Kommentare zu: Leseunterricht: Kurswechsel dringend nötig https://condorcet.ch/2020/05/leseunterricht-kurswechsel-dringend-noetig/ Bildungsperspektiven Wed, 03 Jun 2020 20:26:05 +0000 hourly 1 Von: Urs Kalberer https://condorcet.ch/2020/05/leseunterricht-kurswechsel-dringend-noetig/#comment-264 Wed, 03 Jun 2020 20:26:05 +0000 https://condorcet.ch/?p=5189#comment-264 Ich habe festgestellt, dass die beiden Grafiken nur schwer lesbar sind. Die erste stammt aus der Basler Zeitung vom 3.12. 2019 und ist hier https://www.bazonline.ch/schweiz/standard/pisatest-die-schweizer-schueler-im-internationalen-vergleich/story/28397837 abrufbar.
Die zweite stammt aus dem nationalen Bericht zu PISA 2018, Seite 65. Hier abrufbar https://pisa.educa.ch/sites/default/files/uploads/2019/12/pisa2018_de.pdf

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Von: Peter Aebersold https://condorcet.ch/2020/05/leseunterricht-kurswechsel-dringend-noetig/#comment-262 Mon, 01 Jun 2020 06:30:06 +0000 https://condorcet.ch/?p=5189#comment-262 Jeder erfahrene Lehrer kann bereits ab der 1. Klasse mit grosser Wahrscheinlichkeit vorhersagen, welche seiner Schüler einmal zu den 24% funktionalen Analphabeten gehören werden. Es sind diejenigen mit Lernschwierigikeiten aus ganz unterschiedlichen Gründen. Allen gemeinsam ist, dass sie sich das Lernen nicht mehr zutrauen, weil sie tagtäglich empfinden, dass sie mit den Klassenkameraden in der Regelklasse nicht mithalten können. Da sie kaum je ein Erfolgserlebnis machen können, werden sie immer entmutigter und ihre Stofflücken immer grösser. Was tun? Der Lehrer kann diese Kinder stundenweise Spezialisten (Heilpädagogen, DaZ usw.) überlassen und sein Lernarrangement überprüfen, ob es für diese Schüler taugt oder kontraproduktiv wirkt. Kann er seine Methodenfreiheit nicht ausüben, müsste er an eine Schule wechseln, wo das noch möglich ist.

Warum hat die Schule vor den Reformen kaum Analphabeten produziert? Schüler mit wenig Deutschkentnnissen wurden in Deutschklassen beschult. Schüler mit Entwicklungsrückständen und langsame Lerner konnten die 1. Klasse in zwei Jahren absolvieren. Für schwache Schüler gab es Kleinklassen mit verschiedenen Niveaus. Wer Ende Schuljahr das Stoffziel nicht erreicht hat, musste unter Umständen eine Klasse repetieren. Jeder Lehrer war darauf bedacht, dass der Lehrer der nächsten Klassen nicht Stofflücken aufholen musste, sondern mit seinem Stoff beginnen konnte. Alles war darauf ausgerichtet, möglichst homogene Klassen zu bilden, um jeden Schüler an einem optimalen, effektiven Klassenunterricht teilhaben zu lassen, bei dem er möglichst viele Erfolgserlebnisse machen konnte. Die sogenannte Separation hat die Chancengleichheit verwirklicht, während die sogenannte Integration ein Heer von Schülern „produziert“, die kaum einen Beruf erlernen können.

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Von: Perret Eliane https://condorcet.ch/2020/05/leseunterricht-kurswechsel-dringend-noetig/#comment-261 Sun, 31 May 2020 16:35:51 +0000 https://condorcet.ch/?p=5189#comment-261 Ich möchte den ausgezeichneten Artikel von Urs Kalberer ergänzen durch die Bedeutung des Lesens für die Gemütsbildung des Kindes. Gerade beim Vorlesen von Geschichten können sie ihren Horizont erweitern – das Erweitern des Wortschatzes wird mitgeliefert, ebenso mögliche Satzstrukturen oder auch Ideen für eigene Texte – sie haben die Möglichkeit sich zu identifizieren oder auch abzugrenzen gegenüber den Handelnden und den Handlungen der Geschichte. Und es regt oft auch beharrliche NichtleserInnen dazu an, sich auch in der Freizeit einmal ein Buch aus der Nähe anzusehen.

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Von: Felix Schmutz https://condorcet.ch/2020/05/leseunterricht-kurswechsel-dringend-noetig/#comment-260 Sun, 31 May 2020 14:17:42 +0000 https://condorcet.ch/?p=5189#comment-260 Urs Kalberer kritisiert zu Recht den unergiebigen Fokus auf Strategien beim Lesenlernen. Die didaktische Hinwendung zu “Strategien” basiert auf dem Irrtum, den Lernvorgang des Lesens aus der Perspektive des erwachsenen und geübten Lesers zu betrachten. Wer viel gelesen hat, über ein solides Grundlagenwissen verfügt und die Reife (=Maturität) eines Erwachsenen gewonnen hat, hat sich automatisch Strategien angeeignet, die ihm das Lesen erleichtern. Wer meint, den mühevollen Weg des Lernens durch verfrühtes Einpauken von Strategien abkürzen zu können, tappt in die typische Falle des “Kompetenzenlernens”: Lesekompetenz erwirbt man nicht durch ein auf Lesetechniken reduziertes Lernprogramm, sondern durch inhaltlich anregendes, auf Verständnis, Spannung und Genuss ausgerichtetes, ganzheitliches Lese-Erleben. Dass die Lehrperson dabei auch Lesetechniken und Strategien als Lernziele und als Diagnoseinstrument im Auge hat, sollte zur selbstverständlichen professionellen Ausstattung der Lehrperson gehören.

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