Kommentare zu: Wie kommen wir zu mehr cleveren Schreinermeistern? Eine Entgegnung. https://condorcet.ch/2019/10/wie-kommen-wir-zu-mehr-cleveren-schreinermeistern-eine-entgegnung/ Bildungsperspektiven Thu, 10 Oct 2019 21:35:29 +0000 hourly 1 Von: Peter Aebersold https://condorcet.ch/2019/10/wie-kommen-wir-zu-mehr-cleveren-schreinermeistern-eine-entgegnung/#comment-128 Thu, 03 Oct 2019 09:35:18 +0000 https://condorcet.ch/?p=2303#comment-128 Die Reaktionen auf den Artikel «Hype ums Gymnasium» von Carl Bossard veranlassen mich zu folgendem Klärungsversuch:

1. Mit „begabt“ und „gescheit“ wird in der Umgangssprache die Intelligenz oder das Bildungsniveau, das ein Mensch in der Erziehung, Schule und Ausbildung erreicht hat, bezeichnet. Intelligenz ist jedoch nur ein Teilbereich der Persönlichkeit im weiteren Sinne und ein unscharfer Sammelbegriff für die kognitive oder geistige Leistungsfähigkeit eines Menschen.

2. Die Frage ob Intelligenz vererbt oder erworben wird, wird wissenschaftlich kontrovers diskutiert. Von den beiden Extremen, dem Glauben an die Allmacht der Vererbung und der Allmacht von Umwelt und Sozialisation ist man abgekommen, weil beide vor allem in totalitären Staaten für Eugenik, Rassenhygiene oder Bevölkerungspolitik missbraucht wurden. Heute tendiert die Wissenschaft dazu, dass Bildung mehrheitlich von der Umgebung abhängt. Es gibt nicht das eine Intelligenz-Gen. Was die 1271 Gen-Variationen, die mit dem Bildungsgrad assoziiert werden, wirklich bedeuten, ist unklar.

3. Der Einfluss der Umgebung ist äusserst vielfältig und bei jedem Menschen individuell: Intelligenz hängt davon ab, ob sie ab dem Säuglingsalter gefördert wird. Wie sich die neuronalen Verknüpfungen (Synapsen) im Gehirn des Säuglings in den ersten sechs Monaten bilden, hängt von den Anregungen in dieser Zeit ab. Es kommt darauf an, ob es in dem Haushalt, in dem man aufwächst, Bücher gibt oder nicht. Ob ein Kind ermutigt wird, Neues zu entdecken. Ob es Spass am Lernen entwickelt. Welche Vorbilder ein Kind hat. Welchen Beruf es erlernen möchte.

4. Es kommt sehr darauf an, ob sich Eltern das Lernen selber und ihren Kindern zutrauen. Je nachdem werden sie einen Berufswunsch unterstützen oder nicht. Die meisten Eltern möchten ihren Kindern den gleichen oder einen besseren Sozialstatus ermöglichen. Reichere Eltern können sich das eher leisten.

5. Das Sprachumfeld spielt eine wichtige Rolle und hängt eng mit dem sozialen Status der Eltern zusammen. Eine Studie zeigte, dass Eltern aus der Mittel- und Oberschicht wesentlich häufiger und deutlich mehr mit ihren Kindern sprachen als solche aus der Unterschicht, und dass sie komplexere Sätze bildeten. Dies hatte in der Studie einen enormen Einfluss auf die Intelligenzentwicklung. Mit schlechten Sprachkenntnissen ist man in allen Schulfächern benachteiligt.

6. Eine amerikanische Studie, an der 1450 Schulen teilnahmen, zeigte einen Zusammenhang zwischen der Qualifikation/Persönlichkeit des Lehrers und dem IQ der von ihm unterrichteten Kinder. Selbst nachdem die Einflüsse anderer Faktoren (wie etwa Armut) ausgeklammert worden waren, bedeutete von einem wenig qualifizierten Lehrer unterrichtet zu werden, niedrigere IQ-Werte. Das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung stellte fest, dass bei gleicher Ausgangsleistung, die Schüler, die das Gymnasium besuchten, ihre Intelligenzleistung um 11 IQ-Punkte steigern konnten, gegenüber Schülern, welche die Realschule besuchten.

