05 Nov 2022 15:08:35 +0000 hourly 1 Von: Amstutz Hanspeter https://condorcet.ch/2022/10/schule-der-zukunft/#comment-828 Sat, 05 Nov 2022 15:08:35 +0000 https://condorcet.ch/?p=12176#comment-828 Wunderbar, dieser tiefsinnige und mutige Beitrag von Christine Staehelin! Er müsste zu den Pflichtlektüren für Studierende an den Pädagogischen Hochschulen gehören. Der Text ist ein Plädoyer für ein Berufsbild, das Lehrerinnen und Lehrer als Kulturvermittler mit einem bedeutenden gesellschaftlichen Auftrag sieht. Lehrkräfte sollen keine grauen Mäuse sein, die sich hinter Bildschirmen verstecken und von Zeit zu Zeit als unscheinbare Begleiter die Jugendlichen beim Lernen beraten.
Der Text ist eine Herausforderung für alle, die meinen, Kinder und Jugendliche müssten sich ihre Welt ohne Mithilfe gut ausgebildeter Personen selber aufbauen. Es ist wohl der grösste didaktische Irrtum unserer Zeit, dass Jugendliche dem direkten Einfluss von Lehrpersonen möglichst wenig ausgesetzt werden sollen. Das Resultat dieser schrägen Anti-Pädagogik zeigt sich in manchen Schulklassen, wo Jugendliche rebellieren, weil sie keine ehrliche Auseinandersetzung mit den Werten der älteren Generation erleben. Teenager wollen wissen, was in dieser Welt los ist und was diese im Innersten zusammenhält. Sie wollen keine farblosen Lehrpersonen, die vor lauter intellektuellen Selbstzweifeln es nicht wagen, für breit anerkannte Bildungsinhalte einzustehen und diese mit Begeisterung zu vermitteln. Schülerinnen und Schüler erleben das Lernen ganz anders, wenn eine Zuversicht ausstrahlende Lehrerin ihre Persönlichkeit in den Unterricht einbringt und ihnen in gestalterischer Freiheit ein Stück Welt erklärt. Sie schätzen es, wenn ihre kompetente Lehrerin im Unterricht aus dem Vollen schöpfen kann und in aller Offenheit ihre Positionen darlegt. Teenager wünschen sich faire Lehrer, die fassbar sind und denen man widersprechen kann. Die Jugend hat genug Kraft, um zu sehen, was die alte Generation falsch gemacht hat und wo man neue Wege einschlagen will. Das von Christine Staehelin eindrücklich gezeichnete Lehrerbild zeigt den Weg, wie die schulische Pädagogik aus der aktuellen Verunsicherung herausfinden kann.

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