Kommentare zu: Der erste Beitrag aus dem Blog von Diane Ravitch: Der Sinn der öffentlichen Schule https://condorcet.ch/2019/07/der-erste-beitrag-aus-dem-blog-von-diane-ravitch-der-sinn-der-oeffentlichen-schule/ Bildungsperspektiven Mon, 29 Jul 2019 06:44:31 +0000 hourly 1 Von: Amstutz Hanspeter https://condorcet.ch/2019/07/der-erste-beitrag-aus-dem-blog-von-diane-ravitch-der-sinn-der-oeffentlichen-schule/#comment-97 Wed, 24 Jul 2019 19:54:09 +0000 https://lvb.kdt-hosting.ch/?p=1714#comment-97 Es ist gut, dass ein aufgeschlossener Amerikaner die Frage nach dem Sinn der öffentlichen Schule stellt. In Zeiten, wo jede Schule daran gemessen wird, wie viele ökonomisch nützliche Kompetenzen sie in kürzester Zeit vermitteln kann, werden Grundsatzfragen leicht verdrängt. Bildung bedeutet für John Merrow ein umfassendes Hineinwachsen in grosse kulturelle Errungenschaften. Für ihn sind es “amerikanische” Werte wie beispielsweise Offenheit oder selbstbestimmte Lebensgestaltung. Dass eine im Ansatz ideell geprägte Pädagogik in den USA zurzeit wenig Kredit geniesst, darf kein Grund sein, die Bildung auf Messbares zu beschränken.

Und wie sieht es bei uns aus? Wenn man sieht, mit welcher Hektik und Ungeduld auf rasche Resultate in den Hauptfächern gedrängt wird, ist eine kritische Haltung durchaus angebracht. Der neue Lehrplan verspricht alles zu erfüllen, was vordergründig in unserer Gesellschaft als wesentlich erklärt wird. Souveräne Vielsprachigkeit, meisterlichen Umgang mit der modernen Informatik und überlegene Medienkompetenz zählen dabei zu den Aushängeschildern neuer Bildungsprogramme.

Doch wie steht es um kulturell bedeutende Inhalte aus Geschichte, Jugendliteratur oder Musik, wo kein Interesse an messbaren Erfolgen vorhanden oder das Überprüfen viel zu kompliziert ist? Da wurde abgebaut, weil es ja kaum jemand merkt. Der dadurch entstandene Schaden ist beträchtlich. Im Realienbereich fehlen Zeit und Musse, um für Jugendliche ein Stück Welt ins Schulzimmer zu holen und sie für spannende Themen zu begeistern. Es sind nicht zuletzt bewegende Fragen aus Geschichte und andern “Nebenfächern”, welche die innere Entwicklung von Jugendlichen nachhaltig fördern können. Tun wir dies nicht, verpasst die Schule eine riesige Bildungschance.

Wir haben guten Grund, die zentrale Frage nach dem Zweck unserer Bildung erneut zu stellen.

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Von: Peter Aebersold https://condorcet.ch/2019/07/der-erste-beitrag-aus-dem-blog-von-diane-ravitch-der-sinn-der-oeffentlichen-schule/#comment-96 Wed, 24 Jul 2019 17:49:44 +0000 https://lvb.kdt-hosting.ch/?p=1714#comment-96 In den USA gab es von 1967 bis 1995 das bis heute weltweit größte pädagogische Experiment, an dem die führende Universitäten mit ihren Modellen teilnahmen. Das sogenannte “Project Follow Through (FT)” war ein Bildungsprogramm der US-Regierung für benachteiligte Kinder im Vorschulalter. An der Studie nahmen über 100.000 Schüler in 180 Schulgemeinden teil und die Kosten des Projekts beliefen sich auf rund einer Milliarde Dollars.

Die Auswertung durch das Stanford Research Institute und Abt Associates brachte eine Überraschung für die Eliteuniversitäten. Nur das Modell des Direkten Unterrichts, das vom Vorschullehrer (Preschool) Siegfried Engelmann aus Illinois entwickelt wurde, platzierte sich als Erster im Lesen, Rechnen, Rechtschreibung, Sprache, Grundfertigkeiten, schulisch kognitiven Fähigkeiten und positivem Selbstwertgefühl. Es zeigte als einziges der 22 bewerteten Modelle überall positive Ergebnisse beim 50. Perzentil.

Das Bildungsministerium entschied jedoch 1982, die Finanzen des erfolgreichen Modells zu Gunsten der weniger oder gar nicht erfolgreichen zu kürzen.
Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Project_Follow_Through https://de.wikipedia.org/wiki/Siegfried_Engelmann

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