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Von: Peter Aebersold https://condorcet.ch/2019/10/wie-kommen-wir-zu-mehr-cleveren-schreinermeistern-eine-entgegnung/#comment-126 Wed, 02 Oct 2019 17:55:45 +0000 https://condorcet.ch/?p=2303#comment-126 Mit „begabt“ und „gescheit“ wird in der Umgangssprache die Intelligenz oder das Bildungsniveau, das ein Mensch in der Erziehung, Schule und Ausbildung erreicht hat, bezeichnet. Intelligenz ist jedoch nur ein Teilbereich der Persönlichkeit im weiteren Sinne und ein unscharfer Sammelbegriff für die kognitive oder geistige Leistungsfähigkeit eines Menschen.
Die Frage ob Intelligenz vererbt oder erworben wird, wird wissenschaftlich kontrovers diskutiert. Von den beiden Extremen, dem Glauben an die Allmacht der Vererbung und der Allmacht von Umwelt und Sozialisation ist man abgekommen, weil beide vor allem in totalitären Staaten für Eugenik, Rassenhygiene oder Bevölkerungspolitik missbraucht wurden. Heute tendiert die Wissenschaft dazu, dass Bildung mehrheitlich von der Umgebung abhängt. Es gibt nicht das eine Intelligenz-Gen. Was die 1271 Gen-Variationen, die mit dem Bildungsgrad assoziiert werden, wirklich bedeuten, ist unklar.
Der Einfluss der Umgebung ist äusserst vielfältig und bei jedem Menschen individuell: Intelligenz hängt davon ab, ob sie ab dem Säuglingsalter gefördert wird. Wie sich die neuronalen Verknüpfungen (Synapsen) im Gehirn des Säuglings in den ersten sechs Monaten bilden, hängt von den Anregungen in dieser Zeit ab. Es kommt darauf an, ob es in dem Haushalt, in dem man aufwächst, Bücher gibt oder nicht. Ob ein Kind ermutigt wird, Neues zu entdecken. Ob es Spass am Lernen entwickelt. Welche Vorbilder ein Kind hat. Welchen Beruf es erlernen möchte.
Es kommt sehr darauf an, ob sich Eltern das Lernen selber und ihren Kindern zutrauen. Je nachdem werden sie einen Berufswunsch unterstützen oder nicht. Die meisten Eltern möchten ihren Kindern den gleichen oder einen besseren Sozialstatus ermöglichen. Reichere Eltern können sich das eher leisten.
Das Sprachumfeld spielt eine wichtige Rolle und hängt eng mit dem sozialen Status der Eltern zusammen. Eine Studie zeigte, dass Eltern aus der Mittel- und Oberschicht wesentlich häufiger und deutlich mehr mit ihren Kindern sprachen als solche aus der Unterschicht, und dass sie komplexere Sätze bildeten. Dies hatte in der Studie einen enormen Einfluss auf die Intelligenzentwicklung. Mit schlechten Sprachkenntnissen ist man in allen Schulfächern benachteiligt.
Eine amerikanische Studie, an der 1450 Schulen teilnahmen, zeigte einen Zusammenhang zwischen der Qualifikation/Persönlichkeit des Lehrers und dem IQ der von ihm unterrichteten Kinder. Selbst nachdem die Einflüsse anderer Faktoren (wie etwa Armut) ausgeklammert worden waren, bedeutete von einem wenig qualifizierten Lehrer unterrichtet zu werden, niedrigere IQ-Werte. Das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung stellte fest, dass bei gleicher Ausgangsleistung, die Schüler, die das Gymnasium besuchten, ihre Intelligenzleistung um 11 IQ-Punkte steigern konnten, gegenüber Schülern, welche die Realschule besuchten.

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